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In einer Frauenhand befindet sich eine größere Anzahl von Medikamenten. Auf dem Tisch stehen verschiedene Nahrungsmittel
Bild: amenic181 / stock.adobe.com

Wie unsere Ernährung die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflusst

Manches von dem, was wir essen und trinken, kann die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen. Um solche Wechselwirkungen zu verhindern, sollten Sie immer den Beipackzettel lesen und einige grundlegende Dinge beachten.

Der folgende Text ist ein Auszug aus unserem VKI-Buch „Medikamente richtig anwenden. Das müssen Sie wissen!". Weitere Informationen zum Buch sowie die Bestellmöglichkeit finden Sie in unserem Online-Shop.

Was essen wir und wann essen wir?

Wie eingangs erwähnt, geht es einerseits um die Frage, was wir essen. Je nach Wirkstoff spielt es außerdem eine Rolle, ob wir das Medikament auf leeren oder vollen Magen einnehmen. In einem weniger sauren Milieu nach dem Essen können etwa manche Pilzmedikamente nicht mehr so gut aufgenommen (resorbiert) werden. Andere Arzneistoffe sind fettlöslich. Sie benötigen Nahrung und Gallensäure, um im Darm überhaupt resorbiert zu werden.

Wasser

Medikamente zum Schlucken werden am besten mit Wasser eingenommen. Es beschleunigt die Freisetzung des Wirkstoffs. Ideal ist mindestens ein Achtelliter Leitungswasser. Mineralwasser ist problematisch, weil die Mineralstoffe ebenfalls Einfluss auf die Arzneistoffe ausüben können. Muss man auf Wasser aus der Flasche zurückgreifen, sollte man mineralstoffarmes wählen.

Limonaden und Fruchtsäfte

Stark gezuckerte Getränke verzögern die Magenentleerung und haben damit Einfluss auf die Wirksamkeit eines Medikaments. Die Säure in Fruchtsäften kann die Wirkung mancher Antibiotika verschlechtern und aus aluminiumhaltigen Mitteln gegen Sodbrennen und Magenübersäuerung den Mineralstoff herauslösen. Das führt zu vermehrter Aufnahme gesundheitsschädigenden Aluminiums. 

Grapefruitsaft und Bitterorangen

Ein einziges Glas Grapefruitsaft kann die Wirkung vieler Medikamente beeinträchtigen und Nebenwirkungen verstärken. Zeitlicher Abstand hilft wenig, denn Grapefruitsaft hat bis zu 72 Stunden lang Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Ähnliches gilt für Bitterorangen, die in manchen Marmeladen oder Schokolade enthalten sind.

Bei der Einnahme der folgenden Medikamente sollte auf Grapefruitsaft sowie Bitterorangen verzichtet werden: Medikamente gegen Angststörungen und Depressionen, Schmerzen, Bluthochdruck, Aids, Herzrhythmusstörungen, Psychosen, Epilepsie, Sodbrennen und saures Aufstoßen. Außerdem betroffen: Die meisten Krebsmedikamente, viele Antibiotika, manche Cholesterinsenker, potenzsteigernde Medikamente sowie solche, die das Immunsystem unterdrücken.

Lebensmittel

Eiweißreiche Lebensmittel können die Aufnahme bestimmter Kreislaufmedikamente wie Betablocker beeinträchtigen oder verstärken, die von Asthmamedikamenten hingegen verringern. Umgekehrt können Arzneimittel die Aufnahme von Nährstoffen wie Kalzium, Fluor oder Jod aus dem Darm behindern.

Ernährung mit Fleisch. Viel tierisches Eiweiß bewirkt eine Übersäuerung des Harns. Arzneistoffe, die selbst schwache Säuren sind (etwa Salicylsäure in Schmerzmitteln), oder antimikrobiell wirkende Sulfonamide, werden durch das saure Milieu in der Niere verstärkt aufgenommen und langsamer ausgeschieden. Dadurch wirken sie stärker.

Ernährung ohne Fleisch. Wer sich vorwiegend vegetarisch ernährt, hat einen basischen Harn. Saure Arzneistoffe können nicht so gut aufgenommen werden und werden schneller ausgeschieden. Das verringert die Wirkung. Umgekehrt können schwache Arzneistoffbasen wie Procain (Lokalanästhetikum), das schmerzstillende und fiebersenkende Chinin oder das Malariamittel Chloroquin bei Vegetariern eine bessere Wirkung zeigen.

Ballaststoffe. Eine besonders ballaststoffreiche Kost kann sich für Menschen mit Herzproblemen, die den Wirkstoff Digoxin einnehmen, negativ auswirken. Durch die Ballaststoffe wird die Aufnahme des Arzneistoffs beeinträchtigt.

Vorsicht, Bluthochdruck. Für Käse, Hartwurst, Räucherschinken, Schokolade, Bananen und Fischkonserven gilt: Während ihrer Reifungs- und Gärungsprozesse entsteht Tyramin, ein blutdrucksteigernder Stoff. Nimmt man zur Behandlung von Depressionen MAO-Hemmer ein, kann Tyramin vom Körper nicht mehr abgebaut werden, weil auch die notwendigen Enzyme gehemmt werden. Ein erhöhter Blutdruck kann die Folge sein.

Milchprodukte

Milchprodukte enthalten Mineralstoffe wie Kalzium. Das kann die Aufnahme von Arzneisubstanzen hemmen oder verhindern. Nicht ideal ist auch Joghurt in Kombination mit Antibiotika. Joghurt enthält zwar probiotische Keime, allerdings in so geringer Zahl, dass kein Aufbau einer geschädigten Darmflora stattfindet. Stattdessen können Mineralstoffe wie Kalzium oder Magnesium die Wirkung mancher Antibiotika abschwächen. Vor allem Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline bilden mit dem Kalzium aus Milchprodukten Verbindungen und können dann nicht mehr durch die Darmwand in den Körper gelangen. Deshalb muss man während der Einnahme von Antibiotika zwar nicht auf Milchprodukte verzichten, es sollte aber ein Abstand von ein bis zwei Stunden eingehalten werden.

Kaffee und Tee

Die in Kaffee und schwarzem Tee enthaltenen Gerbstoffe hemmen z. B. die Aufnahme von Eisen. Eisentabletten sollten daher mindestens zwei Stunden vor dem Konsum von Tee oder Kaffee eingenommen werden. Das kann Probleme bereiten, weil Eisentabletten für gewöhnlich vor dem Frühstück eingenommen werden sollten. Man wartet also entweder mit dem Frühstück oder weicht auf Kräutertees als Frühstücksgetränk aus. Erlaubt sind in diesem Fall auch Fruchtsäfte und Obst. Das darin enthaltene Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen im Darm. In seltenen Fällen drohen Schlafstörungen und Herzrasen, etwa wenn dem Körper Antibiotika und Koffein gleichzeitig zugeführt werden. Das Medikament hemmt den Abbau von Koffein. 

Alkohol

Die Kombination von Alkohol und Arzneimitteln kann gefährlich werden – auch in einem gewissen zeitlichen Abstand. Dabei geht es vor allem um die unmittelbare Verstärkung der Arzneimittelwirkung durch Alkohol. Sie betrifft hauptsächlich Medikamente, die schon von sich aus beruhigend wirken oder müde machen.

Paracetamol. Tödlich ausgehen kann es, wenn man häufig viel Alkohol trinkt und regelmäßig den rezeptfrei erhältlichen Wirkstoff Paracetamol einnimmt. Die Leber ist dann nämlich so sehr mit dem Alkohol beschäftigt, dass sie den Arzneistoff nicht mehr abbauen kann. Damit reichert sich das Paracetamol im Körper an, was bis zum Leberversagen führen kann.

Magen, Kreislauf, Blutzucker. In Kombination mit Schmerzmitteln, Kaliumtabletten oder Eisenpräparaten wird der Magen stark gereizt. Blutdruckmittel, Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen oder zur Durchblutungsförderung können im Zusammenspiel mit Alkohol Blutdruckabfall und Kreislaufprobleme verursachen. Diabetiker:innen sollten wissen, dass Alkohol den Blutzuckerspiegel noch nach Stunden senken kann. Chronischer Alkoholkonsum hat auch auf die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Medikamenten negative Auswirkungen. 

Nahrungsergänzungsmittel

Immer wieder betonen Fachleute, dass gesunde Menschen, die sich ausgewogen ernähren, sich mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) keinen Gefallen tun. Bestenfalls wird teurer Harn produziert, im schlechteren Fall treten erhebliche Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten auf. NEM sollten nur genommen werden, wenn ein Mangel durch Laboruntersuchungen festgestellt wurde. Zwar müssen Dosierungsempfehlungen angegeben sein, doch das heißt nicht viel. Gefährlich kann es werden, wenn die als sicher erachtete Gesamttageszufuhr von bestimmten Stoffen überschritten wird. Das kann etwa durch den Konsum angereicherter Nahrungsmittel passieren.

Mineralstoffe und Vitamine

Kalzium, Magnesium oder Zink vertragen sich nicht mit Schilddrüsenhormonen, Medikamenten gegen Osteoporose (Bisphosphonaten) sowie einigen Antibiotika. Aus diesem Grund sollten Mineralstoffe erst zwei Stunden nach der gewohnten Tabletteneinnahme genommen werden. Das gilt ebenso für Multivitaminpräparate.

Dee Tabelle listet auf, welche Vitamine und Mineralstoffe in Kombination mit Medikamenten unerwünschte Wirkungen haben können
Bild: VKI

Pflanzliche Wirkstoffe

Pflanzliche Wirkstoffe können nicht nur Wechselwirkungen mit Arzneistoffen hervorrufen, sie vertragen sich bei gleichzeitiger Einnahme oft auch nicht mit Mineralstoffen wie Eisen, Kalzium oder Magnesium. Ginkgo und Knoblauch wirken blutgerinnungshemmend und können die Wirkung von Blutverdünnern verstärken. Dasselbe gilt für Ginseng, der zudem die Wirkung von Hormonen wie Östrogen und Kortison beeinflussen kann. 

Johanniskraut. Johanniskraut kann die Wirksamkeit vieler Medikamente beeinflussen. Es ist nicht rezeptpflichtig und wird gegen leichte bis mittelschwere Formen der Depression eingesetzt.

Das ist zu beachten:

• Wird Johanniskraut zusammen mit anderen Antidepressiva eingenommen, kann es zu einer Überstimulation bestimmter Nervenzellen kommen. Die Folgen: Übelkeit, Angst oder Unruhe.

• Die Pflanze gilt als Aktivator für den Abbau gewisser Arzneistoffe, wodurch es bei einigen Medikamenten zu einer verminderten Wirkung kommen kann.

• Frauen, die mit der Antibabypille verhüten und Johanniskraut einnehmen, sollten wissen: Es können häufiger Zwischenblutungen auftreten und die Sicherheit der Pille wird generell geschwächt.

• Auch die Kombination von Johanniskraut mit Herzarzneien wie Digoxin oder mit dem Asthmamedikament Theophyllin kann problematisch werden, weil deren Wirkung damit abgeschwächt wird.

• Vor Organtransplantationen muss Johanniskraut abgesetzt werden: Es setzt die Wirkung des lebensnotwendigen Ciclosporin, das Abstoßungsreaktionen verhindern soll, herab.

Die Tabelle listet auf, welche Kombinationen pflanzlicher Wirkstoffe mit Medikamenten oder Alkohol problematisch sein können
Bild: VKI

Über das Buch

Seit dem Erscheinen der 1. Auflage des VKI-Buches „Medikamente richtig anwenden“ im Jahr 2014 hat sich auf dem Arzneimittelsektor viel getan. Zahlreiche neuartige Arzneimittel und nicht zuletzt die Covid-Pandemie haben eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen gebracht. Gerade wenn es um Medikamente geht, ist der aktuelle Stand der Wissenschaft eine unverzichtbare Information. Wir haben uns deshalb entschlossen, das Buch komplett zu überarbeiten. Und: Ein Medikament richtig anzuwenden ist das eine. Das andere ist, zu wissen, welche Industrie dahintersteckt und was man als Patient:in selbst zur eigenen Sicherheit und zur erfolgreichen medikamentösen Therapie beitragen kann. Dabei möchte Sie die aktualisierte Neuauflage des Buches unterstützen. Klicken Sie hier für weitere Informationen.

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