Zum Inhalt
Shiva Salat
Shiva Salat - manche der Kennzeichnungen waren für unsere Leserin verwirrend. Wir würden uns auch mehr Informationen zu den Umweltaussagen wünschen. Bild: Leserin

Shiva Salat: verwirrende Kennzeichnungen und vage Versprechen

Kommen beim "Shiva Salat" Pestizide zum Einsatz? Bedeutet der Vergleich "verbraucht 85 % weniger Wasser als Salat aus konventionellem Anbau" biologische Produktion? Kennzeichnungen auf Lebensmitteln müssen klar und verständlich sein.

Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Für die vagen Auslobungen "umweltfreundlich" und "schützt den Planeten" fehlen beim "Shiva Salat" die Belege.

Das steht drauf: Shiva Salat

Gekauft bei: Interspar

Das ist das Problem

Frau F. hat uns den "Shiva Salat" gemeldet, den sie bei Interspar in Wien gesehen hat: Sie wundere sich, dass auf der Verpackung die zwei Auslobungen "pestizidfreier Anbau" sowie "aus pestizidfreiem Anbau" durchgestrichen seien. Gleichzeitig sei ihr folgender Hinweis aufgefallen: "Verbraucht 85 % weniger Wasser als Salat aus konventionellem Anbau". Die Konsumentin ist verwirrt: "Werden bei diesem Salat nun Pestizide eingesetzt oder bedeutet der Vergleich zu 'konventionellem Anbau', dass es sich um ein Bio-Produkt handelt?". Für die aufmerksame Konsumentin wirft die Verpackung viele Fragen auf.

Auslobung "pestizidfrei" durchgestrichen

Beim "Shiva Salat" handelt es sich um verpackten Salat in der Gemüseabteilung von Interspar, der mitsamt seinen Wurzeln verkauft wird. Am oberen roten Rand der Verpackungsfolie ist der Hinweis "pestizidfreier Anbau" aufgedruckt. Doch dieser ist mit dunkelblauem Permanentmarker durchgestrichen. Ebenso ist bei der Auflistung der positiven Eigenschaften des Salates darunter der Schriftzug "aus pestizidfreiem Anbau" geschwärzt. 

Die Angabe, dass der Salat nicht mit Pestiziden behandelt wurde, stimmt also offenbar nicht oder kann nicht garantiert werden und wurde vom Hersteller händisch ausgestrichen. Als Konsument:in fragt man sich nun natürlich: Wie sehr ist der Salat mit Pestiziden belastet, sodass der Hersteller die ursprüngliche Auslobung zurücknehmen musste? 

×
Shiva Salat Auslobung "pestizidfreier Anbau“ geschwärzt
Shiva Salat - Auslobung "pestizidfreier Anbau“ geschwärzt | Bild: Leserin
Shiva Salat Auslobung "aus pestizidfreiem Anbau“ geschwärzt
Shiva Salat - Auslobung "aus pestizidfreiem Anbau“ geschwärzt | Bild: Leserin
Shiva Salat Auslobung "pestizidfreier Anbau“ geschwärzt
Shiva Salat - Auslobung "pestizidfreier Anbau“ geschwärzt | Bild: Leserin
Shiva Salat Auslobung "aus pestizidfreiem Anbau“ geschwärzt
Shiva Salat - Auslobung "aus pestizidfreiem Anbau“ geschwärzt | Bild: Leserin

Konventionell oder bio?

Zusätzlich verwirrt die Auslobung: "Verbraucht 85 % weniger Wasser als Salat aus konventionellem Anbau". Bedeutet dies nun, dass es sich um ein Produkt aus biologischem Anbau handelt? Das könnte dieser Vergleich nahelegen. Aber mit Einsatz von Pestiziden? Das passt nicht zusammen. Kennzeichnungen auf Lebensmitteln müssen klar und leicht verständlich sein. Das ist unserer Meinung nach hier nicht gegeben.

Unzulässige Angaben

Außerdem sind einige Auslobungen zu vage formuliert. Auf der Verpackung sind zahlreiche Umweltversprechen aufgedruckt wie zum Beispiel "schützt unseren Planeten", "umweltfreundlich", "verbraucht 85 % weniger Wasser…". Belege für diese Aussagen durch Studien und Analysen fehlen. Auf der Verpackung ist auch ein QR-Code aufgedruckt. Dieser führt, genauso wie der nebenstehende Link, zu einer Homepage, auf der keine weiterführenden Informationen zu finden sind. 

Ärgerlich: verwirrende, widersprüchliche Kennzeichnungen sowie Links, die ins Leere führen. Es ist nicht nachvollziehbar aus welchen Gründen das Produkt umweltfreundlich sein soll und inwiefern Hydroponik (eine Technik zur Pflanzenaufzucht, die komplett ohne Erde auskommt) den Planeten schütze. 

Fehlende Informationen und Belege zu Umweltaussagen sehen wir sehr kritisch. Wir berichten darüber regelmäßig in unserem VKI-Greenwashing-Check und führen auch Klageverfahren durch. Aktuell arbeitet das Europäische Parlament an einer Aktualisierung bestehender Vorschriften: Unter anderem wird es schließlich verboten werden, ohne Nachweis allgemeine Umweltaussagen über Produkte zu tätigen. 

Shiva Salat Rückseite der Packung
Shiva Salat - Umweltaussagen auf der Rückseite der Verpackung Bild: Leserin

Wie funktioniert Hydroponik?

Wir haben den Hersteller Panorganix um Stellungnahme gebeten. Laut Rückmeldung könne bei Hydroponiksystemen Wasser gezielter und effektiver eingesetzt werden. Die Wassereinsparung werde in Relation zu "herkömmlichen Anbautechniken" erreicht, wo es am Feld zu hohem Wasserverbrauch käme. Eine Erklärung der Hydroponiktechnik und wie die Wassereinsparung erzielt und berechnet werde, würden wir uns direkt auf der Verpackung und auf der Website des Herstellers wünschen. 

Die Formulierung "herkömmliche Anbautechniken" ist zudem wesentlich besser gewählt als "konventioneller Anbauund wäre aus unserer Sicht auf der Verpackung vorzuziehen. Letztere Bezeichnung wird vor allem dazu verwendet Bio- mit Nicht-Bio-Produkten zu vergleichen und könnte daher missverständlich sein.

Reaktion von Panorganix

Der Hersteller erklärt das Hydroponiksystem und bestätigt den konventionellen Anbau, bei dem Pestizide nicht auszuschließen sind.

"FRAGE: ‚verbraucht 85 % weniger Wasser als Salat aus konventionellem Anbau‘

Unsere Antwort:

Die Panorganix produziert den Salat in einen Hydroponiksystem und spart hier mehr als 95% Wasser aus verschiedenen Gründen:

  1. Präzisionsbewässerung: Bei Hydroponik wird das Wasser direkt an die Wurzeln der Pflanzen geleitet, wodurch ein effizienterer Wasserverbrauch ermöglicht wird. Es gibt kein Versickern oder Verdunsten von Wasser wie bei herkömmlichen Bodenanbau-Methoden.
  2. Kreislaufsysteme: In Hydroponiksystemen kann Wasser recycelt werden. Das bedeutet, dass das Wasser, das nicht von den Pflanzen aufgenommen wird, wieder in den Tank oder das Reservoir zurückgeführt wird, um erneut verwendet zu werden. Dadurch wird der Wasserbedarf drastisch reduziert.
  3. Eliminierung von Verschwendung: Da das Wasser direkt an die Wurzeln gelangt, gibt es keine Verschwendung durch Oberflächenverdunstung oder Absorption durch Unkraut oder Bodenorganismen. Jeder Tropfen Wasser wird effektiv genutzt.

Optimierte Nährstoffaufnahme: In einem Hydroponiksystem werden Nährstoffe direkt in das Wasser gegeben, was es den Pflanzen ermöglicht, genau die Nährstoffe zu erhalten, die sie benötigen. Dadurch wird kein Wasser für die Bewässerung von Bereichen verwendet, in denen keine Pflanzen wachsen.

Insgesamt führen diese Faktoren dazu, dass ein Hydroponiksystem für Salat einen äußerst effizienten Wasserverbrauch ermöglicht und dazu beiträgt, den Wasserbedarf im Vergleich zu herkömmlichen Anbautechniken erheblich zu reduzieren.
 
FRAGE: ‚Wie jetzt? Ist der Salat mit Pestiziden verseucht? Und bedeutet der Vergleich zu konventionellem Anbau, dass es sich um ein Bio-Produkt handelt?‘

Unsere Antwort:

Der Salat stammt aus konventionellem Anbau und nicht aus BIO-Anbau, nirgendwo wird auch das geworben. Wir haben auch kein BIO - Zertifikat. Der durchgestrichene Satz auf der Tüte ist darauf zurückzuführen, dass wir nicht garantieren können, dass keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass alles versprüht wird. Der Salat ist nach dem höchsten Qualitätszertifikat AMA GAP / GLOBAL GAP zertifiziert, das von den österreichischen Zertifizierungsbehörden kontrolliert wird, wodurch der Salat eine deutlich bessere Qualität als der Salat aus dem Ausland aufweist."

Panorganix
12.4.2024

Wir empfehlen:

Bleiben Sie bei vagen Umweltaussagen ohne nachvollziehbare Belege kritisch. Melden Sie unserem Greenwashing-Check gerne Produkte, die Sie verwirren oder bei denen Sie "Grünfärberei" vermuten.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Alete Kinderkeks: Zucker für Babys?

Alete Kinderkeks: Zucker für Babys?

Der Hersteller empfiehlt „Alete Kinderkeks“ für Babys ab dem achten Monat. Laut Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation sollten Kinder unter einem Jahr keinen zugesetzten Zucker konsumieren.

Lambertz Lebkuchen: viel Luft in der Packung

Lambertz Lebkuchen: viel Luft in der Packung

Es sieht so aus, als würden mindestens drei Stück "Lambertz Lebkuchen" in der Plastiktasse fehlen. Der Hersteller begründet die viele Luft mit Produktschutz – Konsument:innen sehen eine Mogelpackung.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang