Der Schwendermarkt im 15. Wiener Gemeindebezirk: Auf einem der ältesten Märkte der Stadt befindet sich das Geschäft von Unverschwendet. Hier begann 2015 die Geschichte des Unternehmens, als Cornelia Diesenreiter in der kleinen Küche mit einigen Freunden gerettetes Obst und Gemüse zu Marmeladen und Aufstrichen verarbeitete.
Auch heute dient der Marktstand noch als Geschäft und Treffpunkt für das Unverschwendet-Team, doch der Laden ist längst gewachsen: Wurden im ersten Jahr noch 500 Gläschen verkauft, waren es zwei Jahre später bereits 35.000 – heute befinden sich die Verkaufszahlen im sechsstelligen Bereich. Insgesamt konnten bereits 350.000 Kilo Obst und Gemüse gerettet werden.
Vom Verein zum Unternehmen
Nach einer Ausbildung zur Köchin, einem Rechts- und Wirtschaftsstudium und einem Abschluss in Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der BOKU Wien ging Diesenreiter nach England, um dort einen Master in nachhaltigem Produktdesign zu absolvieren. Sie erfuhr in ihrem Studium von einer Restmüllanalyse, die ergeben hatte, dass in einer Müllmenge von 1,5 Tonnen Müll 400 Kilogramm Lebensmittel gefunden wurden.
Zurück in Österreich beschloss sie, sich diesem Thema zu widmen, und musste feststellen, dass es auf dem Gebiet der Vermeidung von Lebensmittelabfällen keine Jobs gab. „Also entschloss ich mich, selbst aktiv zu werden, und gründete mit meinem Bruder Andreas den Verein Unverschwendet.“ Aus dem Verein wurde ein Unternehmen, das heute 20 Mitarbeiter hat und beständig wächst. „Wir haben bereits 15 Millionen Kilo Obst und Gemüse angeboten bekommen, können aber bei Weitem nicht alles annehmen.“
Lebensmittelüberschüsse verarbeiten
Unverschwendet nimmt ausschließlich Lebensmittelüberschüsse aus der Landwirtschaft an und arbeitet mit Betrieben zusammen, die Produkte wie Chutneys, Marmeladen oder Senf herstellen. Die Gründe für die Überproduktion sind vielfältig, die Lebensmittel zu klein, zu groß, zu krumm oder es ist gerade kein Transporter verfügbar. Doch auch die Unabwägbarkeiten der Natur spielen eine Rolle: "Wenn ein Supermarkt beim Bauern eine bestimmte Menge Melanzani bestellt, muss dieser 120 bis 160 Prozent anbauen, damit die bestellte Menge geliefert werden kann – weil er das Risiko von Hagel, Sturm oder Trockenheit mit einberechnet", erklärt Diesenreiter.
Ein weiterer Grund für Überproduktion sei die Lebensmittelindustrie: "Wir reden hier von einem sehr komplexen System, das es ermöglicht, günstig gute Qualität zu erhalten und in Filialen tausende unterschiedliche Produkte vorzufinden", so die 35-jährige Unternehmerin. "Dabei kommt es immer wieder vor, dass Lebensmittel nicht in diesen Prozess passen und übrig bleiben – obwohl sie qualitativ hochwertig sind."
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