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Cocktail- und Kirschtomaten - Klein, rund, g'sund

, aktualisiert am

  • Schmecken süßer als die größeren Sorten
  • Ware aus heimischem Anbau kommt frischer auf den Markt
  • Neue, extrem haltbare Sorten verdrängen die altbekannten

Der Paradeiser hat immer Saison. Seit es durch Anbaumethoden wie Folientunnel und Glashaus möglich ist, den jahreszeitlichen Schwankungen ein Schnippchen zu schlagen, gibt es die roten Früchte das ganze Jahr über zu kaufen. Bei uns rangiert der Paradeiser weit vor Kraut, Kohl und Salat an erster Stelle in der Hitparade der beliebten Gemüsearten. Rechnet man die Mengen in verarbeiteter Form wie Ketchup oder auf Pizza hinzu, verzehren Herr und Frau Österreicher insgesamt 16 Kilogramm pro Kopf. Auch weltweit nehmen die roten Früchte den ersten Platz beim Gemüse ein.

Cocktail- und Kirschtomaten

Die Aufsteiger unter den Tomatensorten sind die Winzlinge: Die Cocktailtomate und die noch kleinere Kirsch- (oder Cherry-) Tomate sind dank eines höheren Gehalts an Zucker süßer als die übrigen Sorten. Die appetitlichen roten Kügelchen bieten noch andere Vorteile: Sie sind ideal zum unmittelbaren Verzehr, weil man sie wie Beeren naschen kann. Sie eignen sich vorzüglich für Salate, auch auf italienische Art mit Mozzarella und Rucola zubereitet und zum Dekorieren von Platten. Kinder fliegen außerdem auf die Winzlinge, häufig mögen sie diese lieber als die größeren Sorten.

Lange Haltbarkeit

Im Paradeiser-Anbau ist der Zug längst Richtung langer Haltbarkeit und Eignung für lange Transportwege abgefahren. Bei den neuen Long-Shelf-Life-Sorten gelang es, durch Züchtung auf konventionellem Weg den Verderb um einiges hinauszuzögern. Die Früchte können im Gegensatz zu den uns bekannten Sorten reif geerntet werden, was den Geschmack über die Lagerzeit hinweg besser erhält. Bisher mussten sie grün vom Strauch gerissen werden, damit sie den langen Weg zu den Käufern überstehen konnten. Ausgereifte Paradeiser enthalten mehr Zucker als vor der Zeit geerntete. Auch die leuchtende Farbe der Fruchthaut und des -fleisches entwickelt sich erst endgültig im Reifezustand.

Neue Sorten entwickelt

Die neuen, haltbareren Züchtungen bleiben zudem lange schnittfest. Und die typischen Eigenschaften der uns bekannten Sorten – sei es die Fleischtomate oder die Runde Tomate – verschwinden mehr und mehr zu Gunsten jener der Long-Shelf-Life-Züchtungen. „Verbesserungsfähig ist allerdings noch die Art und Weise, wie die roten Früchte auf dem Transportweg oder später im Lebensmittelhandel gelagert werden. Nur bei einer Temperatur von 10 bis 12 Grad C entwickelt sich das volle Aroma und die Früchte bleiben fest“, stellt DI Wolfgang Palme von der Bundeslehr- und -versuchsanstalt für Gartenbau in Schönbrunn klar. Achten Sie beim Einkauf besonders auf das Aussehen: Hände weg, wenn die Tomaten müde im Verkaufskorb hängen. Und lassen Sie Cocktail- und Kirschtomaten stehen, wenn sie im Kühlregal gelagert werden.

Anbaumöglichkeiten

Auch auf dem Markt gab es einige einschneidende Verschiebungen. Zwischen Ende Juni und Anfang Oktober kann der hiesige Anbau den heimischen Markt versorgen. Da die Tomatenpflanze sehr wärmeliebend und frostempfindlich ist, wird sie jetzt auch in Österreich in großem Stil in Folientunneln kultiviert. Vor allem in den milden Regionen des Landes wie Wien, Steiermark oder Burgenland. Die Wiener Erzeugergemeinschaft LGV Frischgemüse ist noch einen Schritt weiter gegangen. Sie betreibt die Produktion von Rispentomaten bereits bodenunabhängig. Da wächst die Pflanze nicht in Erde, sondern wurzelt in Steinwolle. Die Versorgung erfolgt vollautomatisch. Der Vorteil: Im Vergleich mit dem herkömmlichen Anbau braucht man weniger Pflanzenschutzmittel. Das kommt nicht nur der Frucht selbst zu Gute, sondern schont auch das Grundwasser unter den Gewächshäusern.

Die Spanier kommen

Während der kalten Jahreszeit beliefert Spanien halb Europa mit den roten Früchten. Diese werden ebenfalls in Folientunneln gezogen. Und auch hier haben sich die Long-Shelf-Life-Sorten durchgesetzt. Spanien hat Hollands Glashaustomaten so ziemlich den Rang abgelaufen. Der Preis für das Vergnügen, mitten im Winter frische Tomaten zu essen, ist hoch: Mancher Landstrich Spaniens hat sich in einen einzigen riesigen Folientunnel verwandelt; Lastwagen donnern kreuz und quer durch Europa.

Lange Haltbarkeit

Uns war aufgefallen, dass Cocktail- und Kirschtomaten verschiedener Herkunft eines gemeinsam ist: Sie halten sich im Kühlschrank ungewöhnlich lange. So starteten wir einen Versuch, der 18 Einkäufe zwischen Februar und September umfasste. Das Ergebnis: Durchschnittlich sahen die Produkte erst nach 10 Wochen „alt“ aus, der Spitzenreiter Bio-Cocktail-Tomaten von Spar aus Italien brachte es auf drei Monate. Doch das ist keine Einladung, Tomaten so lange aufzuheben. Sie verlieren Vitamine und andere wertvolle Nährstoffe und büßen viel von ihrem Aroma ein. Überdies sind Paradeiser kälteempfindlich, die üblichen Kühlschranktemperaturen von 6 Grad sind bereits zu niedrig. Die Früchte verlieren ihren Geschmack. Ideal wäre ein kühler Ort – wie die gute alte Speisekammer –, oder stellen Sie sie in eine eventuell abdeckbare Schüssel. Mischen Sie sie nicht mit Obst, weil es neben Paradeisern rascher verderben kann.

Rot ist gesund

Die Preiserhebung bei unseren Einkäufen zeigte: Cocktail- und Kirschtomaten sind außerhalb der Saison ein teures Vergnügen. Von Februar bis Ende Mai bezahlten wir Spitzenpreise von bis zu 5,96 Euro pro Kilo. Jene bei den Bio-Tomaten betrugen bis zu 7,16 Euro im Juni und fielen kontinuierlich bis 3,96 Euro im September. Die beste Zeit, bei Cocktail- und Kirschtomaten zuzuschlagen, ist ab Ende August. Da gibt es frische Ware aus heimischem Anbau, für die Sie kein Vermögen hinlegen müssen.

Alle roten Gemüsearten enthalten Substanzen, die dazu beitragen, dass eine Reihe von häufigen Erkrankungen gar nicht erst entstehen kann. Diese Wirkstoffe werden zurzeit genauer erforscht. Paradeiser sind reich an solchen Substanzen. Carotinoide, Flavonoide und Vitamine können die zerstörerische Wirkung so genannter „Freier Radikaler“ im Körper hintanhalten. Sie stammen teils aus der Umwelt (aus natürlichen Quellen und Abgasen der Industrie, des Verkehrs, auch Zigarettenrauch) – teils werden sie vom Körper selbst produziert. Sie zerstören die Zellwände und beeinträchtigen die Zellteilung. Sie sind an der Entwicklung der meisten Herz- und Kreislauferkrankungen bis hin zu verschiedenen Krebsarten maßgeblich beteiligt. Neuere Studien haben gezeigt, dass der rote Farbstoff der Tomate, Lycopin, in dieser Hinsicht besonders wirksam ist. Diese Substanz wird vom Körper aus gekochten Tomaten oder aus Tomatensaft besser aufgenommen und verwertet. Lycopin ist fettlöslich, daher kann die Wirkung durch ein paar Tropfen Öl noch verstärkt werden. Gleiches erreicht man, wenn man zum Butterbrot ein Glas Tomatensaft trinkt. Durch Erhitzung gehen aber teilweise wertvolle Vitamine verloren. Greifen Sie also zu – sowohl roh als auch gekocht haben rote Tomaten einiges zu bieten. Züchtungen in anderen Farben, etwa gelb oder grün, enthalten weniger Lycopin.

Die bekanntesten Sorten

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Cocktailtomaten
Cocktailtomaten Tomaten enthalten wie andere Gemüsearten hauptsächlich Wasser. Sie haben wenige Kalorien, liefern die Vitamine A, C und E und noch einiges Wertvolles wie den roten Farbstoff (Lycopin). Die Vielfalt ist enorm, der Handel bietet aber nur wenig davon an. Es gibt weltweit über 700 Sorten, darunter neben gelben, orange- und rosafarbenen sogar grüne Züchtungen. Bisher galt die Farbe Grün als tabu bei Paradeisern, weil die Stängel, Blätter und die unreifen Früchte des Nachtschattengewächses das Pflanzengift Solanin enthalten. Kinder sollten deshalb keine unreifen Früchte essen. Grüne Sorten sind jedoch – wenn sie voll ausgereift sind – genauso genießbar wie die übrigen. |
Tomate 1
Tomate 1 Runde Paradeiser enthalten relativ viel Fruchtsäure und schmecken daher angenehm säuerlich-aromatisch. Sie sind vielseitig einsetzbar, schmecken roh am besten und eignen sich daher für Salate. |
Tomate 2
Tomate 2 Fleischparadeiser sind dickwandiger, verfügen zwar über mehr Fruchtkammern, aber weniger Kerne als die Runden. Die klassische Sorte zum Kochen und Verarbeiten kann schwammig und mehlig werden. |
Tomate 3
Tomate 3 Rispen- oder Strauchtomaten sind keine eigene Sorte. Die Besonderheit ist, dass sie, so wie sie am Strauch gewachsen sind, als ganze Traube mit Stielen und Stängeln angeboten werden. |
Tomate 4
Tomate 4  Cocktailtomaten sind nur 3 bis 4 cm groß; die winzigen Kirsch-(auch Cherry- oder Party-) Tomaten ähneln mit 1 bis 2 cm Größe schon eher roten Beeren. |
Tomate 5
Tomate 5 Eiertomaten sind dickfleischig, mager, kernarm und lassen sich leicht schälen. Süßes Aroma; gut für Salate, zum Grillen, als Pizzaauflage und für die Herstellung von Tomatensaft. |
Cocktailtomaten
Tomate 1
Tomate 2
Tomate 3
Tomate 4
Tomate 5

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