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Smoothies - Etiketten-Schwindel

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Die gängige Praxis, bei Smoothies hauptsächlich Fruchtsaft statt der groß angekündigten Zutaten in die Flasche zu füllen, erbost viele Konsumenten. Der Berry Twist von Merkur nennt sich großspurig Beeren, Trauben u. Mango Smoothie und enthält hauptsächlich Orangensaft.

Dass der Inhalt nicht hält, was die Verpackung verspricht, gehört bei unseremLebensmittel-Check: Ärger mit einem Produkt? seit Jahren zu den größten Aufregern. Vor allem zur Zusammensetzung von Smoothies erreichten uns auch 2016 wieder jede Menge Beschwerden. Wie kann es sein, ­fragen immer wieder verägerte Konsumenten, dass auf der Flasche hochpreisige Früchte ausgelobt werden, hauptsächlich aber billiger Apfel- oder Traubensaft eingefüllt wird?

Geschmack entscheidend?

Das fragen auch wir uns regelmäßig und ­bitten nach jeder Kundenanfrage die Her­steller um Stellungnahme. Die Antworten, die wir bekommen, sind praktisch immer ­die­selben. Entscheidend bei der Benennung der Smoothies ist nach Ansicht der Produzenten nicht, woraus sie hergestellt sind, sondern, wonach sie schmecken.

Fruchtpüree oder Fruchtmark

Im Unterschied zu einem Fruchtsaft besteht ein Smoothie zum Teil aus Fruchtpüree bzw. Fruchtmark. Dafür kommen ganze Früchte mit oder ohne Schale und ohne Kerne zum Einsatz. Gemischt mit Fruchtsaft bekommt das Ganze dann eine trinkbare, sämige Konsistenz. Smooth heißt übersetzt sanft, ­sämig, weich und beschreibt das angenehme Mundgefühl, das die halbflüssigen Produkte am Gaumen hinterlassen.

Frisches Obst erste Wahl

Smoothies können gelegentlich ein bis zwei Portionen Obst und Gemüse pro Tag ersetzen. Zwei Portionen nur, wenn in ihnen mehr als 50 Prozent Fruchtmark oder Fruchtpürre stecken. Aber egal wie perfekt die Säfte zusammen­ge­setzt sind: Auf Dauer gibt es zu Frischware keine Alternative. Frisches Obst und Gemüse sind noch immer erste Wahl.

Keine gesetzlichen Vorschriften

Nach wie vor existieren keine Vorschriften, was genau in einem Smoothie enthalten sein muss. Wir meinen, dass diese Säfte nur aus Früchten, also aus Fruchtmark oder Fruchtpüree, Direktsäften (keine Konzentrate!) und eventuell Fruchtstückchen bestehen sollten. Außerdem fordern wir mehr Mut zur Wahrheit. Dazu gehört zum Beispiel der Hinweis auf der Flaschenvorderseite, welche Früchte tatsächlich enthalten sind. Völlig indiskutabel ist für uns eine Produktaufmachung, die groß mit Obstsorten wirbt, die im Saft selbst kaum enthalten sind.

Beispiel: Der Berry Twist von Merkur nennt sich großspurig Beeren, Trauben u. Mango Smoothie und enthält hauptsächlich Orangensaft.

Berry Twist von Merkur: Saftanteil (Infografik: Doris Seyser)

Keine Geschmacksfrage

Lesen statt glauben

Bis es so weit ist, bleibt Safttrinkern nichts anderes übrig, als das Kleingedruckte genau zu lesen. Werden nämlich Zutaten in Wort oder Bild extra ausgelobt, muss ihr Anteil im Produkt zusätzlich in Prozent ausgewiesen werden. Das schreibt die sogenannte QUID-Regelung (QUID = quantitative ingredient declaration) vor. Aufgrund dieser Be­stimmung bietet die Zutatenliste zum Glück ­einen guten Überblick, was genau in einem Produkt steckt.

Zutatenliste nimmt Illusionen

Wie ein Smoothie im Idealfall zusammen­gesetzt ist, wissen wir. Die tägliche Praxis im Supermarktregal sieht freilich ganz anders aus. Ein Beispiel von vielen, die wir für ­unseren Lebensmittel-Check unter die Lupe genommen haben, ist der "selbst gemachte" Berry Twist Smoothie von Merkur. Wo Berry draufsteht, können nur zum Großteil Beeren drin sein, oder? Schaut man auf das Etikett der Flaschenrückseite, wird diese optimistische Einschätzung gleich einmal relativiert. Laut Sachbezeichnung handelt es sich nämlich um einen Beeren, Trauben und Mango Smoothie. Und die Zutatenliste nimmt einem schließlich alle Illusionen. Dort steht schwarz auf weiß, dass in der Flasche hauptsächlich Orangensaft steckt.

Keine Geschmacksfrage

Auch Merkur teilte auf Nachfrage mit, dass der Smoothie deshalb Berry Twist heiße, weil er nach Beeren schmecke. Stimmt das oder ist es nur die übliche Behauptung, um Kunden­beschwerden wegen seltsamer Produkt­zusammensetzungen abzuwimmeln?

Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und den Smoothie blind verkosten lassen. Das heißt, die Tester wussten nicht, welchen Saft von welcher Firma sie im Glas hatten. Die Aufgabenstellung lautete, aufgrund von Aussehen, Geruch und Geschmack des ­Saftes die Hauptzutaten zu erkennen.

Und so sah das Verkostungsergebnis beim Merkur Berry Twist aus:

  • Für die meisten Tester roch der Smoothie nach Orange und Apfel.
  • Beim Aussehen tippte die Mehrzahl auf verarbeitete Brombeeren bzw. Heidel­beeren.
  • Und der Geschmack erinnerte die Ver­koster vor allem an Orange sowie Zitrone.

Alles zusammen keine große Überraschung. Denn neben ein paar Brombeeren und Heidel­beeren, die hauptsächlich für Farbe sorgen, besteht dieser Smoothie eben zu mehr als der Hälfte aus Orangensaft! Warum so eine Mischung ausgerechnet nach Beeren schmecken sollte, weiß nur Merkur.

Was Kunden wollen

Einfach ärgerlich

Noch miserabler fielen die Ergebnisse für den Pfirsich-Kürbis-Smoothie von Zurück zum Ursprung aus, den es bei Hofer zu kaufen gibt. In diesem Saft stecken gerade einmal 17 Prozent Pfirsichpüree und 8,5 Prozent Kürbis­püree. An erster Stelle in der Zutaten­liste stehen dagegen weißer Traubensaft und Birnenpüree.

Für die meisten unserer Verkoster roch und schmeckte dieser Smoothie nach Apfel und Birne. Kaum einer tippte auf Kürbis. Und selbst mit dem Erkennen von Pfirsich als Saftbestandteil taten sich viele schwer.

So wie bei Merkur erhielten wir auch von ­Hofer die Auskunft, dass der Smoothie nach seinen geschmacksgebenden Bestandteilen benannt worden sei. Und weiter: "Pfirsich und Kürbis sind sensorisch eindeutig zu ­erkennen." Nein, sind sie nicht, wie unsere Verkostung zeigt! Wir schlagen daher vor, die Benennung des Produktes zu über­denken, anstatt die Kunden weiter damit zu ­ärgern.

Was Kunden wollen

Was erwarten sich Konsumenten eigentlich von einem Smoothie? Wie soll der Saft zusammengesetzt sein? Geht es nach unseren Lesern, besteht ein Smoothie fast ausschließlich aus püriertem Obst. Und natürlich wird erwartet, dass die Früchte, die ihm seinen Namen geben, auch Haupt­bestandteil des Smoothies sind.

Wird mit Fruchtsaft verdünnt, dann wollen die meis­ten Kunden Direkt­saft. Saftkonzentrat, das häufig eingesetzt wird, möchte kaum jemand in einem Smoothie. Das gleiche gilt für zugesetzten Zucker. Also, liebe Her­steller: Nicht nur wir, sondern auch die ­meisten eurer Kunden ­wissen ziemlich ­genau, was sie wollen. Jetzt fehlen nur noch die richtigen Produkte. Bis es so weit ist, wäre mehr Ehrlichkeit keine schlechte Idee. Also nicht mit Früchten angeben, die kaum enthalten sind. Sonst hört der Ärger über Smoothies, die viel versprechen, aber wenig halten, nie auf.

Weit auseinander

Kunden wünschen sich in einem Smoothie nicht nur viele pürierte Früchte; auch das Obst, nach dem der Smoothie benannt ist, soll in relevanter Menge enthalten sein. Verkauft wird ihnen aber oft ein Produkt, das hauptsächlich aus Saft besteht.

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Wir gehen jedem Hinweis nach, kaufen das Produkt neu ein und bitten die Hersteller um Stellungnahme. Nach der ­redaktionellen Aufbereitung geht der neue Lebens­mittel-Check samt Fotos online.

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Bezeichnung ein Witz

Vielen Dank für Ihren Beitrag zu den Smoothies! Das ärgert mich auch jedes Mal, dass oft nicht einmal zur Hälfte das drin ist, was angepriesen steht. Und das Argument, dass der Geschmack Ausschlaggeber für die Bezeichnung ist, ist ein Witz: Wenn ich schon einen stark beerenfarbigen Smoothie sehe, habe ich ja eine bestimmte Erwartungshaltung, was den Geschmack betrifft, und dann ist meine Einstellung sicher nicht mehr neutral. Das Auge isst und trinkt mit, und ich schmecke, was ich schmecken will.

Ich wette, wenn ich den Smoothie tränke, ohne ihn zu sehen, würde ich was ganz anderes schmecken als beim Genuss mit offenen Augen. Ich verstehe schon, dass Beeren um einiges teurer sind als Äpfel oder Orangen, aber wenn ich schon Smoothies statt irgendwelcher Softdrinks trinke, bin ich ja eh schon bereit, mehr zu zahlen.

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