Manche Lesermails sind ja bereichernd. In anderen geht es aber wohl mehr darum, sich selbst zu bereichern... - "Da schau her", ein satirischer Kommentar von Michael Hufnagl.
Lesermails können bereichernd sein. Etwa dann, wenn das Verpackungsleid des Autors erkannt wird und Vorschläge eintrudeln, wie sperrige Geschenke ohne Anflug von Verzweiflung so in Papier gewickelt werden, dass sich kein Fluch den Weg über die Lippen bahnt. „Nehmen Sie doch einfach eine Schachtel und legen Sie das wertvolle Gut hinein. Dann einpacken. Fertig.“ Ja, mitunter ist das Nächstliegende auch das Sinnvollste.
Unerwarteter Reichtum
Leider ist nicht jede Nachricht so erquicklich. Erst unlängst teilte mir ein Mann, der sich Olebogeng nennt, mit, dass ein entfernter Onkel der Meinung gewesen sei, ich solle sein Vermögen von 20 Millionen US-Dollar erben. Ich hatte zwar von meinen familiären Verbindungen nach Botswana bis dato nichts gewusst, aber was soll’s?
Auf dem Weg zum unerwarteten Reichtum fehlte nur eine Kleinigkeit, nämlich eine Überweisung von 10.000 Dollar an einen Notar, wie mir Olebogeng in originellem Deutsch glaubhaft versicherte. Na klar, so ein botswanischer Amtsweg hat eben seinen Preis.
Finanzielle Exit-Strategie
Aber noch während ich überlegte, ob ich mich an meinem Ersparten vergreifen sollte, trudelte schon das nächste Mail ein. Diesmal mit einer Drohung. Ein Geoffrey teilte mir gnadenlos mit, dass er meinen Account gehackt hätte und daher über zahlreiche verfängliche Fotos verfüge. Die er klarerweise löschen würde, sobald ich 10.000 Dollar an ihn schicke. Ich weiß zwar nicht, warum mich die gespeicherten Bilder vom 80er der Poldi-Oma in Bedrängnis bringen sollten, aber ich nehme die Warnung natürlich sehr ernst.
Noch habe ich allerdings Zeit, darüber nachzudenken, wie ich meine finanzielle Exit-Strategie anlege. Möglicherweise schicke ich Olebogeng und Geoffrey aber auch einfach nur einen Gutschein für „Einmal über die Häuser hauen“. Fein verpackt in einer Schachtel.