Ich habe an dieser Stelle bereits über Flugscham und meinen Vorsatz geschrieben, ein Jahr lang nicht zu fliegen. Das Jahr ist ’rum. Und ich habe Wort gehalten. Zugegeben, COVID-19 hat es mir leichter gemacht. Aber auch ohne die Pandemie hätte ich das gepackt. Denn, ob Sie’s glauben oder nicht, diese Challenge hat mir Spaß gemacht.
Reframing
Das Angenehme an Vorsätzen – zumindest, wenn man sie ernst nimmt – ist, dass sich die Erwartungshaltung an die Zukunft und auch die entsprechende Planung ändert. Reframing wird das in der Wissenschaft genannt. Glas nicht halb leer, sondern halb voll. Ich habe die Urlaubsplanung angepasst – und mich darauf gefreut, nicht weit wegzufahren. Also den Bezugsrahmen positiv aufgeladen. Grundvoraussetzung war freilich, dass meine Familie mitgemacht hat. Das einzige Mal, dass ich ernsthaft in Versuchung geführt wurde, war zu einer Zeit, als Corona für die meisten noch eine mexikanische Biersorte war.
Irgendwann zu Jahresbeginn fragte mich mein Chef, ob ich nicht nach Brüssel zu einer Veranstaltung fliegen wolle. Der alte Markus hätte wohl Ja gesagt und diesen Kurztrip als willkommene Abwechslung gesehen. Aber da ich mir was vorgenommen hatte, winkte ich ab. Es sei auch möglich, diese Veranstaltung von Österreich aus journalistisch aufzubereiten, versicherte ich meinem Chef. Der gab sich damit zufrieden. Und ich? Freute mich ob meiner Unbeirrtheit: Belohnungssystem im Gehirn aktiviert, Glückshormon Dopamin freigesetzt, alles super.
Am Plan festhalten
Aus einem flugfreien Jahr nun wirklich überraschende Erkenntnisse abzuleiten, eine Weisheit, die ich Ihnen weitergeben kann – das zu behaupten, wäre wohl zu hochtrabend. Aber ein patentes Motto könnte man schon formulieren: Stick to the plan. Oder österreichischer, STS zitierend: „Z’erst überleg’n, a Meinung hob’n, dahinter steh’n!“ Ob das für mich jetzt heißt, noch ein flugfreies Jahr anzuhängen? Hm... Ich muss mal mit meiner Frau darüber reden.