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Plastikverpackungen im Supermarkt - denn's gewinnt

, aktualisiert am

Vor einem Jahr haben wir festgestellt, dass Obst und Gemüse im Supermarkt oft nur in Plastikverpackung erhältlich ist. Die Anbieter gelobten Besserung, passiert ist jedoch nicht sehr viel.

In dieser Untersuchung haben wir die Plastikquote in Supermärkten untersucht. Wir haben erhoben: wie hoch ist der verpackte anteil von Äpfeln, Gurken, Karotten, Paprika und Paradeisern?

Zu diesen Supermärkten finden Sie Ergebnisse:

  • ADEG
  • Billa
  • denn´s
  • etsan
  • Hofer
  • Interspar
  • Lidl
  • Merkur
  • Mpreis
  • Nah & Frisch
  • Penny
  • Spar Gourmet
  • Unimarkt

In Plastik verpacktes Obst und Gemüse ist in Zeiten, in denen Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend auf Müllvermeidung achten und sich gegen Ressourcenverschwendung einsetzen, ein besonderer Aufreger. Plastikverpackungen bei Obst und Gemüse - Jede Menge Müll haben wir deshalb die Plastikquote bei Karotten, Gurken, Paprika, Tomaten und Äpfeln in den österreichischen Supermärkten erhoben. Insgesamt waren über 60 Prozent davon in Plastik verpackt. Die großen Diskonter und Supermarktbetreiber fielen dabei besonders negativ auf. Karotten waren bei einigen Anbietern ausschließlich in Plastikverpackungen erhältlich, bei Tomaten lag die Quote großteils bei über 80 Prozent. Konfrontiert mit diesen Ergebnissen gelobten alle Anbieter Besserung bzw. verwiesen auf neue Programme zur Reduzierung der Plastikflut.

Kaum verbessert

Wir haben überprüft, ob die Versprechungen eingehalten wurden, und die Plastikquote bei Karotten, Gurken, Paprika, Tomaten und Äpfeln ein Jahr nach unserem ersten Test erneut erhoben. Dazu haben wir uns in insgesamt 59 Geschäften von 13 verschiedenen Betreibern umgesehen. Das erfasste Angebot machte 1.498 Einzelartikel aus – 1.001 davon waren verpackt, 497 wurden unverpackt angeboten. Das heißt, ziemlich genau zwei Drittel (67 Prozent) der angebotenen Gurken, Paprika, Tomaten, Karotten und Äpfel sind verpackt, ein Drittel liegt lose im Regal. Unter dem Strich hat sich die Situation gegenüber 2019 somit kaum verändert.

Neben unterschiedlichen Packungen mit Kunststoffanteil findet man mittlerweile auch reine Kartonverpackungen, diese sind jedoch deutlich in der Minderheit. Etwa 15 Prozent der Kunststoffumhüllungen sind als kompostierbares Plastik ausgelobt. Das bringt jedoch wenig, denn die Sackerln landen in der Regel nicht im eigenen Kompost, und auch die kommunale Müllentsorgung macht – zumindest, was Wien angeht – keinen Unterschied zwischen Bio-Plastik und Plastik. Beides landet in der Müllverbrennung.

Vor einem Jahr haben wir festgestellt, dass Obst und Gemüse im Supermarkt oft nur in Plastikverpackung erhältlich ist. Die Anbieter gelobten Besserung, passiert ist jedoch nicht sehr viel. (Bild: Alexandra Konstantinoudi/VKI)

Diskonter haben höchste Plastikquote

Letztjähriger Testsieger als Gewinner

Auf der Gewinnerseite ist der Testsieger des vergangenen Jahres. Der Bio-Anbieter denn’s hat es geschafft, die ohnehin relativ niedrige Plastikquote noch einmal deutlich zu senken. Waren hier im vergangenen Jahr 16 Prozent der erfassten Obst- und Gemüseprodukte in Plastikumverpackung erhältlich, sind es heuer nur noch 11 Prozent. denn’s hat also die Plastikquote um etwa ein Drittel reduziert. An zweiter Stelle folgt, was die Reduzierung der Plastikquote angeht, Spar Gourmet.

Diskonter als Verlierer

Anders sieht es bei den Diskontern aus. Lidl, Penny und Hofer „glänzen“ allesamt mit Plastikquoten von über 70 Prozent. Während es Hofer immerhin geschafft hat, seine Quote von 79 auf 72 Prozent zu senken, fällt der Anteil der in Plastik verpackten Produkte bei Lidl und Penny heuer noch etwas höher aus als im vergangenen Jahr.

„Trostlose“ Karotten

Nach wie vor trostlos ist die Situation bei den Karotten. Bei Penny, Nah&Frisch, Lidl, Etsan, Billa und ADEG fanden wir zum Erhebungszeitpunkt ausschließlich verpackte Ware vor. Bei MPreis und Hofer lag der verpackte Anteil bei über 90 Prozent. Auch bei den Tomaten ist die Plastikquote nach wie vor sehr hoch. Bei neun Anbietern sind mindestens 80 Prozent der Produkte verpackt. Sehr uneinheitlich ist das Bild bei Paprika. Während bei denn’s überhaupt keine verpackten Produkte mehr auffindbar waren, lagen bei Penny um 50 Prozent mehr verpackte Paprika im Regal.

Verpackt kommt teurer

Auch wenn der Preisvergleich aufgrund der höchst unterschiedlichen Verpackungsmengen nicht ganz einfach ist: Verpackte Ware ist in den Supermärkten eher günstiger als unverpackte. Es werden allerdings oft Großpackungen angeboten. Dadurch steigt das Risiko für verdorbene Ware, weil sie gar nicht so rasch verbraucht werden kann. Das trifft etwa auf Karotten zu, bei denen der Konsument ja in den meisten Fällen gar keine andere Wahl hat, als zur Plastik-Großpackung zu greifen. Und bei Großpackungen ist das Risiko für einen Verderb ohnehin höher, da schlechte Ware, die mit verpackt wurde, nicht so einfach zu erkennen ist. Zu guter Letzt muss auch noch das Plastik entsorgt werden. Das kostet Zeit und – über die Müllgebühr – auch Geld.


In unserem Heft KONSUMENT 9/2020 haben wir irrtümlich angekündigt, dass Sie online auch Stellungnahmen der Anbieter finden. Das war leider ein Missverständnis in unserer Redaktion. Wir entschuldigen uns für diesen Irrtum.

Plastikquote: Tomaten, Karotten

Erhoben wurde der verpackte Anteil der Angebote von Äpfeln, Gurken, Karotten, Paprika und Tomaten. Eine Plastikquote von 100 Prozent würde bedeuten, dass keine unverpackten Angebote erhältlich sind. Die Erhebung fand im Juli 2020 statt.

Erhoben wurde der verpackte Anteil der Angebote von Äpfeln, Gurken, Karotten, Paprika und Tomaten. (Bild: VKI)

Unverändert „Spitzenreiter“ bei der Plastikquote ist die Karotte. (Bild: Nattika/Shutterstock.com)Unverändert „Spitzenreiter“ bei der Plastikquote ist die Karotte. Im Vergleich zum letzten Jahr stieg die Quote noch einmal auf insgesamt 85 Prozent. Bei Penny, Nah&Frisch, Lidl, Etsan, Billa und ADEG gab es ausschließlich verpackte Karotten.

Unverändert „Spitzenreiter“ bei der Plastikquote ist die Karotte. Im Vergleich zum letzten Jahr stieg die Quote noch einmal auf insgesamt 85 Prozent. (Bild: VKI)

Im Vergleich zu 2019 hat sich bei den Tomaten kaum etwas getan. (Bild: Tim UR/Shutterstock.com)Im Vergleich zu 2019 hat sich bei den Tomaten kaum etwas getan. 70 Prozent des Angebotes sind nach wie vor in Kunststoffverpackung erhältlich. Neun Anbieter fallen mit eine Plastikquote von 80 Prozent und mehr auf. Nur denn’s und Unimarkt haben ihre Quote deutlich reduziert. Etsan bietet nach wie vor keine in Plastik verpackten Tomaten an.

Im Vergleich zu 2019 hat sich bei den Tomaten kaum etwas getan. 70 Prozent des Angebotes sind nach wie vor in Kunststoffverpackung erhältlich.(Bild: VKI)

Plastikquote: Äpfel, Gurken, Paprika

Die Plastikquote bei Gurken ist gegenüber 2019 deutlich gesunken. (Bild: Anastasiia Skorobogatova/Shutterstock.com)Die Plastikquote bei Gurken ist gegenüber 2019 deutlich gesunken. War vor einem Jahr noch etwa die Hälfte des Angebotes verpackt, sind es heuer nur noch rund 37 Prozent. Den größten Anteil an verpackten Gurken hat Lidl, gefolgt von Interspar, Spar Gourmet und Merkur.

War vor einem Jahr noch etwa die Hälfte des Angebotes verpackt, sind es heuer nur noch rund 37 Prozent. (Bild: VKI)

Kaum Veränderungen gibt es insgesamt bei Paprika. (Bild: Ruslan Kuzmenkov/Shutterstock.com)Kaum Veränderungen gibt es insgesamt bei Paprika. Bei einzelnen Anbietern hat sich allerdings durchaus etwas getan. denn’s hatte 2019 noch in Plastik verpackte Paprika im Angebot, heuer gab es keine verpackte Ware mehr. Deutlich reduziert haben auch Spar Gourmet sowie Nah&Frisch. Erheblich mehr Paprika in Plastik fanden wir bei Penny, Unimarkt und Etsan.

Kaum Veränderungen gibt es insgesamt bei Paprika. Bei einzelnen Anbietern hat sich allerdings durchaus etwas getan. (Bild: VKI)

Bei den Äpfeln ging der Anteil der Plastikverpackungen leicht zurück. (Bild: Bergamont/Shutterstock.com)Bei den Äpfeln ging der Anteil der Plastikverpackungen leicht zurück. Er sank von 46 auf 39 Prozentpunkte. Am deutlichsten reduzierten Spar Gourmet und MPreis – im Gegenzug stieg der Plastikanteil bei Unimarkt deutlich.

Bei den Äpfeln ging der Anteil der Plastikverpackungen leicht zurück. Er sank von 46 auf 39 Prozentpunkte. (Bild: VKI)

Preisgestaltung

Preisvergleiche zwischen verpackten und unverpackten Produkten waren nicht immer einfach, weil oft nicht die gleichen Sorten angeboten werden. Klassische Karotten wurden fast immer verpackt angeboten, die teureren Bundkarotten dagegen unverpackt. Bei den Tomaten waren die teureren, kleinen Sorten wie Cocktailtomaten fast immer verpackt im Angebot, nur die klassischen großen Rispentomaten gab es offen zu kaufen.

Im Folgenden einige Beispiele:

Billa

  • Der mittlere Kilopreis aller bei Billa angebotenen verpackten Äpfel lag bei 2,29 Euro. Für ein Kilogramm lose Äpfel musste man 2,84 Euro zahlen.
  • Konventionelle Golden Delicious kosteten im 2-Kilo-Plastiksack 1,50 Euro pro Kilogramm. Offen gekauft lag der Kilopreis bei 2,29 Euro.
  • Offen angeboten kosteten Paprika 0,82 Euro pro Stück, verpackte Paprika kosteten 0,70 Euro pro Stück.

Hofer

Bei Hofer erwies sich der Preisvergleich als besonders kompliziert.

  • Bei den Tomaten wurden die teureren Sorten ausschließlich verpackt angeboten.
  • Verpackte Gurken waren zum Kilopreis erhältlich, für offene Ware wurde ein Stückpreis verlangt. Gleiches galt für Spitzpaprika.
  • Verpackte Äpfel waren prinzipiell teurer als offen angebotene Äpfel – allerdings war Bio-Ware nur verpackt erhältlich.

Interspar

Auch hier war der Preisvergleich nicht ganz einfach, da auch hier unterschiedliche Sorten in unterschiedlicher Form angeboten wurden.

  • Bei den Tomaten kosteten die günstigsten verpackten um die 1,49 Euro das Kilo, für die günstigsten unverpackten musste man 2,79 Euro pro Kilo bezahlen.
  • Der Paprika-Mix (3er-Packung – grün, gelb und rot) kostete verpackt 2,49 Euro; hätte man die drei Paprika offen gekauft, wäre man auf einen Preis von 3,17 Euro gekommen.

Erhebungskriterien

Für die Erhebung im Juli 2020 haben wir je Supermarktkette zwischen 3 und 5 Filialen besucht. Dort wurde das Angebot an Gurken, Karotten, Paprika, Tomaten sowie Äpfeln erfasst. Ebenfalls aufgenommen wurde, welche Produkte unverpackt und welche verpackt angeboten wurden und in welcher Verpackungsform.

Bei Kunststoffverpackungen wurde keine Differenzierung vorgenommen – Plastikkübel, Folie, Folie über Karton, Plastiksack, nachhaltige „Öko“-Kunststoffverpackung wurden alle als Plastik eingestuft.

VKI-Tipps

  • Unverpackte Ware kaufen. Wir alle können dazu beitragen, die Plastikflut im Supermarkt zu reduzieren, indem wir verpackte Produkte links liegen lassen und vermehrt zu offen angebotener Ware greifen. Nehmen Sie beim Einkaufen Mehrweg-Sackerln mit oder legen Sie die Ware direkt in den Einkaufswagen – Sie waschen sie ja ohnehin vor dem Verzehr.
  • Saisonal kaufen. Wer bewusst saisonal einkauft, betreibt aktiven Umweltschutz. Kaufen Sie Früchte wie Birnen oder Erdbeeren im Supermarkt nur dann ein, wenn diese bei uns Saison haben. Obst und Gemüse aus Gewächshäusern, die mit fossilen Brennstoffen beheizt werden, haben oft eine noch schlechtere CO2-Bilanz als importierte Ware.
  • Verpackung kommt teuer. Plastikverpackungen verschwenden Ressourcen und kosten beim Entsorgen Zeit und Geld. Zudem steigt das Risiko für einen Verderb, da Großpackungen oft nicht rechtzeitig aufgebraucht werden bzw. mit abgepackte bereits verdorbene Ware nicht zu erkennen ist.

Leserreaktionen

Obst und Gemüse

Ihr Hinweis bzgl. beheizter Gewächshausproduktion verdient mehr Aufmerksamkeit bei den österreichischen Konsumenten. Jahrelang wurde und wird gegen Importe von Obst und Gemüse aus dem Ausland gewettert und den Konsumenten werden Produkte aus regionaler Produktion ans Herz gelegt. Das mag ja für die Sommermonate schön und gültig sein.

Wie kann man jedoch im Spätwinter und Frühjahr die gelobten „heimischen Produkte“ Tomaten, Gurken, Paprika usw. im Supermarkt anbieten? Na ja, fossile Brennstoffe machen es möglich. Wenn Ende März eine „heimische Gurke oder Tomate usw.” im Regal liegt, haben sie 6 bis 8 Wochen fossilen Energiekonsums 24 Stunden pro Tag hinter sich.

Der CO2-Konsum ist exorbitant höher als bei einem Transport (ca. 50 mg pro T./km) eines sonnengereiften Produktes aus dem Süden Europas. Aber das macht ja nichts, denn die österr. Produkte haben ein rot-weiß-rotes Mascherl umgehängt und bekanntlich heiligt der Zweck die Mittel. Die Frage ist also nicht Gurke/Tomate woher, sondern wann?

Und da hätten wir bei Obst und Gemüse aus österreichischer energiebewusster Produktion ein sehr reduziertes Angebot auf dem Tisch. Vielleicht führen Sie diese Aspekte den Konsumenten einmal vor Augen und öffnen ihnen diese, denn die Handelsketten führen sie diesbezüglich hinters Licht.

Siegbert Wiehl
Hard
(aus KONSUMENT 10/2020)

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