Das ist eine Frage, die sich leider nicht (so einfach) beantworten lässt. Zu individuell ist das Nutzungsverhalten jedes einzelnen Konsumenten. Mit dem Fahrrad ins Geschäft zu radeln und dort z.B. mehrere Hosen zu probieren, bis man die passende gefunden hat, ist sicherlich ökologischer, als sie bei Amazon zu bestellen und so lange hinund herzuschicken, bis man zufrieden ist. Wenn der Konsument für die Einkaufsfahrt in die Stadt extra seinen alten Diesel-Stinker anwirft, sieht die Rechnung freilich wieder anders aus.
In der Ökobilanz auch mitzudenken: Schaffen es die Paketdienste, die Ware beim ersten Zustellversuch zu liefern, oder müssen sie ein zweites Mal ran? Oder geben sie das Paket bei einem weit entfernten Abholshop ab, wo der Konsument mit dem Auto hinfahren muss?
Potenzial unter optimalen Bedingungen
Prinzipiell hat der Onlinehandel das Potenzial, den Einkaufsverkehr zu verringern – aber nur unter logistisch optimalen Bedingungen. Es kommt eine weitere Variable hinzu: Hätte der Konsument den Artikel offline, wenn er sich also dafür außer Haus begeben müsste, überhaupt gekauft? Handelsexperten bestätigen, dass das Angebot im Internet Nachfrage erzeugt; dass Konsumenten, salopp gesprochen, online vielfach Produkte kaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen – insbesondere rund um vermeintliche Schnäppchenaktionen wie den Cyber Monday.
Amazon gibt sich zugeknöpft
Amazon selbst gibt sich hinsichtlich seines eigenen CO2-Fußabdruckes zugeknöpft. Auf der Homepage heißt es: „Bei Amazon setzen wir uns jeden Tag für nachhaltige Innovationen ein, weil sie nicht nur für die Umwelt gut sind, sondern auch für den Kunden.“ Einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht Amazon nicht. Dies stünde dem Onlinegiganten aber gut zu Gesicht, veröffentlichen laut einer KPMG-Studie aus 2017 doch 93 Prozent der 250 größten Konzerne der Welt (zu denen Amazon gehört) solche Berichte. Ob sich daraus ableiten lässt, dass das Öko-Gewissen des Onlinehändlers wohl nicht ganz so rein ist, bleibt jedem selbst überlassen.