... ein paar Tage später. Statt auf die Seilbahnen „hinzuhauen“, die am wenigsten CO2 verursachen, solle man eine Sondersteuer für die Bewerbung „besonders umweltschädlicher Urlaubsformen“ wie Flugreisen, etwa für Städtetrips, sowie Kreuzfahrten verhängen oder gleich ein Werbeverbot dafür einführen, forderte Hörl im APA-Gespräch. Auch könne er sich vorstellen, diese „besonders CO2-relevanten Urlaubsformen“ – „wie bei der Tabakwerbung“ – mit einer Kennzeichnung zu versehen und deutlich darauf hinzuweisen, wie umweltschädlich sie seien.
Verblüffend. Ich, der Öko-Fuzzi aus Wien, und der Seilbahn-Lobbyist aus dem Tiroler Gerlostal. Fast deckungsgleich.
Fliegen ≠ Fliegen sagt die Wissenschaft
Wobei uns die Wissenschaft wieder mal einen Strich durch die Simplifikationsrechnung macht. Eh klar. Beim Thema Flugreisen sollte man sich nicht so sehr, wie Herr Hörl und ich, auf die Städtetrips, also Kurzstreckenflüge, einschießen, lautet das Ergebnis einer aktuellen Forschungsarbeit, veröffentlicht im Fachjournal Journal of Transport Geography. Vergleiche man sie mit den Auswirkungen von Langstreckenflügen, falle die Kurz- und Mittelstrecke kaum ins Gewicht. Die Forschungsgruppe analysierte auf 31 europäischen Flughäfen mehr als sieben Millionen Flugbewegungen aus dem Jahr 2018. Das Ergebnis: Für Flugdistanzen unter 500 Kilometer gingen lediglich sechs Prozent des insgesamt verbrauchten Kerosins drauf. Langstreckenflüge ab 4.000 Kilometer hingegen waren für 47 Prozent des Kerosinverbrauchs verantwortlich. Die Rechnung ist simpel: Je mehr Kerosin, desto schlechter fürs Weltklima. Wer es also politisch wirklich ernst meine mit dem Klimaschutz, so die Studienautor:innen, sollte die heiße Kartoffel Langstreckenflüge angreifen. Und das pronto!
Einmal von Wien nach Bangkok
Zur Veranschaulichung, wie groß der Hebel wäre, ein Vergleich mit dem motorisierten Individualverkehr: Einmal von Wien nach Bangkok im Jumbojet geflogen, setzt pro Person in etwa gleich viel Treibhausgase frei wie ein ganzes Jahr Autofahren in einem Durchschnitts-Pkw.
Ich finde, dass diese Forschungsarbeit ein sehr gutes Beispiel dafür ist, dass einfache Antworten rund ums Thema Nachhaltigkeit bisweilen zu kurz greifen. Die Forschungsarbeit wird für mich trotzdem keine Legitimation sein, die innereuropäische Fliegerei wieder neu zu entdecken.
Denn wie heißt es schließlich: Kleinvieh macht auch Mist.
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