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Zwei gebackene Fischfilets auf einem Teller
Schaut lecker aus, kann aber kräftig mit "Ewigkeits-Chemikalien" kontaminiert sein. Bild: Victoria/stock.adobe.com

PFAS: Chemie im Speisefisch

Da kann einem schon der Gusto auf Fisch vergehen: Laut einer aktuellen Greenpeace-Untersuchung sind Speisefische und Meeresfrüchte aus der Nord- und Ostsee stark mit PFAS belastet – und landen auch in Österreich auf dem Teller. 

Was ist PFAS?

Beginnen wir mit einer Einordnung, was PFAS überhaupt ist. Und warum PFAS in Meeresfischen ein Problem darstellt, das man ernst nehmen sollte. 

PFAS (gesprochen „Pefas”) sind Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, die eine Gruppe von rund 15.000 synthetischen Chemikalien umfassen. Sie sind wasser-, hitze- und schmutzabweisend. Aufgrund dieser Eigenschaften werden PFAS u.a. in Kleidung, Kochgeschirr oder Lebensmittelverpackungen eingesetzt. 

Im Frühjahr 2025 haben wir einen umfangreichen Test veröffentlicht, der zeigt, in wie vielen Alltagsprodukten PFAS enthalten sind. 

Das perfide an PFAS

Diese Verbindungen gehen, salopp gesprochen, nicht und nicht kaputt. Sie können in der Natur nur äußerst schwer abgebaut werden. Aufgrund ihrer Beständigkeit werden sie oft auch „Ewigkeits-Chemikalien“ genannt.

Das gefährliche an PFAS

Laut aktueller Studienlage gibt es Zusammenhänge zwischen PFAS und Leber- und Nierenschäden, Fortpflanzungs- und Entwicklungsbeeinträchtigungen, sowie Schäden des Immunsystems. PFAS werden auch mit höheren Raten von verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht. Summa summarum sind es also Substanzen, die man nicht gern auf dem Speiseplan sehen möchte. 

PFAS im Fisch

Insbesondere bei Herstellungsprozessen und bei der Entsorgung von (Alltags-)Produkten, gelangen PFAS in die Umwelt. Und gehen dort nicht weg – Sie erinnern sich, Stichwort: Ewigkeits-Chemikalien. PFAS reichern sich in Böden an. Gelangen ins Grundwasser. Und schlussendlich auch in die Nahrungsmittelkette. 

Greenpeace wollte nun wissen, wie viel PFAS in Meeresfischen und -früchten aus Nord- und Ostsee zu finden sind. Zu diesem Zweck wurden 17 Proben von Speisefischen (u.a. Makrele, Scholle, Hering, Steinbutt), Muscheln und Krabben genommen. 

Die Proben wurden im Juni direkt von Fischkuttern, auf Fischmärkten und in Geschäften in Norddeutschland gekauft. 

Die Ergebnisse sind alarmierend

Verschiedene Fischfilets auf einem Fischmarkt angeboten
Bild: Brigitte/stock.adobe.com

In jeder einzelnen Probe wurden PFAS nachgewiesen. Wie bereits erwähnt, es gibt rund 15.000 PFAS-Verbindungen. Die vier in der Untersuchung am häufigsten nachgewiesenen PFAS-Verbindungen sind so gefährlich, dass sie in der EU bereits verboten und weltweit stark eingeschränkt wurden. Für diese Chemikalien wurden Grenzwerte eingeführt, wie viel ein Mensch davon wöchentlich maximal aufnehmen darf, ohne die Gesundheit zu gefährden. 

Bei acht der untersuchten Proben reicht schon eine Portion von 50 Gramm, um bei Kleinkindern die wöchentliche Höchstdosis zu überschreiten. Nur zur Veranschaulichung: 50 Gramm sind umgerechnet ca. zwei Fischstäbchen. 

Insbesondere Kinder sind also gefährdet. Aber auch die Erwachsenen-Höchstdosis ist bald erreicht. Ein Mensch mit 78 Kilogramm, schreibt Greenpeace in einer Aussendung, überschreite beim Konsum einer herkömmlichen Portion (150 Gramm) bei vier der 17 Proben bereits die wöchentliche Höchstdosis dieser äußerst bedenklichen PFAS-Verbindungen.

Fisch aus Deutschland auf rot-weiß-roten Tellern

Wer jetzt denkt: „Was tangiert mich ein auf einem Hamburger Markt gekaufter Fisch?“, irrt. Denn heimische Forellen oder Saiblinge landen nur selten auf rot-weiß-roten Tellern. 

Von den laut Auskunft der Statistik Austria acht Kilogramm Fisch, die in Österreich pro Kopf und Jahr verzehrt werden, stammen nur acht Prozent aus dem Inland. Der Rest wird importiert. Die wichtigsten Herkunftsländer sind die Türkei, Norwegen und: Deutschland. 

Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass Greenpeace in der Untersuchung sehr transparent erwähnt, dass die Ergebnisse „aufgrund der geringen Probenzahl und der unterschiedlichen Quellen möglicherweise nicht vollständig repräsentativ für das aktuelle Vorkommen von PFAS in Meerestieren aus der deutschen Nord- und Ostsee“ seien. Die Recherche liefere allerdings deutliche Hinweise, dass Fische und Meerestiere stark mit PFAS belastet sein und zu gesundheitsgefährdenden Konzentrationen in der Nahrung führen können.

Das Fazit

Meeresfisch oder -früchte sind zwar nicht das tägliche Brot der Österreicher:innen. Aber ein bis zwei Portionen Fisch sind für eine ausgewogene Ernährung jedenfalls empfehlenswert

Auch in Bezug auf PFAS gilt, wie für sämtliche andere Umweltgifte: Da wir immer wieder mit bedenklichen Chemikalien in Kontakt kommen, summieren sich diese mehr oder weniger kleinen Dosen in unserem Körper und es kommt zum sogenannten Cocktail-Effekt. Dieser besagt, dass die Kombination mehrerer Substanzen gesundheitlich bedenklicher sein kann als jede einzelne Substanz für sich.

Greenpeace fordert deshalb in Bezug auf PFAS ein „schnelles EU-weites Verbot“ aller PFAS. Und auch von der heimischen Politik ein „Ausreizen aller nationalen Möglichkeiten“. Zum Beispiel, indem PFAS wie in Frankreich oder Dänemark in Lebensmittelverpackungen, Kosmetik, Kleidung und Schuhen verboten werde.

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