Wie frisch sind Fertigsalate und Bowls?
Unsere letzten Tests zu vorgeschnittenen Blattsalaten bzw. Spinat sowie Obst, Gemüse oder Obstsalaten zeigten, dass derartige Produkte mit gewisser Vorsicht zu genießen sind. Die Produkte verderben rasch, wenn die Zutaten nicht mehr ganz frisch sind oder die Kühlung unzureichend ist. Wir wollten wissen, wie es jetzt um die Frische von Bowls und Fertigsalaten bestellt ist.
Wie haben wir Fertigsalate und Bowls untersucht?
Wir haben die Produkte im Labor auf bestimmte Keime (u. a. Hefen, Schimmelpilze, Salmonellen, Listerien sowie das Bakterium Bacillus cereus) untersuchen und bei manchen Produkten auch noch die Gesamtkeimzahl bestimmen lassen. Im Geschäft haben wir, wo dies möglich war, die Regaltemperatur abgelesen und gemessen. Zusätzlich haben wir die Oberflächentemperatur der Produkte gemessen.
Was haben wir noch untersucht?
Wir haben die Zusammensetzung der Bowls und Fertigsalate unter die Lupe genommen. Vor allem wollten wir wissen, wie viele Zusatzstoffe eingesetzt wurden, etwa Verdickungsmittel, Farbstoffe, Aromen oder Süßungsmittel. Außerdem interessierte uns der Nährwert der Produkte (Nutri-Score) sowie der Verarbeitungsgrad (NOVA-Score). Zudem haben wir uns den Salzgehalt angeschaut, die Haltbarkeit überprüft und die Kennzeichnung kontrolliert.
Wo haben wir Fertigsalate und Bowls eingekauft?
Die Produkte stammen von Backwerk, Billa, Denns, Interspar, Lidl und Ströck.
Wie ist unser Test von Fertigsalaten und Bowls ausgegangen?
Das Ergebnis macht nur bedingt Appetit. Zwar konnten wir siebenmal ein „sehr gut“ vergeben, doch ein Drittel der getesteten Produkte schnitt mit „nicht …“ bzw. „weniger zufriedenstellend“ ab, weil diese zu viele ungustiöse Keime enthielten. Zwei Bowls und ein Salat waren durchschnittlich. Fünf Produkte waren bezüglich der Mikrobiologie auffällig.
Was ist eigentlich eine Bowl?
Unter einer Bowl versteht man ein Gericht, das in einer Schüssel angerichtet und meist kalt oder lauwarm serviert wird. Die einzelnen Zutaten sind gut sichtbar angerichtet und werden nicht „durchgemischt“. Diese aktuell beliebten Bowls (dt. "Schüssel“), oft auch "Buddha Bowls" genannt, haben Ähnlichkeiten mit traditionellen Reisgerichten aus Hawaii ("Poke-Bowls") oder Korea ("Bibimbap"). Sie beinhalten u. a. meist eine Getreidezutat wie Reis, Gemüse unterschiedlicher Sorten, eine Proteinkomponente wie roher Lachs sowie unterschiedliche Saucen und weitere Zutaten wie z. B. Avocado oder auch Obst. Auch im Supermarkt- und Bäckerei-Sortiment sind immer mehr „Bowls“ zu finden. Diese werden auch häufig als „gesundes“ Mittagessen aus dem Supermarkt, z.B. im Büro, gerne konsumiert.
Test Fertigsalate und Bowls
In der Mittagspause legen viele Wert auf gesunde und leichte Kost. Eine Salatschüssel aus dem nächsten Supermarkt oder der Bäckerei ums Eck kommt da gerade recht. Die Nachfrage scheint groß zu sein, denn im Zuge der Produkterhebung für unseren Test stießen wir allein bei Billa und Interspar auf neun verschiedene Anbieter. Wir haben 15 Produkte verschiedener Anbieter eingekauft und getestet:
- Backwerk Thunfisch Salat
- Bali Brunch & Billa Oriental Feel Good Bowl
- Billa Couscous Salat mit Hummus
- Billa Kohlsalat mit Huhn mariniert mit Cesar Dressing
- Buddy.at Steirischer Backhendlsalat
- Chef & Go Salat Feta & Oliven
- delitaly's Teigware mit Thunfisch & grünem Pesto
- Eat Happy Poke Bowl Salmon
- habibi & hawara Belugalinsen Salat
- Rita bringt’s Bio Orient Bowl mit Falafel und Hummus
- Select & Go Salat Feta & Oliven
- Spar enjoy by Didi Maier Protein Salat
- Spar enjoy Salat Melone Prosciutto Rucola
- Ströck Quinoa Salat
- WW Bulgur Salat Hülsenfrüchte & Möhre
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Das bietet der aktuelle Test Bowls und Fertigsalate
Bowls und Fertigsalate sind ideal für die Mittagspause im Freien oder im Büro. Wir haben 15 verschiedene Produkte bei Backwerk, Billa, Denns, Interspar, Lidl und Ströck eingekauft und hinsichtlich Mikrobiologie, Zusammensetzung, Nährwerte, Verarbeitungsgrad, Salzgehalt, Haltbarkeit und Kennzeichnung getestet.
Produktauswahl
Bei der Auswahl der Bowls und Salate waren wir unter anderem darauf angewiesen, dass eine gewisse Mindestanzahl erhältlich war. Nur so waren alle Laboruntersuchungen und Verkostungen möglich. Leider waren bei einigen Anbietern (z.B. Hofer und Penny) zum Testzeitpunkt keine bzw. zu wenige passende Produkte im Verkauf. Gleiches gilt für Bio-Produkte, von denen wir zum Erhebungs- und Testzeitpunkt nur ein sehr begrenztes Angebot vorfanden. Deshalb fehlen einige bekannte Anbieter im Test und deshalb ist auch nur ein Bio-Produkt mit dabei.
Der Test Bowls und Fertigsalate bietet werbefreie, unabhängige Testergebnisse!
So haben wir getestet
Zusammensetzung: Bewertet wurde die Anzahl an Zusatzstoffen und Aromen, der Nutri-Score, NOVA-Score und der Salzgehalt pro Salatschale.
Abwertung: Produkte, die insgesamt mehr als zehn Gramm Salz enthielten, konnten im Parameter „Zusammensetzung“ bestenfalls ein „weniger zufriedenstellend“ erhalten.
Lagertemperatur: Wir überprüften in den Geschäften, ob die von den Herstellern empfohlenen Lagertemperaturen eingehalten werden. Dafür wurde die Temperaturen der Kühlvitrinen abgelesen und die Oberflächentemperatur der Proben gemessen.
Mikrobiologie: Die mikrobiologische Untersuchung erfolgte am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums.
- B. Cereus, Koagulase positive Staphylokokken, Gesamtkeimzahl, Hefen und Schimmel: Kulturelles Zählverfahren (Nicht-chromogene Nährböden)
- E. Coli: Kulturelles Zählverfahren (Chromogene Nährböden)
- Listeria monocytogenes: Real-Time PCR
- Salmonellen: kulturelle Detektion (nicht-chromogene Nährböden)
Abwertung: Wurde ein mikrobiologischer Parameter vom beauftragten Labor als „erhöht“ oder „deutlich erhöht“ beurteilt, konnte der Parameter „Mikrobiologie“ nicht besser als „weniger zufriedenstellend“ sein. Bei Überschreitung eines Warnwerts lautet das Testurteil „nicht zufriedenstellend“.
Sensorik: Die Sensorik wurde am letzten Tag des Mindesthaltbarkeitsdatums durch Gutachter:innen überprüft. Es erfolgte eine beschreibende sensorische Prüfung von Aussehen, Konsistenz, Geschmack und Geruch.
Abwertung: Bei einem abweichenden sensorischen Urteil in Kombination mit einem „erhöhten“ oder „deutlich erhöhten“ mikrobiologischen Parameter lautet das Testurteil „nicht zufriedenstellend“.
Kennzeichnung
Gutachten: Die Kennzeichnung wurde von Gutachter:innen auf die Einhaltung von EU-Verordnungen geprüft.
Abwertung: Wurde das Gutachten der Kennzeichnung mit „nicht zufriedenstellend“ bewertet, konnte das Testurteil nicht besser als „durchschnittlich“ sein.
Verbraucherfreundlichkeit: Bewertet wurden die Buchstabengröße, die Lesbarkeit der Schrift (inkl. Kontrast), die Übersichtlichkeit des Etiketts, die Auffindbarkeit und Lesbarkeit des Mindesthaltbarkeitsdatums. Außerdem wurde überprüft, ob folgende Angaben vorhanden waren: Empfohlene Lagerbedingungen vor und nach dem Öffnen, Angabe der Nährwerte, Angabe der allergenen Zutaten mit ausreichender optischer Hervorhebung.
ABC zu Bowls und Fertigsalaten
Belugalinsen: Die kleinen schwarzen Linsen verdanken ihren Namen ihrer Ähnlichkeit mit Beluga-Kaviar. Die Linsen bleiben auch nach dem Kochen relativ bissfest. Sie eignen sich deshalb sehr gut für Salate. Belugalinsen sind reich an Eiweiß und Ballaststoffen und haben ein nussiges Aroma. Die im Handel befindlichen Belugalinsen stammen meist aus den USA und Kanada. Inzwischen werden sie aber auch schon in Österreich angebaut. Ein Blick auf den Herkunftshinweis kann sich also lohnen.
Bulgur und Couscous: Beide werden meist aus Hartweizen erzeugt. Bulgur und Couscous sind thermisch vorbehandelt, deshalb können sie relativ rasch zubereitet werden.
Couscous kommt aus der nordafrikanischen Küche und wird aus Hartweizengrieß hergestellt. Bulgur wird aus gedämpften und geschnittenen Hartweizenkörnern hergestellt. Durch das Dämpfen bleiben Vitamine und Mineralstoffe erhalten. Bulgur hat einen nussigen Geschmack, Couscous schmeckt etwas milder.
Capelinfischrogen: Diese Zutat war in einem der getesteten Produkte zu finden. Dabei handelt es sich um den Rogen der Lodde (auch Kapelan). Der Meeresfisch ist in nördlichen Gewässern verbreitet. Der Kaviar ist weißlich-gelb , wird aber oft – so auch im getesteten Salat – rötlich gefärbt. Capelinfischrogen wird besonders gerne für Sushi/Maki bzw. in asiatischen Bowls verwendet.
Edamame: Hierbei handelt es sich um unreif geerntete, grüne Sojabohnen. Edamame sind eine beliebte Zutat in Poke Bowls und werden in asiatischen Lokalen gerne als Snack oder Vorspeise gereicht, meist gesalzen in der Schote. Die Schale ist allerdings dick und zäh und sollte vor dem Verzehr entfernt werden. Edamame schmecken mild-süß und leicht nussig. Die eiweiß- und ballaststoffreichen Sojabohnen sind roh nicht genießbar, sondern müssen zuerst gekocht werden. Edamame findet man auch in Tiefkühlregalen von Supermärkten, teils auch schon aus heimischem Anbau.
Poke Bowls: Bei „Poke“ handelt es sich um geschnittenen rohen Fisch, der traditionell als Vor- oder Hauptspeise auf Hawaii serviert wird. Als Abwandlung sind bei uns sogenannte „Poke Bowls“ in eigenen „Bowl“-Läden, aber auch im Supermarkt erhältlich. Die Speisen werden kalt oder lauwarm in Schüsseln serviert und beinhalten meist rohen Fisch, Reis, Gemüse und Soße. Auch in unserem Test war eine Poke Bowl vertreten.
Quinoa: Das Pseudogetreide stammt aus Südamerika und wird ähnlich wie Reis zubereitet. Quinoa (Reismelde) wird in den Anden bereits seit Jahrtausenden als Lebensmittel genutzt und weist einen hohen Eisen-, Folsäure- und Eiweißgehalt auf. Vor der Zubereitung müssen die Samen abgespült werden, da sie sonst bitter schmecken. Die verschiedenen Quinoa-Sorten unterscheiden sich farblich (weiß, schwarz, rot) und geschmacklich.
Tahin: In den Zutatenlisten einiger Bowls war die Paste aus fein gemahlenen, meist gerösteten Sesamkörnern enthalten. Tahin ist eine Grundzutat in Hummus und stammt aus der arabischen Küche. Der Geschmack ist nussig und leicht bitter. Aktuell war Tahin öfters von Rückrufen betroffen.
KONSUMENT-Tipps
- Rasch verbrauchen: Verlassen Sie sich bei Fertigsalaten und Bowls nicht auf das angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), sondern verbrauchen Sie die Produkte nach dem Kauf möglichst rasch. Ein sehr langes MHD ist ein Hinweis darauf, dass Zusatzstoffe wie etwa Konservierungsmittel enthalten sind.
- Auf Kühlung achten: Bei den meisten Geschäften ist die Temperatur am Kühlregal ersichtlich. Die eingestellte Temperatur sollte mindestens den Angaben auf der Packung entsprechen. Liegt die angezeigte Temperatur über der Kühlempfehlung auf der Verpackung, sollte man das Produkt besser nicht kaufen. Gleiches gilt für Salate, die matschige Salatblätter oder angetrocknete Ingredienzien enthalten. Das sind Hinweise auf mangelnde Frische.
- Auf Salzgehalt achten: Fertigsalate und Bowls können sehr viel Salz enthalten. Einige Produkten enthalten deutlich mehr Salz, als man täglich zu sich nehmen sollte. Wer auf die Gesundheit achtet, sollte die Nährwertkennzeichnung im Auge behalten, dies gilt auch im Hinblick auf eingesetzte Zusatzstoffe und Aromen.
- Selbst machen: Auch wer Salate und Bowls für die Mittagspause am Arbeitsplatz selbst zubereitet, sollte auf Frische und ausreichende Kühlung beim Transport achten. Vor allem Nudeln und Reis sollten möglichst schnell nach dem Kochen im Kühlschrank gelagert werden.
Bowl selbst gemacht, regional und saisonal
Woher die Zutaten der gekauften Bowls stammen, muss grundsätzlich nicht angegeben werden. Bei vielen Ingredienzien ist jedoch ein weiter Anreiseweg anzunehmen (Sesam für Tahin in Hummus, Thunfisch, Lachs, Quinoa, Kichererbsen in Hummus etc.). Wer sich seine Bowl mit regionalen und saisonal erhältlichen Zutaten selbst zubereiten möchte, sollte den Blog von Projektleiterin Teresa Bauer lesen.
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