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Pfefferproduktion - Scharfer Preisdruck

Pfeffer ist eines der begehrtesten Gewürze der Welt. Doch die Arbeitsbedingungen der Pfefferfarmer in den Anbauländern lassen zu wünschen übrig.

In den letzten Jahrzehnten ist die Welt­produktion von Pfeffer um ein Vielfaches ­gestiegen, auf über 280.000 Tonnen pro Jahr. Hauptproduzenten sind die südostasiatischen Länder, allen voran Vietnam, Indien und Indonesien. Etwa seit der Jahrtausendwende gilt Vietnam als Hauptexporteur von schwarzem Pfeffer, der Marktanteil hat sich sogar auf etwa ein Drittel erhöht (Handels­volumen 90.000 Tonnen).

Den zweiten Platz nimmt Indien ein (50.000 Tonnen), gefolgt von Brasilien und Indonesien. Produktion, Handelsvolumen und Preis von Pfeffer unterliegen allerdings sehr starken Schwankungen, die das Gewerbe zu einem sich rasch ändernden und unvorhersehbaren Geschäft machen. Berichte aus den Anbaugebieten – wie jener der unabhängigen dänischen Organisation DanWatch – zeigen, dass vor allem die einfachen Pfefferbauern unter diesen Bedingungen leiden.

Schlechte Arbeitsbedingungen in Indonesien

         Bild: danwatch.dk
    Kleinbauern müssen
    ihr Land aufgeben und
    als Tagelöhner arbeiten.

Auf der indonesischen Insel Bangka wird seit Jahrzehnten weißer Pfeffer angebaut. Auch hier ist der Pfefferanbau ein riskantes Geschäft, da die Preise extrem schwanken und Ernteverluste sich aufgrund von Pflanzen­seuchen häufen.

Für viele Menschen auf Bangka reicht der Pfefferanbau zum Über­leben nicht aus. Sie müssen zusätzlich auf den Feldern anderer Bauern oder im Zinnbergbau arbeiten, um ihre Familien ernähren zu können. Die Pfefferfarmer stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den örtlichen Einkäufern, die ihnen Dünger und Preisinformationen zukommen lassen. Pestizide werden nach Gutdünken eingesetzt, viele Farmer tragen Vergiftungen davon. Die Erde ist durch den exzessiven Gebrauch von Chemikalien bereits so ausgelaugt, dass es zusätzlich zu Ernte­verlusten kommt. Biologischer Anbau oder fairer Handel sind hier unbekannt.

Selbstmorde in Südindien

Selbstmorde in Südindien

Heimat des schwarzen Pfeffers ist die südindische Provinz Kerala an der Malabarküste, wo die Situation noch prekärer ist. Hier führten die Schuldenfalle, schwankende Preise und fehlende Kaufkraft zu einer steigenden Selbstmordrate unter Bauern: In den letzten zehn Jahren haben sich 1.700 Pfefferfarmer das Leben genommen, die meisten davon im Wayanad Distrikt. Grund: Die Kombination aus fallenden Preisen, steigenden Produktionskosten und Ernteverlusten führte dazu, dass viele Farmer ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten. Im Gegensatz zum indonesischen Bangka gibt es hier Fairtrade-Initiativen, das Interesse lässt jedoch zu wünschen übrig.

Bild: danwatch.dk
Arbeitsbedingungen
spielen keine Rolle.

In den Anbauländern Indien, Indonesien und Vietnam gehört zudem ausbeuterische ­Kinderarbeit zum Alltag. Die Kinder müssen zumeist ohne ausreichenden Schutz in der Gewürzproduktion arbeiten und sind dadurch Gefahren wie dem Einatmen des ­scharfen Gewürzstaubes ausgesetzt. Aufgrund ­ihrer Arbeit können die Kinder kaum bzw. gar nicht die Schule besuchen. 

Grüner Pfeffer aus Brasilien

Brasilien produziert schwarzen, weißen und grünen Pfeffer; die Anbaugebiete liegen entlang des Amazonas, in der Provinz Pará. Seit dem Nachlassen der Produktion in Madagaskar hält Brasilien fast ein Monopol auf grünen Pfeffer, das allerdings durch die stei­gende indische Produktion gefährdet scheint. Brasilianischer schwarzer und weißer Pfeffer gilt als ziemlich mild. Über die Arbeitsbedingungen von brasilianischen Pfefferbauern ist wenig bekannt, nach Einschätzung von regierungsunabhängigen Experten sind die Bedingungen im Gewürzanbau jedoch generell prekär.

Bio-Pfeffer, Fair Trade

Pfeffer aus fairem Handel

Wer beim Einkauf Wert auf soziale Fairness und Umweltschutz legt, ist mit Fairtrade-Produkten gut beraten: Die Firma EZA Fairer Handel bezieht ihren Pfeffer aus Sri Lanka, von Bio-Foods, einer von Fairtrade zertifi­zierten Produzentenorganisation. Der faire Handel unterstützt Produzenten in den Entwicklungsländern, um ihnen eine menschen­würdige Existenz aus eigener Kraft zu ermöglichen. Durch gerechtere Handelsbeziehungen lassen sich die Lebensbedingungen der Menschen in den Ländern des Südens verbessern, die Binnenwirtschaft wird gestärkt und langfristig werden ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abgebaut. EZA-Pfeffer ist u.a. in Weltläden, in Naturkostläden und im EZA-Onlineshop erhältlich.

Bio-Pfeffer

Eine gute Alternative sind auch Kräuter und Gewürze aus biologischem Anbau: Sie sind gentechnikfrei und werden ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und mineralischem Dünger hergestellt. Die Firma Sonnentor beispielsweise bezieht Bio-Pfeffer aus Tansania und aus Indien. Dabei wird eigenen Angaben zufolge außer auf die Produktqualität auch auf die sozialen Bedingungen vor Ort besonderer Wert gelegt. Erhältlich ist der Bio-Pfeffer in den Sonnentor-Geschäften, im Webshop ­sowie im Bio-Fachhandel.

Kotanyi: keine Stellungnahme

Bei den Marktführern scheinen ethische Kriterien dagegen keine große Rolle zu spielen. In Österreich sind vorrangig Gewürze der Firmen Kotanyi und Fuchs auf dem Markt: Von der Firma Kotanyi aus Wolkersdorf/ NÖ erhielten wir trotz mehrmaliger Anfrage keine Stellungnahme. Die deutsche Firma Fuchs Gewürze ließ uns wissen, dass sie ihren Pfeffer aus Vietnam beziehe und sich dabei in erster Linie an Qualitätskriterien orientiere.

Nur eine Mahlzeit am Tag

Bild: danwatch.dkDiddihatano ist Pfefferfarmer auf der indonesischen Insel Bangka. Obwohl alle sieben Familienmitglieder mithelfen, auch der 75-jährige und fast blinde Vater, könnten sie vom Pfefferanbau allein nicht leben. Daher arbeitet Diddihatano vormittags zusätzlich auf einer Kautschukplantage.

Damit verdient er umgerechnet rund 90 Euro pro Monat; im Vorjahr musste die Familie damit auskommen, weil die gesamte Pfefferernte ausfiel. Das Existenzminimum einer drei- bis vierköpfigen Familie wird auf rund 165 Euro geschätzt. Diddihatanos Familie muss sich mit einer Mahlzeit pro Tag begnügen – Reis und Gemüse. Huhn oder Fisch gibt es nur alle zwei Wochen.

Gewürze richtig verwenden

  • Stoffwechsel: scharfe Gewürze wie Pfeffer, Chili, Paprika, Senf oder Ingwer regen die Geschmacksempfindung an und können helfen, den Stoffwechsel zu aktivieren.
  • Wohlige Wärme: Gewürze wie Pfeffer, Knoblauch oder Chili wirken in der kalten Jahreszeit von innen wärmend.
  • Ungemahlen besser: Kaufen Sie kleinere Mengen Gewürze in ungemahlenem Zustand (z.B. ganze Pfefferkörner). Im ganzen Gewürz bleiben die Aromen länger erhalten.
  • Lagerung: Greifen Sie nur zur Kräutern und Gewürzen, die in gut verschlossenen, luftdichten Behältnissen angeboten werden. Der Geschmack und Geruch von Kräutern kommt von leicht flüchtigen Verbindungen in den ­Pflanzen. Durch falsche Lagerung gehen die markanten Eigenschaften rasch verloren.
  • Fair Trade: Achten Sie bei importierten Kräutern und Gewürzen auf fair gehandelte Produkte! Damit unterstützen Sie die Produzenten durch stabile Preise und verhindern, dass kleine Betriebe in Entwicklungsländern aus­gebeutet werden und unter Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt leiden.
  • Bio: Kaufen Sie Kräuter und Gewürze aus biologischem Anbau. Damit sind hohe Qualitätsstandards bei der Produktion garantiert und das Risiko von gesundheitsbelastenden Pestiziden wird minimiert. Bioprodukte erkennen Sie an den entsprechenden Gütezeichen.

Mehr zum Thema

DanWatch, Dänemark, untersucht die Auswirkungen, die weltweit tätige Konzerne auf Mensch und Umwelt verursachen: www.danwatch.dk.

Pfefferanbieter mit Verantwortung:

Leserreaktionen

Hauptsache billig

Ich war 27 Jahre in einer Industriefirma, die Gewürze für Fleisch und Wurst verarbeitet. Es wurden hier so um die 60 Tonnen Pfeffer jährlich verarbeitet. Es wurde nicht der geringste Gedanke verschwendet, wie dieser Pfeffer auf den Markt gekommen ist.

Das wichtigste bei diesen Geschäften war 1. der Preis (das wichtigste Kriterium), 2. die Qualität (wieviel ätherische Öle sind enthalten, ansonsten musste mit der noch teureren Chemie nachgeholfen werden). Durch ständiges Suchen nach billigster Ware wurden auch so manche Schätze wie Steine, rostige Nägel, zahlreiche verschiedene Schrauben, Stroh, Kot von Tauben oder Hühnern entdeckt. Der Pfeffer wurde zwar maschinell gereinigt durch Separatoren und Siebe und anschließend gemahlen oder geschrotet.

Ich habe in meiner aktiven Zeit sehr viel mit der Qualität des Pfeffers erlebt und das alles nur wegen der ständigen Preisdrückerei.

User "haribobo"
(aus KONSUMENT 3/2012)

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