Zum Inhalt
Wiesbauer Knofi Rohwurstsnack: Wurst in länglicher durchsichter Verpackung.
Laut Aufmachung wirkt es, als käme die Rohwurst aus Österreich. Gibt es einen Herkunftshinweis? Bild: A. Konstantinoudi/VKI

Wiesbauer Knofi Rohwurstsnack: keine Herkunftskennzeichnung

Der Aufmachung nach kommt die Rohwurst aus Österreich. Allerdings nicht zur Gänze. Ein Teil des verwendeten Fleisches kann aus Deutschland stammen, was aus der Kennzeichnung aber nicht hervorgeht.

Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: „TYPISCH ÖSTERREICHISCH“ und rot-weiß-rote Schleife versprechen ein österreichisches Produkt. Doch der Knofi Rohwurstsnack von Wiesbauer stammt nicht gänzlich aus Österreich.

Das ist das Problem

Das steht drauf: Wiesbauer Knofi Rohwurstsnack

Gekauft bei: in vielen Geschäften erhältlich

Eine rot-weiß-rote Schleife ziert das Etikett des Wiesbauer Knofi Rohwurstsnacks. Darauf steht „TYPISCH ÖSTERREICHISCH“. Die kaltgeräucherte Rohwurst will somit gleich auf den ersten Blick als Produkt österreichischer Herkunft wahrgenommen werden. Das schätzte auch Frau B., die den Rohwurstsnack von Wiesbauer kaufte. Doch Frau B. war ein wenig verwundert, als sie auf der Verpackung keine Herkunftsdeklaration der Zutaten fand: „Am Etikett steht, TYPISCH ÖSTERREICHISCH‘, aber kein Hinweis, woher das Fleisch stammt“, ärgerte sich die Konsumentin.

Sie möchte vom Hersteller wissen: „Wo sind die Schweine und Rinder für diese Wurst geboren, aufgewachsen und geschlachtet worden? Wird die Wurst in Österreich hergestellt? Nirgendwo findet man Hinweise zur Herkunft!“

„Beflaggte“ Produkte und ihre wahre Herkunft

Für einige Lebensmittel ist die Angabe des Ursprungs vorgeschrieben. Dazu zählen z.B. Eier, Honig und unverarbeitetes Rindfleisch. Das Anführen der Herkunft ist nun auch für andere Lebensmittel verpflichtend, wenn ohne diese Angabe eine mögliche Irreführung von Verbraucherinnen und Verbrauchern denkbar wäre. Wie die Kennzeichnung erfolgen soll, das konkretisiert die Durchführungsverordnung der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (DVO) seit 1. April 2020.

Sie besagt: Verpackte Produkte, die mit einem bestimmten Land auf der Packung werben – zum Beispiel mit der österreichischen Flagge bzw. Auslobungen wie „Qualität aus Österreich“ oder „hergestellt in Österreich“ –, müssen die Herkunft der „primären Zutat“ angeben, sofern diese nicht aus dem beworbenen Land stammt. Diese Regelung trifft also genau auf den Knofi-Snack mit seiner rot-weiß-roten „TYPISCH ÖSTERREICHISCH“-Schleife zu. Durch diesen Schriftzug auf der Verpackung der Knofi-Rohwurst sowie die österreichischen Flaggenfarben und mangels eines Herkunftshinweises in der Zutatenliste dürfen Konsumentinnen und Konsumenten wohl annehmen, dass die Bestandteile des Produktes und zumindest die Hauptzutat Fleisch aus Österreich stammen. Ist das wirklich so? Wir haben recherchiert.

Typisch österreichisch

Wiesbauer Knofi Rohwurstsnack: Rückseite mit Etikett und Zutaten
Wiesbauer Knofi Rohwurstsnack: Die Herkunft der Bestandteile ist auf der Verpackung nicht deklariert. Bild: A. Konstantinoudi/VKI

Wer hätte das gedacht, in diesem Fall gibt es eine Ausnahme: Die Beschriftung „TYPISCH ÖSTERREICHISCH“ ist eine eingetragene Marke der Firma Wiesbauer. Und die Regelung der DVO gilt nicht für eingetragene Marken! Aus diesem Grund muss der Hersteller Hauptzutaten, die aus einem anderen Land importiert wurden, nicht angeben. Auf unsere Nachfrage schreibt die Firma Wiesbauer, dass sie ihre Produkte in Österreich herstelle und zirka 90 bis 95 Prozent des verwendeten Fleisches von regionalen österreichischen Schlacht- und Zerlegebetrieben beziehe. Der Rest stamme aus deutschen Betrieben und werde auch wieder hauptsächlich nach Deutschland exportiert.
Aufschriften wie „Typisch österreichisch“ bedeuten also nicht immer, dass Produkte zu 100 Prozent aus Österreich kommen.

Knoblauch aus Spanien

Typische Machart

Die Firma Wiesbauer informiert auf der Firmenwebsite, dass der Leitspruch „Wiesbauer – TYPISCH ÖSTERREICHISCH“ 2007 ins Logo aufgenommen wurde. Man wolle mit diesem Motto auf die traditionelle und typisch österreichische Machart der Wurstwaren hinweisen, lautet die Erklärung in der Stellungnahme.

Knoblauch-Herkunft

Und woher kommt der verwendete Knoblauch? Wiesbauer führt auf rot-weiß-rotem Hintergrund auf der Vorderseite der Verpackung „Knofi“ und „mit Knoblauch“ an. Zusätzlich sind am Etikett zwei Knoblauchzehen abgebildet. Stammt der Knoblauch nun aus Österreich? Nein, aus Spanien, ließ die Firma Wiesbauer auf unsere neuerliche Anfrage wissen. Im Handel gibt es allerdings durchaus Knoblauch aus Österreich. Zumeist ist es aber Importware aus China, im besseren Fall aus Italien und Spanien.

Ärgerliche Schlupflöcher der DVO

Eigentlich will die aktuelle Herkunftskennzeichnung der „primären Zutat“ mehr Transparenz schaffen und helfen, mögliche Irreführungen durch Herkunftswerbung zu vermeiden. Leider gibt es „legale“ Schlupflöcher, wie dieses Beispiel zeigt. Aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sind eingetragene Marken mit Österreich-Flaggen und ähnlichen Symbolen ärgerlich. Wie sollen sie denn am Etikett erkennen, ob es sich um eine eingetragene Marke handelt oder nicht? Im Logo enthaltene nationale Symbole werden unvermeidlich mit dem Ursprung der Zutaten in Zusammenhang gebracht. Eine Herkunftsangabe auf dem Wiesbauer Knofi Rohwurstsnack wäre daher im Sinne einer transparenten Information wünschenswert.

Auch andere Lebensmittel wie Spirituosen bilden Ausnahmen und fallen nicht in den Anwendungsbereich der DVO. Darüber haben wir zum Beispiel beim Riquet Eierlikör (KONSUMENT 11/2021) berichtet. Dieser gibt sich ebenso mit rot-weiß-roter Schleife als österreichisches Produkt aus, während die Eier als Hauptzutat gar nicht aus Österreich stammen.

Die Reaktion der Firma Wiesbauer

Der Hersteller bezieht „TYPISCH ÖSTERREICHISCH“ auf die Machart der Wurst und verwendet auch Fleisch aus deutschen Betrieben.

„Bezugnehmend auf ihre Anfrage bezüglich der Herkunft möchten wir Ihnen mitteilen, dass unsere Produkte in Österreich hergestellt werden sowie dass wir unser Fleisch (ca. 90 – 95 %) von regionalen österreichischen Schlacht- und Zerlegebetrieben beziehen. Diese befinden sich verteilt in den österreichischen Bundesländern, welche die Tiere von den umliegenden Mastbetrieben beziehen. Dadurch können die Wege des Lebendtiertransportes entsprechend kurz gehalten werden.

Aufgrund unseres hohen Exportanteils (50 %) und der Verfügbarkeit bestimmter Fleischteile am österreichischen Markt in Abhängigkeit diverser Groß-Aktionen müssen wir fallweise auf den deutschen Markt zugreifen. Diese Betriebe sind, so wie in Österreich, nach internationalen Standards zertifiziert und unterliegen strengen Regeln hinsichtlich Tierwohl und Tierhaltung, die regelmäßig überprüft werden. Dieser Rohstoff wird wiederum vorwiegend für Export-Artikel nach Deutschland verwendet.

Der Wortlaut ‚TYPISCH ÖSTERREICHISCH’ ist Bestandteil unseres eingetragenen Firmennamens und befindet sich schon seit vielen Jahren in unserem Firmenlogo. Wir wollen damit auf die traditionelle – typisch österreichische Machart hinweisen.“

Wiesbauer Österreichische Wurstspezialitäten GmbH
4.4.2022

„Bezugnehmend Ihrer Anfrage bezüglich des Anbaugebietes vom Knoblauch möchten wir Ihnen mitteilen, dass dieser aus Spanien stammt. Hierbei ist zu beachten, dass landwirtschaftliche Produkte, die als Primärzutat für die Herstellung von Fleischerzeugnissen verwendet werden, von der Herkunftskennzeichnung ausgenommen sind.
Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung!“

Wiesbauer Österreichische Wurstspezialitäten GmbH
Qualitätsmanagement
29.4.2022

Wir empfehlen

Bleiben Sie bei hervorgehobenen Herkunftsauslobungen kritisch und lesen Sie das Etikett vollständig. Nicht alles, was bildlich oder der Beschreibung nach rot-weiß-rot daherkommt, stammt auch zu 100 Prozent aus Österreich. Möglicherweise finden Sie weitere Infos zur tatsächlichen Herkunft auf der jeweiligen Verpackung.

Mehr zum Thema

Verarbeitete Fleischprodukte haben oft ungünstige Nährwerte. Durch den hohen Gehalt an Salz und gesättigten Fettsäuren sollten sie nicht allzu häufig am Jausenteller landen. Der Wiesbauer Knofi Rohwurstsnack hat zum Beispiel den Nutri-Score „E“. (Nutri-Score: fünfstufige Farbskala zur Information, wie die Nährwertqualität des Produkts innerhalb seiner Produktgruppe einzuschätzen ist; mehr dazu unter: Nutri-Score-Ampel mit Sinn,12/2019). Die rote Stufe „E“ bedeutet: Das Produkt hat eine ungünstige Nährwertzusammensetzung.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Twix: weniger Riegel in der Mehrfachpackung

Twix: weniger Riegel in der Mehrfachpackung

Mars hat die Stückzahl reduziert: Statt vier mal zwei Stück sind jetzt nur mehr drei mal zwei Stück "Twix" in der Mehrfachpackung. Je Riegel zahlen die Konsument:innen bei dieser Verkleinerung drauf.

Katjes Yoghurt-Gums: Shrinkflation!

Katjes Yoghurt-Gums: Shrinkflation!

Katjes hat die Füllmenge ihrer "Yoghurt-Gums" reduziert. Konsument:innen zahlen jetzt für weniger Fruchtgummis den gleichen oder nur einen geringfügig niedrigeren Preis. Ein klassischer Fall von Shrinkflation.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang