Rewe (Plastikquote Penny 74 Prozent, Merkur 71 Prozent, Billa 69 Prozent) Bis 2030 will der Handelskonzern in seinen Filialen komplett auf umweltfreundlichere Verpackungen umstellen. Bei Ja! Natürlich soll das gesamte Obst- und Gemüse-Sortiment bereits heuer lose oder nachhaltiger verpackt angeboten werden. Rewe argumentiert, dass Verpackungsalternativen bzw. der Verzicht auf Verpackungen nicht dazu führen dürften, dass Produkte rascher verderben. Karotten würden etwa im losen Verkauf schnell verderben und müssten dann aus dem Verkauf genommen werden.
Lesen Sie im Folgenden den vollen Wortlaut der Stellungnahme:
1) Generell: Worin besteht die Notwendigkeit, im Bereich von Obst und Gemüse so viele Produkte in Verpackung anzubieten?
Wir arbeiten unter Hochdruck daran, den Plastikanteil im gesamten Warenangebot zu verringern. Wichtig ist bei der Diskussion rund um Verpackungen aber immer: Man muss darauf achten, dass durch Verpackungsalternativen oder das Weglassen von Verpackungen nicht der Verderb von Lebensmitteln beschleunigt und so Verschwendung von Lebensmitteln vorangetrieben wird. Wir haben beispielweise im Rahmen unserer Tests festgestellt, dass Karotten im losen Verkauf schnell verderben und aus dem Verkauf genommen werden müssen.
Wir haben daher bei Ja! Natürlich eine biologisch abbaubare Distelölfolie im Einsatz, die die Haltbarkeit nicht nur gegenüber dem losen Verkauf, sondern auch gegenüber einer reinen Plastikverpackung sogar noch erhöht. Demnach muss bei jedem Produkt abgewogen werden, ob es eine Verpackung braucht bzw. wie benötigte Verpackungen unter Berücksichtigung aller Verpackungsfunktionen (Produktschutz, Produktsicherheit, Transportfähigkeit etc.) für das jeweilige Produkt ökologisch optimiert werden kann.
2) Setzen Sie Maßnahmen, um das dadurch entstehende Müllaufkommen zu reduzieren? Wenn ja, welche und für welche Produktgruppen?
Mit dem ambitionierten Schwerpunkt „Raus aus Plastik“ haben wir im vergangenen Jahr unsere Initiative „100% umweltfreundlichere Verpackungen bis 2030 bei allen unseren Eigenmarken“ gestartet. Dadurch möchten wir Zug um Zug Plastikverpackungen vermeiden, verringern oder ökologisch verbessern. Ja! Natürlich ist Vorreiter bei nachhaltigen Verpackungen und kann bereits auf umfangreiche Erfahrungswerte zurückgreifen. Denn seit 2011 stellt Österreichs größte Bio-Marke Verpackungen schrittweise von Plastik auf Green Packaging um. Bis Ende 2019 wird das gesamte Bio Obst & Gemüse entweder lose oder nachhaltiger verpackt angeboten.
Das schaffen wir indem wir
- Verpackungen vermeiden, verringern und verbessern.
- Innovative Lösungen und Verpackungsalternativen entwickeln und in der Praxis testen.
- Sinnvolle Verpackungen Zug um Zug auf umweltfreundlichere Alternativen umstellen.
- Darauf achten, dass diese Alternativen keine Nahrungsmittel-konkurrenz darstellen und gentechnikfrei sind.
- Darauf achten, dass durch Verpackungsalternativen oder das Weglassen von Verpackungen nicht der Verlust von Lebensmitteln erhöht wird.
Einige konkrete Beispiele:
Mehrwegnetze:
Mit den Mehrweg-Frischenetzen zum nachhaltigen Transport von Obst und Gemüse, gingen wir im letzten Jahr einen weiteren innovativen Schritt zur Reduktion von Plastik. Das mit dem Staatspreis „Smart Packaging“ ausgezeichnete Netz stellt die erste kunststofffreie Mehrwegalternative zu den Kunststoffknotensäckchen für den nachhaltigen Transport von Obst und Gemüse dar. Die wiederverwendbaren Netzte sind frei von chemischen Stoffen, waschbar und halten Lebensmittel aufgrund der atmungsaktiven und feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften bis zu drei Tage länger frisch. Hergestellt werden die Netze in einem CO2-neutralem Prozess in einem österreichischen Werk.
Öko-Sackerl:
Ab dem Nationalfeiertag wird es bei den Handelsfirmen der REWE Group keinen Knotenbeutel mehr geben. Als Erster im heimischen Lebensmittelhandel startete die REWE Group mit ihren Handelsfirmen BILLA, MERKUR, PENNY, ADEG und Sutterlüty schon ab Ende Juli die Umstellung auf kompostierbare Öko‐Sackerl im Obst‐ und Gemüse‐Bereich. Das neue Öko‐Sackerl besteht aus dem nachwachsenden Rohstoff Kartoffelstärke ‐ die keine Lebensmittelkonkurrenz darstellt, da sie aus Industrieabfällen gewonnen wird ‐ und Kunststoff, der biologisch völlig abbaubar ist. Darüber hinaus ist es nach der Norm EN 13432 und von der TÜV Austria OK compost HOME zertifiziert und kann sogar als Bioabfall‐Beutel verwendet werden.
Konnten bis dato marktübliche, umweltfreundliche Beutel nur in Groß‐Kompostieranlagen völlig zersetzt werden, so ist das neue Öko‐Sackerl von BILLA, MERKUR, PENNY, ADEG und Sutterlüty auch im heimischen Kompost unter niedrigen Temperaturen kompostierbar und hinterlässt dabei kein Mikroplastik. Damit sparen alleine wir als REWE Group gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden in Zukunft 125 Millionen Plastik‐Knotenbeutel pro Jahr ein.
Nachhaltige Zellulosefolie auf Holzbasis und kompostierbare Zellulosenetze
Nach langer und aufwendiger Forschungs- und Entwicklungsphase konnte Ja! Natürlich ab 2011 für Produkte, die verpackt werden müssen, ein Verpackungsmaterial präsentieren, das zu mindestens 90% aus biologischen Rohstoffen besteht: Zellulosefolie. Das verarbeitete Holz stammt aus garantiert FSC (Forest Stewardship Council) zertifizierter Produktion. Das bedeutet, dass der Wald, aus dem das Holz stammt, nach hohen ökologischen und sozialen Standards bewirtschaftet wird. Konkret heißt das: naturnahe Waldwirtschaft (Verzicht von chemischen Pestiziden, Schützen von Wildbeständen), Naturschutz im Wald (Rücksichtnahme auf gefährdete Tier- und Pflanzenarten), soziale Bewirtschaftung (lokale Arbeitskräfte).
Im Dezember 2012 hat Ja! Natürlich dann als erste Marke das nachhaltige Zellulosenetz eingeführt. Rote Rüben, Salaterdäpfel und Zwiebel werden seitdem im Zellulosenetz verpackt. Es folgte die schrittweise Umstellung der Zitrusfrüchte auf das Zellulosenetz aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz.
Umweltfreundlichere Variante zum Plastik-Beutel: (Papier-)Sticker und Natural Branding mit Laser-Logo
Bio-Obst und -Gemüse muss als solches gekennzeichnet und von konventioneller Ware klar getrennt werden. Bei den Bio-Bananen wurde dies gewährleistet, indem die Plastik-Verpackung durch Sticker ersetzt werden konnte. Im März 2017 startete dann ein Pilotprojekt mit rund 7.000 Stück Ja! Natürlich Bio-Avocados: das „Natural Branding“, eine Methode, bei der Obst und Gemüse per Laser durch vorsichtiges Abtragen der äußersten Schalenschicht mit einem Logo versehen werden, ist umweltschonend, gewährleistet die gesetzlich notwendige Deklaration und hat keinerlei negativen Einfluss auf das Produkt. Derzeit führen wir Avocados, Kiwis und Wassermelonen mit Laser-Logo
Ja! Natürlich Graspapier
Neben dem Einsatz von Kartontassen statt Kunststofftassen, hat Ja! Natürlich mit dem Einsatz von Tassen aus Graspapier einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung nachhaltigere Verpackungen gemacht. Graspapier besteht zu 40% aus sonnengetrocknetem Gras und zu 60% aus FSC-zertifiziertem Zellstoff, das heißt aus 100% nachwachsenden und recyclebaren natürlich gewachsenen Rohstoffen.
Milchautomat und Milch in Mehrwegglasflaschen von Ja! Natürlich
MERKUR Kunden können seit April frische Vollmilch aus der Buckligen Welt täglich selber zapfen. Möglich machen das zwei Milchautomaten in den MERKUR Märkten in der Marktgasse in Wiener Neustadt und in der Johann Steinböck-Straße in Brunn am Gebirge. Das Konzept ist denkbar einfach: Die Milchautomaten bestehen im Wesentlichen aus je einem mobilen 200-Liter-Tank, der zugleich der Automat ist. Darin befindet sich die Abendmilch von Pichlers Hof, die für 20 Sekunden zwischen 72,5 und 75 °C pasteurisiert, auf 4 °C abgekühlt und dann trinkfertig frühmorgens in die Märkte gebracht wird. Zum Abfüllen der gewünschten Menge können Kundinnen und Kunden entweder eine kleine Milchkanne benützen oder passende Flaschen, die einmal gekauft und wiederverwendet werden.
Die im Frühjahr 2018 – vorerst in einer Einweg-Variante – eingeführte Ja! Natürlich Milch-Glasflasche hat alle Erwartungen übertroffen: fast ein Viertel der Ja! Natürlich Milch wird bereits in der Glasflasche gekauft! Seit dem ersten Tag war es erklärtes Ziel von Ja! Natürlich, möglichst bald auf ein Mehrweg-System umstellen zu können. Anfang 2020 wird es voraussichtlich soweit sein.
Käsescheiben auf Papiertassen, die übers Altpapier recycelt werden
Ja! Natürlich Käsescheiben in der Feinkost werden seit April bei BILLA, MERKUR, ADEG und Sutterlüty auf Papiertassen gelegt, die im Altpapier entsorgt werden können! Konkret handelt es sich bei dieser Verpackungsrevolution um eine beschichtete Papierschale aus 80% Frischfaser und nur 20% Kunststoff. Die Sensation: der CO2-Fußabdruck konnte mit der neuen Papiertasse im Vergleich zur bisher verwendeten Plastiktasse um rund zwei Drittel reduziert werden. Für das naturbraune Papier wird zum Großteil heimisches Holz verwendet und auch die Fertigung der Packung erfolgt durch die Firma Mondi zur Gänze in Österreich. So können Transportwege minimal und die Wertschöpfung in Österreich gehalten werden.
Weitere Informationen unter www.rausausplastik.at
3) Unsere Erhebung hat gezeigt, dass insbesondere bei Karotten die „Plastikquote“ sehr hoch ist. Wie lautet Ihre Erklärung dafür?
Im losen Verkauf verderben Karotten sehr schnell und müssen aus dem Verkauf genommen werden. Wir haben daher z.B. bei Ja!Natürlich eine spezielle Distelölfolie im Einsatz, die die Haltbarkeit gegenüber einer reinen Plastikverpackung sogar noch erhöht. Der neue Beutel der Ja! Natürlich Karotten besteht zu ca. 40% aus nachwachsenden Bestandteilen wie z.B. Distel- und Sonnenblumenöl. Die Disteln für den biologisch abbaubaren Beutel stammen aus dem Gebiet um Porto Torres auf Sardinien. Die mehrjährige, heimische Pflanze ist vollständig an die mediterranen Klimabedingungen angepasst und gedeiht sogar in trockenem und heißem Klima ohne zusätzliche Bewässerung und Düngung. Durch den lokalen Anbau der Ölpflanze werden nachhaltige Projekte (sozial und ökologisch) gemeinsam mit den Bauern auf Sardinien ermöglicht. Vor allem wird aber die Haltbarkeit der Bio-Karotten durch die Verwendung des neuen Verpackungsmaterials deutlich verbessert, was wiederum zu weniger Food Waste führt und somit auch nachhaltiger ist.
4) Die Recherche zeigt noch einen weiteren Aspekt auf: Das Angebot für Ein-Personen-Haushalte ist im Obst- und Gemüsebereich sehr schmal. Viele Verpackungsmengen entsprechen nicht den eigentlichen Bedürfnissen. Das fördert die Lebensmittelverschwendung und erhöht den Entsorgungsaufwand für Verpackungen abermals. Wie ist Ihre Sichtweise dazu? Gibt es dazu Initiativen?
Ein Ziel unserer Initiative „Raus aus Plastik“ ist es, dass bis Ende 2019 das gesamte Bio Obst & Gemüse entweder lose oder nachhaltiger verpackt angeboten wird. Ja! Natürlich hat bereits 2011 mit dem Projekt Green Packaging gestartet, bei dem die Verpackungsvermeidung (und erst in weiterer Priorität –optimierung und –reduktion) an erster Stelle steht. Unser Fokus bei Bio, aber in weiterer Folge auch konventionellem Obst und Gemüse ist daher in der Ausweitung des Angebots an losen, also unverpackten, Produkten gerichtet. In diesem Jahr haben wir etwa Bio Knoblauch, Bio Äpfel, Bio Birnen, Bio Zwiebel, Bio Kartoffeln, Bio Rettich, Rote Bio Rüben, Bio Mini Wassermelone, Bio Fenchel, uvm. entsprechend umgestellt.
Diesen Weg werden wir auch weiter verfolgen. Dies ermöglicht, neben der Verpackungseinsparung, den Kundinnen und Kunden natürlich auch den Kauf von exakt jenen Mengen, welche sie/er auch tatsächlich braucht. Während dieses Angebot bei einigen Artikeln seitens der KonsumentInnen hervorragend angenommen wird, stößt es bei manchen Artikeln auf wenig Akzeptanz oder verursacht ein deutlich schnelleren Verderb der Artikel. Wir werden daher auch in Zukunft nicht alle Artikel unverpackt anbieten können.
Bei der Gestaltung der Verpackungsgröße sind wir stets bemüht die optimale Größe für unsere KundInnen zu finden. Je kleiner der Packungsinhalt allerdings wird, desto größer wird auch der Anteil der Verpackung (was sich ökologisch, wie auch ökonomisch entsprechend negativ auswirkt). Daher werden Singlepackungen im Obst & Gemüsebereich nur dann angeboten, wenn auch tatsächlich ausreichend Haushalte dieses Angebot nutzen oder das Anbieten von unverpackten Waren nicht möglich oder sinnvoll ist.
Mag.a Katharina Krovat-Peretti
REWE International AG
Communications Manager/PR
Unternehmenskommunikation
REWE International AG
Industriezentrum NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2355 Wiener Neudorf
Firmenbuch: LG Wr. Neustadt, FN 82769w