Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Zu viel Zucker – "Wholey Crunchy Granola" ist weit weniger gesund, als es verspricht zu sein.
Wholey Crunchy Granola: Zu viel Zucker, um gesund zu sein!
"Wholey Crunchy Granola" gibt sich durch die Auslobungen "Ancient Grains" und "Kokosöl statt Palmöl" als besonders qualitätsvolles Müsli aus. Doch weder sind Dinkel und Hafer "Urgetreide", noch ist Kokosöl besser als Palmöl.
AKTUALISIERUNG: Rezeptur geändert
Der Hersteller hat die Zusammensetzung des Müslis geändert. Die Nährwerte haben sich verbessert.
Lesen Sie nachfolgend unseren Lebensmittel-Check zur alten Rezeptur des Granolas.
Das steht drauf: Wholey Crunchy Granola
Gekauft bei: Spar
Das ist das Problem
Auf den ersten Blick fielen Frau H. die Auslobungen "Kokosöl statt Palmöl" und "Ancient Grains" (Urgetreide) auf dem "Wholey Bio Crunchy Granola" Müsli positiv auf. Es drängte sich ihr aber sogleich die Frage auf: Ist Kokosöl wirklich besser als Palmöl, was die Nachhaltigkeit betrifft? Der Anbau und die Produktion beider Öl-Sorten sind schließlich geprägt vom Einsatz großer Monokulturen in Tropengebieten, dem Abholzen von Regenwald und Verstößen gegen Menschenrechte.
Unklar war unserer Leserin auch, was der Hersteller unter "Urgetreide" versteht. "Wholey Bio Crunchy Granola" besteht hauptsächlich aus Hafer- und Dinkelflocken – wie fast alle anderen Müslis auch. Frau H. ärgert sich: "Ein gezielter Kundennepp?" Das Produkt kostet rund 6 Euro für 300 Gramm. "Und der Trick, dass die Verpackung nur halb gefüllt ist, ist eh ein alter Schmäh!", meint die enttäuschte Kundin.
Kokos- statt Palmöl: Keine nachhaltige Lösung
Das Müsli "Wholey Bio Crunchy Granola" wirft jede Menge Fragen auf. Wir haben den Hersteller mit den Kritikpunkten der Konsumentin konfrontiert. Auch wir sehen im Tausch von Palm- gegen Kokosöl keine erhebliche Verbesserung hinsichtlich der sozialen und ökologischen Auswirkungen.
Laut Stellungnahme setzt der Produzent zumindest Kokosöl aus biologischem Anbau ein. Das ist natürlich besser als aus konventionellen Plantagen, aber bei einem Bioprodukt auch vorauszusetzen. Dass der Hersteller bereits Versuche unternimmt, heimische Öle wie zum Beispiel Sonnenblumenöl zu verwenden, ist begrüßenswert.
Dinkel als Urgetreide beworben?
Nun zu den auf der Vorderseite beworbenen "Ancient Grains", dem "Urgetreide": Laut Zutatenliste befinden sich neben anderen Zutaten 27 Prozent Vollkorn-Dinkelflocken, 26 Prozent Vollkorn-Haferflocken sowie etwas gepuffter Amaranth in der Müslimischung.
Der Hersteller tischt Konsument:innen also ein bisschen Amaranth und vor allem Dinkel als Urgetreide auf.
Die Definition dafür ist rechtlich nicht geschützt, landläufig werden Einkorn, Emmer, Waldstaudenroggen und Khorasan-Weizen als Urgetreide eingestuft, auch Dinkel wird teils genannt. Dinkel und Hafer sind im Müsli aber eher alltägliche Zutaten, die nicht unbedingt eine Besonderheit darstellen. Mit der Auslobung "Ancient Grains" weckt der Hersteller vermutlich aber mehr Interesse.
Zu süß, um gesund zu sein
"Bio, ballaststoffreich und ohne raffinierten Zucker" sind weitere Auslobungen auf der Müslipackung. In der Zutatenliste lesen wir: Kokosblütensirup. Das bedeutet, dass das Granola Zucker enthält. Denn süßende Zutaten wie Kokosblütensirup bestehen großteils aus Zucker und sind nicht gesünder als Haushaltszucker aus der Zuckerrübe. Zur Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen leisten sie keinen nennenswerten Beitrag. Zudem ist die süßende Zutat weit gereist. Der Hinweis "ohne raffinierten Zucker" auf der Vorderseite rückt das Produkt in ein gesünderes Licht, als es tatsächlich ist.
Aufgrund des recht hohen Zuckergehalts von 21 Gramm je 100 Gramm weist "Wholey Bio Crunchy Granola" das ungünstige Nutri-Score-Ergebnis D auf, auch der Salzgehalt (0,88 g/100 g) und Fettgehalt wirken sich negativ auf das Ergebnis aus – wer hätte das bei dieser Aufmachung vermutet?
Reaktion der Green Grizzly GmbH
Der Hersteller sieht alle seine Produktauslobungen als gerechtfertigt an, will aber die gegebene Verpackungsgröße hinterfragen.
"Es liegt uns bei Wholey sehr am Herzen, unseren Kund:innen hochwertige Produkte anzubieten und transparent über Inhaltsstoffe sowie deren Ursprung zu kommunizieren. Gerne nehmen wir zu den angesprochenen Punkten Stellung.
Urgetreide
Mit unserem Crunchy Granola bieten wir ein Knuspermüsli an, das im Vergleich zu herkömmlichen Produkten nicht nur geschmacklich spannender ist, sondern auch ein komplexeres Nährstoffprofil bietet. Während viele Produkte nur aus Haferflocken bestehen, kommen bei und auch Dinkel und Amaranth in den Mix.
- Dinkelflocken: Dinkel zeichnet sich durch einen hohen Eiweißgehalt aus und ist ballaststoff- und mineralstoffreich.
- Gepuffter Amaranth: Hochwertige Proteinquelle. Enthält die Aminosäure Lysin, die in pflanzlichen Lebensmitteln oft limitiert ist, sowie Mineralstoffe (vor allem Eisen) und Antioxidantien
Beide Getreidesorten zählen zu den Urgetreiden – auch wenn es sich bei Amaranth um ein sogenanntes Pseudo-Getreide handelt. Urgetreide wurden schon vor vielen tausend Jahren angebaut – sie sind die Vorgänger heutiger Getreide-Hybridsorten. Urgetreide ist von Natur aus anspruchslos und unempfindlich gegen Krankheiten, was wiederum einen umweltschonenderen Anbau ermöglicht.
Kokosöl
Wir verzichten in all unseren Produkten auf Palmöl. Darauf legen nicht nur wir, sondern auch viele Verbraucher:innen Wert. Deshalb weisen wir prominent auf der Verpackung darauf hin und zeigen gleichzeitig transparent die von uns verwendete Alternative auf.
Es ist richtig, dass keine in Monokultur angebaute Palme sich mit Nachhaltigkeit schmücken kann und die Pflanzenölproduktion in großen Mengen kritisch für Umwelt und Biodiversität ist, sowie negative soziale Folgen mit sich bringen kann. Deshalb ist es bei allen Produkten besonders wichtig, auf einen verantwortungsvollen Anbau zu achten.
Das von unserem Hersteller verwendete Kokosöl stammt – wie alle unsere Zutaten – aus kontrolliert biologischem Anbau, der darauf ausgerichtet ist, Umwelteinflüsse möglichst gering zu halten. Unser Hersteller bezieht sein Kokosöl von den Philippinen, wo der Anbau großteils durch Kleinbauern erfolgt.
Um die Crunch-Cluster unseres Granolas zu backen, benötigt es Öl. Mit Kokosöl funktioniert das nicht nur besonders gut, es rundet unser Granola auch geschmacklich ab. Dennoch arbeiten wir seit einiger Zeit daran, auf eine regionale Alternative wie etwa Sonnenblumenöl umzustellen und damit die Umweltauswirkungen weiter zu verringern. Bisher konnten wir in der Produktentwicklung jedoch nicht den Durchbruch erzielen, der dem sensorischen Anspruch an unsere Produkte gerecht wird. Es ist uns wichtig, uns konstant weiterzuentwickeln und auch in der Vergangenheit aus Überzeugung getroffene Entscheidungen kritisch zu hinterfragen.
Füllmenge
In die Auswahl der Verpackung fließen eine Reihe von Kriterien ein, sie sind aber auch immer limitiert auf die Möglichkeiten des Produktionspartners. Wir achten stets darauf, die gesetzlichen Vorgaben zur Füllmenge einzuhalten und den Kund*innen keine ‚Mogelpackungen‘ anzubieten. Auch bei unserem Granola ist das der Fall. Es ist nicht unsere Intention, mit der genutzten Packung die Wahrnehmung größerer Füllmengen zu erzeugen, und wir schauen uns gerne noch einmal an, ob es hier zukünftig Optimierungspotential gibt."
Green Grizzly GmbH
6.6.2023
Wir meinen
Prüfen Sie gerade bei Produkten, die bestimmte Zutaten hervorheben und einen "gesünderen" Anschein machen, die Produktaufmachung anhand der Nährwerttabelle und Zutatenliste.
Der Hersteller hat uns im Juli 2023 noch weitere Informationen zukommen lassen, dass Rezeptur und Verpackung aktuell überarbeitet werden – das werden wir uns gerne ansehen!
Wir empfehlen auf konsument.at
Zucker-Ersatz - Süße Versuchungen und Alternativen (3/2018)
https://konsument.at/zuckerersatz042018
Billa bio Nuss-Nougat-Creme: Kokosöl statt Palmöl (2/2023)
https://konsument.at/lebensmittel-check/re-check/billa-bio-nuss-nougat-creme
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