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Ticketkauf online - Unverschämt teuer

, aktualisiert am

Bei Online-Tickets gibt es gewaltige Preisunterschiede. Manche Anbieter verlangen doppelt oder dreimal so viel wie der Veranstalter selbst.

Wir vergleichen:

  • musicalvienna.at
  • oeticket.com
  • viennaticketoffice.com
  • viagogo.at
  • wien-ticket.at

KONSUMENT vergleicht Preise für Online-Tickets bei Oeticket, Viagogo, Musicalvienna (VBW), Viennaticketoffice, Wien-Ticket

Die Tabelle bietet Daten zu: Saalplanbuchung, Preis für Zusendung, Preis für Mobile-Ticket digital, Tickets zu Hause drucken, Zahlung mit Kreditkarte, Rücktrittsversicherung, Gesamtkosten.


Karten online kaufen

Karten für die Eishockey-WM in Dänemark, endlich einmal Anna Netrebko in der Staatsoper sehen oder Fernsehstars erstmals live auf der Bühne erleben – solche Träume lassen sich heute rasch realisieren. Wenige Klicks, und man ist dabei. Die Frage ist, zu welchem Preis und ob man dann auch wirklich die gewünschte Aufführung zu sehen bekommt. In unseren Beratungszentren häufen sich Beschwerden über gefälschte oder gar nicht gelieferte Eintrittskarten und überhöhte Preise.

Besonders bei Veranstaltungen, auf die ein großer Ansturm herrscht und wo die Tickets rasch weg sind, kommen häufig Privatpersonen oder auch sogenannte Drittanbieter ins Spiel, die sich rechtzeitig ein größeres Kontingent gesichert haben und diese Karten dann oft um das Doppelte bis Dreifache des ursprünglichen Preises verkaufen.

Ticket­angebote eingeholt

Wir haben für einige Veranstaltungen Ticket­angebote eingeholt (siehe Tabelle). Die Preisspannen, die sich da zwischen manchen ­Anbietern auftaten, sind gewaltig: So waren Konzertkarten für Gabalier in der Stadthalle Graz bei Wien-ticket.at um 49,90 Euro zu erhalten, bei Viagogo um 110,20 Euro. Für ein Konzert von Nothing But Thieves in der Arena Wien verlangte Oeticket.com knapp über 20 Euro, Viagogo hingegen mit rund 66 Euro mehr als das Dreifache.

Große Preisunterschiede

Als ob die erheblichen Preisspannen für die Tickets noch nicht genug wären, gibt es auch bei den Versand- und Nebenkosten einen ziemlichen Wildwuchs. Manche Anbieter, wie Viagogo, bieten keine Möglichkeit zum Daheim-Ausdrucken an. Wir haben daher die günstigste Form der Ticketübermittlung (z.B. Selbstabholung im jeweiligen Ticket Office) gewählt. Auch die postalische Zusendung wird häufig angeboten, zu unterschiedlichen Kosten. Dass das nicht gratis ist, nimmt man hin. Aber Standard-Versandkosten im Inland von bis zu 6,95 Euro?

Oeticket: 2,50€ für Selbst-Ausdruck

Ver­ärgert sind viele Online-­Kartenkäufer auch über die 2,50 Euro, die von Oeticket verrechnet werden, wenn man sich die Tickets selbst (!) ausdruckt, am eigenen Drucker. Aber auch, wenn man sich die ­Karten als Mobile-Tickets auf das Handy schicken lässt, und selbst für die ­Hinterlegung bei der Kasse am Ver­anstaltungsort muss man zahlen.

Prozess zu diesem Körberlgeld

Mittlerweile gibt es ein Urteil, das ein derartiges ­Körberlgeld verbietet – es ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Wir werden darü­ber ­berichten.

Direkt über den Veranstalter

Direkt über den Veranstalter

Nach unserer Erfahrung ist es meist am ­güns­tigsten und auch am sichersten, wenn Sie direkt beim Veranstalter eines Events nach einem Ticketshop suchen oder nach einem Vertragspartner für Tickets. Die ­Karte für Stermann & Grissemann kostete so 26,50 Euro (statt der 34,20 Euro über ­Oeticket.com), das „Faust“-Ticket 181 Euro (statt rund 209 Euro über Oeticket.com und 223 Euro bei Viennaticketoffice.com).

Via­gogo, Seatwave, StubHub

Wie unsere Erhebungen bestätigen, sollte man von sogenannten Sekundäranbietern wie Via­gogo, Seatwave, StubHub oder auch Oneway­ticket die ­Finger lassen. Diese Plattformen werben damit, dass Fans dort ihre Karten an andere Fans verkaufen können. Es werden aber sogar von den Drittanbietern selbst syste­matisch größere Kontin­gente an Tickets ­gekauft und das Angebot wird so künstlich verknappt, um die Tickets über­teuert an Online-Ticketkäufer abgeben zu können. Mittlerweile gibt es bereits ­zahlreiche Berichte, Undercover-Repor­tagen und sogar Klagen (z.B. jene der austra­lischen Konsumentenorganisation gegen Viagogo), um den unseriösen Geschäfts­praktiken den Garaus zu machen.

Ticketshops im Ausland

Vorsicht aber auch bei an sich vielleicht „harmlosen“ Ticketshops im Ausland: Falls Sie das Kleingedruckte nicht gut verstehen, kann es Ihnen so ergehen wie jenem be­geisterten Fan britischen Fußballs, der sich über einen Ticketshop dort eine Karte für ein Match gekauft hatte, aber nicht wusste, dass viele englische Fußballvereine sich ­vorbehalten, Spiele zu verschieben. Der ­Ticketanbieter muss in diesem Fall nichts ­zurückerstatten oder maximal die Hälfte des Ticketpreises.

Falls es doch nicht klappt

Falls es doch nicht klappt

Werden Sie nicht direkt beim Veranstalter fündig, vergleichen Sie auf jeden Fall mehrere (seriöse) Anbieter. Das funktioniert im End­effekt nur, indem man den gesamten Kaufvorgang durchspielt, bis vor dem abschließenden Klick auf die Kaufbestätigung. Erst dann müssen sämtliche anfallenden Kosten auf­gelistet und der Gesamtpreis angeführt sein.

Veranstalter kontaktieren

Sollten Sie ein Event nicht besuchen können oder wollen, wenden Sie sich an den Veranstalter. Manche bieten an, die Karten in Kommission zurückzunehmen und zum ­Originalpreis weiterzuverkaufen. Hierbei fallen aber üblicherweise Gebühren an.

Zur Polizei

Sollten Ihre Karten beim Einlass nicht ­akzeptiert werden, liegt der Verdacht auf Betrug nahe. Dann bleibt meist nur noch der Weg zur Polizei. Haben Sie die Tickets via Kreditkarte bezahlt, wenden Sie sich umgehend an Ihr Kreditkartenunternehmen. Eine Rückbuchung des Ticketpreises sollte kein Problem darstellen.

Enttäuschungen vermeiden

Enttäuschungen vermeiden

Bevor Sie auf den Kauf-Button klicken, sollten ein paar wenige, aber entscheidende Punkte geklärt sein:

  • Direkt buchen: Besteht die Möglichkeit, direkt beim Veranstalter zu buchen? Überprüfen Sie auf dessen offizieller Homepage, ob es ein eigenes Vertriebssystem oder einen Link zu einem Vertragspartner gibt. Und sollten Veranstaltungen ausverkauft sein, fragen Sie direkt beim Veranstalter nach, ob bzw. wo es noch Karten gibt.
  • Erfahrungsberichte: Gibt es über den Ticketshop Erfahrungsberichte? Überprüfen Sie zuerst, ob ein Impressum mit vollständiger Postanschrift und Kontaktdaten sowie die AGB angeführt sind. Lesen Sie im Internet nach, was andere Konsumenten über den Shop schreiben.
  • Fake-Event: Handelt es sich wirklich um die gewünschte Veranstaltung? Es gab bereits Fälle von Fake-Events, für die auf Viagogo Tickets verkauft wurden. Außerdem werden Konzerte, Musicals usw. mitunter mit großen Namen beworben, in Wahrheit handelt es sich aber um eine Tourproduktion – es spielt eine Coverband, oder die Stars treten nur zu bestimmten Terminen auf. Solche Informationen sind meist in Nebensätze verpackt. Lesen Sie daher unbedingt das Kleingedruckte sehr genau. Unter Umständen steht dort, dass der Anbieter sich vorbehält, auch ähnliche (nach ­Meinung des Veranstalters gleichwertige) Tickets zu vergeben.
  • Weiterleitung: Werden Sie ungefragt weitergeleitet? Achten Sie während des gesamten Bestellvorgangs darauf, auf welcher Web­site Sie sind. Falls Sie weitergeleitet ­werden, brechen Sie die Bestellung ­besser ab – oder Sie lesen sich sehr genau das Kleingedruckte und die AGB des ­neuen Vertragspartners durch.
  • Screenshots: Haben Sie alles dokumentiert? Drucken Sie alles rund um den Bestellvorgang aus und machen Sie Screenshots von ­Seiten, speziell von Pop-ups, die sich nicht ausdrucken lassen.

Testtabelle: Ticketkauf online

Tipps

  • Erhebliche Preisunterschiede: Bei unserer Erhebung wurden Tickets auf einigen Plattformen doppelt oder dreifach so teuer angeboten wie auf anderen. Preisvergleiche sind daher dringend zu empfehlen.
  • Am besten direkt: Am günstigsten und sichersten sind Karten meist direkt bei den Shops oder Vertriebspartnern des jeweiligen Veranstalters erhältlich. Manchmal gibt es dort auch spezielle Angebote ohne Gebühren.
  • Sekundärmarkt unsicher und teuer: Bei Drittanbietern wie Viagogo, Seatwave, StubHub oder Onewayticket ist oft nicht ersichtlich, wer die Karten anbietet; außerdem sind die Preise und Gebühren der Plattformen extrem hoch. Ärger ist vorprogrammiert, wie die laufenden Beschwerden in unseren Beratungsstellen zeigen.

Gefördert von: Action 670702 ECC-Net

EVZ: Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission

Leserreaktionen

Nie wieder Viagogo

Wir sind leider auch auf die Plattform Viagogo hereingefallen. Für 4 Tickets für die Kelly Family in der Wiener Stadthalle haben wir knapp über 650 Euro bezahlt – jeweils 40 Euro pro Ticket waren Bearbeitungsgebühr, was allein schon ein Wahnsinn ist! Heute kamen die Tickets an und der aufgedruckte Preis ist 72 Euro pro Ticket. Wir werden dort ganz sicher nie mehr Tickets bestellen.

Alexandra Baldauf
E-Mail
(aus KONSUMENT 3/2018)

Undurchsichtige Aufschläge

Die horrenden Aufschläge werden auch und erst durch die undurchsichtige Vergabepraxis vieler, auch renommierter, Veranstalter ermöglicht. So wollte ich meiner Frau Karten für die Wiener Staatsoper schenken. Telefonisch bekam ich dort die Auskunft, dass die Kontingente schon ausgebucht sind und es auch in den teuren Kategorien keine Karten für Privatpersonen mehr gibt. Ich könne mich aber im Internet auf die Warteliste setzen lassen. Auf der Internetseite des Kartenvorverkaufs gibt es ein diesbezügliches Antragsformular, in dem bereits der akzeptierte Aufschlag, den man bereit ist zu bezahlen, abgefragt wird. Aber es gibt dort auch einen Link zur Webseite von Viennaconcerts, wo problemlos Karten jeder Kategorie zu haben waren.

Während des Buchungsvorgangs kommt kein einziger Hinweis auf die Aufschläge. Erst beim Bezahlvorgang, vor der endgültigen Bestätigung, werden die Summen im obersten Bildschirmteil, der ohne nach oben zu blättern gar nicht ersichtlich ist, noch einmal zusammengefasst. Der Schock war groß, als sich der erwartete Kaufpreis der schon sehr teuren Karten, dort sage und schreibe verdoppelte. 87,5 % Kommissionsaufschlag sollten dort verrechnet werden.

Das Staatsopernkarten teuer sind, ist keine Frage. Dass es die Staatsoper aber nötig hat, durch ein völlig undurchsichtiges Vergabesystem, mehr oder weniger verbundenen Unternehmen nochmals gewaltige Profite zukommen zu lassen, ist ein österreichisches Trauerspiel. Karten habe ich dann übrigens für die Bayerische Staatsoper gekauft. Deren Kartenvorverkaufssystem ist klar und einfach und abgesehen von der verständlichen Zustellgebühr (die übrigens auch geringer ist, als die Wiener), ohne Aufschläge.

Werner Janisch
Graz
(aus KONSUMENT 2/2018)

Warnung vor Viagogo

Ich bin leider auch auf diesen Wucher reingefallen. Habe zwei Karten für das Konzert „Charles Aznavour“ in der Stadthalle online über viagogo gekauft. Anstatt der angebotenen 86 € pro Ticket wurden nun 370,09 € (= 185 € pro Ticket) von der Kreditkarte abgebucht. Auf den Tickets steht als Käufer ein tschechischer Name, wahrscheinlich ein Zwischenhändler (der Rechnungsbetrag wurde u.a. in CZK ausgewiesen).

Josef Auer
E-Mail
(aus KONSUMENT 2/2018)

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