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Die Apps von Temu und Shein sind auf einem Handydisplay abgebildet, ein Finger schwebt leicht über der App von Shein.
Bild: Ascannio / stock.adobe.com

Temu und Shein: Gefährliche Schnäppchen

Die Plattformen Temu und Shein gehören zu den größten Online-Marktplätzen der Welt. Das Angebot erscheint nahezu endlos, dazu kommen Billigstpreise für die angebotene Ware. Nicht nur deshalb erfreuen sich diese Plattformen großer Beliebtheit. 

Rund 4,6 Milliarden Kleinsendungen mit einem Warenwert unter 150 Euro gelangten laut Europäischer Kommission 2024 aus China in die Europäische Union. 2023 war es noch die Hälfte, im Jahr davor ein Drittel. Die Nachfrage wächst also, obwohl die Plattformen schon seit Beginn ihres Booms in der Kritik stehen. Nicht nur mangelnder Datenschutz, auch die Verwendung von sogenannten Dark Patterns, also manipulativen Designelementen, die zu Käufen und Abonnements animieren, werden Temu und Shein vorgeworfen. Nicht zuletzt sind Produkte dieser Marktplätze auch durch schadstoffbelastete Produkte aufgefallen. Europäische Verbraucherorganisationen haben deshalb in einem gemeinsamen Test Produkte der Plattformen Temu und Shein getestet und überprüft, ob sie dem europäischen Standard entsprechen. 

Mehr als zwei Drittel mit Sicherheitsmängel

Getestet wurden 162 Produkte aus den Gruppen Baby- und Kleinkindspielzeug, Halsketten und USB-Ladegeräte. Etwa die Hälfte der Spielsachen ist auch bei Bestellungen aus Österreich erhältlich, das trifft auch auf 80 Prozent der USB-Ladegeräte und 96 Prozent der Halsketten zu. Mit dem Kauf eines Produkts aus diesen Gruppen ist das Risiko hoch, sich ein unsicheres Produkt nach Hause senden zu lassen. Rund 70 Prozent der getesteten Produkte sind nicht EU-konform und weisen erhebliche Sicherheitsmängel auf. Besonders betroffen sind dabei Spielsachen und USB-Ladegeräte. 

Diverse Mängel bei Spielsachen

Zu laut, zu giftig, zu lose – wer Spielsachen für Babys und Kleinkinder unter drei Jahren auf Temu oder Shein bestellt, sollte diese Entscheidung noch einmal überdenken. 29 von 54 Produkte hatten erhebliche mechanische Sicherheitsmängel, meist in Form von abnehmbaren Kleinteilen, die von jungen Kindern leicht verschluckt werden können. Ein getestetes Produkt hatte gar 13 solcher Kleinteile, die sich ablösen können. Auch gefährliche Chemikalien wie Formaledehyd oder Nonpylphenolethoxylat konnten ausgemacht werden, bei beiden wurden gesetzliche Grenzwerte erheblich überschritten. 

Dazu kommen bei manchen elektrischen Spielsachen von Shein Sicherheitsmängel, da sich die Batteriefächer ohne die Verwendung von Werkzeug öffnen ließen, andere Spielsachen spielten dermaßen laute Geräusche ab, die – gemessen in Dezibel – der von Kettensägen gleichen. Dazu kommen diverse Kennzeichnungsmängel und irreführende Informationen sowie unklare Herstellerangaben, nahezu alle Produkte fielen in diesem Prüfpunkt durch. 

Ein Kleinkind sitzt auf einem Teppich, rund um das Kind herum liegt Spielzeug, eines davon hat es im Mund.
Gefährlicher Spaß: Fast alle Spielsachen von Temu und Shein weisen erhebliche Mängel auf. Bild: Pixel_Studio_8 / stock.adobe.com

Fazit: Bei 26 von 27 Spielsachen, die bei Temu bestellt wurden, wiesen mindestens einen Mangel auf, bei Shein trifft das auf alle Produkte zu. Etwa 60 Prozent der Produkte stellen ein mittleres oder hohes Risiko für schwere Gesundheitsschäden dar. 

Mechanische Mängel bei USB-Ladegeräten

Insgesamt 54 USB-Ladegeräte wurden getestet, 51 davon wiesen mechanische Mängel auf. Am häufigsten traten fehlerhafte Steckerkontakte oder Schäden beim Falltest auf. Diese hatten oft einen Bruch des Gehäuses oder Steckerkontakts zur Folge. Auch, wenn diese Mängel keine unmittelbare Gefahr für Sicherheit und Gesundheit darstellen, weisen sie auf die Verwendung minderwertiger Materialien oder schlechte Verarbeitungsqualität hin. Das kann das Risiko von Funkenbildung, Kurzschlüssen oder Verbrennungen erhöhen.

Fazit: 17 Produkte fielen bei den elektrischen Tests durch, sowohl Überhitzung als auch unzureichende Abstände zwischen Hoch- und Niedrigspannungskomponenten stellen Sicherheitsrisiken für die Konsument:innen dar. Fast 40 Prozent der getesteten Produkte wiesen Kennzeichnungsmängel auf, lediglich ein Ladegerät pro Plattform bestand alle Tests ohne Beanstandung. 

Wenig unmittelbares Risiko bei Halsketten

Die noch sicherste Gruppe an Produkten im Test stellte jene der Halsketten dar. Obwohl einige Produkte ein Gesundheitsrisiko darstellen, besteht in den meisten Fällen kein unmittelbares Risiko. Die größte Gefahr geht vom gefundenen Cadmium aus, einem giftigen und krebserregenden Schwermetall, dieses hat bei drei Ketten, gekauft bei Shein, den gesetzlichen Grenzwert massiv überschritten. Auch der Grenzwert von Nickel wurde bei zwei Shein-Halsketten überschritten. 

Fazit: Bei 5 von 54 getesteten Ketten gab es schwere Mängel, dies meist auf das Schwermetall Cadmium zurückzuführen. Dieses ist ein Gesundheitsrisiko und besonders  gefährlich, wenn es zusätzlich in den Mund genommen wird – bei Halsketten durchaus im Bereich des Möglichen. 

Kaum Information von Plattformen

Die Nachfrage bei den beiden Plattformen Temu und Shein erfolgte vorerst anonym als Verbraucher:innen getarnt. Dies ergab kaum bis keine Rückmeldungen. Erst bei offener Konfrontation als Verbraucherorganisationen wurden die Plattformen aktiv – beide nahmen gefährliche Produkte von der Plattform. Informationen über Mängel bei den verschiedenen Produkten stellte aber lediglich Shein seinen Kund:innen zur Verfügung. Weiterhin bleiben aber ähnliche Produkte mit identem Aussehen im Angebot. 

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