Zum Inhalt

Sushi - Den Keimen auf der Spur

Bei unserem letzten Sushi-Test war noch jede zweite Probe verkeimt. Diesmal fielen die Ergebnisse in Sachen Hygiene deutlich besser aus. Und unseren Testsieger gibt es schon um wenig Geld.

In unserer Testtabelle finden Sie diese Sushi-Anbieter:

Verpackt

  • Akakiko - California Sake
  • Mr Ho - Sushi Maki Mix
  • Nordsee - Sushi box Hokkaido
  • Sohyi - Mixed Kombi
  • Sunakku - Sushi-Box
  • Yaoyao - Lachs Maki

Offen

  • Akakkiko - Sake Sushi
  • Djouraev Walterij - Sushi Mittel
  • Mr. Lee - Sushi Large
  • Natsu Sushi - Sushi Set mittel
  • Tekaway-Sushi - Sushi groß

Getestet wurden die Organoleptik, die Mikrobilogie, die Beschaffenheit sowie die Lebensmittelkennzeichnung der Sushi-Produkte. Lesen Sie nachfolgend unseren Testbericht.


Ende der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts eröffneten im Westen die ersten japanischen Lokale. Aufgesperrt wurden sie, um der im Ausland lebenden japanischen Kundschaft ein Stück Heimat zu geben. Noch Ende der 70er-Jahre gab es in der Wiener ­Innenstadt gerade einen Japaner. Kaum ein österreichischer Gast verirrte sich dorthin. Zu exotisch war das Angebot, zu ungewöhnlich die zubereiteten Speisen. Roher Fisch auf ­gesäuertem Reis, genannt: Sushi? Unfassbar, dass es Menschen gab, die so etwas mit Genuss verspeisen konnten!

Erstaunlich beliebt

Inzwischen hat sich der Geschmack geändert. Sushi, eine der bekanntesten japanischen Spezialitäten (die ziemlich sicher nicht im Reich der aufgehenden Sonne, sondern vermutlich in China erfunden wurde), gehört längst zum gängigen gastronomischen Angebot wie Pizza und Kebap. Fertig abgepackt gibt es sie zudem in vielen Supermarktfilialen zu kaufen, wo sie in den Frischetheken auf Kunden warten.

Letzter Test 2007: Reichlich unappetitliche Ergebnisse

2007 testeten wir zum letzten Mal Sushi (Sushi - Das Frische-Risiko). Und das damalige Ergebnis war reichlich ­unappetitlich. Zwei von zehn Proben fielen komplett durch. "Stark überhöhter Keim­gehalt und Verunreinigung mit Fäkalkeimen" lautete das vernichtende Urteil der Unter­suchungsanstalt. Eine der damals betrof­fenen Firmen war die Kette Mr. Lee. Aus ­gegebenem Anlass nahmen wir uns diese Firma wieder vor.

Mr. Lee hat nicht dazugelernt

Hat Mr. Lee dazugelernt? Nicht wirklich! In dem auf der Wiener Mariahilfer Straße offen gekauftem, für uns frisch zubereitetem Sushi ließ sich erneut ein erhöhter Keimgehalt nachweisen. Nichts, wovor man sich fürchten müsste, aber unappetitlich ist das allemal. Mr. Lee bekam deshalb erneut die Rote ­Laterne verpasst. Er liegt, wie unsere Test-Tabelle zeigt, nicht nur bei den offen ein­gekauften Proben an letzter Stelle, sondern liefert auch insgesamt das am schlechtesten ­beurteilte Sushi im Test.


Lesen Sie auch unsere beiden letzten Sushi-Tests

Sushi muss kühl gelagert werden

Leicht verderblich

Ja, roher Fisch ist ein heikles Produkt. Er verdirbt rasch und liefert daher einen idealen Nährboden für Keime aller Art. Wer ihn ­verarbeitet, muss auf äußerste Sauberkeit achten. Nicht nur der Fisch, auch alle anderen Zutaten für Sushi bzw. Maki müssen frisch und hygienisch einwandfrei sein. ­

Saubere Hände bei der Zubereitung sind ebenso selbstverständlich wie ausreichende Kühlung. Da bei frisch zubereitetem Sushi lauwarmer Reis mit rohem Fisch belegt wird, muss das Gericht sofort auf wenige Plus­grade heruntergekühlt werden, falls es nicht gleich verspeist wird.

Temperaturmessung

Kauften wir im Supermarkt verpackte Ware ein, lasen wir die Regaltemperatur direkt am Kühlmöbel ab. Zusätzlich kam das mit­gebrachte Thermometer zum Einsatz. ­Außerdem ermittelten wir bei allen Proben die Kerntemperatur. Davon ausgenommen waren nur jene Sushi, die direkt vor unseren Augen zubereitet wurden.

Sushi häufig zu warm gelagert

"Bei maximal 2 Grad C lagern" steht auf der Verpackung der California Sake von Akakiko (Sake steht in diesem Zusammenhang für Lachs). In der Kühlvitrine der super noblen Merkur-Filiale am Wiener Hohen Markt hatte es aber gemessene 8 Grad C. Eine Temperatur, die für die Lagerung eines so heiklen Produkts viel zu hoch ist!

Auffällig waren hier auch die beiden Proben, die in zwei Sushi-Shops zum Zeitpunkt unseres Einkaufs bereits fertig zu­bereitet waren. Sofort nachgemessen zeigte das Thermometer beim Sushi von Tekaway-Sushi eine Kerntemperatur von unfassbaren 28 Grad C. Beim Sushi von Djouraev Walterij waren es 23 Grad C, was ebenfalls für ein leicht verderbliches Gericht, das in der Kühlvitrine liegt, viel zu warm ist.

Sushi-Kennzeichnung weist häufig Mängel auf

Mr. Lee: Erneut beanstandet

Unmittelbar nach dem Erstehen transportierten wir alle Proben mit dem Kühlauto in die Untersuchungsanstalt. Dort wurden sie von Gutachtern organoleptisch untersucht, also beäugt, berochen und schließlich ver­kostet. Alle Produkte waren hier unauffällig. Die anschließende mikrobiologische Untersuchung im Labor förderte dann aber doch einige Unterschiede zutage.

Erfreulich: Nur eine einzige Probe wurde von den Experten beanstandet und zwar jene von Mr. Lee. In diesem frisch zubereiteten Sushi steckten zu viele Keime. Aber auch die Produkte von Nordsee und Tekaway-Sushi wiesen im Vergleich mit der Konkurrenz hohe Keimzahlen auf. Bei Nordsee fanden wir – so wie bei Mr. Lee – eine vergleichsweise höhere ­Anzahl von Darmbakterien (Enterobacteriaceen). Und im Sushi von Tekaway-Sushi wiesen die Experten erstaunlich viele Pseudomonaden nach. Diese Keime sind ubiquitär, kommen also praktisch überall in der Umwelt vor. Es handelt sich bei ihnen um Verderbniserreger, die auch bei niedrigen Temperaturen wachsen können.

Sushi-Kennzeichnung nicht immer korrekt

Erstaunt waren wir darüber, wie sehr manche Hersteller mit der Kennzeichnung ihrer Ware auf Kriegsfuß stehen. Fünf der sechs verpackten Produkte wiesen hier Mängel auf. Am auffälligsten sind Akakiko und Yaoyao, die "mit Wasabi" angeben, obwohl sie ihren Kunden gar keinen verkaufen. Statt des ­behaupteten japanischen Meerrettichs, der von Natur aus grün ist, fanden wir in den Boxen lediglich Kren mit zugesetztem Farbstoff. Und bei Mr Ho ist deutlich weniger Nettofüllmenge drin, als die aufgedruckte Gewichtsangabe verspricht.

Sushi und Maki gemischt

Apropos Gewicht: Von jeder Probe haben wir jeweils drei Packungen nachgewogen. Außerdem wollten wir wissen, wie hoch der Fischanteil ist. Ob offen angeboten oder verpackt: Zwischen 170 Gramm (Mr Ho) und 375 Gramm (Tekaway-Sushi) stecken in einer Packung Sushi. Die Beigabe von Ingwer, Meerrettich und Sojasauce wurde hier nicht mitberücksichtigt. Wer Sushi kauft, bekommt meist auch Maki. Ihr Anteil liegt gewichtsmäßig bei 14 Prozent (Tekaway-Sushi) bis 64 Prozent (Sunakku). Und was den Fischanteil anlangt: Der hat, wie unsere Tabelle zeigt, eine Bandbreite von 19 Prozent (Sunakku) bis 51 Prozent (Yaoyao).

Testsieger erreichte 100 Punkte

Das beste Sushi im Test gibt es übrigens bei Hofer. Es erreichte beim Testurteil 100 von 100 zu vergebenden Punkten, was selten ­vorkommt. 100 Gramm davon kosten gerade einmal 1,85 Euro. Nur Natsu Sushi ist mit 1,36 Euro pro 100 Gramm noch billiger.

Testtabelle: Sushi verpackt

Testtabelle: Sushi offen

Sushi oder Maki

Unter Sushi versteht man bei uns gekochten und mit einer Essigwürzmischung gesäuerten Reis, der zu einer kleinen mundgerechten Rolle geformt wird. Darauf kommt als Auflage roher Fisch, Meeresfrüchte und andere Zutaten.

Sushi (Bild: cmgirl/Shutterstock.com)

Für Maki wird der Reis mit einer Bambusmatte gerollt. Als Füllung werden Avocado, Gurke, roher Fisch oder Surimi (ein Krebsfleischimitat) verwendet. Die Reisrolle, die in Stücke geschnitten wird, ist meist in ein Algenblatt eingepackt.

Maki (Bild: cmgirl/Shutterstock.com)

Zusammenfassung

  • Ab in den Kühlschrank. Alles, was mit rohem Fisch zubereitet wird, ist ­heikel. Sushi bzw. Maki nicht lange spazierentragen, sondern möglichst bald ausreichend kühlen.
  • Gleich essen. Wie unser Test zeigt, waren die Lagertemperaturen zum Teil recht hoch. Gekauftes Sushi daher möglichst bald verspeisen. Niemals auf Vorrat einkaufen und im Kühlschrank bunkern!
  • Misstrauisch sein. Werfen Sie einen kritischen Blick auf das Verkaufslokal oder die Frischetheke. Kaufen bzw. essen Sie Sushi nur dort, wo Sie auf Sauberkeit und frische Rohstoffe vertrauen können.

Testkriterien

Im Test: Insgesamt 11 Sushi. 6 Proben wurden fertig abgepackt von großen Ketten oder aus einer Supermarktfiliale mitgenommen. 5 Proben kauften wir offen in Sushi-Läden ein.
Alle Produkte wurden von Experten organoleptisch (Aussehen, Geruch, Geschmack) beurteilt und anschließend mikrobiologisch untersucht.
Bei verpacktem Sushi wurde auch die Kennzeichnung beurteilt. Bei offen eingekauftem Sushi entfiel dieser Prüfpunkt. Die für die Kennzeichnung vergebenen 10 Prozent des Testurteils wurden bei offen eingekauftem Sushi anteilsmäßig auf die anderen Prüfparameter aufgeteilt.

Organoleptik

Alle Sushi-Proben wurden von Gutachtern hinsichtlich ihres Aussehens, Geruchs und Geschmacks beurteilt.

Mikrobiologie

  • Aerobe mesophile Gesamtkeimzahl: EN ISO 4833
  • Enterobacteriaceen (Darmbakterien): ISO 21528-2
  • E. coli (Dambakterien): ISO 16649-2
  • Staphylokokken (Bakterien): EN ISO 6888-2
  • Pseudomonas sp. (Verderbniserreger): EN ISO 13720
  • Listeria sp. (Listerien): EN ISO 11290-2
  • präsumtiver Baccillus cereus (Bakterium): EN ISO 7932

War die Mikrobiologie bei einem Produkt „weniger zufriedenstellend“, erfolgte eine Abwertung.

Beschaffenheit

Setzt sich zusammen aus Organoleptik und Mikrobiologie. Gibt Auskunft darüber, ob ein Podukt verkehrsfähig ist. Die Beschaffenheit der Sushis wurde durch Gutachter beurteilt. Kam es zu einer Beanstandung, wurde die Probe abgewertet.

Lebensmittelkennzeichnung

Die Beurteilung erfolgte durch Gutachter. Lautete das Urteil „entspricht nicht“, wurde das Produkt beim Testurteil maximal auf „durchschnittlich“ abgewertet.
Bei offen eingekauftem Sushi entfiel dieser Prüfpunkt. Die für die Kennzeichnung vergebenen 10 Prozent des Testurteils wurden anteilsmäßig auf die anderen Prüfparameter aufgeteilt.

Gewichtung

10 % Organoleptik
70 % Mikrobiologie
10 % Beschaffenheit
10 % Lebensmittelkennzeichnung (nur bei verpackter Ware)

Anbieter

Akakiko,
01 573 331010,
Akakiko

Djouraev Walerij,
0664 452 78 03

Mr Ho: Billa Warenhandels AG,
0800 82 87 00,
Billa

Mr. Lee,
0676 935 28 00

Natsu Sushi,
01 581 27 00,
Natsu Sushi

Nordsee Ges.m.b.H,
01 740 16-0,
Nordsee

Sohyi: Spar Österreichische Warenhandels-AG,
0810 111 555,
Spar Österreichische Warenhandels-AG

Sunakku: Hofer KG,
07244 80 00,
Hofer

Tekaway-Sushi,
01 367 57 13,
Tekaway-Sushi

Yaoyao: Spar Österreichische Warenhandels-AG,
0810 111 555,
Spar Österreichische Warenhandels-AG

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Quetschies im Test: Welche sind gut? premium

Quetschies im Test: Welche sind gut?

Wir haben Zusammensetzung und Schadstoffbelastung der Snacks im Kunststoffbeutel geprüft. Von 30 Produkten waren immerhin 4 sehr gut und 18 gut, dennoch sollten Quetschies die Ausnahme auf dem Speiseplan sein.

Reis im Test: Schadstoffe enthalten?

Reis im Test: Schadstoffe enthalten?

23 Produkte, darunter Reis aus österreichischem Anbau, im Schadstofftest. Das Ergebnis macht Appetit: 14 Produkte waren sehr gut und vier gut. Zwei Produkte enttäuschten.

Fleischersatz: Wie gesund sind die Alternativen? premium

Fleischersatz: Wie gesund sind die Alternativen?

Wir haben 323 vegane und vegetarische Lebensmittel auf ihre Nährwerte, den Grad der industriellen Verarbeitung und die Verbraucherfreundlichkeit der Kennzeichnung hin überprüft.

Test: Welche Kochbox ist die beste? premium

Test: Welche Kochbox ist die beste?

Fehlt es an Zeit oder Inspiration, kann man sich online eine Kochbox mit Rezept und Zutaten auswählen und liefern lassen. Für unseren Vergleich bestellten drei Testpersonen jeweils 18 Gerichte.

Test Verfälschte Lebensmittel: Oregano premium

Test Verfälschte Lebensmittel: Oregano

Gewürze sind teuer und werden oft mit minderwertigen pflanzlichen Bestandteilen gestreckt. Besonders häufig ist Oregano betroffen. Wir haben 27 in Österreich erhältliche Produkte auf ihre Echtheit hin untersuchen lassen.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang