Warum mein Geld nicht Privatsache ist!
Am 31. Oktober ist Weltspartag. Die seit 1924 bestehende Initiative soll nicht nur den Spargedanken fördern, sondern auch ganz allgemein zur Finanzerziehung beitragen. Die Zeit, in der sich das Geld am Sparbuch dank hoher Zinsen wie von selbst vermehrte, ist allerdings vorbei. Sparzinsen um oder unter 0,1% (Konsument 08/2018) sind keine Seltenheit. Trotzdem waren 2017 laut Österreichischer Nationalbank rund 37 % der österreichischen Haushaltsvermögen auf Sparbüchern (gebunden oder ungebunden) veranlagt. Das sind rund 243 Milliarden Euro. Eine Menge Geld.
Sparen ist also auch gesellschaftlich relevant. Schließlich wird das Geld nicht in einem Banktresor verwahrt. Sondern jeder Spareinlage steht, über den Umweg der Bank, ein Kredit gegenüber. Und jeder Kredit finanziert irgendetwas. Ein Projekt. Das kann ein neues Auto sein. Ein neuer Heizkessel. Ein Einfamilienhaus. Der neue Mega-Stall eines konventionellen Schweinebauern. Projekte mit Auswirkungen, die uns womöglich alle betreffen. Stichwort Klimawandel zum Beispiel.
Was wird mit meinem Geld finanziert?
Ich kaufe Bio-Lebensmittel. Habe vor eineinhalb Jahren mein Auto verkauft. Beziehe Ökostrom. Aber ich weiß nicht, was mit meinem Geld geschieht, das die Bank für mich verwaltet. Transparenz? Kein Thema.
Ich möchte aber, dass mit meinem Geld ökologisch und sozial nachhaltig umgegangen wird. Wer garantiert mir, dass mein erspartes Geld nicht als Kredit zur Errichtung eines Gaskraftwerks vergeben wird? Oder für den Ausbau eines Massentierhaltungsbetriebs? Oder an eine Airline zur Anschaffung neuer Flieger? Niemand. Ich habe keine Ahnung, was mit meinem Geld geschieht.
Was kann ich tun?
Besser gesagt: ich hatte keine Ahnung. Bis ich beim VKI zu arbeiten begonnen habe und seither das Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte betreue.
Es gibt nämlich Möglichkeiten der ökologisch und sozial nachhaltigen Veranlagung seines Gelds. Eine Alternative stellen umweltzeichenzertifizierte Fonds dar. Eine andere Grüne Sparbücher. Die ideale Option für alle, die kein Risiko eingehen wollen. Und trotzdem ein reines Gewissen haben möchten. Ein grünes Gewissen.
Das Spargutbuch für Sparefrohs!
Fündig wurde ich im Spargutbuch des VKI (hier kostenlos als PDF-Download oder lediglich gegen Versandkosten bestellbar). Darin steht alles, was man zum Thema sparen und Geld anlegen wissen muss – einfach erklärt und gut aufbereitet. So bin ich auf das Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen gestoßen. Dieses hat beim Marktcheck im Spargutbuch am besten abgeschnitten. Das wollte ich mir privat näher anschauen.
Eine grüne Idee
Ich möchte nicht die Produkte des Umweltcenters per se anpreisen. (Ich würde mir sehr wünschen, es gäbe ähnliche Produkte auch von der Bawag, Erste Bank, Bank Austria, Volksbank und Co!). Sondern die Idee dahinter vorstellen. Die einfach ist. In Österreich in dieser Form (leider!) noch einzigartig. Und einen Beitrag zu einem nachhaltigen Wandel der Wirtschaft leisten kann.
Zwei Aspekte sind zentral:
- In Anlagekriterien wird festgelegt, für welche Projekte bzw. Bereiche Kredite vergeben werden können. Die Schwerpunkte liegen etwa im Bereich Ökologisches Bauen & Sanieren, alternative Energiegewinnung, E-Mobilität, ökologische Landwirtschaft oder Recycling.
- All das erfolgt über einen getrennten Rechnungskreislauf, der garantiert, dass die Gelder ausschließlich für die genannten Zwecke verwendet werden.
Klar, derzeit werden so gerade einmal rund 27 Millionen Euro gespart und als Kredite vergeben. Aber damit wurden beispielsweise ein Gemeinschaftswohnprojekt, die Errichtung mehrerer Photovoltaikanlagen, E-Taxis, Kleinwindkraftanlagen oder Biomassekraftwerke finanziert. Fossile Energie? Umweltschädliche Mobilität? Fehlanzeige. Mein Geld wird über Kredite in Projekte investiert, die ich gerne und mit grünem Gewissen unterstütze. Ich habe sichergestellt, dass mit meinem Geld ökologisch und sozial nachhaltig umgegangen wird. Verdiene ich daran etwas? Sind die Zinsen höher? Nein.
Was kostet mich das?
Bei meiner niederösterreichischen Raiffeisenbank sind die Zinsen am täglich fälligen (also ungebundenen) Online-Sparbuch auf mittlerweile 0,1 % gesunken. Derselbe Zinssatz beim flexiblen Umweltsparkonto des Umweltcenters Gunskirchen. Auch dort habe ich bequemen Zugang auf mein Geld via Online-Banking. Auch dort ist meine Spareinlage gegen Ausfall gesichert. Kontoführungsgebühren oder dergleichen fallen keine an. Was die organisatorischen Rahmenbedingungen betrifft, gibt es keinerlei Unterschiede.
Wie komme ich an mein Grünes Sparbuch?
Nötig war: mich kurz auf der Homepage zu informieren. Dann habe ich: Ein Telefonat mit einem freundlichen und kompetenten Berater zur Klärung letzter Fragen geführt. Ein Onlineformular ausgefüllt. Ein Mail beantwortet. Den Vertrag unterschrieben. Per Post zurückgeschickt. Das Ganze hat in etwa eine Woche gedauert. Und war mit wenig Aufwand verbunden. Sehr unkompliziert.
Fazit
Beruflich wie privat kann ich der Idee und dem Produkt viel abgewinnen:
- Die Anlagekriterien und die Umweltgarantie gewährleisten, dass auch tatsächlich ökologisch und sozial nachhaltige Projekte finanziert werden und kein Greenwashing betrieben wird.
- Der getrennte Rechnungskreislauf garantiert, dass das Geld auch tatsächlich in diesem „grünen Kreislauf“ verbleibt und die Rendite nicht über Umwege doch auch nicht-nachhaltige Projekte mitfinanziert.
Kleiner Wermutstropfen: Manche Produkte des Umweltcenters, darunter gebundene Sparbücher mit höheren Zinsen, können nicht online, sondern müssen direkt in einer der zur Raiffeisenbank Gunskirchen zugehörigen Filialen eröffnet werden.
Ein Aufruf
Es wäre schön, wenn ich zum nächsten Weltspartag über weitere grüne Sparbücher anderer Banken auf dem österreichischen Markt berichten könnte. Was es dazu braucht: Auch Leute, die aktiv danach fragen! Die zeigen: wir wollen so etwas haben, wir haben Bedarf an solchen Produkten. Beim Thema nachhaltige Geldanlagen haben die Banken nämlich allgemein definitiv Aufholbedarf (Konsument 11/2017).
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