Corona hat nicht nur dem Onlinehandel, sondern auch der Internetkriminalität, auf gut Neudeutsch: dem Cybercrime, zu einem Aufschwung verholfen. Das gilt für gezielte Angriffe auf Unternehmen ebenso wie für Betrügereien, mit denen man in der breiten Masse der Internetnutzer mögliche Opfer in die Falle zu locken versucht. Ein KONSUMENT-Leser ist mittlerweile um 3.000 Euro ärmer und um die Erfahrung reicher, dass man im Internet Fremden gegenüber gar nicht misstrauisch genug sein kann. Und er möchte andere vor dieser Falle warnen, die auf den ersten Blick nämlich nicht als solche erkennbar ist.
Anzahlung für Gebrauchtwagen
Ein auf der österreichischen Kleinanzeigenplattform Willhaben inserierter Gebrauchtwagen hatte sein Interesse geweckt. Der einzige Unsicherheitsfaktor war die seitens des privaten Anbieters verlangte Anzahlung in Höhe von 3.000 Euro. Um alle Zweifel auszuräumen, übermittelte dieser ohne zu zögern seine Handynummer sowie Scans seines Führerscheins, seines Meldezettels und des Zulassungsscheins des Fahrzeugs an den Interessenten, der sich davon überzeugen ließ. Doch kaum hatte er das Geld an den Anbieter überwiesen, tauchte dieser dauerhaft unter.
Scamming auch mit Mietwohnungen
Eine Betrugsmasche, die hinlänglich bekannt sei, erfuhr er bei der Polizei, wo bereits Dutzende Anzeigen anderer Geschädigter aus ganz Österreich vorliegen. Tatsache ist: Vergleichbare Inserate findet man auch auf Gebrauchtwagen-Plattformen wie beispielsweise Autoscout24, zum Teil wird sogar mehrfach dassselbe Fahrzeug angeboten. Eine ähnliche Masche, die ebenso unter den Überbegriff Scamming (zu deutsch: Vorschussbetrug) fällt, läuft seit Jahren mit Mietwohnungen zu besonders attraktiven Konditionen, für die dann vorab eine Kautionszahlung fällig wird. Über die Inserate selbst bzw. die bei Willhaben und Co. vorliegenden Daten ist es nicht möglich, die Betrüger auszuforschen, weil es sich um private Inserenten handelt und sie es zudem verstehen, ihre Spuren zu verwischen, etwa indem sie im Ausland sitzen. Was bleibt, ist die Warnung, aufmerksam zu bleiben und sich nicht auf Vorauszahlungen einzulassen, selbst wenn der Anbieter noch so seriös erscheinen mag.
Identitätsdiebstahl vermeiden
Im Zusammenhang mit dem oben geschilderten Fall müssen wir davor warnen, Fotos oder Scans persönlicher Dokumente elektronisch zu übermitteln, sofern man sie nicht zuvor mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms groß und deutlich mit einem Wasserzeichen versehen und somit als Kopie gekennzeichnet hat. Es handelt sich nämlich um einen der Wege, auf dem Betrüger zu jenen Dokumenten gelangen, die sie dann bei anderer Gelegenheit als Belege ihrer scheinbaren Seriosität vorlegen, Stichwort: Identitätsdiebstahl. Für die Bearbeitung braucht man keine spezielle Bildbearbeitungssoftware. Man kann beispielsweise das in Windows integrierte Programm Paint verwenden, mit dem man dann ein transparentes Textfeld ins Bild einfügt. Auf www.konsument.at finden Sie dazu eine genauere Anleitung.
Informationen einholen
Die Watchlist Internet ist eine von öffentlicher und privater Seite unterstützte Informationsplattform, die über alle Formen des Internetbetrugs und potenzielle Onlinefallen berichtet und immer aktuell gehalten wird. Im Hinblick auf den oben geschilderten Fall empfiehlt es sich, auf der Website nach den Stichwörtern „Kleinanzeigenbetrug“ und „Scamming“ zu suchen. Einen informativen Überblick bietet etwa der Artikel „Diese Scamming-Maschen sollten Sie kennen“ . Auch die Suche nach „Phishing“ liefert aufschlussreiche Ergebnisse, etwa Antwort auf die Frage, warum in einer erpresserischen E-Mail sogar Ihre korrekte Adresse und Telefonnummer genannt sein kann, Sie sich aber trotzdem nicht einschüchtern lassen sollten.
Eine weitere Anlaufstelle für Informationen und Hilfestellung im Ernstfall ist das beim VKI angesiedelte Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Österreich. Ein anhaltendes Problem speziell im deutschsprachigen Raum sind beispielsweise gefälschte Streaming-Angebote für Filme und Serien. Spielarten davon gibt es einige: Man gerät in eine Abo-Falle, man zahlt für ein nicht vorhandenes Angebot, man gibt seine persönlichen Daten preis, die dann missbräuchlich verwendet werden, Schadsoftware landet auf dem eigenen Computer. Mehr dazu auf europakonsument.at.
Ein etwas allgemeineres Thema, das nicht ausschließlich mit betrügerischen Aktivitäten zu tun hat, aber viele Menschen verärgert, ist Spam, also unerwünschte E-Mail-Zusendungen. Ausführliche Hintergrundinformationen dazu liefert beispielsweise ein Beitrag hier in unserem VKI-Blog.