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Sehr schönes Gemüse im Hochbeet
Hochbeet in Top-Form: In Gartenzeitschriften sieht es immer schön und üppig aus; unsere Realität ist anders Bild: Gina Lee-Rodgers/Shutterstock

Hochbeet: alte Erde, neue Frucht – ein Erfahrungsbericht

, aktualisiert am BLOG

Vor zehn Jahren bekamen wir ein Hochbeet. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Mein Cousin karrt mit dem Anhänger ein Riesentrumm an. 6 cm dicke Bohlen, 3 Meter lang, ein Meter breit und knapp ein Meter hoch. An der Innenseite Hölzer zum Stabilisieren. Meine Frau hatte Geburtstag und bekommt ein Geschenk aus dicker Lärche. Im Geschäft würde so ein Hochbeet locker mehrere Hundert Euro kosten. Vielen Dank, Franz und Maria.

Über zwei Kubikmeter Erde

Jetzt, zehn Jahre später, ist Zeit für eine Zwischenbilanz und einen Erfahrungsbericht: Das Hochbeet hat sich bewährt. Und hätte es sich nicht bewährt, wäre es sehr viel Arbeit gewesen, es wegzuschaffen. Am Anfang hatten wir alle Hände voll zu tun, den Holzcontainer zu befüllen. Erde aus dem Garten, Kompost aus dem Garten und ein paar Säcke aus dem Baumarkt. Immerhin fasst das Stück über zwei Kubikmeter.

Wir fixieren unten das engmaschige Gitter gegen die Mäuse. Dann – wie empfohlen – über dem Boden Astwerk unterschiedlicher Dicke, darüber Erde, ganz oben mit Kompost angereicherte und gesiebte allerfeinste Erde. Dass die Verrottung der Äste unten den zarten Pflänzchen ganz oben als eine Art Fußbodenheizung dienen soll, konnte ich nicht überprüfen. Mir scheint es unwahrscheinlich.

Erfahrungen überwiegend positiv

Unsere Erfahrungen sind überwiegend positiv: Das Hochbeet hat sich zum Zentralpunkt des Schrebergartens entwickelt. Es braucht Platz, so viel ist klar. Aber kaum ein Eck im Garten bekommt mehr Aufmerksamkeit und praktisch ist es auch. Man kann Blumentopf und Bierflasche am Rand abstellen, kann es als angenehm hohe Unterlage für das Sägen buckliger Äste verwenden. Das aufrechte Arbeiten am Hochbeet schont den Rücken. Es scheint weniger Unkräuter zu geben. Dafür müssen wir regelmäßig gießen.

An die Wand gelehnt: Akelei, Kresse und Kartoffel

Das braune Lärchenholz ist grau geworden und passt zu den Gärtnern. An den Innenseiten zeigen die Bohlen erste Auflösungserscheinungen; aber sie sind dick und werden weitere zehn Jahre halten. Der Kasten steht stabil. An den Außenseiten, dort also, wo das Lärchenholz auf dem Boden aufliegt, drängen sich die Zuzügler: Bella di Notte, Kapuzinerkresse, Salbei, Jungfer im Grünen, Sonnenblumen, Akelei und Kresse, Kartoffeln und auch Pflanzen, die ich nicht kenne. Einige wurden hingesetzt, einige sind von alleine aufgegangen. Es scheint, als würde die Holzwand kleinen und mittleren Pflanzen Wärme, Schutz und Stütze zu bieten.

 

Schwach ist das Kreuz

Schwach ist das Kreuz und die Erde schwer, wo krieg ich nur einen Arbeiter her? Im Frühjahr bitte ich unseren Ältesten, mir beim Ausräumen und Wiederbefüllen zu helfen. Dann: Große Plane auf der Wiese ausbreiten, die Stirnseite des Hochbeets aufschrauben, rausschaufeln, noch nicht verrottetes Holzzeug rausfischen. Manche Stücke sind schwarz von der Feuchtigkeit, manche weiß vom Schimmel. Ich komme mir vor wie ein Totengräber – es wirkt wie knochendicke Stücke in brauner Erde. Die Erfahrung zeigt auch: Es gibt keine Wühlmausgänge, leider keine Regenwürmer, dafür aber ein paar fette, weiße Rosenkäfer-Engerlinge. Die junge Krähe am Marillenbaum sieht alles, legt den Kopf schief, geht schon in die Knie, traut sich dann aber doch nicht.

Wo ist die Erde hin?

Vielleicht hat das Gitter den Wühlmausangriff von unten verhindert. Beim Ausräumen der Erde ist es aber wenig hilfreich; Schaufel, Rechen … die Geräte bleiben leicht in dem Gitter hängen. Aber bald ist es geschafft. Wir leeren mehrere Kübel frischen Komposts über die alte Erde, mischen und schaufeln wieder rein. Als das Hochbeet zu zwei Drittel befüllt ist, schrauben wir die Vorderwand zu, sonst rieselt alles wieder raus. Und hier wird die Höhe des Hochbeets unangenehm. Und hoch die Schaufel und noch einmal und noch einmal. Am Ende ist alles wieder reingeschaufelt aber es fehlen oben zehn Zentimeter. Wo ist die Erde hin?

Nackt- gegen Hausschnecken

Das Hochbeet hat kleine und große Feinde. Beide lieben es. Nacktschnecken sind in den vergangenen Jahren in Divisionsstärke angerückt. Den Weg vom Boden bis hinauf zum Gemüse schaffen sie in Rekordzeit. In manchen Sommern haben wir bis zu 20 Nacktschnecken an einem Abend allein vom Hochbeet abgesammelt. Im ganzen Garten waren es bei einer einzigen Sammelaktion weit über 100. Seit aber andere Schnecken (solche mit Haus) den Garten stärker besiedeln, sind die braunen Schleimer auf den Rückzug. Um es schief zu sagen: ein Gleichgewicht des Schneckens. Denn auch die Hausbesitzer haben Hunger. Wir haben die Natur-im-Garten-Plakette und verwenden deshalb keine Giftköder. Daher müssen wir die Schnecken händisch einsammeln. 

Schnecken und Kupferblech

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Zwei Schnecken vor einem Kupferband
Bild: Manfred Tacha/VKI
Schnecke dreht vor Kupferband ab
Schnecke dreht vor dem Kupferband ab; der Salat im Hochbeet ist geschützt | Bild: Manfred Tacha/VKI
Schnecken am Hochbeet vor einem Kupferband
Kupferband: nicht barrierefrei für Schnecken | Bild: Manfred Tacha/VKI
Schnecke am Hochbeet: Sie dreht vor dem Kupferband ab
Mit einer Dicke von 0,5mm kostet das Kupferblech beim Spengler oder im Fachgeschäft um die 200 Euro. Um das Geld kann man viele Salate kaufen. | Bild: Manfred Tacha/VKI
Zwei Schnecken vor einem Kupferband
Bild: Manfred Tacha/VKI
Schnecke dreht vor Kupferband ab
Schnecke dreht vor dem Kupferband ab; der Salat im Hochbeet ist geschützt | Bild: Manfred Tacha/VKI
Schnecken am Hochbeet vor einem Kupferband
Kupferband: nicht barrierefrei für Schnecken | Bild: Manfred Tacha/VKI
Schnecke am Hochbeet: Sie dreht vor dem Kupferband ab
Mit einer Dicke von 0,5mm kostet das Kupferblech beim Spengler oder im Fachgeschäft um die 200 Euro. Um das Geld kann man viele Salate kaufen. | Bild: Manfred Tacha/VKI

Teure Barriere

Oma hat uns ein Band aus langem Kupferblech geschenkt. Das haben wir am Hochbeet rundherum angebracht. Erfolgreich. Das Kupferblech - siehe Bilder - bremst die Schleimer eindeutig. Wobei man ehrlich rechnen sollte: Das Kupferband hat rundherum eine Länge von über 8 Metern; die Breite beträgt 7 cm. Das ergibt das eine Fläche von ca. 0,56 m2. Mit einer Dicke von 0,5mm würde das Blech allein beim Spengler oder im Fachgeschäft um die 200 Euro kosten. Um so viel Geld kann man viele Salate kaufen. Den KONSUMENT-Tipp Schneckenschutz mit Senf haben wir zu kurz probiert, um etwas sagen zu können. 

Woran wir in der Freude über den Erfolg gegen die Schnecken nicht gedacht hatten: Die Viecher hatten in der blechfreien Zeit oben zwischen Salat, Kürbis und Zucchini ihre Eier gelegt und jetzt sehen wir die Nachkommen. Aber die sammeln wir ab. 

Nachbars Katzen lieben das Hochbeet

Frau arbeitet am Hochbeet, Katzen freuen sich, dass sie es bald als Klo benutzen können
Das Hochbeet als Katzenkisterl, die Gärtnerin als Klofrau - Cartoon von Robert Scheifler Bild: Robert Scheifler/VKI

Die großen Feinde sind aber Nachbars Katzen. Das sind süße, liebe Tiere. Sie lieben das Hochbeet, sie lieben die feine Erde innig – als Aussichtspunkt und als Klo. Mit dem Gummihandschuh fischen wir die Hinterlassenschaft von Maunz und Murli aus handgesiebter Erde. Seitdem meine Frau dornige Rosenranken oder dünne Äste ins Hochbeet steckt, dicht an dicht, in der Hoffnung die Biester zu vergrämen, seither finden wir den Katzenkot auch im Komposthaufen. An manchen Tagen habe ich meine Steinschleuder aus Kindheitszeiten eingesteckt, um die Biester zu vertreiben. Aber das sind Bubenphantasien; zwecklos. Diese Katzen sind intelligent und schnell. Und sollte mein Schuss-Winkel nicht stimmen, muss ich dem Nachbarn („ja, Georgi, deine Katzerl sind eh total lieb!“) eine neue Terrassentür zahlen. Und kürzlich lag ein Stieglitzkopf samt Federn am Boden.

Wir können es uns aussuchen: entweder ein katzenkotfreies Hochbeet oder ein Nachbar, der weiterhin mit uns redet. Immerhin, der Dachs gräbt zwar manchmal bei den Tulpen nach Engerlingen, aber das Hochbeet ist ihm zu hoch.

Petersilie, Karotte, Kohlrabi, Chili, Zucchini

Das Hochbeet ist eigentlich nur ein überdimensioniertes Blumenkistl, ein Mittel zum Zweck. Denn im Grunde geht es uns um jene Pflanzen, die im Hochbeet wachsen sollen. Gemüse also: Chili, Zwiebel, Gurken, Melanzani. Dann Petersilie, Karotten, Kohlrabi und Sellerie, dazu Salate verschiedenster Art. Auch Zucchini und Kürbis bekommen ihre Chance, brauchen aber viel Platz und nährstoffreiche Erde. Kohlrabi wurde zu schnell von Schnecken gefressen. Dill, Stangensellerie, rote Rüben haben weniger funktioniert. Spinat und Winterendivie wiederum gingen super, große Freude. Paradeiser haben wir keine im Hochbeet, die wohnen bei den Rosen.

Die meisten Setzlinge wachsen gut an, manche schwächeln. Im Frühjahr bedeutet das: Angebote studieren, Preise vergleichen, Setzlinge vorziehen, Einkaufstouren in fremde Länder und Kulturen (Wien-Simmering, Donaustadt). Dann Obi, Lidl, Hornbach, Blumengärten Hirschstetten, exklusive Pflanzentauschbörsen, wo Samen mit Gold aufgewogen und Zitrus-Events, wo Experten wie Popstars hofiert werden.

Bildergalerie: Hochbeet ungeschönt

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Hochbeet von vorne
Bild: Tacha/VKI
Hochbeet im Frühjahr teilweise leer
Bild: Tacha/VKI
Hochbeet mit Setzlingen
Bild: Tacha/VKI
Hochbeet im Sonnenschein
Rund um das Hochbeet haben sich - ohne Zutun der Gärtner - andere Pflanzen angesiedelt, rechts Akelei | Bild: Manfred Tacha/VKI
Hochbeet mit Kaffeebechern
Der breite Rand ist gut zum Abstellen, sei es für Pflänzchen im Becher, eine Bierflasche oder einen Ast, den man abschneiden muss | Bild: Manfred Tacha/VKI
Kopf eines Stieglitzes
Nachbars Katzen: kacken ins Hochbeet, killen den Stiglitz | Bild: Tacha/VKI
Hochbeet von vorne
Bild: Tacha/VKI
Hochbeet im Frühjahr teilweise leer
Bild: Tacha/VKI
Hochbeet mit Setzlingen
Bild: Tacha/VKI
Hochbeet im Sonnenschein
Rund um das Hochbeet haben sich - ohne Zutun der Gärtner - andere Pflanzen angesiedelt, rechts Akelei | Bild: Manfred Tacha/VKI
Hochbeet mit Kaffeebechern
Der breite Rand ist gut zum Abstellen, sei es für Pflänzchen im Becher, eine Bierflasche oder einen Ast, den man abschneiden muss | Bild: Manfred Tacha/VKI
Kopf eines Stieglitzes
Nachbars Katzen: kacken ins Hochbeet, killen den Stiglitz | Bild: Tacha/VKI

Gibt es Botox für das Hochbeet?

Manches gedeiht, manches kränkelt. Den schweren Hagel zuletzt haben fast alle Pflänzchen gut überstanden und die Erntemengen passen zu unserem Verbrauch. Wenn man verzweifelt seine überreiche Ernte rasch unter die Leute bringen muss, ist das auch nicht lustig. Die finanzielle Rechnung ist für mich nicht eindeutig: Manchmal ist ein Einkauf von Salat und Gemüse im Supermarkt billiger als die eigene Ernte aus dem Hochbeet, manchmal teurer. Unterm Strich dürfte es eine schwarze Null sein. Was ich mich aber ernsthaft frage: Gibt es Botox für das Hochbeet? Gartenzeitschriften zeigen auf Fotos eine überreichliche Pracht, aber unsere Erträge liegen deutlich darunter.

Auch fürs Auge schön

Der Nutzen ist das eine. Das Hochbeet und sein Bewuchs sind aber auch fürs Auge schön. Immerhin: Die Goldrute, die draußen im Garten ihr Unwesen treibt, hat hier noch kein Bein in die Erde bekommen; eine gute Erfahrung. Im Frühjahr, keiner hat sie gesät, treiben zahlreiche Sonnenblumen-Pflänzchen aus. Die Schnecken stürzen sich auf sie und machen vielen den Garaus. Dafür haben sie den Salat weitgehend unbehelligt wachsen lassen. Im Sommer recken sich die verbliebenen Sonnenblumen meterhoch in die Höhe, wiegen die Gesichter im Wind und schauen zum Weg. Die Kinder am Weg bleiben stehen und schauen zurück. Im Juli wächst dann der Kürbis explosionsartig aus dem Hochbeet, schiebt seine Ausläufer wie ein Krake in alle Richtungen und hängt zu Halloween ermattet an Stangen und Dachrinne. Ab dann ist Urlaub.

Manfred Tacha - Redakteur: Rechtsthemen
Dr. Manfred Tacha, MSc - Redakteur: Rechtsthemen Bild: VKI

Manfred Tacha: In KONSUMENT schreibe ich vorwiegend über Rechtsthemen - besonders aus unserer Rechtsabteilung und unserer Beratung. Hier im Blog darüber, was mich im Alltag beschäftigt - und das kann sehr unterschiedlich sein.

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