Wie funktioniert TikTok? Welche Datenschutz- und Sicherheits-Bedenken gibt es? Und worauf sollten Sie achten, wenn Ihre Kinder die Video-Sharing-App nutzen?
Kein soziales Netzwerk wächst schneller, keine App wird öfter heruntergeladen: TikTok ist derzeit in aller Munde. Allein im ersten Quartal 2020 wurde die Video-Sharing-App weltweit über 315 Millionen Mal heruntergeladen. Insgesamt bringt es TikTok mittlerweile auf über zwei Milliarden Downloads in Apples App-Store und dem Google-Play-Store. Das haben bisher nur Apps des Facebook-Imperiums geschafft (WhatsApp, Facebook, Messenger oder Instagram). Die Corona-Pandemie und der Wegfall vieler Freizeitaktivitäten haben anscheinend dazu geführt, dass sich noch mehr Menschen mit der kostenlosen Video-Sharing-Plattform beschäftigen.
Wie TikTok funktioniert
Knapp eine Milliarde monatlich aktive Nutzer verfolgen über TikTok ihre Lieblingsstars oder erstellen selbst Inhalte, sogenannte „TikToks“. Mit der Anwendung können kurze Videos im Hochformat aufgenommen, hochgeladen und im Netzwerk geteilt werden. Dafür stellt TikTok Millionen Songs und Sounds bereit, zu denen die Nutzer tanzen oder Playback singen. Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was man alles auf der Plattform findet. Die Palette reicht von Kunst- und Sport-Clips über Tier-Videos bis zu lustigen „Pranks“ (Streichen) und viralen „Challenges“, die Nutzer quer über den Globus nachmachen. Die kurzen Video-Clips werden meist mit Effekten, Filtern oder Stickern versehen und in Dauerschleife wiedergegeben. Je nach Einstellung können die Videos nur Freunden oder aber der ganzen Welt gezeigt werden. Beim Hochladen vergeben die Nutzer sogenannte „Hashtags“ (#), die für bestimmte Themen und Kategorien stehen. So lassen sich die Clips kategorisieren und wiederfinden.
Erfolgsrezept und Vorwürfe
Wem die TikToks anderer Nutzer gefallen, kann sie "liken" – also mit Herzen versehen, kommentieren oder dem Ersteller folgen. Längst gibt es Stars, die beachtliche Follower-Zahlen vorweisen. Immer mehr Firmen entdecken angesichts der großen Reichweite die Plattform und ihre „Influencer“ für Marketing- und Werbezwecke. Für sie ist TikTok, das sich selbst über Werbung finanziert, besonders interessant. Schließlich ist es ein überwiegend sehr junges Zielpublikum, das die Video-Plattform begeistert nutzt. Bewegtbild, Stars, Hits mit Ohrwurm-Potenzial und eine starke Technologie, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert – TikTok ist ein Format, das direkt am Puls der Zeit liegt.
In den letzten Monaten häufen sich aber Negativschlagzeilen und Vorwürfe gegenüber dem sozialen Netzwerk und seinem Betreiber. Das hat vor allem mit der Herkunft des Unternehmens, seinem Umgang mit Nutzer-Inhalten und dem Thema Datenschutz zutun.
Chinesischer Konzern ByteDance
TikTok gehört zum chinesischen Konzern ByteDance, der auch die zensierte chinesische Version der App namens Douyin betreibt. Gegründet wurde ByteDance 2012 von Zhang Yiming. Das Unternehmen bietet verschiedene Plattformen an, die auf Maschinenlernen basieren. Dazu gehören neben TikTok und Douyin etwa der News-Aggregator Toutiao, die Video-Plattformen Xigua und Vigo Video, die Selfie-Anwendung Faceu oder die Plattform Buzzvideo. 2017 kaufte ByteDance die populäre App Musical.ly, den Vorgänger von TikTok.
Datenschutz- und Sicherheitsbedenken
Immer mehr Experten äußern massive Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Kritiker aus der ganzen Welt werfen dem Unternehmen (politische) Zensur vor und befürchten, dass der autoritäre chinesische Staat hier direkt Einfluss nimmt. Zudem wird kritisiert, dass TikTok Unmengen an Daten sammelt. Was genau mit diesen Daten geschieht, bleibt unklar. Das Hacker-Kollektiv Anonymous bezeichnete TikTok deshalb sogar als „chinesische Schadsoftware zum Datensammeln“. Einzelne Regierungen greifen deshalb zu teils drastische Maßnahmen. Ende Juni 2020 sperrte die indische Regierung neben TikTok eine ganze Reihe von Apps chinesischer Entwickler wegen Sicherheitsbedenken. Jetzt will auch US-Präsident Donald Trump die App verbieten.
- Wie ist es tatsächlich um den Datenschutz der Plattform bestellt?
- Unterscheidet sich TikTok diesbezüglich von anderen sozialen Netzwerken?
- Worauf sollten Sie achten, falls Sie oder ihre Kinder die App nutzen möchten?
Auf den Seiten 5 und 6 dieses Artikels finden Sie das ausführliche Interview mit Datenschutzexpertin Iwona Laub vom VereinEpicenter Works in voller Länge.