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Schadstoffe in Kinderschuhen - Fehltritt von Clarks

Es ist wieder so weit: Der Nachwuchs braucht leichte Schuhe für die warme Jahreszeit. Wir haben 14 Paar Kinderschuhe auf Schadstoffe getestet. Ein Paar Sandalen war so stark belastet, dass es nicht hätte verkauft werden dürfen.

Folgende Kinderschuhe haben wir getestet:

  • Bambulini - Kinderschuh
  • Bellybutton - Ballerina
  • Camper for Kids - Kindersandale TWS
  • Camper for Kids - Kinderschuh Peu
  • Clarks - Rio Dance Inf
  • Elefanten - Rainy
  • GEA - GGG Art S2m Neptun
  • GEOX - B Balu‘ B. B. Nubuck+Wax.Lea
  • Miho - Ikado Kindersandale
  • Old Soles - Sista Flat Navy
  • Pepino - Nubuk/Flag, nautic/rot
  • Primigi - Lina Nabuk Morbido/Lampon
  • Richter - Velour Lollypop
  • Superfit - Almond Kombi Nubuk/Textil

Folgende Prüfpunkte finden Sie in der Testtabelle: Abfärben des Obermaterials, PVC, Chrom VI, verbotene Azofarbstoffe, PAK. - Nachfolgend unser Testbericht:


Barfuß getragen

Klar, dass beim Schuhkauf nur solche Modelle in die engere Wahl kommen, die dem Sprössling gefallen und rundum gut passen. Aber sind die Schuhe auch frei von Schadstoffen? Sandalen werden meistens ohne Socken getragen. Und auch bei leichten geschlossenen Schuhen stehen die Kleinen den Großen nicht gerne nach und ziehen sie an warmen Tagen lieber barfuß an.

14 Paar Schuhe im Test

Wir haben für unseren Test 14 Paar Sandalen, Ballerinas, Slipper und Sneaker in den Größen 23 bis 31 gekauft. Pro Paar zahlten wir zwischen 19,95 Euro (Bambulini Kinderschuh, gekauft bei Jello) und 74,95 Euro (Camper for Kids Kindersandale, gekauft bei Humanic). Bei den meisten Modellen sind Obermaterial, Futter und Einlegesohle aus Leder. Bei Superfit Almond Kombi besteht das Obermaterial aus Leder und Synthetikfaser, bei Pepino Nubuk/Flag aus Leder und Mischfaser und bei Miho Ikado Kindersandalen ist das Futter aus Synthetikfaser.

Chrom VI, verbotene Azofarbstoffe, PAK

Alle Modelle haben Kunststoffsohlen. Die Schuhe haben wir im Labor auf die Schadstoffe Chrom VI, verbotene Azofarbstoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) untersuchen lassen. Zusätzlich haben wir geprüft, ob das farbige Obermaterial abfärbt. Und nicht zuletzt wurde auch nach PVC in den Kunststoffteilen der Schuhe gefahndet.

Chrom-VI-Verbindungen

Chrom VI im Leder

Leder wird häufig mit Chromsalzen (z.B. Chrom-III-Sulfat) gegerbt. Wird bei der Produktion nicht sorgfältig gearbeitet, kann diese Gerbsubstanz mit giftigem Chrom VI verunreinigt sein beziehungsweise während des Verarbeitungsprozesses zu Chrom VI oxidieren. Erzeugnisse aus Leder können daher Chrom VI enthalten. Bereits durch eine entsprechende Zusammenstellung der Gerbmittelrezeptur lässt sich die Bildung von Chrom VI allerdings weitgehend vermeiden. Chrom VI kann eingeatmet Krebs auslösen und zählt zu den häufigsten Kontaktallergenen. Aus klinischen Untersuchungen weiß man, dass bereits geringste Mengen ausreichen, um bei sehr empfindlichen Menschen eine allergische Reaktion auszulösen.

Gefahr für die Gesundheit

2014 stufte die EU-Kommission Chrom-VI-Verbindungen in Lederwaren als nicht hinnehmbare Gefahr für die menschliche Gesundheit ein: Gemäß REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) dürfen Ledererzeugnisse und Waren mit Lederteilen, die mit der Haut in Berührung kommen, seit Mai 2015 EU-weit nicht mehr in den Handel gelangen, wenn sie einen Chrom-VI-Gehalt von 3 mg/kg oder mehr des Trockengewichts des Leders aufweisen.

Chrom VI in Clarks

Bei unserer Laboruntersuchung wurde im beigen Deckleder der Clarks Sandalen ein Chrom-VI-Gehalt von 4,6 mg/kg festgestellt. Diese Schuhe hätten nicht mehr verkauft werden dürfen! Einmal mehr zeigte sich dabei auch, dass ein höherer Preis kein Garant für Qualität ist. Für die Clarks Rio Dance hatten unsere Testeinkäufer bei Humanic immerhin 64,95 Euro hingeblättert. In allen anderen Modellen konnten wir kein Chrom VI nachweisen.

Azofarbstoffe, PAK

Keine verbotenen Azofarbstoffe

Entwarnung können wir hinsichtlich verbotener Azofarbstoffe im Leder und in textilen Teilen der geprüften Kinderschuhe geben. Azofarbstoffe werden synthetisch hergestellt und weltweit zum Färben von Textilien, Leder, Papier und etlichen weiteren Materialien eingesetzt. Einige dieser Azofarbstoffe sind besonders gefährlich für die Gesundheit. Sie können krebserregende Substanzen (Amine) freisetzen.

Laut REACH-Verordnung dürfen jene Azofarbstoffe, die giftige Amine in Konzentrationen von mehr als 30 mg/kg in Fertigerzeugnissen oder Teilen davon freigeben, in Lederwaren und Textilien, die längere Zeit mit der Haut in Berührung kommen, nicht verwendet werden. Alle Hersteller im Test hielten sich an das Verbot: Bei keinem Modell waren Amine aus verbotenen Azofarbstoffen nachweisbar.

PAK in den Sohlen?

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind natürliche Bestandteile von Kohle und Erdöl und gelangen über deren Verbrennung sowie über Fahrzeug- und Industrieabgase in die Umwelt. Werden bei der Erzeugung elastischer Kunststoffe oder von Gummi bestimmte Weichmacheröle oder rußhaltige Farbstoffmischungen eingesetzt, können PAK auch in Produkte wie Schuhe, Sportartikel, Spielzeug oder Haushaltsgeräte gelangen.

PAK sind gesundheitsschädlich, acht davon als krebserzeugend eingestuft. Für diese sind in der REACH-Verordnung Konzentrationsobergrenzen festgelegt. Produkte, in denen diese Grenzwerte überschritten sind, dürfen nicht verkauft werden. Der deutsche Ausschuss für Produktsicherheit hat Materialien hinsichtlich ihres Kontakts mit der Haut in drei Kategorien eingeteilt und für jede Kategorie PAK-Höchstgehalte festgelegt. Kategorie 1 umfasst beispielsweise Materialien von Spielzeug, in Kategorie 3 sind Materialien eingestuft, die nur kurzfristig mit der Haut in Kontakt kommen, wie es etwa bei Schuhsohlen der Fall ist.

Geringe Mengen an PAK

Im Labor wurden in den Sohlen von Bellybutton, Old Soles, Richter, Bambulini, GEOX und Camper for Kids Kindersandalen geringe Mengen PAK nachgewiesen; kein PAK zählte zu den acht krebserregenden. Auch die vom deutschen Ausschuss für Produktsicherheit definierten Höchstgehalte wurden nicht überschritten. Dennoch: Wie man am Beispiel der anderen Modelle im Test sieht, können bei entsprechender Sorgfalt auch Schuhe erzeugt werden, die frei von PAK sind.

Lästiges Abfärben

PVC belastet die Umwelt und sollte deshalb vermieden werden. In den meisten getesteten Schuhen konnte erfreulicherweise kein PVC nachgewiesen werden. Nur in der Kindersandale von Miho Ikado wurden wir diesbezüglich fündig. Die Kinderschuhe von Elefanten, GEA, Pepino und Primigi erreichen zwar ebenfalls ein „sehr gutes“ Urteil, haben allerdings den Nachteil, dass sie abfärben.

Testtabelle: Schadstoffe in Kinderschuhen

Schuhkennzeichnung

Folgende Bestandteile eines Schuhs müssen hinsichtlich des verwendeten Materials gekennzeichnet sein:

Schuhkennzeichnung (Bild: VKI)

Leder: Unter Leder versteht man Häute und Felle, deren Faserstruktur nicht verändert wurde. Leder, die aufgelöst oder gemahlen wurden und verklebt und zu Bahnen verarbeitet wurden, sind kein „Leder“. Eine aufgetragene Farb- oder Folienschicht darf nicht dicker als 0,15 mm sein.

Beschichtetes Leder: Beschichtete Leder sind Leder mit einem Farbauftrag oder einer Folie, die dicker als 0,15 mm sind und nicht mehr als ein Drittel der Gesamtstärke ausmachen. Macht der Anteil mehr als ein Drittel aus, handelt es sich nicht mehr um Leder, sondern um Kunstleder.

Textil: Darunter versteht man sämtliche natürlichen und synthetischen Textilien.

Sonstiges Material: Darunter versteht man alle Materialien, die nicht unter die oberen Gruppen fallen; zum Beispiel Gummi oder Kunststoff für eine Laufsohle.

Zusammenfassung

  • Belastet. Bei Clarks (Humanic) wurde im Leder giftiges Chrom VI nachgewiesen. Diese Schuhe hätten nicht verkauft werden dürfen. Bei etlichen anderen Modellen wurden in den Sohlen geringe Mengen an PAK gefunden.
  • Problematisch. Werden Schuhe barfuß getragen, kommt die Haut in direkten Kontakt mit möglicherweise im Leder enthaltenen Giftstoffen.
  • Aufbewahren. Kleinkinder nehmen alles, was sie erreichen können, in den Mund. Durch den Speichel werden Giftstoffe unter Umständen herausgelöst. Schuhe sollten deshalb und aus hygienischen Gründen möglichst kindersicher verstaut werden.

Testkriterien

Im Test

Wir haben 14 Paar leichte Kinderschuhe auf Schadstoffe getestet.

Chrom VI: Die Bestimmung von Chrom VI im Leder erfolgte nach EN ISO 17075-2 mittels Ionenchromatographie; ggf. Absicherung mittels Photometrie.

Verbotene Azofarbstoffe: Die Bestimmung von Aminen aus verbotenen Azofarbstoffen in gefärbten Ledern erfolgte in Anlehnung an die EN ISO 17234-1 sowie die EN ISO 17234-2. Die Bestimmung von Aminen aus verbotenen Azofarbstoffen in Textilien erfolgte in Anlehnung an die EN 14362-1 sowie die EN 14362-3.

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Bezüglich PAK wurde die Sohle des Schuhs untersucht. Die Analyse erfolgte mittels GC-MS.

Abfärben: Die Prüfung erfolgte am farbigen Leder des Schuhs. Ein Baumwollgewebe wurde in künstliche Schweißlösung getaucht und gegen das zu prüfende Leder gedrückt. Das Gewebe wurde mit einer Kunststoffplatte bedeckt und mit einer Klammer fixiert. Die zusammengefügte Probe wurde für 3 Stunden im Trockenschrank bei 37 (± 2) °C belassen. Anschließend wurde das Begleitgewebe bei Raumtemperatur getrocknet und die Abfärbung visuell beurteilt.

PVC: Die Kunststoffteile des Schuhs wurden mittels Beilstein-Methode auf PVC untersucht.

Testplakette

Achten Sie beim Kauf auf die KONSUMENT-Testplakette.

Unternehmen, deren Produkte von uns mit "gut“ oder "sehr gut“ beurteilt wurden, haben die Möglichkeit, eine Testplakette zu erwerben. Deren Nutzung ist zeitlich begrenzt, und unsere strengen Richtlinien sind einzuhalten. Laut einer für die österreichische Bevölkerung repräsentativen Umfrage vom Juli 2019 verbinden Verbraucher mit der KONSUMENT-Testplakette in erster Linie, dass das entsprechende Produkt durch ein objektives Testverfahren geprüft wurde (41,3 %), eine hohe Qualität aufweist (40,1 %) und ein gutes Preis-/ Leistungs-Verhältnis bietet (33,9 %).

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Mehr unterTestplakette: Info

Reaktionen

Anbietern mit dem Testergebnis „nicht zufriedenstellend“ geben wir Gelegenheit zu einer Stellungnahme. Die Firma Clarks machte davon Gebrauch.

Clarks, London

Die Prüfung bedenklicher, eingeschränkter Stoffe wie Chromtrioxid (Chrom VI) wird jährlich an allen Lederartikeln durchgeführt, die in der Herstellung verwendet werden. Zusätzlich führt Clarks Stichproben an Fertigprodukten durch, um sicherzustellen, dass alle unsere Lieferanten erfasst werden.

Die Lederprodukte im Fußbett des „Rio Dance Inf“ von Clarks aus Veloursleder wurden im Rahmen unseres AW15 Testprogramms auf Chromtrioxid geprüft und bestanden alle Tests. Als Teil dieser Tests wurden Lederprodukte, die im KONSUMENT-Test erwähnt wurden, auch für ähnliche Schuhtypen von Clarks getestet und bestanden ebenfalls die Prüfung auf Chromtrioxid.

Clarks bekennt sich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Chemikalien und wird seine Lieferkette hinsichtlich seiner Richtlinie über die eingeschränkte Verwendung von Stoffen weiterhin untersuchen und überwachen und seine Lieferanten darüber aufklären.

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