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Elektronische Werbemails - Spam - die Geißel des Internet

, aktualisiert am

  • Zunehmende Belästigung der User
  • Gesetze praktisch wirkungslos
  • Dennoch reduzierbar

 Elektronische Post (E-Mail) wird von nicht wenigen als die größte Kommunikationsrevolution seit der Erfindung der Flaschenpost gepriesen. Das mag übertrieben – oder auch nicht ganz ernst gemeint – sein, dennoch gilt: Keine andere Form der schriftlichen Nachricht kann in puncto Geschwindigkeit und Preisgünstigkeit mithalten; kein Fax, kein Telegramm und schon gar nicht der Brief – wovon vor allem Leser im Wiener Raum, die in den vergangenen Monaten zum Teil tage- und wochenlang auf die Zustellung ihrer Post warten mussten, wohl ein Liedchen zu trällern wissen. E-Mail ist in der Regel innerhalb von Sekunden im elektronischen Postfach des Empfängers und kostet – im Vergleich zu allen anderen Möglichkeiten – praktisch nichts. Egal, ob der Empfänger an einem PC im Nachbarhaus oder am anderen Ende der Welt sitzt.

Das haben aber leider längst auch jene Internet-Schurken erkannt, die sich dieser Technologie bedienen, um auf weltweiter Ebene die elektronische Postfächer der Teilnehmer mit vielen Millionen unerwünschter Werbemails („Spams“) zu überschwemmen: die Spammer.

 Verboten – na und?

Dabei schert es sie wenig, dass diese Form der Massensendung in vielen Ländern – so auch in Österreich – verboten und damit unter Strafe gestellt ist: Sogar die in Sachen moderner Technologie offensichtlich häufig überforderten EU-Gremien konnten sich im Juli 2002, nach jahrelangem Tauziehen, zu einer entsprechenden Gesetzesempfehlung aufraffen. Aber Papier ist noch geduldiger als EU-Politiker langsam sind: Sanktionen gegen Spammer können praktisch ohnehin nicht exekutiert werden, da der Spammer zum Beispiel in den USA sitzt, seine Mails aber über Rechner auf den Fidschi-Inseln, in China und Australien versendet, zu denen er sich Zugang verschafft hat (ein Computer-Kinderspiel).

Versuch der Selbsthilfe

Dem genervten Internet-User, der mit schöner Regelmäßigkeit ein Angebot zur Vergrößerung seines Busens in der Mailbox findet, der Internet-Userin, die man mit beträchtlicher Vergrößerung Ihres Penis zu locken versucht, jenen, die plötzlich aller Schulden ledig sein und darüber hinaus noch 10.000 Dollar monatlich (natürlich ohne Arbeit) verdienen können – all jenen bleibt somit nur der Versuch zur Selbsthilfe. Wohlgemerkt: der Versuch. Denn eine Erfolgsgarantie gibt es nicht.

Voraussetzung dafür: das Wissen darum, woher Spammer überhaupt Ihre E-Mail-Adresse erhalten!

Daher kommt’s

Die Spammer „saugen“ ihr Adressenmaterial per Computer vorzugsweise aus folgenden Quellen (sofern diese Dienste oder Services Ihre Mailadresse (a) entweder automatisch übermitteln oder (b) Sie zur Eingabe in einem Webformular aufgefordert wurden):

  • Newsgroups – die öffentlichen Diskussionsforen des Internet. Variante (a).
  • Listen – halböffentliche Adressenverteiler zu bestimmten Themen, deren Betreiber nicht immer die nötige Sorgfalt zum Datenschutz aufbringen. (a)/(b).
  • Gästebücher im Web, an die man bei Besuch einer Website eine Nachricht senden kann (b).
  • Chats (Online-Tratsch) und Web-Gewinnspiele (b).
  • Downloads – das Herunterladen von Informationen oder Programmen auf den eigenen Rechner (b).
  • Trojaner und Viren – kleine Programme, die bei Ausführung auf Ihrem Rechner neben Ihrer eigenen Mailadresse auch gleich alle in Ihrem Adressbuch gespeicherten Empfängeradresse auslesen können (a). Kommen meist selbst in einer Spam-Mail daher.
  • „Seriöse“ Firmen, die bei Kontaktaufnahme (Produktauskunft, Hilferuf, Warenbestellung) Ihre Stamm-Mailadresse erfragen und sich durch geschicktes Verstecken der entsprechenden Option gleichzeitig auch Ihr Einverständnis holen, Ihre Mailadresse für Werbeaussendungen nutzen zu dürfen (meist am Ende von Eingabeformularen mit Formulierungen wie „Ich bin an weiteren Informationen interessiert...“ zu finden – Option suchen und abwählen!).

Was dagegen tun

... zumal, wenn man Laie und nicht Computerfreak ist?

Als Grundregel gilt:

NIE(!) auf Spams antworten. Weder durch die „Reply“-Funktion Ihres Mailprogramms, noch durch Klick auf ein in der Mail enthaltenes Web-Link (dieses erlaubt häufig die Bestätigung Ihrer Mailadresse), auch nicht durch das Schreiben an eine vielleicht in der Mail angegebenen Adresse, die verspricht, Sie bei Antwort mit zukünftigen Aussendungen zu verschonen. Das ist so gut wie immer lediglich ein Trick, um durch Ihre Antwortreaktion die Gültigkeit Ihrer Mailadresse bestätigt zu erhalten! Sie erhalten in Zukunft noch mehr Spams, nicht weniger. Es macht auch keinerlei Sinn, an den vermeintlichen Absender zu schreiben – dieser ist meist „getürkt“ und weiß gar nichts von seinem Glück. Der wahre Absender bleibt dem Laien meist verborgen.

Mit Auskünften zurückhaltend sein. Es ist eigentlich nicht einzusehen, dass – wenn Sie zum Beispiel eine Treiberaktualisierung aus dem Internet downloaden möchten – der Anbieter neben Ihrer Mailadresse auch gleich Postanschrift, Alter, Geschlecht, Hobbys etc. abzufragen versucht. Zögern Sie nicht, keine Angaben zu machen (wo dies möglich ist) oder einfach etwas zu erfinden. Häufig müssen Sie allerdings eine Mailadresse angeben, um etwa Freischaltschlüssel oder Download-Webadresse für Software zugeschickt zu erhalten. In diesem Fall gilt:

Wer noch keine Spams erhält

... tut gut daran, die in der vorigen „Konsument“-Ausgabe 8/2002 (siehe weitere Artikel:  Gratis Webmail-Anbieter) gegebenen Tipps zu beherzigen. Nehmen Sie sich einen kostenlosen, zusätzlichen Mail-Account bei einem Web- oder Freemail-Anbieter (Adressen und Details finden Sie im Beitrag „Elektronische Briefkästen“). Wann immer Sie dann im Internet eine Mailadresse angeben müssen (siehe oben), benutzen Sie diese Adresse! Sie fungiert also als kostenloses virtuelles Postfach, das Sie jederzeit auflösen können – ohne gleich Ihren „Hauptwohnsitz“ (entspricht in unserem Zusammenhang Ihrer Stamm-Mailadresse bei Ihrem Internetprovider) ändern zu müssen. Erinnern Sie sich bitte: Ihre Mailadresse muss rein gar nichts mit Ihrem bürgerlichen Namen zu tun haben, ebenso wenig wie etwa Ihre Telefonnummer oder Ihr „richtiges“ Postfach am Postamt (sofern Sie sich ein solches – nach „Privatisierungs-Verzehnfachung“ der Gebühr – noch leisten wollen). Sie können jede Mailadresse wählen, die Ihnen einfällt – wenn sie nicht schon von jemand anderem, der dieselbe elektronische Heimstatt bewohnt („Domain“ – alles was rechts vom „@“ steht), benutzt wird.

Löschen des Postfaches

Nimmt die Zahl der an dieser „Postfach“-Adresse eintreffenden Spams irgendwann überhand, löschen Sie dieses „Postfach“ und machen daneben ein neues unter neuer Adresse auf... Der Spammer läuft mit seiner Mail in Leere, Ihre vertrauenswürdigen Korrespondenzpartner schreiben ohnehin an Ihre Stamm-Mailadresse, die Sie ihnen mitgeteilt haben.

In Newsgroups

Wichtiger Hinweis: Wenn Sie an Newsgroups im Internet teilnehmen, müssen Sie im dazu verwendeten Programm auch DORT als Absender die Benutzerdaten des „virtuellen Postfachs“ eingeben, nicht Ihre Stamm-Mailadresse. (Details dazu lesen Sie bitte in der Online-Hilfe des von Ihnen verwendet Programms nach; Suchbegriffe wie „Neuer Account“ oder „Neue Identität“ mögen dabei zielführend sein).

Wenn Sie bereits Spams erhalten

.... haben Sie zwei Möglichkeiten:

1. Ändern Sie die Stamm-Mailadresse bei Ihrem Provider.

  • Am einfachsten derart, dass sie sich künftig im Teil LINKS vom „@“ geringfügig von der bisherigen Form unterscheidet. Das genügt bereits, um Mails von Spammern ins ewige Nirwana des Cyberspace zu befördern. Allerdings auch jene Ihrer erwünschten Korrespondenzpartner(!!!), sofern Sie diese nicht rechtzeitig von der Änderung informierten und diese Änderung auch zur Kenntnis genommen wurde. Merke: „Alte“ Mailadressen sind ähnlich langlebig wie alte Telefonnummern. Dieser Schritt will also wohl überlegt sein, da mit Kommunikationsausfällen zu rechnen ist („Ich hab Dir doch eh geschrieben...“, „Ja, aber wahrscheinlich an die alte Adresse...“ etc.). Hier der optimale Ablauf für den – relativ – reibungslosen Wechsel zur neuen Stamm-Mailadresse.
  • Teilen Sie Ihrem Provider den Änderungswunsch mit, und warten Sie dessen Durchführungsbestätigung ab.
  • Testen Sie die neue Adresse durch Versand einer Mail an Ihre eigene (neue) Adresse.
  • Kommt sie problemlos retour (wie ein Brief, den Sie an sich selbst adressierten und einwarfen), schreiben Sie in der nächst Minute Ihre Korrespondenzpartner an, um sie umgehend über die Adressänderung zu informieren. Fordern Sie dabei möglichst auch eine Lesebestätigung für Ihre Mitteilung an (siehe Online-Hilfe Ihres Mailprogramms).

Wichtiger Hinweis: Es genügt in der Regel NICHT, eine ZUSÄTZLICHE Mailadresse anzulegen, wie diese von nahezu allen Providern angeboten werden („Sie haben 10 Mailadressen frei...“), weil es sich bei diesen meist nur um interne Verweise („Aliase“) handelt, die auf Ihren Stamm-Mailadresse „zeigen“. DIESE gilt es zu ändern und – in weiterer Folge – auch die möglicherweise bereits in der Vergangenheit angelegten Aliase, sofern auch diese Spam erhalten. Letzteres können Sie in der Regel über die Serviceseiten Ihres Providers selbst bewerkstelligen.

2. Einsatz von Anti-Spam-Software

Diese gibt es (meist in englischer Sprache) wie Sand am Meer, zum Teil sogar kostenlos aus dem Internet downzuloaden (z.B. von http://www.webattack.com/Freeware/comm/fwspam.shtml ). Allerdings verhindert sie nicht, dass Spams an Sie adressiert werden. Ebenso wie ein Spikereifen nicht die Entstehung von Glatteis verhindert. Sie versucht lediglich, eingetroffene Spams anhand bestimmter Regeln „zu erkennen“ und einer besonderen Behandlung zuzuführen: Das kann das Verschieben in einen dafür vorgesehenen Ordner auf Ihrem PC sein oder das Löschen vom Server Ihres Providers, noch bevor die Nachricht in Gänze an Ihren PC übertragen wurde. Eine nennenswerte Ersparnis an Online-Zeit ist damit kaum verbunden. Die Gefahr hingegen, dass an sich erwünschte Mails gleichfalls „sonderbehandelt“ werden, ist gegeben – und real, wie der Autor in jüngster Vergangenheit wiederholt feststellen musste. Durch unsachgemäße Konfiguration dieser Software kann es dazu kommen, dass ganze Absender-Domains (also Adressenbereiche RECHTS vom „@“, wie ...@ihrprovider.at) von der Nachrichtenzustellung abgeblockt werden. Dies gilt übrigens uneingeschränkt auch für die in den meisten Mailprogrammen enthaltene Möglichkeit des Erstellens von Filterregeln für diesen Zweck („Wenn eine Mail X kommt, die das Kriterium Y aufweist, dann mache damit Z“). Beide Varianten (Anti-Spam-Software wie auch Filterregeln in Mailprogrammen) scheinen somit nur für fortgeschrittene PC-Anwendern geeignet und selbst diesen sei das ausgiebige Testen vor „richtiger“ Anwendung empfohlen.

Und was ist mit einer „Robinson-Liste“?

Eine solche gibt es. Sie wird von der „Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR)“ (www.tkc.at) im Auftrag des Gesetzgebers geführt. Jeder Osterreicher kann sich darauf eintragen lassen. Unternehmen, die Massenmails versenden, sind gehalten, in dieser Liste eingetragene User mit ihren Aussendungen zu verschonen. Nur: Österreichischen Unternehmen wird diese Liste von der RTR (zu 100 Prozent in der Hand des Bundes) nicht zur Verfügung gestellt, da Massenmails hier zu Lande ohnehin verboten sind. Ausländische Unternehmen erhalten diese Liste dafür problemlos auf Faxantrag und ohne dass eine Prüfung ihrer internetmäßigen Rechtschaffenheit erfolgt. Damit dürfte sich diese „Robinsonliste“ nahtlos den oben aufgezählten Spammer-Quellen für das „Saugen“ von E-Mail-Adressen hinzufügen lassen – sogar „amtlich verifiziert“...

  • Nur keine Reaktion ist eine richtige Reaktion. Antworten Sie nie auf Spams, klicken Sie nicht auf Links in Spam-Mails, besuchen Sie nicht die Website des Spammers, bestellen Sie nichts.
  • Ungelesen löschen – zumal Spams oft auch Viren enthalten.
  • Doppelgleisig fahren. Besorgen Sie sich eine zweite Mailadresse und verwenden Sie ausschließlich diese, wenn Sie im Internet eine Mailadresse angeben müssen.

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