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Bio-Hühnerfarm: Reportage - Wo Hühner kuscheln

Immer mehr Österreicher vertrauen auf Bio. KONSUMENT-Mitarbeiterin Susanne Wolf hat einen erfolgreichen Bio-Bauernhof besucht. Der Hühnermastbetrieb der Familie Bieregger in Oberösterreich hat bei einem Ethik-Test der Stiftung Warentest eine der besten Bewertungen bekommen.

Ein altmodisch anmutender Pendelzug bringt mich von Wels in das kleine oberösterreichische Nest Unterhart, wo mich die Bäuerin persönlich abholt. Von der winzigen Haltestelle geht es vorbei an Wiesen und Äckern zur Bio-Hühnerfarm der Familie Bieregger. Auf dem 18 Hektar großen Hof angekommen, werde ich von Asta, der Hofhündin, begrüßt. Fünf Minuten später stehe ich mit der Bio-Bäuerin vor dem riesigen Hühnerstall, in dem sich das Federvieh tummelt.

"Hühner sind soziale Wesen"

"Sobald es wärmer wird, gehen die Hühner hinaus aufs freie Feld. Bis dahin machen sie es sich im Stall gemütlich." Erst auf den zweiten Blick erkenne ich, dass die Tiere sich an einigen wenigen Stellen zusammenrotten, obwohl rundherum genug Platz wäre.

"Hühner sind soziale Wesen und suchen die Nähe der anderen – auch die von uns Menschen. Meine Kinder setzen sich manchmal mitten in die Herde. Und die Hühner lieben es besonders, wenn ich ihnen vorsinge!", erzählt Frau Bieregger lachend.

Maximal zehn Hühner pro Quadratmeter

Tausende von Wildhühnern werden hier aufgezogen: "Wildhühner schmecken besonders gut, weil ihr Brustfleisch saftiger ist als das von anderen Hühnern", erzählt die Bäuerin stolz, die mit ihrer Familie im Jahr 1996 auf Bio-Landwirtschaft umgestiegen ist.

"Wir möchten unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft mit gesunden Böden ermöglichen!" Die Lebensbedingungen am Biohof unterscheiden sich wesentlich von denen auf konventionellen Hühnerfarmen: Maximal zehn Hennen teilen sich hier einen Quadratmeter, zusätzlich ist ein Auslauf von 4 m² vorgesehen. "Hühner spazieren gerne herum, sie scharren und picken und lieben Staubbäder." Die Stallfläche ist weich eingestreut. In die Streu werden regelmäßig Getreidekörner eingebracht, damit die Hühner darin herumpicken und so die Einstreu auflockern können.

Futter aus Bio-Landwirtschaft

Natürlich aufgewachsen

Konventionelle Masthühner werden auf extreme Fleischleistung gezüchtet: Nach ca. 5 Wochen haben sie das Schlachtgewicht von 1,7 kg erreicht. Biologische Freilandhühner dagegen wachsen auf natürliche Weise und daher langsamer. Die Mastperiode dauert neun bis elf Wochen, also etwa doppelt so lange wie bei der herkömmlichen Hühnerhaltung. Durch die Bewegung sind die Knochen kräftiger und das Fleisch besser durchblutet. Das macht sich an der Farbe, in der Fleischqualität und vor allem im Geschmack bemerkbar.

Futter aus biologischer Landwirtschaft

Bio-Hennen bekommen grundsätzlich nur Futter aus biologischer Landwirtschaft, das zusätzlich gentechnikfrei sein muss. "Unser Futter besteht zum Teil aus eigenem und teils aus zugekauftem biologischen Getreide. Den Unterschied merkt man am Geruch im Stall – in einem herkömmlichen Hühnerstall liegt ein beißender Geruch nach Ammoniak in der Luft."

Sobald die Temperaturen ansteigen, trauen sich die Hühner hinaus ins Freie. Dann ist Asta, die Hofhündin gefragt. "Sie hilft uns abends, die Tiere wieder in den Stall zu treiben, bevor die Füchse oder Iltisse aus dem nahe gelegenen Wald kommen." Frau Bieregger ergänzt, dass sie auf der großen Wiese vor dem Stall noch Bäume anpflanzen wird. "Die Hühner suchen gerne unter Bäumen oder Sträuchern Schutz."

Seit 200 Jahren im Besitz der Familie

Während die Bio-Bäuerin mir den zweiten Stall zeigt, erzählt sie vom Familienbetrieb: gemeinsam mit ihrem Mann, den Schwiegereltern und ihren neun Kindern bewirtschaftet sie den Hof, der seit 200 Jahren im Besitz der Familie ist: "Die Kinder sind uns eine große Hilfe – beim Hendleinfangen oder Stallausräumen packen sie ordentlich mit an."

Außer den Hühnern gibt es bei den Biereggers noch einen Hund, Katzen, Enten und Ziegennachwuchs. Als ich einen Blick in den Ziegenstall werfe, sehe ich zwei neugeborene Zicklein um ihre Eltern herumstaksen. Auch Obst und Gemüse werden am Hof angebaut: Holunder, Himbeeren, Austernpilze, Shiitake-Pilze. "Früher haben wir mehr davon verkauft, aber seit wir die Hendln haben, bleibt keine Zeit mehr."

Ständiger Überlebenskampf

Ständiger Überlebenskampf

Die frisch geschlüpften Küken werden von einer Brüterei geliefert und sind nur einige Wochen lang auf dem Hof, bevor sie zum Schlachten abgeholt werden. Die Tiere und vor allem der Kot müssen regelmäßig kontrolliert werden. "Es muss immer jemand da sein. Ein gemeinsamer Urlaub geht sich für uns nur für drei Wochen im Sommer aus, wenn wir gerade keine Hühner haben."

Erst seit die Firma Hofer mit der Bio-Linie "Zurück zum Ursprung" zu ihren Abnehmern zählt, zahlt sich das Geschäft für die Familie Bieregger aus. "Es ist ein ständiger Kampf zwischen dem Anstieg der Futterpreise und nachhinkenden Hühnerpreisen. Die Kosten sind oft höher als der Verdienst."

Regelmäßige Kontrollen

Trotzdem ist die Bäuerin von ihrer Arbeit überzeugt und profitiert von ihrer Erfahrung als Krankenschwester: "Vorbeugender Einsatz von Antibiotika oder Antiparasitenmitteln ist in der biologischen Landwirtschaft verboten. Da ich auch nicht viel von Impfungen halte, setze ich lieber Kräutermischungen gegen Durchfall und Homöopathie gegen Kokzidiose ein."

Die strengen Bio-Richtlinien werden regelmäßig von Kontrolloren überprüft; zusätzlich müssen Biobauern einige Stunden Fortbildung pro Jahr besuchen. Beim Abschied hat Frau Bieregger noch einen Wunsch: "Hoffentlich hilft Ihr Artikel, das Bewusstsein für Bio-Produkte noch zu stärken!"

Maximal zehn Hennen teilen sich einen Quadratmeter - zusätzlich gibt es vier Quadratmeter Auslauf (Bild: Blazek) 
Maximal zehn Hennen teilen sich einen Quadratmeter, zusätzlich ist ein Auslauf von vier Quadratmeteren vorgesehen. (Bild: Bieregger)

Nur wo Bio draufsteht, ist bio drin

Bio ist mehr als nur der Verzicht auf Chemie. Die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser werden dabei geschont und künftigen Generationen weitergegeben.

Folgende Prinzipien müssen berücksichtigt werden:

  • Möglichst geringer Einsatz von Fremdenergie, z.B. Kunstdünger.
  • Nützen von natürlichen Selbstregulierungs-Mechanismen: vielfältige Fruchtfolge, Einsatz passender Sorten und Tierrassen.
  • Ernährung des Bodens und nicht der Pflanze: Durch sorgfältige Bearbeitung des Bodens und Ausbringung von Kompost werden Bodennährstoffe aktiviert.
  • Möglichst geschlossene Betriebskreisläufe: Was am Hof anfällt, wird wiederverwendet – wie Kompost oder Wirtschaftsdünger (Mist, Jauche, Gülle).

Österreich steht beim Bio-Anbau an erster Stelle innerhalb der EU: der Anteil der Biobetriebe an allen Betrieben liegt bereits bei 15 %, der Anteil der Bio-Fläche bei knapp 20 %. Die Zahl der Bio-Betriebe beträgt derzeit rund 21.000 und ist im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 % gestiegen. Die Österreicher haben im Jahr 2010 Bio-Produkte im Wert von 306,4 Mio. Euro eingekauft – das ist um 19 % mehr als im Jahr davor. Die großen Gewinner am Bio-Markt sind Butter, Käse, Frischobst, Frischgemüse, Erdäpfel und Eier. Fleisch, Geflügel, Wurst und Schinken in Bio-Qualität hinken nach – der Bio-Anteil an Hühnerfleisch liegt derzeit bei 3 %.

Darauf müssen Sie achten

Seit 1. Juli 2010 muss auf Bio-Produkten das neue  verwendet werden, das die Bio-Qualität von Lebensmitteln garantiert.

Das Österreichische Bio-Zeichen, das Bio-Austria-Logo und die Eigenmarken der Handelsketten sind weitaus bekannter und werden (neben dem EU-Logo) auch weiterhin verwendet. Außerdem muss der Code der Kontrollstelle angeführt sein, z.B. AT-BIO-401.

Nur "bio" ist bio

Nur die Bezeichnungen "biologisch" oder "ökologisch" garantieren Ware aus biologischer Landwirtschaft: z.B. "aus kontrolliert ökologischem Anbau". Bezeichnungen wie "aus naturnahem Anbau", "aus umweltgerechter Landwirtschaft" oder "aus kontrolliertem Anbau" haben dagegen mit "Bio" nichts zu tun! Auch "Freilandeier" sind noch lange keine Bio-Eier. Bio-Hühner gibt es in Biomärkten und -läden sowie bei großen Supermarktketten wie Hofer ("Zurück zum Ursprung"), Billa ("Ja Natürlich") oder Interspar ("Natur pur") zu kaufen; der höhere Preis (meist das Doppelte von Hühnern aus konventioneller Landwirtschaft) ist die Folge des erhöhten Aufwandes in der biologischen Landwirtschaft.

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