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Olivenölflasche mit Oliven in einer Schüssel und aufgeschnittenes Weißbrot. Darüber eine Lupe mit dem Health Star Rating für das Olivenöl. Das Rating zeigt 3,5 Sterne von 5.
In Australien gibt es für verpackte Lebensmittel ein "Health Star Rating", welches den Kunden auf einen Blick zeigt, wie gesund das Produkt ist. Bild: A. Konstantinoudi/VKI

Sternbewertungen für Lebensmittel in Australien

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Welches Müsli kauf ich nur? Wo ist weniger Zucker drin? Welches ist gesünder für mich? In Australien gibt es eine Initiative zur vereinfachten Nährwertkennzeichnung der Nahrungsmittel mittels Sternskala.

Es ist Segen und Fluch zugleich. Wenn man bei einer Konsumentenschutzinstitution arbeitet, achtet man auch im Privatleben automatisch ständig auf verbraucherrelevante Situationen. Und das sogar im Urlaub. Es müssen aber nicht immer negative Beispiele sein. So entdeckte ich bei meinem letzten Down-Under-Urlaub etwas Tolles. 😃

Mein 5,5-wöchiger Australien-Trip führte mich mit dem Auto die Ostküste entlang. Einen Großteil der Zeit musste ich mich selbst mit Nahrung versorgen. Kein Sorge, ich habe keine Kängurus oder Wombats gejagt. Ich rede hier von Einkaufen im Supermarkt. 😉

Große Vielfalt im Supermarkt

Der Gang zu Woolworths und Coles – die großen Ketten in Australien – war für mich immer aufregend. Vor allem, weil sie ein Megaangebot haben. Speziell die Obst- und Gemüsevielfalt hat mich fasziniert. Und ich bilde mir ein, ich habe zum Teil auch weniger in Plastik eingeschweißte Güter gesehen als bei uns. Champignons konnte man sich z.B. einzeln nehmen und in einen Papierbeutel packen. Abgewogen wurde bei der Kassa. Bei uns gibt es das vereinzelt auch, jedoch nicht in dem Ausmaß wie in Australien.

Nicht nur die frischen Lebensmittel waren massenhaft bei den großen Ketten vertreten. Auch bei länger haltbaren Gütern ist die Auswahl enorm. Müsliriegel durften bei mir z.B. nie fehlen. Ist einfach ein Klassiker, wenn man unterwegs ist und zwischen Frühstück und Mittag etwas snacken will. Und so geschah es also: Ich stand vor dem Müsliriegel-Regal und war von der Auswahl völlig überfordert. Dann entdeckte ich auf einer Verpackung ein Sternrating. „4 von 5 Sternen“ zeigte die Infografik. „Das muss gesund sein!“, dachte ich und räumte die Verpackung in den Einkaufswagen.

Lebensmittel mit Sternchenbewertung

Ab nun schaute ich bei jedem Lebensmittel, ob ich eine solche Skala fand. Und bei vielen Produkten wurde ich tatsächlich fündig. Damit ihr euch mehr darunter vorstellen könnt, habe ich ein paar Produkte fotografiert.

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Rocky Road Bites
0,5 * für den Brownie "Rocky Road Bites" | Bild: Decker/VKI
Eine Chips-Packung
2,5 * für Kartoffelchips von coles | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Knäckebrot
4 * für ein Knäckebrot von coles | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Kokosnusswasser
5 * für das Kokosnusswasser von macro | Bild: Decker/VKI
Eine Milchpackung
4 * für die Vollmilch | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Müsliriegel mit Erdbeer Joghurt Geschmack
4 * für den Müsliriegel von Uncle Tobys | Bild: Decker/VKI
Eine Großpackung Natur-Joghurt
4,5 * für das Joghurt von macro | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Spiral-Nudeln
4 * für die Nudeln von macro | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Nussmix von Woolworth
4,5 * für den Nussmix | Bild: Decker/VKI
Eine Flasche Olivenöl von coles
3,5 * für das Native Olivenöl | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Schlagobers von Woolworth
2 * für das Schlagobers | Bild: Decker/VKI
Ein Beeren-Smoothie von Boost
5 * für den Smoothie | Bild: Decker/VKI
Rocky Road Bites
0,5 * für den Brownie "Rocky Road Bites" | Bild: Decker/VKI
Eine Chips-Packung
2,5 * für Kartoffelchips von coles | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Knäckebrot
4 * für ein Knäckebrot von coles | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Kokosnusswasser
5 * für das Kokosnusswasser von macro | Bild: Decker/VKI
Eine Milchpackung
4 * für die Vollmilch | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Müsliriegel mit Erdbeer Joghurt Geschmack
4 * für den Müsliriegel von Uncle Tobys | Bild: Decker/VKI
Eine Großpackung Natur-Joghurt
4,5 * für das Joghurt von macro | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Spiral-Nudeln
4 * für die Nudeln von macro | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Nussmix von Woolworth
4,5 * für den Nussmix | Bild: Decker/VKI
Eine Flasche Olivenöl von coles
3,5 * für das Native Olivenöl | Bild: Decker/VKI
Eine Packung Schlagobers von Woolworth
2 * für das Schlagobers | Bild: Decker/VKI
Ein Beeren-Smoothie von Boost
5 * für den Smoothie | Bild: Decker/VKI

Zurück aus meinem Australien-Urlaub, habe ich gleich mit meiner Kollegin, der Ernährungsexpertin Birgit Beck gesprochen. Natürlich kannte sie diese Sternbewertung schon, war sie ja selbst bereits in Down Under gewesen und beschäftigt sich unabhängig von meinen Beobachtungen aktuell mit dem Thema Lebensmittelkennzeichnung. Dabei soll es um die verschiedenen Ansätze zur Kennzeichnung von Lebensmitteln in Österreich gehen. Hier ein Blog-Beitrag zum Nutri-Score von ihr.

Nun, worum handelt es sich bei diesem Stern-Ranking, das es in Australien gibt?

Health Star Rating (HSR)

Das sogenannte Health Star Rating (HSR) ist eine Etikettierung der Packungsvorderseite, welche das gesamte Ernährungsprofil von verpackten Lebensmitteln bewertet. Ein Produkt kann ½ Stern bis zu maximal 5 Sterne erhalten. So soll es den Konsumenten leichter fallen, gleiche Produkte (z.B. Müsliriegel) zu vergleichen und zu erkennen, welches weniger Zucker oder Fett enthält. Es gilt: Je mehr Sterne, desto besser.

Health Star Rating Logo
Das Logo des Health Star Rating. Es zeigt neben der Gesamtsternbewertung die Nährwerte für Energie, Fett, Zucker, Salz, Ballaststoffe. Bild: Commonwealth of Australia

So präsentiert sich das HSR in einem Werbevideo:

© Australian Government Department of Health (2019)

Wie kommen die Produkte zu ihren Sternen?

Die Bewertung basiert auf einem Algorithmus, der zunächst die Gesamtkilojoule betrachtet und sich dann die Werte von gesättigten Fetten, Natrium (Bestandteil von Kochsalz) und Gesamtzucker anschaut. Dies passiert mittels eines Rechners. Der Rechner wägt die ermittelten Risiken gegen die Vorzüge eines Lebensmittelprodukts ab (einschließlich Frucht- und Gemüsegehalt, enthaltener Nüsse oder Hülsenfrüchte, Eiweiß und Ballaststoffen), um schließlich eine Gesamtbewertung zu erzielen.

Und wer hat’s erfunden?

Das System wurde von der australischen Bundes- und Landesregierung in Zusammenarbeit mit Industrie, öffentlichem Gesundheitswesen und Verbrauchergruppen entwickelt. Finanziert wird das Projekt von der Regierung in Australien und Neuseeland. Seit Juni 2014 wird es auf freiwilliger Basis von der Lebensmittelindustrie umgesetzt. Eine Evaluierung sollte nach 5 Jahren Einsatz erfolgen, wobei nach 2 Jahren erste Ergebnisse zusammengetragen wurden.

Und tatsächlich, die ersten Forschungsergebnisse 2016 zeigten laut australischer Regierung einen Erfolg. Die australischen Konsumenten verlassen sich zunehmend auf Produkte mit einer guten Sternbewertung und möchten, dass diese Etikettierung für mehr verpackte Lebensmittel ausgeweitet wird. (Quelle: Health Star Rating Advisory Committee, April 2017)

„The uptake of the HSR system is tracking well. In Australia, at the end of Year 2, the system was implemented by nearly three times the number of manufacturers and the HSR graphic was displayed on 2031 products - nearly five times the amount of products at the end of Year 1.“

„There has been a significant increase in consumer awareness [...].“

„Trends indicate that the system is being implemented successfully and that consumer use and understanding of the system is increasing.“

Im Februar 2019 wurde dann ein erster Entwurf der 5-Jahres-Evaluierung veröffentlicht. Darin wurden 10 Vorschläge niedergeschrieben, wie das HSR verbessert werden kann. Außerdem wurde ein Aufruf gestartet, dass angesprochene Stakeholder bis Ende März 2019 ihr Feedback an das australische Gesundheitsdepartment richten können. Das System wird demnach laufend verbessert.

Bis heute steigt die Verwendung des HSR auf Lebensmittelverpackungen weiter an. Im Juni 2019 war es auf über 15.000 Produkten angebracht.

Im August 2019 bekamen die zuständigen Minister in Australien und Neuseeland den 5-Jahres-Report ausgehändigt. Der Report besagt, dass das System grundsätzlich gut funktioniert und auf jeden Fall fortgeführt werden soll. Außerdem sind Verbesserungsvorschläge zur Kommunikation, zur Kontrolle bzw. Überwachung sowie zum Kalkulator (also dem Rechner, wie ein Produkt zu den Sternen kommt) enthalten. Bis November 2019 haben die Minister nun Zeit, auf den Report zu reagieren. Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie es hier weitergehen wird!

Welche Unternehmen verwenden das Stern-Ranking?

Während meines Australien-Aufenthalts war ich fast ausnahmslos bei Woolworths und Coles einkaufen. Beide Supermarktketten sind mit ihren Eigenmarken beim HSR dabei. Insgesamt sind es aktuell übrigens mehr als 200 Unternehmen, die sich an diesem Projekt beteiligen. Darunter auch bekannte Marken und Handelsunternehmen wie ALDI, Heinz, Kellogg’s, Nestlé, Red Bull Australia, SPAR Australia oder Unilever.

Was sagt der australische Konsumentenschutz dazu?

Unsere australischen Konsumentenschutz-Kollegen bei CHOICE sind mit dem System des HSR nicht ganz zufrieden und fordern Änderungen. Den Hauptkritikpunkt sehen sie darin, dass einige Unternehmen ungesunde Produkte mit einem HSR gesünder erscheinen lassen. Das liegt vor allem an dem nicht ausbalancierten Rechner, mit dem man die Sterne ermittelt. Betreffend die 10 Vorschläge im Report zur 5-Jahres-Evaluierung des HSR spricht sich CHOICE für einige der Forderungen aus und ergänzt sie mit eigenen Vorschlägen.

Konkret hat CHOICE diese 5 Wünsche an das HSR (siehe Bild):

Choice´s 5 Forderungen an das Health Star Rating
Die australischen Konsumentenschützer von CHOICE haben 5 Anforderungen an das HSR. Bild: Choice

CHOICE ruft die Bevölkerung sogar auf, Vorschläge zur Verbesserung des Systems bei ihnen einzumelden, um sie anschließend mit der Regierung und den Co-Entwicklern des HSR zu besprechen, damit gute Ansätze umgesetzt werden können.

Um die Ansichten von CHOICE auf einen Punkt zu bringen, habe ich bei meinen australischen Kollegen um ein knackiges, kurzes Statement angefragt. Linda Przhedetsky, CHOICE's Lebensmittel- und Gesundheitskampagnen bzw. -strategie-Beraterin fasst die Lage zusammen:

"The Health Star Rating System is designed to help people compare the nutritional value of packaged foods, and make healthier choices in the supermarket. The system has so far driven positive changes, increasing consumer awareness and driving product reformulation in many product categories. Despite these benefits, there is a clear need to make improvements to Australia's Health Stars: in particular, CHOICE would like the stars to see greater penalties for sugar in the calculation of stars, and for the system to be made mandatory." 

CHOICE‘s Wunsch: Verpflichtende Kennzeichnung für alle Produkte

Die australischen Konsumentenschützer unterstützen das HSR, möchten aber die bereits erwähnten Schwachstellen noch korrigieren. Vor allem hätten sie die Bewertungen gerne verpflichtend für alle Lebensmittelverpackungen. Diese Forderung unterstützen übrigens auch andere Organisationen. Momentan liegt es ja im Ermessen der Hersteller, ob sie die Sterne auf dem Produkt platzieren oder nicht. Klar, dass hier natürlich die ohnehin schon gesünderen Produkte die Sterne abdrucken und die ungesünderen ohne HSR auf den Markt kommen. Und wie sollen die Konsumenten hier vergleichen können, wenn nur knapp jedes dritte Produkt das HSR trägt? Eben – gar nicht. Eine funktionierende Sternebewertung für alle verpackten Lebensmittel wäre die Lösung!

Weitere Kritik am HSR

2018 wurde die Studie „Analysing the use of the Australian Health Star Rating system by level of food processing“ im International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity veröffentlicht. Diese besagt, dass das HSR größtenteils auf industriell verarbeiteten Lebensmitteln verwendet wird. Technische Schwächen des Kalkulators, Designmängel und Einschränkungen der Regierung zum HSR-System führen dazu, dass 3 von 4 Produkten der sogenannten UP-Lebensmittel, welche eher ungesund sind (z.B. Softdrinks, Tiefkühlfertignahrung), mindestens 2,5 „Gesundheitssterne“ aufweisen. Diese Ergebnisse sind für die Studiendurchführer ein weiterer Beweis für die berechtigte Besorgnis, dass das HSR-System in seiner derzeitigen Form verpackte Lebensmittel falsch bewertet und ein Risiko für die Verbraucher ist.

 

Hier noch 2 Videos aus Konsumentenschutzsicht, die den Kritikpunkt „Vergleichbarkeit von Produkten“ infrage stellen.

© CHOICE (2015), australische Konsumentenschützer

© The Checkout (2016), eine TV-Show von ABC für verbraucherrelevante Themen (im Juli 2018 aber aus Kostengründen eingestellt)

Mein Fazit

Ich finde, dass uns die Australier mit einer hilfreichen und übersichtlichen Lebensmittel-Kennzeichnung voraus sind. Ein derartiges Bewertungssystem anhand der Zusammensetzungen des jeweiligen Produktes finde ich super. Ich habe aber gleichzeitig auch großen Respekt vor der Aufgabe, die Bewertungskriterien auszubalancieren. Die Richtlinien dafür sind schwer festzulegen und gehören ständig aktualisiert. Sollten sich in der Ernährungswissenschaft neue Forschungsergebnisse auftun, müssen diese in die Bewertung einfließen. Keine leichte Aufgabe …

Dennoch würde ich mir dieses System auch für uns in Österreich wünschen. Es ist einfach und man verschwendet als Konsument im Geschäft weniger Zeit damit, die Zutatenlisten durchzulesen. Mündiger Verbraucher hin oder her. Ich gehöre zu jener Gruppe, die ihre Freizeit lieber woanders als im Supermarkt bei den Zutatenlisten verbringt.

Ich freue mich auch auf eure Meinungen dazu? Wie findet ihr das System der Australier? Könnt ihr es euch auch bei uns vorstellen? Hinterlasst mir einen Kommentar. 

Cheers,
Eure Australien-Liebhaberin

Daniela Decker - Expertin: Social Media
Daniela Decker, MA - Expertin: Social Media Bild: VKI

Als Digital Native bin ich beim VKI im Marketing für vieles rund um "Neue Medien" zuständig. Mein Kerngebiet ist Social Media. Ich beschäftige mich auch mit quantitativen Umfragen, Contentmanagement, SEO und diversen Webanalyseinstrumenten. Durch die Vielfalt meiner Tätigkeiten ist jeder Tag abwechslungsreich. I 👍🏼.

Daniela Decker, Digital Media Managerin

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