Wir haben im Handel nachgefragt und einen Kältetechniker zu Rate gezogen. Die Antworten, die wir von den Lebensmittelhändlern bekommen haben, sind widersprüchlich. Insbesondere die großen Zwei, also Rewe (Billa, Penny etc.) und Spar, sind sich so gar nicht einig. Rewe gibt der Konsumentin im Grunde recht. Man bittet um Geduld, die Umrüstung der Märkte hin zu modernen Geräten mit verschließbaren Glastüren sei im Laufen.
Unterschiedliche Antworten
Spar argumentiert eigentlich genau gegenteilig. Dass offene Kühlregale, mit einem unsichtbaren Luftschleier ausgestattet, das Nonplusultra seien. Hätten die Kühlregale Türen, würde jeder Öffnungsvorgang kalte Luft in den Verkaufsraum saugen: ein erheblicher Kälteverlust – also Energieaufwand. Die Diskonter Lidl und Hofer antworten subtiler: Ja, man evaluiere und modernisiere, aber die offenen Kühlregale seien wegen der hohen Zugriffsfrequenzen wohl zu präferieren. Und in der Nacht würden die Regale zusätzlich mit Rollos verschlossen, dann funktioniere die Kühlung noch effizienter.
Schwierige Gesamtrechnung
Wer hat recht? Das haben wir Harald Kratky von der Kratky Kältetechnik GmbH aus Wien gefragt. Eine knifflige, weil komplexe Frage, gab auch der Experte zu. „Aber“, um seine Schlussfolgerung vorwegzunehmen, „am Ende des Tages wird die Version mit den Türen die effizientere sein.“ Denn damit benötige man um rund ein Drittel bis die Hälfte weniger Kälteleistung und daher auch weniger Strom. Freilich, wenn man es, wie Herr Kratky es nennt, ganzheitlich betrachtet, stelle sich die Frage, „wie viel Energie für die Produktion der Türen, Scharniere, Griffe, Dichtungen und gegebenenfalls eines Heizbandes, das das Anlaufen der Glasfläche verhindert, benötigt wird“. Diese energetische Gesamtrechnung könne er leider nicht anbieten.
Kälteverlust durch Türöffnung?
Gar nichts abgewinnen kann der Kältetechnik-Experte aber der oben erwähnten Aussage, wonach jeder Öffnungsvorgang einer Tür kalte Luft in den Verkaufsraum sauge und dass das einen erheblicher Kälteverlust und somit Energieaufwand bedeute. Kratky: „Da die Türen nur für kurze Zeit geöffnet sind, steht das in keinem Verhältnis zur Variante ohne Tür.“
Weniger Spontankäufe?
Die Ökologie ist in dieser ohnehin widersprüchlichen Debatte die eine Seite. Ausschlaggebend für den Handel ist aber sicherlich die Ökonomie. Die Höhe der Energierechnung ist dabei ein Faktor. Die bereits erwähnte Zugriffsfrequenz ein weiterer. Die Befürchtung scheint zu sein, dass Kunden weit weniger oft zugreifen, wenn sie im wahrsten Wortsinn vor verschlossenen Türen stehen. Vor allem im Hinblick auf Spontankäufe. Und das hätte natürlich wesentliche Auswirkungen auf den Umsatz. Unterm Strich also eine nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung.