Die niederländische Direktbank ING hat angekündigt, sich bis Ende 2021 in Österreich aus dem Privatkundengeschäft zurück zu ziehen. Wie geht es jetzt weiter?
Die rund 550.000 betroffenen Kunden der Bank (früher: ING-DIBA) fragen sich klarerweise: "Wie geht es jetzt weiter?" Eines vorweg: Hektik ist kein guter Berater. Hier die Antworten auf die aktuell brennendsten Fragen.
In einem ersten Schritt sind es die Sparkunden, die von der ING vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Was müssen diese beachten?
Rund 430.000 Kunden, die außer einer Tagesgeldeinlage keine weiteren Produkte der ING in Anspruch nehmen, erhalten im Laufe des Aprils ein Kündigungsschreiben von der Bank. Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine zweimonatige Kündigungsfrist zu laufen. Heißt: Im Laufe des Junis 2021 werden die Konten aufgelöst (eine Fristverlängerung gibt es laut ING auch im Einzelfall nicht). Sofern es keine anders lautende Benachrichtigung der ING geben sollte, werden die Sparguthaben dann auf das angegebene Referenzkonto überwiesen und ein Abschluss-Kontoauszug verschickt. Dieser muss gegebenenfalls bei der neuen Bank als Herkunftsnachweis des Geldes vorgewiesen werden (aufheben!).
Was passiert mit den Einlagen, wenn das Referenzkonto nicht korrekt hinterlegt ist?
Überprüfen Sie unbedingt, ob das Referenzkonto, das mit dem ING-Sparkonto verknüpft ist (in der Regel ein Girokonto bei der Hausbank), korrekt hinerlegt ist. Andernfalls verbleibt das Guthaben zinslos bis zur Klärung bei der ING. Dafür fallen Verwahrgebühren an, deren konkrete Höhe noch nicht bekannt gegeben wurde. Die Daten können gegebenenfalls direkt im Online-Banking, mit der App bzw. via ing.at/upload (Auftrag: „Referenzkontoänderung“) geändert werden. Wohlgemerkt: Wer schon jetzt sein Geld auf ein anderes Sparkonto transferieren möchte, kann dies natürlich jederzeit bei der ING in Auftrag geben.
Sind die Einlagen sicher?
Es sind keine Anzeichen erkennbar, dass dem nicht so wäre. Die Bank ist nicht in Schieflage. Angesichts der seit Jahren mickrigen Zinsen sind für Banken die Spareinlagen schon länger ein Verlust-Geschäft. Insofern hat die ING wohl bewusst eine Entscheidung getroffen, sich aus dem Privatkundengeschäft zurück zu ziehen. Über die konkreten Hintergründe können wir natürlich nur spekulieren. Der Rückzug ist insofern bitter, weil die Zahl der Onlinebanken in Österreich schon jetzt überschaubar ist. Weniger Konkurrenz heißt in der Regel: Weniger attraktive Angebote für die Kunden der verbleibenden Anbieter am Markt.
Was tun mit den Spareinlagen?
Angesichts des bereits erwähnten Niedrigzinsumfeldes sind reine Sparer keine allzu willkommenen Kunden bei Banken. Es könnte schwer werden, ein halbwegs interessantes Angebot zu ergattern.
Girokonto, Wertpapierdepot, Fondssparplan, Kredit: Was sollen Konsumenten machen, die eines oder mehrere dieser Produkte bei der ING abgeschlossen haben?
Abwarten. Es besteht kein akuter Handlungsbedarf. Bisher hat sich die Bank noch bedeckt gehalten, was sie konkret vorhat. Auch ein Verkauf dieser verbleibenden Privatkunden-Segmente steht im Raum. Wenn dem so ist, dann dürfte sich für die ING-Kunden in einem ersten Schritt nichts ändern, denn ein Verkauf hat in der Regel keinen Einfluss auf bestehende Verträge. Natürlich kann es im Lauf der Zeit dann zu sogenannten „Anpassungen“ kommen. Gebühren können steigen, Zinsen können sinken. Nach jetzigem Kenntnisstand ist aber keine Hektik angebracht. ING-Kunden können sich in Ruhe die nächsten Schritte überlegen und gegebenenfalls recherchieren, welcher andere Anbieter in Frage kommt. Bei laufenden Krediten könnte ein überhastetes Umschulden z.B. mit hohen Gebühren einhergehen. Auch ein Panikverkauf von Aktien samt Auflösung des Wertpapierdepots ist aus jetziger Sicht kontraproduktiv. Einen Girokontenvergleich finden Sie auf Bankenrechner der AK. Durch das Verbraucherzahlungskontogesetz sind die Formen eines Kontowechsels genau geregelt. Die Kurzfassung dieser Modalitäten: Die neue Bank erledigt das Allermeiste für Sie.
Wird die Verunsicherung der ING-Kunden von Trickbetrügern ausgenützt?
Wie leider zu erwarten war, ja. E-Mails, SMS und Anrufe, in denen Zugangsdaten (z.B. PIN, Kundennummer) erfragt oder um Freigabe von Umbuchungen des Sparguthabens ersucht wird, mehren sich laut Information auf der ING-Homepage. Die Bank weißt ausdrücklich darauf hin, dass sie niemals aktiv die Freigabe von Transaktionen anfordere, wenn diese nicht vorher von den Kunden selbst initiiert wurden. Seien Sie deshalb wachsam und kritisch. Klicken Sie nicht auf Links in E-Mails oder SMS, die vermeintlich von der ING stammen. Die Mail-Adressen können mit einem Trick recht leicht überprüft werden: Gehen Sie auf "Auf E-Mail antworten" und schauen Sie sich dann die E-Mail-Adresse des Senders genau an. Wenn sie nicht eindeutig der ING zuordenbar ist: Nicht antworten und die Mail löschen! Achten Sie beim Einstieg ins Online-Banking ferner darauf, ob die Internet-URL korrekt ist, nämlich https://banking.ing.at. Verdachtsfälle und Auffälligkeiten können unter info@ing.at oder der ING-Servicenummer +43 1 90202 gemeldet werden.