
Greenwashing-Erfolge für das Klagsteam des VKI
In manchen Fällen ist Greenwashing so offensichtlich bzw. dreist, dass wir juristisch tätig werden. Zuletzt konnten wir zwei Verfahren positiv abschließen.
Fairy Tabs: Irreführende Stromspar-Versprechen
Unter „Gut Ding braucht Weile“ könnte man den Rechtsstreit mit Procter & Gamble subsumieren. Länger als ein Jahr kreuzten unsere Kolleg:innen aus dem Klagsteam juristisch die Klingen mit dem US-Konsumgüterriesen (Procter & Gamble erwirtschaftete mit Marken wie Pampers, Gillette, Braun, Oral B, Ariel und Fairy zuletzt einen Jahresumsatz von umgerechnet 75 Milliarden Euro).
Unsere Kolleg:innen konnten schlussendlich einen gerichtlichen Unterlassungsvergleich ausfechten.
Stein des Anstoßes war ein Werbespot für Fairy Geschirrspülmaschinen-Tabs, der 2023/24 im TV ausgestrahlt wurde. Dort wurde behauptet, dass „die einzigartige Formel“ von Fairy Platinum Plus derart gut und vor allem schnell wirkt, dass ein Wechsel vom Normal- ins Kurzprogramm der Reinigungsleistung keinen Abbruch tut. Der zentrale, irreführende Satz: „Spülen im Kurzprogramm hilft dir bis zu 33 % Energie pro Spülgang zu sparen.“
Wir konnten darlegen, dass Kurzprogramme von Geschirrspülmaschinen mitnichten stets weniger Energie verbrauchen. Sondern im Gegenteil, solche Programme oftmals sogar mehr Strom ziehen als das Normalprogramm.
In einem gerichtlichen Vergleich verpflichtet sich Procter & Gamble nun dazu, in Österreich nicht mehr in Zusammenhang mit einer Bewerbung von Fairy Tabs zu behaupten, dass man mit dem Wechsel ins Kurzprogramm bis zu 33 % Energie pro Spülgang sparen könne (es sei denn, es wird ausreichend deutlich darauf hingewiesen, was mit Kurzprogramm konkret gemeint ist).

Natürlich für uns: CO2-neutral, aber leider nur kompensiert
Die TOP Team Zentraleinkauf GmbH vertreibt unter dem Namen Natürlich für uns österreichweit mehr als 600 Bio-Produkte, erhältlich unter anderem bei Nah & Frisch und Unimarkt. Auf den Verpackungen ist ein „CO2 neutral“-Logo angebracht, etwa auf den Produkten Bio Passata di Pomodoro, Bio Aufstrich Kren oder Bio Tofu geräuchert.
Was mit keinem Wort, weder auf den Verpackungen noch auf der Homepage von Natürlich für uns, erwähnt wird: Die CO2-Neutralität wird nicht im Kerngeschäft durch Emissionseinsparungen entlang der Wertschöpfungskette erzielt. CO2-neutral werden die Produkte nur mit dem Kunstgriff der CO2-Kompensation.
Nach einer Abmahnung bzw. einer Klagsandrohung unsererseits lenkte das Unternehmen recht bald ein. Man einigte sich auf eine außergerichtliche Unterlassungserklärung.
Diese besagt, dass die Natürlich-für-uns-Produkte fortan nur noch dann mit CO2-neutral (oder sinngemäß, also z. B. klimaneutral) beworben werden dürfen, wenn sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette keine CO2-Emissionen verursachen oder deutlich auf Kompensationsmaßnahmen hingewiesen und deren Funktionsweise erklärt wird.
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