Bare Münze - Finanz-Infos von KONSUMENT. - Diesmal: Das Notfallservice SOS Universal versucht nicht zum ersten Mal Kunden telefonisch zu keilen.
Die Reisezeit naht, bei Urlaubsanbietern und Reiseversicherungsunternehmen herrscht Hochbetrieb. Da drängt sich ein alter Bekannter ins Bild: Schon vor einigen Jahren häuften sich in unserem Beratungszentrum die Anfragen zu SOS Universal. Nun bietet dieser wieder einmal vermehrt seine Dienste an, und das zum Missfallen vieler Konsumenten völlig ungefragt per Telefon.
Unerwünschte Anrufe: Cold Calling
"Cold Calling" nennt sich diese Form der Kundenkeilerei. Kein Unternehmen, das etwas auf sich hält und ernstgenommen werden möchte, greift heute noch auf diesen Vertriebsweg zurück. Denn mittlerweile ist hinlänglich bekannt, dass es sich bei unerbetener Telefonwerbung um eine sittenwidrige Werbemethode handelt, wie der Oberste Gerichtshof entschied. Das mit 1. Mai 2011 in Kraft getretene Konsumentenschutzrechts-Änderungsgesetz brachte sogar noch weitere Verbesserungen im Kampf gegen Cold Calling, nachzulesen unter www.verbraucherrecht.at (Suchbegriff "Cold Calling").
Werbeanrufe ohne vorherige Einwilligung des Telefonanschlussinhabers sind also nach dem Telekommunikationsgesetz klar verboten, wer dagegen verstößt, muss mit Verwaltungsstrafen rechnen. Damit soll vor allem den unbelehrbaren Gewinnspiel-Anbietern, aber auch dreisten Telefonkeilern aus dem Finanzdienstleistungsbereich ein Riegel vorgeschoben werden.
So läuft Cold Calling in der Praxis
So wie SOS Universal; denn wie uns ein empörter Konsument schrieb, wurde ihm nicht nur das Versicherungsprodukt vorgestellt und ein Abschluss aufgedrängt. Vielmehr sollte er gleich seine Bankverbindung angeben; dann bekäme er Informationen zugeschickt und hätte sogar die Möglichkeit, die Versicherung zu kündigen. Einen zweiten derartigen Kontaktversuch ließ der verärgerte Konsument gleich unbeantwortet; dafür unternahm er Recherchen auf eigene Faust und musste feststellen, dass unter der Firmennummer ein weiteres Unternehmen angeführt war, namentlich ein Gewinnspielservice.
Um Telefonkeilern das Leben schwer zu machen, sollten diese umgehend bei den verantwortlichen Stellen gemeldet werden. Zuständig sind hier die Fernmeldebüros (siehe rechts "Adressen der Fernmeldebüros"). Sie können also dorthin eine Anzeige richten, wenn Sie derartige Anrufe erhalten haben und wissen, welche Firma Sie angerufen hat. Weitere Informationen zur Telefonwerbung finden Sie in unserem Artikel: Werbeanrufe 6/2007.
Wenig überzeugendes Angebot
Abgesehen von der unzulässigen Kontaktaufnahme: Wie sieht es eigentlich um das Angebot der SOS Universal aus? Nach Angaben der SOS-Universal-Anruferin handelt es sich bei dem Produkt schließlich um eine Versicherung, "die dort einsetzt, wo die üblichen Versicherungen nicht mehr greifen".
Der Vergleich mit anderen Reiseversicherungsanbietern zeigt: Die SOS-Universal-Leistungen sind eher dürftig, wesentliche Teilbereiche einer umfassenden Reiseversicherung, wie etwa der Stornoschutz oder eine Reisegepäckversicherung, sind gar nicht enthalten. Auch die Limits sind nicht hoch. Beispielsweise werden bei SOS Universal Rettungsflüge nur bis 2.500 Euro übernommen. Und: die Jahreskosten liegen immerhin bei 156 Euro (Lebenspartner und Kinder bis 18 Jahren sind mitversichert).
Extra versichern nicht immer erforderlich
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob eine zusätzliche Reiseversicherung überhaupt sinnvoll ist. Manchmal reichen Einzelbausteine, um die am meisten gefürchteten Risiken abzudecken: zum Beispiel bei einer sehr teuren Reise mit der ganzen Familie eine Stornoversicherung. Manches ist auch schon abgedeckt, vielleicht die Privathaftpflicht durch eine Haushaltsversicherung oder eine mögliche Hubschrauberbergung durch eine Unfallversicherung. Auch über Kreditkarten oder Vereinsmitgliedschaften sind manche Risiken gedeckt.
Klares Fazit: unseriös
Zeigen Sie Cold Callern wie SOS Universal die kalte Schulter. Kein wirklich seriöses Unternehmen bedient sich dieses Vertriebsweges. Nennen Sie auf keinen Fall persönliche Daten wie Namen, Anschrift oder Bankverbindungen. Höflichkeit hat hier ausgedient: Fallen Sie dem Anrufer ins Wort, sagen Sie ihm oder ihr klipp und klar, dass Sie sein Angebot nicht interessiert oder dass Sie es nicht brauchen. Falls er nicht nachlässt oder gar Drohungen ausspricht, einfach auflegen.
Falls das telefonische Angebot bereits angenommen wurde, bleiben nach Erhalt der Unterlagen zwei Wochen, um vom Vertrag zurückzutreten.
Das Angebot der SOS Universal ist für eine Reiseversicherung lückenhaft und wenig überzeugend. Kein Grund also für Abenteuer mit ungewissem Ausgang.