Zum Inhalt
Vorderseite des Mondseer-Käses; zu sehen: der Mondsee mit der Drachenwand
Der Milfina-Mondseer-Käse, gekauft bei Hofer Bild: VKI

Milfina Österreichischer Mondseer in Scheiben: Von wegen „Mondseer“!

Ein Käsekenner beschwert sich: Der Schnittkäse von Hofer nennt sich „Milfina Österreichischer Mondseer in Scheiben“, kommt aber weder regional noch geschmacklich an „Mondseer“-Käse heran.

Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: „Milfina Österreichischer Mondseer in Scheiben“ gibt sich als regionales Produkt mit der Abbildung des Mondsees im oberösterreichischen Salzkammergut aus, kommt aber aus der Steiermark.

Das ist das Problem

Das steht drauf: Milfina Österreichischer Mondseer in Scheiben 

Gekauft bei: Hofer

Herr K. übermittelte uns seine Beschwerde über den „Milfina Österreichischer Mondseer in Scheiben“, die er an Hofer gerichtet hatte. Der ursprünglich aus Oberösterreich stammende Konsument ist Käseliebhaber. Heute lebt der über 80-Jährige in Kärnten und genießt Mondseer-Käse noch immer gerne in Erinnerung an seine oberösterreichische Kindheit. 

Herrn K.s Frau kaufte eines Tages Milfina Mondseer in einer steirischen Hofer-Filiale (Knittelfeld). Herr K. sah auf der Verpackung den Mondsee samt Drachenwand abgebildet. Aufgrund der Bezeichnung „würzig-kräftig“ und der Abbildung erwartete er ein Produkt, das geschmacklich annähernd an den gewohnten Käse heranreichen würde. Dem war leider nicht so. Für Herrn K. schmeckte das Milfina-Produkt weder würzig noch kräftig, zudem stammt es auch nicht aus der Gegend um den Mondsee. 

Weit entfernt von regional

Milfina Österreichischer Mondseer in Scheiben - Vorderseite der Verpackung
Milfina Österreichischer Mondseer in Scheiben - Vorderseite der Verpackung Bild: VKI

Was hat es mit dem Milfina-Käse auf sich? Unter der Eigenmarke Milfina bietet Hofer ein Sortiment von Molkereiprodukten an und legt laut Herstellerwebsite dabei „größten Wert auf regionale Qualität“. Durch den Produktnamen sowie die Abbildung des Mondsees mit der markanten Drachenwand lässt sich durchaus annehmen, dass der Käse in der Umgebung des Mondsees hergestellt wird oder zumindest die Milch aus dieser Region stammt. 

Milfina Österreichischer Mondseer (OÖ) - hergestellt in der Steiermark
Geworben mit dem Mondsee in Oberösterreich, hergestellt in der Steirmark Bild: VKI

Tatsächlich wird der „Mondseer“ aber rund 200 Kilometer entfernt im steirischen Knittelfeld erzeugt, wie auf der Rückseite klein zu lesen steht.

Was heißt „Mondseer Käse“?

Der Käsetyp „Mondseer“ ist im Österreichischen Lebensmittelbuch hinsichtlich Herstellung, Beschaffenheit und Merkmalen beschrieben. Laut diesem schmeckt Mondseer „mild-säuerlich, pikant durch Rotschmiere bedingt, leicht herb“.

Der Herstellungsort ist bei diesem Käse allerdings nicht festgelegt. Ebenso gibt es keine Vorgaben, aus welcher Region die Milch stammen muss. Beim Mondseer ist es also nicht wie bei Produkten mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.-U.-Siegel) wie beispielsweise beim Tiroler Graukäse g. U., der nur innerhalb Tirols mit Tiroler Kuhmilch produziert werden darf.

Woher stammt die Milch?

Ob die Milch für die Herstellung des Milfina Mondseer aus der oberösterreichischen Seeregion oder anderswo herstammt, erfahren wir auf der Verpackung nicht. Diese Information wäre aber wünschenswert. Zumindest kommt die Milch aus Österreich, wie das aufgedruckte rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel bescheinigt.

Regionale Werbung bitte entfernen

Der Milfina Mondseer wird also nicht in der Region Mondsee erzeugt. Wie wäre es denn, einfach das Bild des Mondsees zu entfernen? Andere Möglichkeit: Direkt auf der Schauseite deutlich deklarieren, dass der Käse in der Steiermark erzeugt wird. Leider sieht Hofer laut Stellungnahme keinen Bedarf, die Produktaufmachung zu ändern. Schade, die Herkunft dieses Produktes bleibt verwirrend.

Mikrobielles statt tierisches Lab

Abbildung der Zutatenliste: Der Käse wurde mit mikrobiellem Lab hergestellt, ist also für Vegetarier geeignet
Der Käse wurde mit mikrobiellem Lab hergestellt, und nicht mit jenem geschlachteter Kälber Bild: VKI

Zum Abschluss noch etwas Erfreuliches: Für die Herstellung des Hofer-Käses kommt zum Eindicken der Milch mikrobielles Lab zum Einsatz – der Käse ist also auch für Personen geeignet, die auf tierisches Lab, das aus den Mägen geschlachteter Kälber gewonnen wird, verzichten wollen.

Reaktion von Hofer

Hersteller sieht keinen Änderungsbedarf 

„Vielen Dank für Ihre Anfrage und die Möglichkeit zur Stellungnahme. Wir bedauern, dass der Kunde mit dem Geschmack des Mondseer nicht zufrieden war. Der Käse wird jedoch seit vielen Jahren in unveränderter Rezeptur hergestellt. Vergleichbare Beanstandungen sind uns nicht bekannt, auch nicht bei den zuletzt ausgelieferten Chargen. Da uns zudem die Chargennummer der reklamierten Ware leider nicht mitgeteilt wurde, ist es uns nicht möglich, durch Untersuchung der Rückstellprobe die Qualität der Ware nachzuprüfen.

"Kein Hinweis auf die Herkunft"

‚Mondseer‘ ist ein generischer Begriff für eine Käsesorte und im Österreichischen Lebensmittelbuch (ÖLMB) beschrieben und wird auch von anderen österreichischen Molkereien angeboten. Die Angabe ‚Mondseer‘ ist daher genauso wenig ein Hinweis auf die Herkunft wie die Angaben „Pariser“ oder „Wiener“ für die so benannten Wurstwaren. Folglich ist auch die Abbildung des Mondsees nur ein Hinweis auf die Herkunft der Bezeichnung, nicht aber auf den Herstellungsort.“

Hofer KG
7.7.2023

Wir empfehlen

Seien Sie kritisch bei Produkten, die besonders mit einer bestimmten Herkunft werben oder typisch regionale Abbildungen zeigen. Nicht selten werden diese fern der ausgelobten Orte produziert.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Hallstättersee Bergkernsalz: Aus Pakistan!

Hallstättersee Bergkernsalz: Aus Pakistan!

Konsument:innen sind enttäuscht: Ein sogenanntes "Hallstättersee Bergkernsalz" mit der Auslobung "Das Beste aus dem Salzkammergut" und rot-weiß-roter Flagge stammt aus Pakistan!

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang