Den Anfang machte Ende April ein Leser, der uns über unsere Website Lebensmittel-Check kontaktierte und uns darauf aufmerksam machte, dass er in einem Geschäft in Klagenfurt Kelly´s Chipspackungen entdeckt hat, die bei gleichem Preis statt 175 g nur 150 g enthalten. Beide Packungen kosteten 1,99 Euro. Er schrieb uns folgenden Kommentar in das Meldeformular:
Optisch gleiche Größe, 25 g weniger Inhalt
Diese Woche haben wir die Packungen auch in Wien entdeckt und festgestellt, dass sie wirklich fast gleich aussehen. Meiner Meinung nach sind sie in etwa gleich hoch, die neue Packung ist nur etwas schmäler. Selbst mir wäre das im Supermarktregal nicht auf den ersten Blick aufgefallen.
Dreiste Schmähs
Und gerade diese Tricksereien ärgern viele Konsumenten maßlos. Nicht umsonst zählen diese versteckten Preiserhöhungen zu den größten Ärgernissen im Konsumentenalltag, wie eine Umfrage im Rahmen des Lebensmittel-Checks zeigt. Unser im KONSUMENT 2/2019 veröffentlichter Artikel mit dem Titel „Dreiste Schmähs“ reiht versteckte Preiserhöhung nach Mogel-/Luftpackungen, kuriosen Zusammensetzungen und unklare Herkunftsangaben an vierter Stelle der größten Ärgernisse beim Lebensmitteleinkauf.
Das sagt Kelly's zu der Preiserhöhung
Letzten Dienstag war ich zu diesem Thema auch Gast in der ORF-Sendung Konkret und habe mit Onka Takats über den Fall Kelly's, versteckte Preiserhöhungen und Mogelpackungen gesprochen. Besonders interessant fand ich die in der Sendung zitierte Stellungnahme der Firma Kelly's:
„Der extrem heiße und trockene Sommer im letzten Jahr hat zu massiven Ernteausfällen und damit höheren Rohstoffpreisen geführt. Aufgrund dessen sahen wir uns gezwungen, eine Preiserhöhung bei Kelly's Chips 175 g umzusetzen. Um es den Konsumenten aber trotzdem zu ermöglichen eine Packung Chips mit nur einer Münze zu kaufen, haben wir uns dazu entschieden, eine Grammaturanpassung auf 150 g durchzuführen.“
Das Argument der Ernteausfälle ist ja nachvollziehbar, das wird es bei landwirtschaftlichen Produkten immer geben. Spannend allerdings fand ich das Argument, dass man es Konsumenten ermöglichen wolle, Chips mit nur einer Münze zu kaufen.
Für dumm verkauft
„Sehr kreative Antwort“, war mein Gedanke als ich diesen Satz in der Sendung das erste Mal hörte. Aber eigentlich fühle ich mich als Konsumentin trotzdem für dumm verkauft – wer bitte kauft im Alltag Chips „mit einer Münze“? Und warum kann man Preiserhöhungen nicht transparent gestalten und argumentieren? Warum setzen Hersteller immer noch darauf, dass diese versteckten Preiserhöhungen über eine Verkleinerung der Verpackung „eh niemandem auffallen“?
Was tun?
Im Alltag ist vielleicht der aller wichtigste Tipp, dass man Produkte anhand der Grundpreisauszeichnung am Regal vergleicht und nicht anhand der Packungsgröße. Die Angabe des Grundpreises ist mit wenigen Ausnahmen gesetzlich vorgeschrieben.
Jede Kaufentscheidung ist eine ENTSCHEIDUNG!
Für mich persönlich ganz wichtig ist auch, dass man sich bewusst ist, dass jeder von uns über seine Kaufentscheidung mitentscheidet, welche Produkte man letztendlich in den Regalen wiederfindet. Wird etwas nicht gekauft, wird es auch nicht angeboten. So einfach ist es im Grunde genommen.
Zum Weiterlesen – die größten Schmähs
Meine Kollegin Katrin Mittl-Jobst hat heuer im Februar übrigens einen exzellenten Blogartikel geschrieben, wie man die größten Schmähs im Supermarkt erkennt. Lest rein, da sind ganz viele Tipps für einen bewussten Einkauf dabei.
Bitte helft uns!
Damit diese versteckten Preiserhöhungen auffallen und thematisiert werden, sind wir auch auf eure Mithilfe angewiesen. Bitte schickt uns eure Beispiele (möglichst mit Foto einer alten und neuen Verpackung und Infos, wo ihr diese Produkte gekauft habt). Schickt diese Beispiele bitte an lebensmittel-check@konsument.at oder besucht uns auf unserer Facebook-Seite.
Kleines PS:
Wir haben übrigens Kartoffelchips in der Vergangenheit auch mehrmals getestet. Der letzte Test über Paprikachips wurde im KONSUMENT 6/2016 veröffentlicht. Gesalzene Kartoffelchips haben wir das letzte Mal 2012 getestet – nachzulesen im KONSUMENT 6/2012.
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