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Baby Säugling Kopf weiße Decke
Gemeinsam mit anderen europäischen Verbraucherschutzorganisationen haben wir Kinderprodukte auf Bisphenole untersucht. Bild: Zdenka Darula / Shutterstock.com

Schadstofftest Bisphenole in Kinderprodukten

, aktualisiert am premium

Wir haben Beißspielzeug, Decken, Dosen, Lätzchen, Schuhe, Sonnenbrillen, Strumpfhosen und Trinkflaschen auf problematische Bisphenole untersucht. Von 87 Produkten waren nur 28 frei davon.

Welche Produkte sind frei von Bisphenolen?

Welche Kinderprodukte sind frei von Bisphenolen bzw. Weichmachern? Wir haben 87 Produkte, darunter Beißspielzeug, Decken, Dosen, Lätzchen, Schuhe, Sonnenbrillen, Strumpfhosen und Trinkbecher getestet.

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Kinderspielzeug und Kinderprodukte im Schadstofftest

Unabhängige Tester:innen prüfen und bewerten Produkte, die wir in Geschäften, Supermärkten und im Internet eingekauft haben.

Getestete Produkte

Welche Kinderprodukte enthalten Bisphenole und welche sind frei davon? Produkte dieser Anbieter haben wir getestet:

Babydecken

  • Aliexpress
  • Amazon
  • Fehn
  • Hema
  • Ideenreich
  • Ikea
  • Julius Zöllner
  • Liewood
  • Shein
  • Steiff
  • Wish

Babyschuhe

  • Adidas
  • Bisgaard
  • Bobux
  • Hobea Germany
  • Orangenkinder
  • Next
  • Robeez
  • Tap tap bio
  • Wheat

Beißspielzeug

  • Babywell 
  • dm 
  • HABA
  • MAM 
  • nuby 
  • NUK 
  • rhinotoys 
  • Sophie la Girafe
  • Wish

Getränkedosen

  • Coca Cola 
  • Fanta
  • Gasteiner
  • Monster
  • Pepsi
  • Red Bull
  • Römerquelle 
  • Sprite

Lätzchen

  • Amazon 
  • C&A
  • Chicco
  • dm
  • Filikid
  • H&M
  • Ikea
  • Jako-o 
  • Lässig
  • Shein
  • Zara

Lebensmittel

  • Alnatura 
  • Cirio
  • Mutti
  • Rio Mare
  • S-Budget
  • Shan’shi

Sonnenbrillen

  • Esprit 
  • Flying Tiger
  • Izipizi
  • Next
  • Polo Ralph Lauren
  • Quecha
  • Ray Ban
  • Sundance
  • Vans

Strumpfhosen

  • Ernsting’s family
  • Ewers
  • H&M
  • name it
  • Next
  • Sterntaler
  • Wish
  • Zara

Trinkflaschen und -becher

  • CamelBak 
  • contigo
  • dm
  • Done by Deer
  • Fjbottle
  • H&M
  • Ikea
  • Mepal
  • Nuby
  • Philips Avent
  • Sigg
  • Zara

28 Produkte waren frei von Bisphenolen. Die genauen Ergebnisse finden Sie in unserem aktuellen Test.

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Was ist problematisch an Bisphenolen?

Bisphenol A, kurz BPA, wurde vor rund 120 Jahren erfunden. Heute wird die Chemikalie in unzähligen Konsumgütern verarbeitet. Sie steckt etwa in vielen Kunststoffprodukten, aber auch in Beschichtungen für Konserven- und Getränkedosen. Seit den 1930er-Jahren weiß man, dass BPA eine ähnliche Wirkung wie Östrogene hat. Seither versucht die Industrie, Bedenken zur Sicherheit der Chemikalie zu zerstreuen.

Doch in den späten 90er-Jahren zeigten Untersuchungen an Tieren, dass BPA bereits in niedriger Dosierung gesundheitsschädliche Wirkungen hat und sich unter anderem auf die Entwicklung von Organismen auswirkt. Außerdem erhöht BPA etwa das Risiko für Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit, Stoff­wechselstörungen, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Klar ist seither auch, dass sich der Schadstoff in der Umwelt und im menschlichen Körper anreichert. In den letzten Jahren wurde BPA deshalb vermehrt durch andere Bisphenole wie Bisphenol S (BPS) und Bisphenol F (BPF) ersetzt. Doch auch diese Ersatzstoffe haben teilweise ähnliche Wirkungen wie BPA.

Was haben wir getestet?

Da Bisphenole insbesondere für Babys und kleinere Kinder problematisch sind, haben wir gemeinsam mit Verbraucherschutzorganisationen in Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Slowenien und der Tschechischen Republik untersucht, in welchen Kinderprodukten bzw. Produkten, die von Kindern bevorzugt werden, die Chemikalien verarbeitet werden.

Insgesamt haben wir 179 Konsumgüter (Beißspielzeug, Decken, Lätzchen, Lebensmitteldosen und Getränkedosen, Schuhe, Sonnenbrillen, Strumpfhosen, Trinkflaschen) unter die Lupe genommen. 87 der Produkte waren zum Testzeitpunkt, im Jänner 2023, in Österreich erhältlich.

Uns interessierte dabei grundsätzlich, ob Bisphenole enthalten sind. Bei bestimmten Produktkategorien, die in den Mund genommen werden, wie Beißspielzeug und Trinkflaschen, bzw. an denen Kinder gerne nuckeln (Sonnenbrillen), haben wir auch überprüft, ob sich die Chemikalien aus dem Produkt lösen können.

War dies der Fall, bewerten wir auch die nachgewiesene Menge an Bisphenolen strenger – jegliche Migration besonders besorgniserregender Bisphenole wie Bisphenol A ist in unseren Augen kritisch und stellt die Ampel auf rot.

Worin besteht die Problematik bei Bisphenolen?

Im Test zeigte sich, dass alle Produkte den gesetzlichen Regelungen entsprechen. Zumindest vom einzelnen Produkt dürfte deshalb keine akute Gesundheitsgefährdung ausgehen. Im Alltag sind wir jedoch Tag für die Tag mit vielen Produkten konfrontiert, die hormonell wirksame Substanzen enthalten bzw. diese abgeben.

Die Benutzung mehrerer Produkte führt zwangsläufig zu einem sogenannten Cocktail-Effekt (siehe Hormonell wirksame Substanzen: Unser täglicher Schadstoffcocktail 1/2020) mit unvorhersehbaren gesundheitlichen Risiken. Aus diesem Grund haben Chemikalien wie Bisphenole unserer Ansicht nach in Konsumgütern nichts verloren. Die derzeit existierenden gesetzlichen Bestimmungen sind unserer Meinung nach deshalb unzureichend.

Wie unser Test zeigt, lassen sich ohne Weiteres Produkte herstellen, die keine bzw. nur sehr geringe Mengen an Bisphenolen enthalten bzw. freisetzen. Am besten schnitten Babylätzchen ab. Zehn von zwölf Produkten erhielten eine Bestbewertung. Insbesondere von Beißspielzeug würden wir erwarten, dass es frei von Bisphenolen ist. Im Test waren nur vier der neun Produkte in Ordnung – enttäuschend. Großer Verbesserungsbedarf besteht bei Getränke- und Konservendosen.

BPA-frei oder nicht?

Einige der Kinderspielzeuge, Trinkflaschen und Trinkbecher werden als „BPA-frei“ angeboten. Dabei handelt es sich allerdings um reine Herstellerangaben.

Im Test zeigte sich, dass der angeblichen BPA-Freiheit nicht zu trauen ist. So wird etwa aus dem als „BPA-frei“ ausgewiesenen Beißspielzeug von dm babylove BPA freigesetzt. Ikea verweist beim Kinderbecher Börja darauf, dass der verwendete Kunststoff unbedenklich sei. Wir fanden im Mundstück jedoch hohe Mengen BPM.

Ein weiteres Produkt im Test ist die in Österreich produzierte Kunststoff-Flasche von „Dreh und Trink“. Diese Flasche ist wie die getesteten Getränkedosen bereits befüllt im Handel erhältlich und nicht zur erneuten Befüllung gedacht so wie die anderen untersuchten Trinkflaschen. Das Produkt wird mit dem Slogan „immer frei von BPA“ (Bisphenol A), beworben. Unsere Untersuchung zeigte jedoch, dass im Kunststoff der Flasche BPA nachweisbar ist. Deshalb kommt es in diesem Punkt zu einer negativen Bewertung. Wir als Verbraucherschutzorganisation setzen uns dafür ein, dass Produkte grundsätzlich frei von problematischen Stoffen sind, nicht zuletzt deshalb, weil immer mehr Materialien recycliert werden und uns lange erhalten bleiben, bzw. am Ende als Müll in der Umwelt landen. Die entsprechenden Gesetze enthalten unserer Meinung nach teils zu hohe Grenzwerte bzw. regeln manche Stoffe (etwa Ersatz-Stoffe für Bisphenol A) gar nicht. Einige Schadstoffe sind mittlerweile bereits auf der gesamten Welt und im Blut aller Bevölkerungsgruppen nachweisbar. Wir haben auch geprüft, ob sich die Bisphenole beim Trinken aus dem Behälter herauslösen können. Diesbezüglich können wir Entwarnung geben. Aus der „Dreh und Trink“ Flasche löst sich kein BPA, deshalb steht die Ampel bei diesem Kriterium auf „Grün“.

Die Beispiele zeigen, dass es dringend einer unabhängigen Zertifizierung von BPA-freien Produkten bedarf. Nur diese könnte eine Verbrauchersicherheit gewährleisten.

KONSUMENT-Tipps

Bisphenole. Insbesondere bei Kindern sollte man darauf achten, dass sie möglichst wenig Schadstoffe konsumieren. Kinderprodukte sollten deshalb unter anderem frei von Bisphenolen sein. Dies könnte etwa durch eine entsprechende Gesetzgebung erreicht werden. Zudem regen wir eine unabhängige Zertifizierung bisphenolfreier Kinderprodukte an.

Empfehlungen. Die Aufnahme von in Konsumgütern enthaltenen Bisphenolen bzw. anderen Schadstoffen lässt sich zumindest reduzieren, wenn man bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachtet:

  • Waschen Sie Textilien vor Gebrauch.
  • Konsumieren Sie möglichst wenig Lebensmittel aus der Konservendose.
  • Füllen Sie Trinkflaschen und Becher regelmäßig auf und trinken Sie kein Wasser, das über Tage hinweg in der Flasche gestanden ist.
  • Geben Sie kleinen Kindern nur Produkte in die Hand, die dafür vorgesehen sind, dass man sie in den Mund nimmt.
  • Fragen Sie im Geschäft nach Kinderspielzeug, das keine Bisphenole enthält, bzw. erkundigen Sie sich direkt beim Hersteller, wie sichergestellt wird, dass keine Bisphenole aus den Produkten austreten.

Gefährliche Weichmacher

TEST Bisphenole in Kinderprodukten. Wir haben Beißspielzeug, Decken, Dosen, Lätzchen, Schuhe, Sonnenbrillen, Strumpfhosen und Trinkflaschen auf problematische Bisphenole untersucht. Von 87 Produkten waren nur 28 frei davon

So haben wir getestet

Wir haben 87 Produkte untersucht. Sind Bisphenole enthalten und lösen sie sich heraus?

Je nach Produkttyp wurden vier verschiedene Methoden angewandt. In allen Fällen handelte es sich um die Analyse von Mischproben, sodass alle unterschiedlichen Materialien, aus denen jedes Produkt zusammengesetzt war, berücksichtigt wurden.

Migration in Speichel. Bei folgenden Produkten wurde die Migration von Bisphenolen in künstlichen Speichel gemessen: Kindersonnenbrillen, Beißspielzeug, Mundstücke der Trinkflaschen und Schluckbecher. Die Mischproben der Produkte wurden gewogen und in Wasser gewaschen. Die Migration von Bisphenolen in künstlichen Speichel (hergestellt nach der BS 6684 - British Standard Specification for Safety Harnesses (1987) wurde bei 37 °C für 30 Minuten durchgeführt und anschließend mit GC-MS analysiert.

Migration in Wasser. Bei den Trinkflaschen und Trinkbechern wurde die Migration von Bisphenolen in Wasser gemessen. Die Proben wurden mit Wasser gewaschen, bevor sie mit heißem Wasser (40 °C oder 60 °C, je nach Herstellerangabe) versetzt und 24 Stunden lang bei Raumtemperatur abgekühlt wurden. Das Wasser wurde anschließend mittels GC-MS analysiert.

Gehalt in der Dosenbeschichtung. Sowohl bei den Getränke- als auch bei den Lebensmitteldosen wurden die Dosen geöffnet, entleert und bei Raumtemperatur mit Wasser gewaschen, um Lebensmittel- oder Getränkereste zu entfernen. Anschließend wurde der Gehalt an Bisphenolen in der Dosenbeschichtung nach Extraktion mit Acetonitril über einen Zeitraum von 24 Stunden bei 40 °C mittels GC-MS bestimmt.

Gehalt in Textilien und Leder. Die Extraktion der Textil- und Lederproben erfolgte in einem Gemisch aus Aceton und Dichlormethan. Die Proben wurden 20 Minuten lang extrahiert und anschließend mit dem LC-ESI-MS analysiert.

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