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Baby-Gläschenkost - Nachbessern nötig

  • Kaum belastet, doch zu wenig nahrhaft
  • Je einfacher das Rezept, desto zuträglicher der Brei

Wie sicher sind industriell hergestellte Nahrungsmittel für Babys? Ist auch Säuglingsnahrung von Lebensmittelskandalen betroffen? Diese Fragen stellen sich wohl die meisten Eltern. Wir haben Babynahrung – von Folgenahrung bis hin zu Beikost im Gläschen – schon etliche Male geprüft. Die Ergebnisse dieser Tests waren durchwegs beruhigend.

Keine Schadstoffe gefunden

Diesmal untersuchten wir Gläschenkost mit Fleisch und Gemüse für Babys ab dem achten Monat. Das Positive zuerst: Was die Belastung mit Schadstoffen anbelangt, können wir – wie bei unseren letzten Tests – Entwarnung geben. Für industriell erzeugte Babynahrung gelten strenge gesetzliche Bestimmungen. Ihnen werden sämtliche Produkte im Test gerecht. Laut Gesetz darf Baby-Beikost außerdem weder Konservierungsmittel noch künstliche Farbstoffe enthalten. Entsprechende Angaben auf den Etiketten (etwa „frei von Konservierungsmitteln“) weisen daher nicht auf „bessere“ Produkte hin. Die betroffenen Hersteller verteidigen ihre Vorgangsweise jedoch mit dem Argument, dass sie sonst viele Anfragen von besorgten Eltern erhielten. Denn die wüssten nichts von den gesetzlichen Verboten.

Zu wenig Eisen

Durch die Bank also einwandfreie Produkte? Nicht ganz, denn auch die Zusammensetzung muss stimmen. Die Menüs müssen sättigen und ausreichend Nährstoffe liefern. Und hier gibt es Anlass zu Kritik: Eisen wird zur Bildung von Blut benötigt. Geliefert wird es unter anderem von Fleisch und dunkelgrünen Gemüsesorten. Der Körper verwertet in Fleisch enthaltenes Eisen besser als solches pflanzlichen Ursprungs. Vitamin C erleichtert die Verwertung von Eisen pflanzlicher Natur, Milch erschwert sie. Aufgrund ihres schnellen Wachstums haben Babys einen relativ hohen Bedarf an Eisen, und das muss bei der Ernährung berücksichtigt werden. Doch der Eisengehalt der getesteten Beikost-Breie ist generell zu niedrig. Das liegt vor allem an den kleinen Fleischportionen – die meisten Gläschen enthalten knapp 18 Gramm. Wenn Sie selbst Brei kochen, sollten Sie für diese Altersgruppe 30 Gramm Fleisch pro Portion verwenden. Die so gelieferten 2,5 Milligramm Eisen decken Babys Tagesbedarf zu fast einem Drittel.

Zu wenig Fett

In unseren Tests kritisieren wir immer wieder den zu hohen Fettgehalt vieler Nahrungsmittel. Diesmal ist es anders. Fett liefert Energie, und von dieser brauchen Babys doppelt so viel wie Erwachsene.

Die meisten Gläschen enthalten zu wenig Fett. Teilweise muss das – von Rechts wegen – sogar so sein: Denn laut Beikostverordnung darf der Fettgehalt der Gläschenkost maximal 4,5 Gramm pro 100 Kilokalorien betragen. Diese Vorgaben entsprechen allerdings nicht dem aktuellen Stand der Forschung. Und in manchen Gläschen findet sich noch weitaus weniger Fett, als laut Beikostverordnung gestattet wäre.

Zutaten aus biologischer Landwirtschaft

Die meisten Baby-Menüs im Gläschen werden mittlerweile mit Zutaten aus biologischer Landwirtschaft erzeugt. Wie schon bei unserem letzten Gläschenkost-Test wollten wir auch diesmal über die Herkunft der Zutaten Bescheid wissen. Die ausführlichsten Informationen erhielten wir erneut von Ja! Natürlich, ausreichend waren auch die von Alnatura und Hipp. Die Auskünfte von Nestlé waren zwar etwas umfassender als zuletzt, aber insgesamt noch immer zu mager.

Keiner ist optimal

Optimal zusammengesetzt ist kein Brei in diesem Test. Berücksichtigt man sämtliche Testkriterien – neben der Zusammensetzung auch Kennzeichnung, Schadstoffe und Nachweisbarkeit der Herkunft –, haben uns die Alnatura-Produkte (gefolgt von Hipp, Milasan und Alete) doch eher zufriedengestellt als die anderer untersuchter Marken.

Nachbessern oder selber kochen

Wenig belastet, kontrolliert, rasch zu erwärmen … all diese Vorteile der Gläschen-Kost sind unbestritten. Doch die Menüs mit Fleisch und Gemüse sollten Sie nachbessern. Mit einem Teelöffel Rapsöl zur Erhöhung des Fettgehalts und einigen Löffeln Vitamin-C-hältigem Babysaft (damit das Eisen besser verwertbar wird) werten Sie die Nährstoffbilanz auf. Eine weitere Möglichkeit: Sie kochen zusätzlich Fleisch und mischen es in den Gläschen-Brei. Oder Sie kochen überhaupt selbst. Da sollten Sie aber darauf achten, dass Sie Zutaten verwenden, die kaum Schadstoffe oder Nitrat enthalten.

Einfache Rezepte wählen

Wählen Sie zu Beginn einfache Rezepte mit wenigen Zutaten, damit Sie Verursacher möglicher Unverträglichkeiten besser eingrenzen können. Erwachsenen läuft vielleicht beim Gedanken an „Tagliatelle mit Seelachs in Rahmbrokkoli“ das Wasser im Mund zusammen, bei Babys kann das bezweifelt werden. Und ob Tagliatelle oder andere Nudeln zu Brei püriert sind, ist egal. Meeresfisch sollte bei Verdacht auf Allergien überhaupt erst mit Beginn des zweiten Lebensjahres auf dem Speisezettel stehen.

Zutaten

100 g Karotten
50 g Erdäpfel
30 g Fleisch (mageres Rind-, Kalb- oder Schweinefleisch, Putensteak oder Hühnerfilet)
1 EL Pflanzenöl, milchfreie Margarine oder Butter
3 EL Vitamin-C-hältiger Fruchtsaft oder Wasser (zB fertige Babysäfte aus dem Handel)

Zubereitung

Gemüse und Erdäpfel waschen, schälen und grob zerkleinern. Fleisch in kleine Würfel schneiden, alles gemeinsam mit wenig Wasser in einem geschlossenen Topf garen. Obstsaft zufügen und das ganze mit einem Stabmixer pürieren; Fett einrühren und den Brei auf Esstemperatur abkühlen lassen. Dieses Gericht kann durchaus siebenmal pro Woche auf den Tisch kommen, denn durch die Wahl einer anderen Gemüseart oder den Austausch von Reis gegen Erdäpfel ergibt sich eine Vielzahl an Möglichkeiten. Geeignet ist jedes Gemüse, das nicht zu Blähungen führt (zum Beispiel Kürbis, Pastinaken, Brokkoli oder Kohlrabi); die Erdäpfel können gegen 25 g Reis (roh gewogen) ausgetauscht werden. Das Rezept stammt aus „Rezepte und Tipps für Babys Beikost“ von Mag. Ingeborg Hahnreich (siehe dazu: "Mehr zum Thema")

Mit Beikost sollte es erst im 6. Monat losgehen

Säuglinge wachsen rasant. Binnen eines Jahres verdreifachen sie ihr Geburtsgewicht. Dementsprechend hoch ist ihr Nährstoff- und Energiebedarf. Während der ersten sechs Lebensmonate liefert Muttermilch oder – im Sinn einer zweitbesten Lösung – industriell gefertigte Säuglingsnahrung alles, was Babys zum Gedeihen brauchen. Experten empfehlen mittlerweile, mit dem Zufüttern von Beikost möglichst erst im sechsten Lebensmonat zu beginnen.

Die Milch-Mahlzeiten werden nach und nach durch Beikost ersetzt. Zuerst gibt es anstelle der Mittagsmilch einen Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei.

Rund einen Monat später wird eine weitere Milchmahlzeit durch einen Obst-Getreide-Brei ersetzt. Wiederum rund einen Monat später kann ein Getreide-„Milch“-Brei (allerdings ein mit Fertig-Säuglingsmilchnahrung zubereiteter), weitere vier Wochen danach ein Frischobst-Brei gegeben werden. Nach dem ersten Geburtstag können die Kinder mit der Familie mitessen.

Alete: Nestlé Österreich GesmbH, Emil-Kralik-Gasse 6, A-1050 Wien, (01) 546 71-0

Alnatura GmbH, Darmstädter Straße 3, D-64404 Bickenbach, (0049 6257) 93 22-0; erhältlich bei dm

Bebivita: Somalon GmbH, Postfach 10 12 53, D-80086 München

Hipp GesmbH & Co Vertrieb KG, Theresienthalstraße 68, A-4810 Gmunden, (07612) 765 77-0

Ja! Natürlich Naturprodukte GesmH, IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16, A-2355 Wiener Neudorf, (02236) 60 00-950

Milasan, Strasse, D-84570 Polling/Obb., (00800) 55 00 13 80; erhältlich bei Schlecker

Wenig belastet. Die getestete Gläschenkost mit Fleisch und Gemüse entspricht den gesetzlichen Anforderungen und ist kaum mit Schadstoffen belastet.

Nicht optimal zusammengesetzt. Die Gläschen enthalten zu wenig Fett und liefern nicht genug Eisen.

Selbst nachbessern. Mit einem Teelöffel Rapsöl, einigen Löffeln Vitamin-C-hältigem Saft oder einer Extra-Ration Fleisch kann die Babynahrung aufgewertet werden.

Nur einmal erhitzen. Ob aus dem Gläschen oder selbst gekocht, Brei darf nur einmal erwärmt werden.

Getestet wurden 23 Gläschen Beikost mit Fleisch und Gemüse, die ab dem 8. Lebensmonat empfohlen sind.

Zusammensetzung

Die Analyse des Eiweißes erfolgte über die Bestimmung des Stickstoffs nach Kjeldahl, die des Gesamtfettgehaltes nach Weibull-Stoldt, die Analyse der einzelnen Fettsäuren gaschromatographisch. Der Gehalt an Kohlenhydraten und Energie wurde berechnet. Der Ballaststoffgehalt wurde nach AOAC untersucht. Die Natrium- und Chlorbestimmung erfolgte mittels AAS, jene von Calcium, Zink und Eisen jeweils nach der Veraschung mittels Flammen-AAS. Der Phosphorgehalt wurde mittels Photometrie
bestimmt. Die Tierartbestimmung wurde mittels ELISA durchgeführt, außerdem wurde mittels Western Blot auf zentrales Nervengewebe untersucht.

Rückstände

Die Bestimmung von Blei und Cadmium erfolgte mittels Graphitofen-AAS. Das Vorhandensein von Nitrat und Nitrit wurde mittels HPLC überprüft. Die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln inklusive Nitrofen wurden nach dem DFG-Einheitsverfahren S-19 untersucht. Überprüft wurde außerdem auf die Mykotoxine Desoxynivalenol und Zearalenon.

Eine ausgezeichnete Hilfe für die Ernährung im ersten Lebensjahr bietet „Essen und Trinken im Säuglingsalter“ von Mag. Ingeborg Hahnreich um 15 Euro. Besonders empfehlenswert, wenn Sie selber zum Kochlöffel greifen wollen, ist „Rezepte und Tipps für Babys Beikost“ von derselben Autorin.  Erhältlich beim Verlag I. Hahnreich, Esterhazygasse 7/2, 1060 Wien. Tel: (01) 504 28 291

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