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Medikamentenunverträglichkeit Allergie Hautreizung
Was harmlos beginnt, kann gefährlich enden: Hautreaktionen auf Arzneimittel sollten immer ernst genommen werden. Bild: doucefleur/stock.adobe.com

Medikamenten-Unverträglichkeit: Unerwünschte Phänomene

Hautausschläge sind die häufigste unerwünschte Nebenwirkung von Medikamenten. Bei rund 3 von 100 Arzneimittelanwendungen kommt es zu solchen Unverträglichkeitsreaktionen. Allerdings kann es auch schlimmer kommen.

Hautausschlag durch Medikamente: Allergie oder Unverträglichkeit erkennen

In KONSUMENT 5/2025 haben wir uns mit möglichen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und der Ernährung befasst (konsument.at/wechselwirkungen25). Diesmal geht es um allergische und Unverträglichkeitsreaktionen.

Ursache dafür können sowohl die Wirkstoffe als auch die Hilfsstoffe eines Medikamentes sein. Hautreaktionen zeigen sich meist als Rötungen, Schwellungen, wässrige Quaddeln oder Entzündungen am Rumpf, an den Handflächen, an den Fußsohlen oder an den Schleimhäuten. In weniger als der Hälfte der Fälle sind diese Reaktionen allergisch bedingt, öfter handelt es sich um eine Unverträglichkeitsreaktion (siehe Allergie versus Unverträglichkeit).

Warum die Reaktionen zunehmend heftiger werden

Meist ist die allererste allergische Reaktion auf ein Arzneimittel schwach und wird kaum bemerkt. Bei wiederholtem Kontakt mit der Substanz wird sie dann heftiger und es kann zu Schweißausbruch, Schwindel, Benommenheit, Übelkeit, Schleimhautschwellungen, Atemnot und sogar zum Kreislaufzusammenbruch kommen.

Typisch für allergische Reaktionen ist der starke Juckreiz. Im schlimmsten Fall entsteht ein sogenanntes Angioödem, bei dem Augen und Lippen anschwellen und mitunter sogar die Atemwege zuschwellen können. Das ist immer ein Notfall, der unbedingt ärztlich behandelt werden muss. Diese schwerwiegende Nebenwirkung kann beispielsweise durch Blutdruckmittel aus der Gruppe der ACE-Hemmer ausgelöst werden.

Wer nach der Einnahme eines neuen Medikaments einen Hautausschlag bemerkt, sollte mit dem Arzt:der Ärztin Rücksprache halten und das Arzneimittel vorsichtshalber absetzen. Geht der Ausschlag zurück, sobald man das Mittel nicht mehr nimmt, ist der Zusammenhang klar. Oft ist es aber viel schwieriger, den Allergie- oder Unverträglichkeitsauslöser ausfindig zu machen, denn viele Menschen nehmen mehrere Arzneimittel gleichzeitig und nicht immer zeigt sich die Reaktion sofort.

Verzögerte Allergien, Impfreaktionen und der Allergiepass: Wichtige Infos für Betroffene

In den meisten Fällen treten Allergien zwar bald nach dem Kontakt mit der allergieauslösenden Substanz auf. Es gibt aber auch eine Spättyp-Reaktion, die sich erst zwischen dem siebenten und zwölften Tag nach dem ersten Kontakt zeigt. Rote, juckende Flecken an Armen und Beinen, später über den gesamten Rumpf verteilt, werden oft von Durchfall, Erbrechen, Schwellungen der Mund- und Rachenschleimhäute sowie Fieber begleitet. Ein sofortiges Absetzen des Medikaments und ein möglichst rascher Arztbesuch sind die einzige Lösung.

Allergiepass: Was er enthält und wann er hilft

Wer an einer nachgewiesenen Allergie leidet, sollte immer seinen Allergiepass bei sich tragen. Darin sollten alle Medikamente, Hilfsstoffe und andere Allergene aufgelistet sein, die bei einem Allergietest als Risiko erkannt wurden. Dieser Allergiepass sollte bei jedem Arztbesuch und auch in der Apotheke vorgelegt werden. Nur so ist sofort erkennbar, welche Arzneimittel und Behandlungsformen nicht vertragen werden. Den Allergiepass erhält man automatisch, wenn eine Allergie diagnostiziert wurde.

Wie sicher sind Impfungen für Allergiker?

Schwere allergische Reaktionen bzw. Anaphylaxien nach Impfungen sind extrem selten – sie kommen nur in 1 bis 10 Fällen von einer Million Impfungen vor. Konservierungsmittel und Stabilisatoren, die Allergien auslösen könnten, werden kaum mehr verwendet. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Betroffene trotzdem vor jeder Impfung ihren Allergiepass vorweisen.

Allergiepass Arzt digitales medizinisches Interface
Bild: MQ-Illustrations/stock.adobe.com

Medikamente und Sonne

Manche Arzneimittel können die Sonnenempfindlichkeit der Haut so verstärken, dass es schon nach kurzer Zeit in der Sonne zu einem schmerzhaften Sonnenbrand kommt und Blasen entstehen. Fachleute unterscheiden dabei die phototoxische Reaktion (PTR) und die photoallergische Reaktion (PAR).

Bei der PTR nehmen lichtsensible Moleküle im Medikament die Sonnenenergie auf und geben sie wieder ab, was die umgebenden Hautzellen schädigt. Bei der PAR entstehen unter der Lichteinwirkung Antigene, die das Immunsystem im Körper aktivieren. Eine PTR kann schon bei der ersten Einnahme eines Medikaments auftreten, eine PAR erst bei der wiederholten Anwendung, weil das Immunsystem die Abwehr erst aufbauen muss.

Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline, vor allem Doxycyclin, aber auch Gyrasehemmer sowie manche Medikamente gegen Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Haut lichtempfindlich machen. Wer einen Urlaub am Meer oder in den Bergen plant, fragt am besten seinen Arzt oder seine Ärztin, ob er sich trotz Medikamenteneinnahme der Sonne aussetzen darf, und packt ein gutes Sonnenschutzmittel ein.

Vorsicht ist jedenfalls bei Johanniskraut geboten, das häufig zur Stimmungsaufhellung bei leichten Depressionen eingesetzt wird. Die Haut wird bei Einnahme von Johanniskraut extrem sonnenempfindlich und braucht einen sicheren Sonnenschutz ab Lichtschutzfaktor 40.

Problematisch ist aber nicht nur das natürliche Sonnenlicht, sondern auch das Solarium, das man meiden sollte.

Medikamente Tabletten zu Sonnenform aufgelegt gelber Hintergrund
Bild: Gustav/stock.adobe.com (generiert durch KI)

Allergie versus Unverträglichkeit

Nicht immer ist eine unerwünschte Reaktion eine Allergie. Oft macht sich nur eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Substanzen bemerkbar. Bei einer Allergie hingegen wird das Immunsystem aktiv.

Bei Unverträglichkeiten sind manche Symptome so unspektakulär, dass kaum jemand daran denkt, ein Medikament könnte daran schuld sein, andere wiederum sind höchst unangenehm. Kopfschmerzen, Bauchweh und Übelkeit, Durchfall, Husten, Heiserkeit und vermehrter Stuhl- oder Harndrang können Zeichen einer Medikamentenunverträglichkeit sein. Im Gegensatz zu einer Allergie sind Unverträglichkeitsreaktionen zwar nicht gefährlich, halten die Symptome nach der Anwendung eines neuen Medikaments aber einige Tage lang an, sollte man dennoch mit dem Arzt:der Ärztin darüber sprechen. Eine Umstellung auf ein anderes Medikament kann die Beschwerden oft zum Verschwinden bringen.

Juckreiz an Händen und Füßen, Kribbeln im Mund- und Rachenraum, Hitzeempfindung, ein Ausschlag und Schwellungen im Gesicht sind hingegen klare Warnsignale für eine sogenannte anaphylaktische Reaktion und müssen ernst genommen werden. Das unverzügliche Einholen ärztlicher Hilfe kann lebensrettend sein.

Allergieauslösende Medikamente und Hilfsstoffe

Folgende Arzneimittel verursachen besonders häufig Hautausschläge: Antibiotika, Mittel gegen Depressionen (trizyklische Antidepressiva), harnfördernde Medikamente (Diuretika), Schlafmittel (Barbiturate), Schmerzmittel (Acetylsalicylsäure, Ibuprofen), Rheumamittel (nichtsteroidale Antirheumatika), muskelentspannende Medikamente, Malariamittel (Chinin), Blutdruckmittel (ACE-Hemmer).

Die Liste der Hilfsstoffe, die Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen auslösen können, ist weit länger als jene der Arzneistoffe. Konservierungsstoffe wie Benzoesäure, Sorbinsäure, Parabene, Propionsäure, Nitrit, Sulfite sowie Farbstoffe und Geschmacksverstärker wie Glutamat sind genauso für ihr Allergiepotenzial bekannt wie die Süßstoffe Cyclamat, Saccharin und Aspartam.

Wollwachsalkohol, Perubalsam, viele ätherische Öle und natürliche Fette können in Salben- oder Cremezubereitungen ebenfalls Auslöser für allergische Reaktionen sein. Auch Hilfsstoffe, die eigentlich die Verträglichkeit des Medikaments gewährleisten sollen, können in Einzelfällen das Gegenteil bewirken. Dazu zählen beispielsweise N-Acetyltryptophan und Caprylsäure.

Buchtipp: Medikamente richtig anwenden

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Bild: VKI

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Über das Buch

Seit dem Erscheinen der 1. Auflage des VKI-Buches „Medikamente richtig anwenden“ im Jahr 2014 hat sich auf dem Arzneimittelsektor viel getan. Zahlreiche neuartige Arzneimittel und nicht zuletzt die Covid-Pandemie haben eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen gebracht. Gerade wenn es um Medikamente geht, ist der aktuelle Stand der Wissenschaft eine unverzichtbare Information. Wir haben uns deshalb entschlossen, das Buch komplett zu überarbeiten.

Und: Ein Medikament richtig anzuwenden ist das eine. Das andere ist, zu wissen, welche Industrie dahintersteckt und was man als Patient:in selbst zur eigenen Sicherheit und zur erfolgreichen medikamentösen Therapie beitragen kann. Dabei möchte Sie die aktualisierte Neuauflage des Buches unterstützen.

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