Erst von Wien nach Salzburg, dann von Salzburg nach Kärnten an den See; so war unser Urlaubsplan. Dazu zwei fette Rucksäcke und mein Fahrrad. Warum nicht das ÖBB-Lieferservice ausprobieren?
Erstaunte Frage von Bekannten: „Wozu Gepäckzustellung? Setzt euch rein ins Auto, schnallt´s das Radl hinten drauf, Gepäck in den Kofferraum und los!“ – Seufz. Ja, wir haben den Führerschein, und nein, wir haben kein Auto und, nein, wir wollen auch keines (siehe "Autokosten - Geschönte Bilanz; in: KONSUMENT 4/2010 und "Autofinanzierung - Cash gewinnt immer" in: KONSUMENT 10/2015).
Warum? 1. Wir brauchen kein Auto, 2. Klimawandel, 3. Autos machen Stadt und Land kaputt und 4. kann man im Zug gut lesen und arbeiten. Wir sind Bahnfahrer und haben damit gute Erfahrungen gemacht.
Abholung zwischen 8 und 17 Uhr
Es dauert, bis ich die Infos über das Lieferservice auf der ÖBB-Homepage finde, die sind gut versteckt. Dann Anruf beim Kundenservice: 05 17 17. Die Kosten waren im Sommer 2018, naja, grad noch vertretbar; 40 Euro für das Fahrrad, 15 Euro pro Rucksack (für eine Richtung). Inzwischen - September 2018 - haben die ÖBB die Preise angehoben. „Wir holen ihre Sachen am Donnerstag zwischen 8 und 17 Uhr.“ „Geht’s“, frage ich, „ein bisschen genauer? Vormittag, Nachmittag?“ Der Herr an der Hotline: „Nein, leider geht es nicht genauer, Abholung zwischen 8 und 17 Uhr.“ Also Bereitschaft den ganzen Tag; grummel, grummel. Am Vormittag klingelt der Abholer an unserer Gegensprechanlage, meldet sich aber nicht. „Hallo! Sind sie vom Abholservice?“ Keine Antwort. Frau und Sohn stürmen ins Stiegenhaus, hinunter ins Erdgeschoß und erwischen den Abholer in letzter Sekunde, sonst wäre er ohne unser Gepäck gefahren.
Spedition Quehenberger
Hinter der Haus-zu-Haus-Gepäckszustellung steht die Spedition Quehenberger; sie ist Auftragnehmer der ÖBB. Die Anlieferung zum Urlaubsort funktioniert; als wir eintreffen sind Rucksäcke und Fahrrad da. Unsere Vermieterin hat die Sachen übernommen. Der Lieferant hinterlässt, das schließen wir aus der Mimik unserer Wirtin, keinen überragend guten Eindruck.
Erst die Bahnkarte kaufen
Urlaub aus, wir fahrn nach Haus. Anruf bei der ÖBB-Hotline: Da sitzt ein gar strenger, strenger Herr. „Erst muss ich ihre Ticketnummer kennen!!“ Bumsti, der ist aber scharf. Ich spüre förmlich wie er mit seiner Reitpeitsche wippt. Aber ja, logisch, wenn ich die Haus-zu-Haus-Gepäckszustellung der ÖBB nutzen will, sollte ich erst eine ÖBB-Fahrkarte kaufen, danach kann ich das Haus-zu Haus-Service bestellen. 30 Minuten später habe ich die Bahnkarte telefonisch gekauft und werde wieder zum Transportservice verbunden. Jetzt ist eine andere Person im Callcenter, etwas freundlicher. Die Ticketnummer ist nicht mehr wichtig.
„Wir finden ihr Rad nicht“
Sie holen das Fahrrad am Freitag, an unserem Abreisetag, erraten, „zwischen 8 und 17 Uhr. - Nein genauer geht´s nicht!“ Unser Zug fährt aber um 10 Uhr. „Ich kann das für sie machen“, beruhigt uns unsere Vermieterin, „ich bin den ganzen Tag da.“ Um 8 Uhr 30 biegt der Abholdienst um die Ecke, ein freundlicher Chauffeur, alles funktioniert. Aber bei der Zustellung des Rades am Montag an die Büroadresse gibt es Probleme: Eine junge Dame ist am Telefon: „Wir finden ihr Rad nicht. Können wir es morgen liefern?“ „Sie finden mein Rad nicht ... Ja, bitte, morgen.“ Aber auch am Dienstag kommt zwischen 8 und 17 Uhr niemand. Um 18 Uhr ein Anruf: „Ich möchte liefern, sind sie da?“ „Nein, ich bin schon weg aus dem Büro.“ Die Spedition bringt das Rad zu dem Café, in dem ich sitze. Ein freundlicher Herr hebt den Drahtesel aus dem Lieferwagen. Im Bauch des Autos warten noch einige andere Stücke auf Zustellung.
Direkt in den Zug mitnehmen
Es hat funktioniert, kein Schleppen. Aber ob ich das ÖBB-Lieferservice noch einmal probiere, muss ich mir überlegen. Vielleicht nehme ich das Rad beim nächsten Mal in den Railjet mit. Das soll aber, habe ich gehört, auch nicht ganz einfach sein …
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