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2 Solarpanele am Balkon
Mini-Photovoltaik-Anlage: Seit einigen Wochen nutze ich die Kraft der Sonne mit einem sogenannten "Balkonkraftwerk". Bild: VKI

Gestatten, Balkonkraftwerk-Betreiber

| 4 Kommentare BLOG

ÖKO.LOGISCH

Nach langem Warten habe ich meine zwei Solarpanele geliefert bekommen. Und erzeuge nun Solarstrom via Mini-Photovoltaik-Anlage am Balkon.

Sechs bis acht Wochen Lieferzeit, als ich die zwei Solarpanele bestelle. Warten musste ich stolze 14 Wochen. Aber dann klingelte es doch, und ein schnaufender Bote stand mit zwei ziemlich großen, flachen Paketen vor der Tür.

Gemeinsam mit meinem Schwiegervater, selbst ein begeisterter Photovoltaiker, machte ich mich an die Montage der Panele. Die Installation via Balkonhaken ist keine Raketenwissenschaft, aber um die Panele allein auf das Balkongeländer zu heben, sind die Dinger einfach zu schwer – Safety first! Und die eine oder andere Abweichung vom Standardprozedere musste dann doch spontan-kreativ gelöst werden – in Tim-Taylor-Manier quasi. Auch da war ich froh, dass mein Schwiegervater zugegen war. Er ist, um im Hör-mal-wer-da-hämmert-Universum zu bleiben, Al, also der Auskenner-Assistent von Tim Taylor. Kennt den eigentlich noch jemand?

>>Für alle jüngeren Leser:innen verlinke ich hier zur IMDb-Seite von "Hör mal, wer da hämmert" 

Aber ich merke, ich schweife ab. 

Solarpanele liegen in der geöffneten Verpackung am Boden
2 Panele á 360 Watt Maximalleistung (in Österreich gibt’s einen vereinfachten Netzzutritt bis maximal 800 Watt Einspeisung ins Stromnetz) Bild: VKI

Einfache Installation

Die eigentliche „Installation“ dieser Plug-in-Anlage ist kinderleicht: Stecker direkt in die Wandsteckdose und schon fließt der selbst produzierte Sonnenstrom in die Wohnung – und wird von Verbrauchern wie Kühlschrank, Radio, WLAN-Router & Co eifrig aufgesaugt. Wie die wissen, dass sie sich genau diesen Strom schnappen sollen? Vom Wechselrichter des Solarpanels (der wandelt die erzeugte Gleichspannung in netzkonforme Wechselspannung um) wird ein sogenannter Spannungshub angelegt. Der drückt den Solarstrom sanft in mein Hausnetz und wird von den Verbrauchern bevorzugt verwendet. Das öffentliche Stromnetz wird erst dann angezapft, wenn die erzeugte Sonnenstromleistung nicht mehr ausreicht, um alle Verbraucher zu versorgen. Nur diese Differenz wird mir fortan auf der Stromrechnung angerechnet. Ich bin schon gespannt, ob sich das dort merklich auswirken wird. Ach ja: Sofern der erzeugte PV-Strom nicht in der Wohnung verbraucht wird, gibt’s bei Mini-PV-
Anlagen keine Einspeisevergütung. Dieser Strom wird quasi hergeschenkt.

Maximal 800 Watt

Warum eigentlich zwei Panele, werden Sie sich vielleicht fragen. In Österreich gibt’s einen vereinfachten Netzzutritt bis maximal 800 Watt Einspeisung ins Stromnetz. Diese Anlagen werden Kleinsterzeugungsanlagen genannt. Es bedarf keiner Genehmigung im eigentlichen Sinn, eine Meldung beim Netzbetreiber ist aber angesagt. Der wird gegebenenfalls auch einen Zählertausch veranlassen (Smart Meter). In meinem konkreten Fall hat ein Modul eine Maximalleistung von 360 Watt, somit bleibe ich mit den zwei Modulen unter den genannten 800 Watt.

Und das Ding ist sicher?

Also die Balkonhaken machen einen sehr, sehr stabilen Eindruck, das Montagesystem ist ausgeklügelt und sollte auch starkem Wind trotzen. Bezüglich der Elektrik mache ich mir ebenfalls keine Sorgen. Ich wohne nicht im Altbau, mein Wohnhaus ist knapp 10 Jahre alt, die elektrische Haushaltsinstallation ist tipptopp in Schuss. Und bei gezogenem Schukostecker, bekommt man da keinen Schlag? Die Firma hinter den Modulen, EET – Efficient Energy Technology aus Graz, versichert auf ihrer Homepage, dass bei gezogenem Stecker keine Spannung mehr anliegt: „Die verbauten Wechselrichter haben integrierte, zertifizierte Sicherheitsvorkehrungen […], welche dafür sorgen, dass nur dann eine Spannung anliegt, wenn auch ein Stromnetz gemessen wird. Wird kein Stromnetz detektiert, so wird die Spannung am Stecker in unter 200 Millisekunden weggeschalten.“

Übrigens: Die langen Lieferzeiten, von denen vor ein paar Monaten noch sämtliche PV-Anbieter betroffen waren, haben sich zumindest bei EET derzeit fast schon ins Gegenteil verkehrt. Laut Homepage würde ich momentan nur ein paar Werktage auf die Lieferung eines Modules warten. 

Balkonkraftwerk seitlich abfotografiert
Die Balkonhaken machen einen sehr stabilen Eindruck und trotzen auch starken Windböen. Bild: VKI

Alles ist schöner, wenn die Sonne scheint

Ich habe mir auch ein Strommessgerät zugelegt, um etwas konkreter nachempfinden zu können, wie viel grünen Strom das Balkonkraftwerk wann erzeugt. An sonnigen Tagen um die Mittagszeit waren es schon 685 Watt. Nicht schlecht für Mitte Februar.

Apropos sonnig: Seit ich das Balkonkraftwerk installiert habe, fühle ich mich tatsächlich noch um ein Stück besser gelaunt, immer dann, wenn die Sonne hinter den Wolken hervorblitzt.

Mehr zum Thema

Hier können Sie sich noch weiter ins Thema Mini-PV-Anlagen vertiefen.
 

+++++UPDATE+++++

Fragen und Antworten

Selten habe ich so viel Feedback erhalten wie auf dieses Öko.Logisch. Einige Fragen, die Leser:innen an mich herangetragen haben, sollen hier nun möglichst kompakt beantwortet werden.
Wer noch tiefer in die Materie eintauchen möchte, kann dies - wie bereits erwähnt - in diesem Übersichtsartikel zum Thema Balkonkraftwerke tun.

Was kostet ein Modul?

Steckerfertige Mini-Solaranlagen gibt es derzeit ab ca. 400 Euro pro Panel (inkl. Wechselrichter), so meine schnelle Internetrecherche. Die Preise variieren je nach Anbieter, ich möchte keine Empfehlung aussprechen.

Gibt es eine Einspeisevergütung?

Wenn man mehr Strom erzeugt, als man verbraucht, gibt’s bei Mini-PV-Anlagen keine Einspeisevergütung. Der vom ­Balkonkraftwerk erzeugte Strom wird ­direkt von Verbrauchern im Haus genutzt. Die „Grundlast“ wären typischerweise: Kühlschrank, WLAN-Router, Stand-by-Geräte etc. Aber natürlich werden auch Staubsauger, Klimaanlage, Fernseher etc. bei Bedarf mit dem PV-Strom vom Balkon versorgt. Jeder Verbraucher schnappt sich den Strom, den er bekommen kann. Wird mehr Energie benötigt, wird das ­öffentliche Netz angezapft.

Mit welcher Stromausbeute ist zu rechnen?

Dies hängt in erster Linie von der individuellen Situation ab. Einflussfaktoren sind zum Beispiel Ausrichtung (des Balkons), Neigungswinkel des Moduls, eventuelle Verschattung, Verschmutzung, Standort in Österreich (Stichwort: Sonnenstunden pro Jahr). Mit meinem Balkonkraftwerk (720 Wattpeak, Südost-Ausrichtung, teilweise schattig) werde ich wohl bei ca. 400–450 Kilowattstunden Jahresproduktion liegen.

Funktioniert die Anlage auch im Fall eines Blackouts?

Nein, bei einem Stromausfall trennt sich das Balkonkraftwerk aus Sicherheitsgründen vollautomatisch vom Netz. Es gibt aber Anbieter am Markt, die Batteriespeichersysteme im Sortiment haben, die auch im sogenannten „Inselmodus“ betrieben werden können. Also auch bei einem Blackout Notstrom bereitstellen können.

Können Netzbetreiber die Inbetriebnahme untersagen?

Nein, dafür gibt es keine Rechtsgrundlage. Eine Meldung an den Netzbetreiber zwei Wochen vor der geplanten Inbetriebnahme ist ausreichend. Die meisten Netzbetreiber bieten dafür Onlineformulare an.

Können Vermieter:innen oder Eigentümer:innen ein Veto einlegen?

Ja, das können sie – leider. Interessierte berichten mir, dass man hier vielfach noch auf Unverständnis bzw. Ablehnung stößt. Gerade auch im geförderten Wohnbau, vulgo Genossenschaftswohnungen. Rechtlich ist es so, dass man mit einem PV-Modul am Balkongeländer das äußere Erscheinungsbild des Hauses verändert. Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2040 klimaneutral zu werden. Vor dem Hintergrund der Energiewende, vor dem Hintergrund, dass wir besser heute als morgen möglichst viel Ökostrom erzeugen müssen: Wessen Interesse überwiegt? Das Interesse der Hausbesitzer:innen an einem einheitlichen Erscheinungsbild der Immobilie? Oder das Interesse der Allgemeinheit an der raschen Umsetzung der Energiewende? Übrigens: Es besteht natürlich immer die Möglichkeit, den Rechtsweg zu beschreiten (freilich mit ungewissem Ausgang).

 

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

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4 Kommentare

Genehmigung der anderen Hauseigentümer nötig?

Klartext, 29. April 2023, 12:04

Danke für den Erfahrungsbericht. Ich bin Eigentümer einer Wohnung in einem Mehrparteienhaus in Wien. Müssen die anderen Eigentümer im Haus meiner PV-Minianlage zustimmen, wenn ich sie mittels Balkonhaken außen am Geländer montieren möchte?

Genehmigung notwendig?

Redaktion, 4. Mai 2023, 09:05

Ja, wenn Sie es rechtlich lupenrein umsetzen wollen, dann müssen Sie alle Mit-Eigentümer um Zustimmung bitten. Wobei ein 2-monatiges Schweigen auf eine diesbezügliche Verständigung als Zustimmung gilt.
Sie können die Zustimmung einer nicht zustimmenden anderen Partei durch das Gericht im Außerstreitverfahren ersetzen lassen (wie es für Klima-Außengeräte oder Balkon-/Loggiaverglasungen immer wieder passiert). Das Gericht erteilt dann gegebenenfalls die Zustimmung, wenn es ein wichtiges Interesse anerkennt oder wenn die Änderung verkehrsüblich ist.

800W maximal

fandl, 3. April 2023, 21:04

Die 800W maximale Leistung bezieht sich nicht auf die Module, sondern auf den Wechselrichter.
Dieser darf nicht mehr als die genannten 800W durchlassen. Sie können auch drei oder vier Module mit je 400W an einen Wechselrichter anschließen und haben damit mehr Ertrag, da vier Module natürlich mehr Strom erzeugen als 2 und das speziell in den Morgen- oder Abendstunden und bei Bewölkung wirkt.
Sie können auch einen 1500W-Wechselrichter verwenden, wenn sich dieser auf 800W einstellen lässt.

Wechselrichter

Redaktion, 14. April 2023, 09:04

Das ist richtig, die Begrenzung bezieht sich auf den Wechselrichter, die Leistung der Module ist eigentlich relativ egal.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass z.B. bei einem 800 W Wechselrichter der Anschluss von 2000 W Modulleistung über das Ziel hinausschießt. Etwas mehr ist sicher sinnvoll, vor allem wenn die Ausrichtung der Module nicht optimal ist (z.B. senkrechte Montage auf dem Balkon), aber zu viel ist "ungesund". Denn wenn man zu viel Leistung an einen Wechselrichter anschließt, der dafür nicht ausgelegt ist, kann er kaputt gehen. Es hängt vom Wechselrichter ab, wie viel Leistung er verträgt, bevor er kaputt geht.

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