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Lebensmittel-Verschwendung - Restlos genießen

In Österreich landen jährlich fast 600.000 Tonnen Lebensmittel im Müll. Was Sie dazu beitragen können, diesen Müllberg zu verkleinern.

Zu viel eingekauft?

Lebensmittel im Müll - das muss nicht sein (Foto: SpeedKingz/Shutterstock)Das Mindesthaltbarkeitsdatum übersehen? Den Kindern schmeckt das Essen nicht? Wir haben es uns angewöhnt, mit Lebensmitteln umzugehen, als gäbe es kein Morgen. Wir gehen einkaufen, ohne lange nachzudenken. Das Überangebot in den Supermarktregalen verleitet dazu, Dinge mitzunehmen, die wir nicht wirklich brauchen.

Im Kühlschrank vergessen

Zu Hause verschwindet das Gekaufte im Kühlschrank oder in der Speisekammer, wo es nur allzu oft vergessen wird. Scheinbar nicht mehr genießbare Lebensmittel werfen wir achtlos weg. Besonders häufig wandern Ge­müse, Brot und Milchprodukte in den Müll. Wer umdenken will, dem mögen unsere Tipps eine Hilfestellung sein: 

Menüplan für die ganze Woche

Ein Menüplan für die ganze Woche hilft, den Überblick zu bewahren und unnötige Einkaufswege zu vermeiden. Dabei können vorhandene Lebensmittel, die noch aufgebraucht werden müssen, berücksichtigt werden. Ganz banal: Einkaufsliste schreiben. Und gehen Sie nicht hungrig in den Supermarkt, das beugt unnötigen Impulskäufen vor. 1+1 Aktionen und Sonderangebote kritisch hinterfragen: Brauche ich die Produkte wirklich? Beim Nachhauseweg die Kühlkette möglichst nicht unterbrechen (Kühltasche verwenden).

Zero-Waste-Bewegung

Die Beschäftigung mit der Zero-Waste- Bewegung könnte ebenfalls zu Aha-Erlebnissen führen. Zero Waste ist ein Lebensstil, bei dem versucht wird, Müll im Alltag zu vermeiden. Dabei wird die Lebensmittelverschwendung reduziert, denn durch den Verzicht auf Verpackungen wird automatisch bewusster eingekauft.


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Lebensmittel aus dem Supermarkt (Teil 1) - Weit weg vom Original

Richtige Lagerung

Richtige Lagerung

Damit Lebensmittel nicht an Qualität (Geschmack) einbüßen bzw. damit sie möglichst lange halten, müssen sie richtig gelagert werden. Bei Aufbewahrung im Kühlschrank gilt: Im wärmsten Bereich, in der Gemüselade, fühlt sich kälteresistentes Obst und Gemüse wohl. Gleich oberhalb ist das kälteste Fach des Kühlschranks. Hier sollten Sie Fleisch, Wurst und Fisch aufbewahren. In der Etage darüber sind Milchprodukte wie Frischmilch, Joghurt oder Topfen gut aufgehoben. Das oberste Fach ist ideal für Eier, Käse und gekochte, fertige Speisen. Der wärmste Platz im Kühlschrank ist das Türfach, das sich für offene Milchpackungen, Butter, Marmelade, Senf oder Getränke eignet. Beim Einfrieren gilt: Lebensmittel mit Datum versehen, passende Tiefkühlbeutel und Gefäße verwenden. Zur vertiefenden Lektüre: Kühlschränke: richtig kühlen - Alles cool.

Nicht alles in den Kühlschrank

Der Kühlschrank ist jedoch nicht immer die beste Wahl, vielen Lebensmitteln schadet Kälte sogar. Südliche Gewächse wie Melanzani, Paradeiser, Melonen oder Zitrusfrüchte verlieren an Geschmack, wenn sie unter 10 Grad gelagert werden. Auch trockene Lebensmittel wie Teigwaren, Getreidekörner oder Nüsse wollen richtig gelagert werden. Am besten die Packungen sofort öffnen, den Inhalt kontrollieren (zarte Fäden oder dunkle Krümel sind Hinweise auf Mottenbefall), in dicht schließende Gefäße umfüllen und in regelmäßigen Abständen kontrollieren.

Richtiges Timing

Richtiges Timing

Wann sind Lebensmittel wirklich „reif“ für den Mülleimer? Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) gibt jenen Zeitpunkt an, bis zu dem ein ungeöffnetes(!) Produkt bei sachgerechter Lagerung seine spezifischen Eigenschaften behält. Ist er erreicht, so bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die Ware nicht mehr zum Verzehr geeignet ist. Eier kann man in der Regel noch rund zwei Wochen nach Ablauf des MHD verkochen oder zum Backen verwenden, sofern die Kühlkette nicht unterbrochen wurde.

Reis, Nudeln, Mehl

Viele Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Mehl, Marmelade, Tee oder Kaffee kann man noch lange nach Ablauf des MHD konsumieren (wenngleich es zu Aromaverlusten kommen kann); ebenso Konserven, Marmeladen, Kompott oder eingelegtes Gemüse. Wie unsere Tests gezeigt haben, können bei Fleisch und Fleischwaren oder geschnittenen Salaten die Keimzahlen am letzten Tag der Mindesthaltbarkeit schon recht hoch sein. Daher diese Produkte immer besonders kritisch prüfen (ansehen, riechen, kosten).
Generell gilt: Prüfen Sie ein Lebensmittel mit allen Sinnen, bevor Sie es verzehren oder verarbeiten. Lagern Sie Lebensmittel, die ihr Ablaufdatum erreicht haben, in Sichtweite bzw. Griffnähe.

Richtig und gut kochen

Was tun, wenn nach dem Essen Reste übrig bleiben? Kleine Überbleibsel fertiger Speisen halten sich im Kühlschrank, gut verschlossen, wenige Tage. Für sonstige Reste gilt: Kreativität ist gefragt – oder eine Sammlung von Reste- Rezepten, wie sie im Internet zu finden sind. Nicht nur Starköche wie Jamie Oliver widmen sich der Resteverwertung, mit etwas Einfallsreichtum gelingt auch durchschnittlichen Köchen eine schmackhafte Mahlzeit.

Aufläufe, Pasta-Gerichte oder Pizza

Besonders gut eignen sich Aufläufe, Pasta-Gerichte oder Pizza für kreative Resteverwertung; auch Salate lassen sich aus Resten zusammenstellen. Wenn trotz guten Willens einmal Lebensmittel übrig bleiben – z.B. vor einem Urlaub –, bietet sich etwa Foodsharing an: Eine Initiative, organisiert übers Internet, wo nicht mehr benötigte Lebensmittel abgegeben werden können.

Der Preis, den wir zahlen

Die Herstellung unserer Lebensmittel hat, insbesondere in der industriellen Landwirtschaft, weitreichende Auswirkungen: Der Weltklimarat IPCC schreibt 31 Prozent der weltweiten Klimagasemissionen direkt der Landwirtschaft und veränderter Landnutzung zu. Weltweit ist Lebensmittelverschwendung für 3,3 Gigatonnen CO2-Emissionen verantwortlich und in Relation gesetzt der drittgrößte Klimasünder nach den USA und China.

Die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide sind für fast 70 Prozent der vom Aussterben bedrohten Arten verantwortlich. Viele aus Ländern des Südens importierte Produkte werden unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt. Die konventionelle Fleischproduktion geht auf Kosten des Tierwohls. Unser sorgloser Umgang mit wertvollen Ressourcen hat also seinen Preis.

Ein weltweites Problem

In Österreich fallen laut dem Österreichischen Ökologie-Institut jährlich 577.000 Tonnen Lebensmittelabfälle an. 206.000 Tonnen davon werden von den Konsumenten entsorgt. Eine Studie der Food and Agriculture Organization (FAO) schätzt, dass von der weltweiten Lebensmittelproduktion rund ein Drittel der genießbaren Bestandteile entsorgt werden.

Die Gründe sind vielfältig: In Industrieländern werden viele Lebensmittel weggeworfen oder gar nicht erst geerntet, weil sie in Form und Aussehen nicht der erwarteten Norm entsprechen. In ärmeren Ländern treten Verluste eher in der Produktion auf, etwa durch falsche Lagerung, oder auch durch Unwetter und Dürren. Weltweit hungern mehr als 800 Millionen Menschen, 2 Milliarden leiden an Mangelernährung.

Mehr zum Thema

Weitere Infos und Anregungen finden Sie im Internet, unter anderem hier:

Buchtipp: "Obst & Gemüse einkaufen"

Konsument-Buch: Obst und Gemüse einkaufen (Bild:)Das Angebot an Obst und Gemüse ist riesig. Neben heimischen Produkten findet sich in den Regalen Importware, neben Saisonware Exotisches, und hin und wieder wird auch die eine oder andere Obst- oder Gemüserarität angeboten. Doch woran ist Qualität zuverlässig zu erkennen? Was zeichnet „bio“ aus? Was muss bei Obst und Gemüse alles deklariert sein?

Unser Buch "Obst & Gemüse einkaufen" macht Sie fit für den Einkauf. In bebilderten Warenkunden von A (wie Ananas, Äpfel oder Artischocken) bis Z (wie Zwetschken, Zucchini oder Zwiebeln) erhalten Sie Tipps, wie Sie Frische und Qualität erkennen. Nährwert, Saisonzeiten und Herkunft sind ebenfalls ein Thema. Ein eigenes Kapitel behandelt die beliebtesten Kräuter.

Aus dem Inhalt

  • Die Kennzeichnung
  • Die Nährstoffe
  • Die (möglichen) Schadstoffe
  • Obst von A-Z
  • Gemüse von A-Z
  • Gängige Kräuter

156 Seiten; 14,90 Euro (+ Versandspesen)

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