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Schlafqualität: schlafende Person, zusammengerollt mit Polster über dem Kopf
Schlafqualität: Schlecht schlafen darf kein Tabuthema sein. Seit 2008 bringt der Weltschlaftag die Vorteile guten Schlafs für die Gesundheit in Erinnerung. Bild: fizkes/Shutterstock.com

Schlafqualität: Zeitumstellung und andere Störfaktoren

, aktualisiert am

Schlafqualität. Mehr als 80 Prozent der Berufstätigen leiden unter schlechtem Schlaf. Die Pandemie hat das weiter verschärft, die Zeitumstellung trägt das Ihre dazu bei.

Schlaf passiert in einem sehr intimen Umfeld, daher sprechen wir nicht gern darüber, wenn es uns damit nicht gut geht. Sind psychische Belastungen der Grund – auch wenn sie nur vorübergehend sind –, kann das ganz schnell dazu führen, dass wir uns schämen oder meinen, allein mit der Problematik fertigwerden zu müssen

Weltschlaftag rüttelt wach

Weltschlaftag seit 2008

Schlecht zu schlafen darf kein Tabuthema sein. Daher stand auch heuer wieder im März der Weltschlaftag auf dem Kalender. Er wurde im Jahr 2008 vom Weltverband für Schlafmedizin (WASM) ins Leben ge­rufen. Ziel ist es, auf die Vorteile des guten Schlafs für die Gesundheit aufmerksam zu machen. Gleichzeitig betont der Weltverband, dass die Auswirkungen von schlechtem Schlaf in der Gesellschaft zunehmend spürbar werden. Kurzfristig führt schlechter Schlaf zum persönlichen Unwohlsein, längerfristig können Krankheiten entstehen und auch gesellschaftliche Auswirkungen nach sich ziehen: Mehr Unfälle im Straßen­verkehr oder beim Bedienen von Maschinen sowie mehr Krankenstände belasten auch die Volkswirtschaft.

Störfaktor Zeitumstellung

Selten ist es nur eine einzige Ursache, die zu schlechtem Schlaf führt. Meist ist es ein Bündel aus Lebensgewohnheiten, Umfeld und aktuellen Belastungen. Der Vorteil ist, dass schon kleine Änderungen einen positiven Einfluss auf das Gesamtsystem haben können. Manches davon kann einfach in den Alltag integriert werden – so zum Beispiel, spätabends nicht schwer zu essen. Anderes bedarf einiger Vorbereitung – wie etwa, dem Schnarchen auf den Grund zu gehen. In manchen Fällen ist der Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt sowie in einem Schlaflabor erforderlich.

Eine Stunde früher aus dem Bett

Ein Faktor, den viele Menschen im Frühjahr zu spüren bekommen, ist schlechter Schlaf aufgrund der Zeitumstellung. Am 27. März 2022 ist es wieder so weit – wir müssen am folgenden Morgen schon um eine Stunde früher aus den Federn. Denn wenn der Wecker wie üblich um 7:00 Uhr klingelt, ist es nach Sommerzeit bereits 8:00 Uhr. Konkret wird die Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorgestellt – die Nacht ist also eine Stunde kürzer.

Sommer- oder Winterzeit?

Das EU-Parlament hat Ende März 2019 mit einer großen Mehrheit für eine Abschaffung der Zeitumstellung im Jahr 2021 gestimmt. Dem war eine entsprechende EU-weite Umfrage vorausgegangen. Auch wenn nur ein geringer Prozentsatz aller EU-Bürgerinnen und -Bürger überhaupt daran teilgenommen hatte, hatten sich rund 84 Prozent davon ein Ende der Zeitumstellung gewünscht.

Passiert ist das bisher nicht, denn die einzelnen Mitgliedstaaten sollen selbst entscheiden können, ob sie die Sommer- oder die Winterzeit beibehalten wollen. Damit ist ein Durcheinander von Öffnungs- und Lieferzeiten oder im Flug- und Bahnverkehr vorprogrammiert, sodass das Projekt noch nicht in die Gänge gekommen ist. Aktuell hat Frankreich die Ratspräsidentschaft, hat aber noch nicht entschieden, ob das Thema auf die Agenda kommt.

Wie der Körper reagiert

Beeinträchtigungen wie ...

Die EU-weite Befragung hat ergeben, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger gesundheitliche Beeinträchtigungen und die Zu­nahme von Verkehrsunfällen befürchten sowie im Verhältnis zum Aufwand nur geringe Energieeinsparungen vermuten. Die Tat­sache, dass Zeitumstellungen den Biorhythmus von Menschen aus dem Takt bringen können, ist nicht neu. Wer häufig Lang­strecke fliegt oder Schicht arbeitet, kennt das Problem. Vor allem die Umstellung im Frühling führt bei vielen Menschen zu vermehrter Müdigkeit und Niedergeschlagenheit. Das dauert bei manchen nur wenige Tage, bei anderen hingegen Wochen.

... Unwohlsein, Müdigkeit, Probleme beim Ein- oder Durchschlafen

So hat etwa eine Befragung der deutschen Krankenkasse DAK-Gesundheit gezeigt, dass jeder Vierte von 3.500 Befragten gesundheitliche Probleme oder zumindest ein Unwohlsein im Zusammenhang mit der Zeitumstellung beobachtete. 79 Prozent fühlten sich müde oder schlapp, 62 Prozent hatten Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen. 39 Prozent konnten sich schlechter konzentrieren, 28 Prozent waren gereizt. 9 Prozent haben sogar eine depressive Verstimmung angegeben. Besonders betroffen sind Menschen im Alter von 45 bis 59 Jahren und Frauen insgesamt.

Schwerwiegende gesundheitliche Folgen

Aber auch schwerwiegende Folgen für die Gesundheit werden der Zeitumstellung ­zugeschrieben. Eine internationale Studie mit fast 160 Millionen Versichertendaten zeigte, dass bestimmte Erkrankungen wie Herzinfarkte, Verletzungen, psychiatrische Erkrankungen und Verhaltensauffällig­keiten sowie Erkrankungen des Immunsystems mit der Zeitumstellung in Zusammenhang stehen können. Eine Studie der australischen Victoria-Universität hat sogar einen Zusammenhang mit der Selbstmordrate hergestellt: Dafür wurden die Daten von 30 Jahren verglichen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verschiebung des chronobiologischen Rhythmus durch eine Zeit­umstellung bei männlichen Patienten mit bipolaren Störungen zu einer höheren Selbstmordrate führt. Wissenschaftler vermuteten, dass Schlafstörungen, die bei vielen Menschen durch eine Zeitumstellung auftreten, auch das Risiko für Verkehrs­unfälle erhöhen könnten. Dieser Zusammenhang konnte allerdings noch in keiner Studie belegt werden.

Mediziner uneinig

Würde sich die EU entschließen, die Uhren dauerhaft auf Sommerzeit zu stellen, könnte man im Sommer weiterhin die lange Helligkeit am Abend genießen. Im Winter hätte die Sommerzeit zwar auch zur Folge, dass es abends nicht so früh dunkel wird, doch damit liegt auch der Nachteil auf der Hand: In der Früh wird es später hell – und genau dieses Licht benötigt der Körper, um so richtig auf Touren zu kommen. Nachdem die Sommerzeit nicht unserem inneren chronobiologischen Rhythmus entspricht, kann das bedeuten, dass unser innerer Taktgeber für Müdigkeit und Schlafbedürfnis gehörig aus dem Gleichgewicht kommt.

Zudem haben bestimmte Bevölkerungsgruppen – vornehmlich junge Menschen – aus einem weiteren Grund das Nachsehen: Ihr Schlaf-Wach-Rhythmus ist in der Pubertät bis hin ins junge Erwachsenenalter ohnehin verschoben. Spätes Einschlafen, langes Schlafen und damit Müdigkeit beim morgendlichen Aufstehen sind eine völlig normale Entwicklung. Daher warnen Mediziner, Schlafforscher, aber auch Lehrer vor einer dauerhaften Einführung der Sommerzeit, die junge Menschen besonders belasten würde.

Tipps für die Umstellung

Eine Schlüsselrolle für guten Schlaf spielt der individuelle Lebensstil und damit verknüpft unsere Schlafgewohnheiten. Diesen Umstand sollten wir uns auch bei der Zeit­umstellung zunutze machen und auf unseren Körper hören, so gut es geht. Der beste Zeitpunkt, damit anzufangen, ist jetzt. ­Dazu gehört, dass wir abends nur leichte Kost zu uns nehmen oder das Abendessen überhaupt auslassen, so oft es geht. Ein Spaziergang an der frischen Luft, ausreichend Bewegung und der Verzicht auf das gewohnte Mittagsschläfchen helfen zudem, dass wir uns abends richtig müde fühlen und vielleicht schon ein wenig früher als gewohnt zu Bett gehen können.

Versuchen Sie, jeden Tag fünf bis zehn Minuten früher Ihr Abendritual zu beginnen, dann kann sich der Körper schon langsam auf die „neue“ Zeit einstellen. Beruhigende Kräutertees mit Hopfen, Baldrian oder Melisse können dabei unterstützen, dass man rascher einschläft, auch wenn man früher als gewohnt im Bett liegt.

Wer hat sich die Zeitumstellung ausgedacht?

Schlafqualität: Ziffernblatt einer Uhr, Zeiger stehen auf 10 und 12
Seit 1996 haben alle EU-Mitgliedstaaten eine einheitliche Sommerzeit. Bild: SP-Photo/Shutterstock.com

Jedes Land gehört gemäß seiner geografischen Lage zu einer bestimmten Zeitzone. Die Idee, die Zeit für das Sommerhalbjahr um eine Stunde umzustellen, hat einen wirtschaftspolitischen Hintergrund: Indem sich der Rhythmus der Wirtschaft an das Tageslicht anpasst, soll künstliches Licht und damit Energie eingespart werden.

Erstmalig wurde die Sommerzeit im Ersten Weltkrieg in Deutschland und Österreich eingeführt, als Brennstoffe knapp wurden und man sich zeitlich etwa im Zugsverkehr nicht mehr mit den Nachbarländern abstimmen musste.

In vielen Ländern wurde die Sommerzeit aber nach dem Krieg wieder abgeschafft. Während des Zweiten Welt­krieges und im Zuge der Ölpreiskrise war die Hoffnung auf Energieeinsparungen neuerlich der Anlass, die Sommerzeit einzuführen. 1973 war es dann die Harmonisierung des Binnenmarktes. Seit 1996 gibt es in allen EU-Mitgliedstaaten eine einheitliche Sommerzeit.

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Bild: VKI

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