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Weißes Textil bzw. Leinengewebe mit frischen grünen Flachspflanzen darauf
Bild: AnaSeny / shutterstock.com

Periodenunterwäsche Jessa nature von DM - Greenwashing?

Hersteller wiederverwendbarer Periodenprodukte werben vor allem mit Umwelt- und Kostenargumenten für ihre Produkte. Wir haben uns den Öko-Aspekt exemplarisch an dem Menstruationsslip Jessa nature von DM angesehen.

Was uns stutzig gemacht hat

Perioden-Pantys werden als umweltbewusste Alternative zu herkömmlichen Menstruationsprodukten vermarktet. Aber ist dem wirklich so?

Wir haben aus dem Testfeld exemplarisch den Menstruationsslip Jessa nature von DM herausgegriffen und die Nachhaltigkeitsversprechen kritisch beurteilt. Entschieden haben wir uns für dieses Produkt, weil DM es nicht nur mit wohlklingenden Nachhaltigkeitsversprechen, sondern auch mit diversen Gütesiegeln vermarktet.

Jessa nature Periodenunterwäsche Packung
Bild: VKI

Der Check

Vordergründig erscheint Menstruationsunterwäsche als nachhaltige Alternative zu Einwegprodukten wie Tampons und Binden – wobei es für letztere auch Mehrwegalternativen gibt. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch schnell deutlich, dass teils kritische Stoffe verwendet werden. Das ist nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch.

Silber in Textilien

Bei Jessa nature kommt der „biozide Wirkstoff Silber adsorbiert auf Siliziumdioxid (Nano)“ zum Einsatz (zur Verhinderung von Geruchs- und Keimbildung). Die Verwendung von Silber in Textilien ist prinzipiell kritisch zu sehen. Silberchlorid ist sehr giftig für Wasserorganismen. Beim Waschen können sich die Substanzen aus den Textilien lösen. 

DM kalmiert

DM kalmiert in einer Stellungnahme. Im konkreten Fall sei die Wirkstoffverbindung technisch so im Produkt verarbeitet, dass sie nicht herausgewaschen werden könne. Bei unseren Labortests konnten wir keine Auswaschung von Silber (Gesamtsilber) nachweisen – was durchaus für die Argumentation von DM spricht.

Periodenunterwäsche ist darüber hinaus immer ein Produkt aus Verbundmaterialien, bei Jessa nature sind es verschiedene erdölbasierte Kunststoffe (Polyamid, Elasthan und Polyester) und Baumwolle. Ein Recycling ist damit de facto nicht möglich.

Jessa nature Periodenslip
Bild: VKI

Fazit

Auf der Verpackung bzw. auf der DM-Homepage werden blumige Nachhaltigkeitsversprechen gemacht. „Respektvoller Umgang mit der Natur“, „für die Welt von morgen“, „Natürlichkeit“ ist dort unter anderem zu lesen. Auch wenn Perioden-Pantys aus Kreislauf- und Ressourcensicht durchaus der Vorzug gegenüber Einwegprodukten zu geben ist – DM trägt bei der Bewerbung wohl zu dick auf.

Auch die vielen Labels auf der Verpackung (Oeko-Tex, Vegan, Cotton Natural Blend, etc.) wirken übertrieben, der Mehrwert für Verbraucher:innen ist vergleichsweise gering. Wer es mit der Kreislaufwirtschaft ganz genau nimmt, wird eher die Menstruationstasse als den Periodenslip benutzen.

Melden Sie Greenwashing!

Um den Markt in Bezug auf Greenwashing bestmöglich zu kontrollieren, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Deshalb können wir unsere monatliche Aufforderung nur wiederholen: Melden Sie uns Greenwashing! Der VKI geht aktiv und erfolgreich gegen Greenwashing auf allen Ebenen vor. Der Greenwashing-Check ist ein großer Erfolg und wir bleiben weiterhin dran.

Wir blicken auch deshalb optimistisch in die Zukunft, weil sich in Sachen Greenwashing auf EU-Ebene einiges tut. Wenn die sogenannte Green-Claim-Verordnung wie geplant 2024 in Kraft tritt, bedeutet das: leichtere Rechtsdurchsetzung bei irreführenden grünen Werbebotschaften.

Greenwashing? Grünes Mascherl, nichts dahinter? Melden Sie es uns!
Greenwashing? Grünes Mascherl, nichts dahinter? Melden Sie es uns! Bild: VKI

Sie sind über ein dreistes grünes Werbe­versprechen gestolpert? Helfen Sie mit bei unserer ­Offensive gegen Greenwashing! Ein Formular dafür finden Sie auf konsument.at/greenwashing

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