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Ökologisch gärtnern: Frau mit Erde in den Händen
Ökologisch Gärtnern bedeutet, auf Pestizide und chemisch-synthetische Mittel zu verzichten Bild: Halfpoint / Shutterstock.com

Ökologisch gärtnern: Tipps für den naturnahen Garten

Gerade nach der langen Winterpause benötigen die Gartenpflanzen viel Aufmerksamkeit. Wir sagen Ihnen, was jetzt zu beachten ist, wie ökologisch gärtnern mit Mischkultur funktioniert und geben Tipps für einen Naturgarten, an dem sich Gärtner:innen, Tiere und Insekten nachhaltig erfreuen können.

Schön langsam beginnen die ersten Pflanzen ihre Triebe zu recken, zart die Knospen zu sprießen. Der Frühling zieht ins Land und mit ihm beginnen wir, wieder mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Nach dem Winter ist auch im Garten einiges zu tun, Erde muss aufgelockert und Samen müssen gesät werden. Es gilt wieder Ordnung in die Beete zu bringen.

Aber gleich mal vorweg: Große Rückschneideaktionen sollten jetzt nicht mehr gestartet werden, da im April schon Brutzeit ist und Vögel und nützliche Insekten beim Zurückschneiden der Büsche gestört werden könnten. Vielmehr können Sie ein bisschen in die Erde reingraben. Schimmelt sie? Wie ist ihr Zustand? Auch können auf diese Art Schneckeneier entfernt werden. Nicht ratsam ist, Beete jedes Jahr umzustechen (schon gar nicht mit dem Spaten), da die untere, weniger belebte Erdschicht nicht obenauf liegen sollte. Gerade die oberste Schicht enthält sauerstoffbedürftige Bodenorganismen, die in tieferen Gefilden länger brauchen, um sich anzupassen.

Tipp 1: Mit Bodenprobe Erde analysieren

Damit wären wir schon bei einem Thema, das den Erfolg der Blütenpracht und der Ernte maßgeblich beeinflusst: die Erde. Ein gesunder Boden, der gut mit Nährstoffen versorgt ist, ist die Grundlage, um ökologisch gärtnern zu können. Mit Boden sollten wir möglichst schonend umgehen und ihn frühzeitig auf Bepflanzung und Aussaat vorbereiten, ohne dabei die Mikroorganismen darin zu schädigen.

Um herauszufinden, welche Eigenschaften der Boden im eigenen Garten überhaupt hat, empfiehlt sich eine Bodenprobe. Diese kann etwa mit dem Finger durchgeführt werden: Man holt einen erbsengroßen Erdbrocken aus circa 10 Zentimeter Tiefe und kann schon gut erkennen, ob er eher sandig oder lehmig ist. Zerfällt er in kleine Teile, passt die Feuchtigkeit; ist er gatschig, ist der Boden zu feucht.

Blühendes Adonisröschen
Frühlings-Adonisröschen mögen trockene, basische, sandige Böden Bild: Walter Erhardt / Shutterstock.com

Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung von sogenannten Zeigerpflanzen. Sie vermehren sich besonders gern an bestimmten Standorten, wonach man auf die Nährstoffe im Boden schließen kann. Das Heidekraut etwa bevorzugt saure Böden, die Brennnessel ist ein Phosphor-Anzeiger, der Wiesensalbei mag es trocken, das Adonisröschen basisch. Wer es ganz genau wissen mag, der kann auch ein Bodentester-Set kaufen. Die AGES etwa bietet Bodenboxen an, mit denen pH-Wert sowie Humus- und Nährstoffgehalt untersucht werden können.

Tipp 2: Düngung nur laut Nährstoffbedarf

Grundsätzlich benötigen Pflanzen fürs Wachstum Mikro- und Makronährstoffe. Diese werden jedoch mit der Zeit aus dem Boden abgebaut und ausgewaschen. Um eine reiche Blütenkraft zu garantieren, ist es sinnvoll zu düngen – es gibt organische und synthetische Düngemittel. Organische Dünger sind etwa Kompost, Hornspäne und Schafwolle. Sie fördern Bodenleben und Humusaufbau und werden von den Bodenorganismen langsam abgebaut. Die Nährstoffe werden nach und nach freigesetzt. Von synthetischen Düngern ist eher abzuraten, sie benötigen in der Herstellung viel Energie. Außerdem wachsen durch die schnelle Verfügbarkeit der Nährstoffe die Pflanzen zwar sehr rasch, sie können aber die Zellwände nicht gut genug ausbilden, was sie anfälliger für Krankheiten macht.

„Zu beachten ist, dass die meisten Gartenböden bei uns überdüngt sind – weniger ist mehr“, sagt Alexandra Syen von der Umweltberatung. Sie gibt zu bedenken, dass die Düngemittel ins Grundwasser übergehen und ein Zuviel weder Pflanzen noch Bodenlebewesen guttut. „Dabei sind sie das Um und Auf für eine funktionierende Bodenstruktur.“ Laut Syen ist es auch möglich, mit organischen Stoffen zu überdüngen. Ihr Tipp: Sich schlau machen, ob die jeweilige Pflanze ein Schwach-, Mittel- oder Starkzehrer ist, um den Nährstoffbedarf besser einschätzen zu können. Als Faustregel gibt die Umweltberatung an, eine Schaufel Kompost, einen Esslöffel Hornspäne oder eine Handvoll Gesteinsmehl pro Quadratmeter und Jahr für Pflanzen mit mittlerem Nährstoffbedarf zu verwenden.

Tipp 3: Torffreie Erde verwenden

Was Gartenexpertin Alexandra Syen besonders wichtig ist zu betonen: auf die Torffreiheit der Erde achten, um die Vielfalt der Moore zu erhalten. „Moore machen weltweit nur drei Prozent der Erdoberfläche aus, aber binden 30 Prozent des Bodenkohlenstoffs. Das ist doppelt so viel wie alle Wälder der Welt zusammen. Torfabbau trägt also auch zum Klimawandel bei, da beim Abbau klimaschädliches CO2 freigesetzt wird“, sagt sie.

Obwohl sich Torf mittlerweile in Blumenerden problemlos ersetzen lässt (z. B. durch aufbereitete Holzfasern, Kokosfasern, Rindenhumus, Kompost), haben handelsübliche Blumenerden bis zu 90 Prozent Torfanteil, was auch unser Blumenerde-Test ergeben hat. Als „torfreduziert“ oder „torfarm“ deklarierte Erden können noch immer einen erheblichen Anteil an Torf enthalten. Ein Tipp der Expertin: Wenn bei torffreier Erde Kokos oder Holzfaser als Strukturanteil enthalten ist, empfiehlt sich eine Nachdüngung mit Stickstoff, da die Bodenorganismen beim Abbau dieser Bestandteile viel davon benötigen. Verwendet man ein Substrat, das abgestimmt auf Standort und Pflanze ist (etwa Hochbeet-, Kräuter- oder Tomatenerde), ist ein Nachdüngen meist nicht notwendig.

Tipp 4: Mulchen für gesunden Boden

Ein ökologisch wertvoller Garten lebt von natürlichen Kreisläufen. Ein wesentlicher Bestandteil ist auch das Mulchen, also das Abdecken des Bodens mit organischem Material, etwa Häckselgut, Grasschnitt oder Laub. Das fördert die Bodenprozesse sowie natürliche Feinde von Schadinsekten und Schnecken. Denn Mulch ist eine optimale Nahrung für viele nützliche Bodenlebewesen, die wiederum unter dem Mulch für eine lockere Struktur sorgen. Unter der Mulchschicht bleibt der Boden auch während länger anhaltender Trockenperioden feucht, bei Starkregen schützt sie vor Verschlämmung. Und noch ein positiver Nebeneffekt: Eine Schicht von mehr als fünf Zentimeter hemmt das Wachstum unerwünschter Beikräuter.

Mulchen stärkt die Pflanzen
Knoblauch wächst hier unter Mulch aus trockenem Gras Bild: Nadzeya Pakhomava / Shutterstock.com

Tipp 5: Auf Gründüngung und Mischkultur achten

Mit Gründüngung kann man den Boden vor extremer Witterung schützen und lockern. Und zwar baut man Pflanzen an, die später in den Boden eingearbeitet werden und dadurch zum Humusaufbau beitragen. Je nach Pflanzenart können diese als Vor-, Zwischen- oder Nachsaat gesät werden. Für das klassische Gemüsebeet empfiehlt Alexandra Syen Rotklee, Senf und Bockshornklee. Sie sollen kahle Stellen bedecken, die ohne Schutz durch Sonne und Wind schnell austrocknen würden, und die Bodenfeuchtigkeit sichern.

Um ein Optimum zu erreichen, setzt sie im Beet auf eine Mischkultur – also Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen, dabei Wachstum und Qualität fördern und Schädlinge fernhalten. Einige Beispiele: Lavendel schützt Rosen vor starkem Blattlausbefall, Senf in breiten Streifen hält Schnecken ab und Knoblauch wirkt vorbeugend zwischen mehltau- und rostgefährdeten Pflanzen. Ein weiterer Erfolgsfaktor für einen ertragreichen Garten ist das Erstellen eines Fruchtfolgeplans. Dabei entwickelt man die zeitliche Abfolge für den Anbau der unterschiedlichen Pflanzen am selben Standort. Die Fruchtfolge dient der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, da man bestenfalls Schwach-, Mittel- und Starkzehrer abwechselt. Auch Flachund Tiefwurzler sollte man variieren. Schädlingen und Krankheiten, die auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind, macht man so den Garaus und Problemunkräuter werden verhindert.

Gärtner legt um Beete Absperrungen aus Senf gegen Schnecken
Senf soll Schnecken abhalten Bild: Leszek Wisniewski/VKI

Knoblauch wirkt vorbeugend zwischen rost- und mehltaugefährdeten Pflanzen. Senf in breiten Streifen hält Schnecken ab.

Cartoon: Leszek Wisniewski

Tipp 6: Dünger selbst herstellen

Neben Kompost, den man selbst herstellen kann – entweder im Komposthaufen oder Menschen mit Balkon auch mit einer Wurmkiste –, gibt es noch mehr Möglichkeiten, Pflanzen im Einklang mit der Natur und mit einfachen Mitteln zu düngen. Eine Vielzahl an Pflanzen eignet sich etwa für die Herstellung von Flüssigdüngern. Die selbst gemachten Pflanzenauszüge enthalten wichtige Nährstoffe und können auch gegen Krankheiten und Schädlinge wirken. Man unterscheidet zwischen Jauchen, Brühen, Tees und Extrakten.

Pflanzenjauchen (etwa aus Brennnessel) dienen zur Gesundheitsstärkung. Zur Herstellung ein Kilo Pflanzen mit zehn Liter Wasser bedecken und etwa zwei Wochen gären lassen, bis sich die Pflanzenteile am Boden absetzen. Alle zwei Wochen 1:10 mit Wasser verdünnt direkt zu den Pflanzenwurzeln gießen.

Pflanzenbrühen stärken nicht nur, sondern helfen auch gegen Schädlinge und Pilzerkrankungen. Für eine Brühe 1 kg frische oder 15 dkg getrocknete Kräuter (z. B. Ackerschachtelhalm oder Rainfarn) zerkleinern, mit 10 Liter Wasser bedecken und über Nacht stehen lassen. Eine halbe Stunde aufkochen lassen und abseihen. Die Brühe 1:5 verdünnen und zu den Wurzeln gießen oder auf die Blätter sprühen.

Pflanzenbrühe selbst gemacht
Pflanzenbrühen stärken nicht nur, sondern helfen auch gegen Schädlinge und Pilzerkrankungen Bild: Simone Hu / Shutterstock.com

Alexandra Syen von der Umweltberatung rät, sich vorab die Bedürfnisse der jeweiligen Pflanze anzusehen. Hortensien etwa lieben säurehaltige Böden – sie kann man gut mit Kaffeesud düngen. Auch Eierschalen eignen sich als Dünger. „Ich lasse sie trocknen und verarbeite sie dann zu Pulver. Sie geben Nährstoffe, die man nicht so einfach von anderen pflanzlichen Abfällen bekommt“, sagt sie. Bei Bananenschalen solle man vorsichtig sein und sie nur in Bioqualität und getrocknet zum Düngen von Rosen verwenden. Dabei aufpassen, dass man keine Mäuse und Ratten in den Garten lockt. Auf dem Kompost haben exotische Früchte übrigens nichts verloren.

Tipp 7: Blumen- statt Zierrasen

Wer einen naturnahen Garten haben möchte, an dem nützliche Insekten und Nützlinge ihre Freude haben, der sollte am besten auf einen Zierrasen verzichten. Dieser benötigt nicht nur sehr viel Wasser, Pflege und Düngemittel, die ins Grundwasser gelangen, sondern stört auch das ökologische Gleichgewicht, da auf ihm kaum etwas leben kann. Tolle Alternativen sind Blumenrasen oder Wildkräuterwiesen, auf denen Schmetterlinge, Bienen und Käfer einen Lebensraum finden. Außerdem müssen Sie Blumenrasen viel seltener mähen (ein- bis zweimal im Jahr, am besten mit einer Sense), er ist trittfester und hat eine höhere Schädlingsresistenz. Und die bunten Blüten bringen Farbe in den Garten.

Aber Vorsicht, den Samen einfach auf den Zierrasen zu streuen, wird nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Vielmehr muss zuerst die Grasnarbe entfernt und der Boden gelockert werden. Ist der Garten sehr reichhaltig oder stark gedüngt, etwas Sand untermischen, Wildblumen mögen mageren Boden. Nach der Aussaat den Samen für vier bis sechs Wochen stets feucht halten. Wildblumenwiesen benötigen etwas Geduld, ihre wahre Pracht entfalten sie meist erst nach ein paar Jahren.

Wildblumenwiese
Wildblumenwiesen sind ein Paradies für nützliche Insekten Bild: Miriam Doerr Martin Frommherz / Shutterstock.com

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