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Flugzeug
CO2-neutral fliegen? Das geht nicht. Bild: Markus Mainka/shutterstock.com

AUA: Ein Greenwashing-Urteil mit Strahlkraft

Wir haben die AUA wegen Green­washing geklagt und gewonnen. Das Urteil hat viel Aufsehen erregt, auch international. Und es hat das Zeug, die gesamte Luftfahrtbranche ordentlich durcheinanderzuwirbeln.

Zugegeben, eine gewagte These. Aber nicht ganz aus der Luft gegriffen. Mit dieser Klage haben wir einen Nerv getroffen, gerade im Börsenumfeld. Die AUA ist eine Tochter der börsennotierten Lufthansa. Wenn sich rechtlich etwas rund um das immer relevanter werdende Thema Greenwashing („Green Claims“) tut, spitzen Aktionär:innen die Ohren – und erzeugen Handlungsdruck. Nach Urteilsveröffentlichung durch den VKI ist die Lufthansa-Aktie um knapp sechs Prozent gefallen.

Wie ist in diesem Zusammenhang das AUA-Urteil zu bewerten? Hat es Strahlkraft auf die gesamte Luftfahrtbranche? Über den deutschsprachigen Raum hinaus? Wenn man sich anschaut, in welchen Ländern und aeronautischen Fachmedien darüber berichtet wurde, lautet die Antwort: Ja.

Breites Medien-Echo

Kaum ein anderes Thema hat in der Vergangenheit des VKI ein derart breites ­Medienecho gefunden. Die Berichterstattung erstreckte sich über ganz Europa, zum Beispiel von Deutschland über Frankreich, die Niederlande, Belgien und die Schweiz bis hin nach Griechenland. Aber auch für Medien in den USA, Mexiko oder Katar war das Thema interessant. Sogar die Presseagentur in Namibia berichtete über unser AUA- Greenwashing-Urteil.

Fliegen: CO2-neutral möglich?

Wir haben die AUA, stellvertretend für die gesamte Luftfahrtbranche, dort erwischt, wo es ­ordentlich wehtut: beim Werbe-Spin „Fliegen ist CO2-neutral möglich. Schon jetzt“. In der AUA-Werbung, die Stein des Anstoßes war, ging es im Kern darum, das klimaschädliche Kerosin grüner zu machen. Diese „grünen“ Treib­stoffe nennen sich Sustainable Aviation Fuels (SAF), also nachhaltige Flugkraftstoffe. Sie werden Kerosin beigemischt – in homöopathischen Dosen. Die OMV produziert SAF für die AUA und mengt herkömmlichem Kero­sin derzeit 0,4 Prozent SAF bei. In der Realität ist man von den sugge­rierten 100 Prozent Öko-Treibstoff also meilenweit entfernt.

Fliegen ist klimaschädlich

Wie man es dreht und wendet: Fliegen ist klimaschädlich. Insgesamt ist der Flugverkehr für fünf bis acht Prozent des menschengemachten Klimawandels verantwortlich, rechnet das Umweltbundesamt vor. Aber nur ein Drittel davon geht auf das Verfliegen von Kerosin zurück. Wie das? Nur ein Drittel? Ja, die restlichen zwei klimaschädlichen Drittel sind sogenannte Nicht-CO2-Effekte, zum Beispiel Kondensstreifen oder Stick­oxide.

 Welcher Treibstoff verwendet wird, ist also klimatechnisch zu mehr oder weniger zwei Dritteln egal. Denn an den Nicht-CO2-Effekten ändert auch ein „nachhaltiger Flugkraftstoff“ kaum etwas. Dafür müsste schon mit alter­nativen Antrieben wie etwa Elektro­motoren geflogen werden. 

Aber von ­einem massentauglichen Einsatz von Elektroflugzeugen sind die Airlines noch Jahre, Jahrzehnte entfernt. Wenn überhaupt.

Wohin geht die Reise?

Wie gesagt, Fliegen ist klimaschädlich. Und wenn die Branche redlich kommunizieren würde, dann müsste sie sagen: Das wird sich auch so schnell nicht ändern. Dieses Image schmeckt den Airlines freilich nicht. 

Die AUA tat sich in einer Facebook-Werbung als erste österreichische Airline hervor, die mit SAF aus Alt­-S­peiseöl fliege. Sie hat nicht geschrieben, was korrekt gewesen wäre: „Wir mischen dem Kerosin SAF bei.“ Das war dem Marketing der Airline zu wenig grün, zu wenig knackig. Wäre aber die Wahrheit gewesen. Auch der Green-Claim, der der AUA vor Gericht zum Verhängnis wurde, ging meilenweit am Ziel vorbei: „CO2-neutral zur Biennale fliegen? Für uns keine Kunst! 100 % SAF“.

Werden sich die Airlines etwas anderes einfallen lassen, um ihr Kerngeschäft grüner darzustellen? Womöglich. Aber sie werden im Hinterkopf auch das AUA- Urteil haben – und hoffentlich entsprechend zurückhaltender mit überbordend grünen Werbeaussagen sein.

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