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Zug Bahnsteig Handgezeichnete Skizze
Mit dem Klimaticket begann vor 2 Jahren eine neue Ära des Bahn- und Busfahrens in Österreich. Bild: Marina Onokhina / Shutterstock.com

Klimaticket: Resümee nach zwei Jahren

| 2 Kommentare

Im Oktober 2023 gibt es das Klimaticket Österreich seit zwei Jahren. Die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in Österreich ist damit zu einer Einheit zusammengewachsen und hat eine neue Qualität erreicht. Doch ein paar Kinderkrankheiten sind noch zu kurieren.

Ein attraktiver Pauschalpreis, einfach am Schalter oder online kaufen, einsteigen und mit dem gesamten öffentlichen Linienverkehr von Bahnen, Bussen, Verkehrsverbünden und Stadtverkehren fahren. Mit dem Klimaticket Österreich (Klimaticket Ö) begann im Oktober 2021 eine neue Ära des Bahn- und Busfahrens in Österreich. Bis Jänner 2023 haben bereits über 200.000 Menschen dieses Angebot genutzt.

Klimaticket – wie viele verkauft?

Die Details für das Klimaticket Ö sind in der Klimaticket-Verordnung geregelt. Die Verträge sind auf unbefristete Zeit abgeschlossen. Die rechtliche Grundlage ist – wie bei allen Ausgaben des Bundes – das Bundesfinanz(rahmen)gesetz für die jeweilige Periode. Im ersten Jahr wurden dafür von der Regierung 150 Millionen Euro in die Hand genommen. 

Für 2023 sind im Budget des Bundes rund 170 Millionen Euro vorgesehen, so Jakob Lambert, Geschäftsführer von One Mobility. Die One Mobility Ticketing GmbH wurde gegründet, um Vertrieb, Marketing und Kundenservice für das Klimaticket Ö zu organisieren. Mit Juni 2023 waren bereits 240.000 Stück verkauft. 56 Prozent der Kund:innen gaben an, dass sie Wege mit dem Auto auf die Öffis verlagert haben.

Wie viel kostet das Klimaticket?

1.095 Euro kostet das Klimaticket Österreich Classic. Für einige Personengruppen – Senior:innen, Jugendliche bis 26 und Menschen mit Behinderung („Spezial“) gibt es das Klimaticket Ö ermäßigt um 821 Euro. Ein Familienaufschlag von 110 Euro macht jedes Ticket zum „Klimaticket Österreich Familie“, mit dem bis zu vier Kinder zwischen 6 und 15 Jahren mitgenommen werden können – auch ohne Verwandtschaftsverhältnis oder Angabe der Namen der Kinder.

Foto vom Klimaticket
So sieht das Klimaticket aus Bild: VKI

Was hat sich verändert?

Busangebot sichtbarer

Der Busverkehr ist in den Fahrplanauskünften schon lange integriert, sodass bei Zielen abseits der Bahn automatisch Busse vorgeschlagen werden – sofern vorhanden. Busse waren aber in bisherigen Angeboten wie Österreichcard, Einfach-Raus-Ticket und ÖBB-Vorteilscard tariflich nicht integriert, mussten extra bezahlt werden und waren damit nicht so interessant. Durch das inklusive Klimaticket wird auch der regionale Busverkehr vermehrt für Ausflüge und Besuche am Land genutzt.

Ausnahmen

Vor allem touristische Verkehrsmittel wie Bergbahnen, Skibusse sowie Nachtbusse können mit dem Klimaticket nicht genutzt werden. Eine detailliertere Aufzählung bietet die private Website verkehrsgewebe.at. Hier findet sich auch eine Aufzählung von Bedarfsverkehren, die mit dem Klimaticket Ö bereits kostenlos oder ermäßigt genutzt werden können.

Klimaticket-Vorteilswelt

Auf klimaticket.at, der offiziellen Informationsplattform zum Klimaticket, finden sich Informationen und Neuheiten, so auch die „Klimaticket-Vorteilswelt“: eine Liste von Einrichtungen, bei denen es Rabatte auf Eintrittspreise, bei Sharing-Angeboten etc. gibt.

Wegfall ÖBB-Österreichcard 

Die Änderungen im Tarifsystem durch das Klimaticket Ö brachte für einige wenige Gruppen von Fahrgästen auch Verschlechterungen. So hat es die österreichweiten Jahreskarten für ÖBB-Züge, die ÖBB-Österreichcards, ersetzt – zuletzt auch die Österreichcard Familie. Das sorgte für Enttäuschung, weil damit ein günstiger Pauschalpreis für die ganze Familie mit der Möglichkeit, trotzdem jeweils allein zu reisen, wegfiel. Denn beim Klimaticket benötigt nun jede Person, die allein reisen möchte, ein eigenes Klimaticket, was in Summe deutlich teurer ist.

Wechsel Jahreskarte Klimaticket

Auch beim Umstieg von Jahreskarten einzelner Verkehrsunternehmen auf das Klimaticket sind manche gewohnte Zusatznutzen des alten Produktes nicht mehr enthalten, etwa Gratisstrom-Angebote von Wien Energie im Zusammenhang mit einer Jahreskarte der Wiener Linien. 

Andere Zusatzboni – z. B. die kostenlose Fahrradmitnahme in Wien – wurden mittlerweile auf das Klimaticket Ö ausgedehnt. Auch die ÖBB haben in Details nachjustiert und etwa Vergünstigungen für spezielle Speise- und Getränkekombis in den ÖBB-Speisewägen, die mit der ÖBB-Vorteilscard oder Österreichcard erhältlich sind, 2022 auf das Klimaticket erweitert.

Zusatzangebote

ÖBB und Westbahn bieten spezielle Angebote für Sitzplatzreservierungen oder Erste-Klasse-Upgrades zum Klimaticket Ö an. Der ÖBB-Reservierungsrabatt von 50 Prozent auf Sitzplatzreservierungen für drei Monate kostet mit dem Klimaticket ermäßigt 19,90 Euro. Wieder weggefallen sind die Vielfahrer-Reservierungsabos (20/50/100 Stück).

Ebenfalls gestrichen wurde das attraktive, um 50 Prozent ermäßigte Erste-Klasse-Upgrade mit ÖBB-Vorteilscard, das rasch viele Fans gefunden hatte. Diese sind verständlicherweise verärgert über ihre nun nutzlos gewordene, zusätzlich gekaufte Vorteilscard, wie in vielen Zuschriften an die KONSUMENT-Redaktion zu lesen ist.

Jubel-Vorteilspackerl der ÖBB

Die Bundesbahnen, die heuer 100 Jahre ÖBB feiern, bieten derzeit das sogenannte „Jubelpackerl“ an, das ergänzend zum Klimaticket Ö um 100 Euro erworben werden kann. Dieses gilt ein Jahr und umfasst 30 Prozent Rabatt beim Wechsel von der zweiten in die erste Klasse, 50 Prozent Rabatt auf Sitzplatzreservierungen, spezielle Sparschiene-Angebote (Erste-Klasse-Upgrades, internationale Angebote) sowie zwei kostenlose Upgrades in die erste Klasse. Dieses Angebot ist nur mit ÖBB-Kundenkonto erhältlich und kann im Aktionszeitraum bis 22. Mai 2024 via ÖBB-App, ÖBB-Ticketshop oder ÖBB-Ticketschalter gekauft werden.

Bereits seit Beginn bieten die ÖBB an, das Klimaticket generell auf ein Erste-Klasse-Ticket aufzuwerten, indem ergänzend zum Classic-Preis 1.355 Euro sowie zu den ermäßigten Tickets 1.030 Euro aufgezahlt werden.

In den Westbahn-Zügen kann mit dem Klimaticket online vor der Fahrt kostenlos ein Sitzplatz reserviert werden. Und man kann damit ohne Aufpreis die Comfort Class (2+) buchen.

Regionale Klimatickets

Bei den regionalen Klimatickets der Verkehrsverbünde in den Bundesländern sind einheitliche Preise zwischen den Verkehrsverbünden nicht gelungen und die Angebote variieren. Häufig wurden bestehende Verkehrsverbund-Jahreskarten übernommen und umbenannt. Doch es kam auch zu interessanten Verbesserungen. So bietet der VOR, der seit Jahren keine Gesamtnetzkarten mehr hatte (nur Streckenkarten), jetzt wieder Netzkarten für das gesamte VOR-Gebiet (Wien, NÖ, Burgenland).

Neue Reiseideen

Wer ein Klimaticket Österreich hat, sucht auch vermehrt nach neuen Reiseideen. Um das Angebot besser zu nutzen, braucht es Anregungen für Ausflüge mit Bus und Bahn. Beispielgebend ist dafür der Netzplan Steiermark des Verkehrsverbund Steiermark speziell für Wochenend-Freizeitfahrten, der am Wochenende verkehrende Linien zusammenfasst – ohne Buslinien, die nur werktags fahren. Viele gute Ideen bietet auch das informationsreiche Portal bahnzumberg.at.

Wie wird das Klimaticket besser?

Etwas mehr als fünf Prozent der Anfragen und Anträge bei der Schlichtungsstelle Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) im Bahn-Bereich betreffen derzeit Klimatickets – Tendenz steigend. Die Themenpalette lässt verbesserungswürdige Schwachstellen erkennen, wie die außerordentliche/vorzeitige Kündigung des Klimatickets, Probleme bei der Umstellung der Zahlung, Probleme mit der Verspätungsentschädigung etc. Kritisch merkt die apf auch die Kündigungsfrist von einem Monat ab dem siebten Bezugsmonat für eine ordentliche Kündigung bzw. die eingeschränkten Möglichkeiten zur außerordentlichen Kündigung an.

Die Chance auf Entschädigung bei Verspätungen ist beim Klimaticket Ö sehr eingeschränkt. Es gibt nur bei ÖBB-Zügen unter gewissen Voraussetzungen einen geringen pauschalierten Ersatzanspruch in Höhe von etwas über vier Euro pro Monat, maximal 40 Euro im Jahr. Die apf hat eine Anleitung online gestellt, was zu tun ist, und sieht einen Nachholbedarf bei Transparenz und Vereinheitlichung der Verspätungsentschädigung.

Klimaticket App?

Ein nächster Schritt, so Jakob Lambert von One Mobility, werde ein App-Ticket für das Klimaticket Ö sein, das noch im Jahr 2023 starten soll, und zwar in den Apps der Klimaticket-Partner.

Mehr zum Thema

FAQ: Rund ums Klimaticket Österreich ist bei Weitem noch nicht alles klar: Wo kann ich das Klimaticket kaufen? In welchen Verkehrsmitteln gilt es? Wie viel kostet welche Variante? Ist es steuerlich absetzbar? Wo bleibt die App?

Lesen Sie hier die Antworten auf die häufigsten Fragen: konsument.at/klimaticket-faq

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Die Öffis in Österreich sind sehr unterschiedlich attraktiv und nutzbar – je nachdem, wo man wohnt. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kostet auch Zeit und Geld.

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2 Kommentare

Jubelpackerl tritt erst nach 2 Wochen in Kraft

fuchsig, 23. September 2023, 11:09

Achtung, zumindest bei mir trat die Gültigkeit erst 2 Wochen nach Kauf inkraft, sodass meine 30% - Ermäßigung bzw. Gratis-Upgrade auf die erste Klasse nicht inanspruch genommen werden konnte...

Bei Onlinekauf

Redaktion, 11. Oktober 2023, 11:10

Liebe:r fuchsig,
wir haben bei den ÖBB nachgefragt und die Antwort erhalten, dass die Rabatte sofort verfügbar seien. Nur die gratis 1.-Klasse-Upgrades würden erst nach 2 Wochen im Kundenkonto erscheinen. Auf der Website haben wir einen Hinweis auf diese 2-Wochen-Frist gefunden, und zwar tritt diese ein, wenn man das Jubelpackerl zum KlimaTicket Ö online oder in der App kauft und nicht am Schalter. https://www.oebb.at/de/fragen-und-antworten/kundenkarten/geburtstagsprodukte unter der Überschrift „Jubelpackerl zum Klimaticket Ö“ / „Ab wann sind die 1. Klasse Upgrade Gutscheine gültig bzw. einlösbar?“
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