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Vogelgrippe - Die Angst geht um

, aktualisiert am

Hinter der Panikmache stehen auch kommerzielle Interessen.

Geflügelpest

Die Vogelgrippe ist keineswegs neu, sondern als Geflügelpest seit Langem bekannt. Diese Krankheit befällt im Allgemeinen nur Vögel. Die Viren sind mit den Influenza-Viren verwandt, die beim Menschen Grippe hervorrufen. Im asiatischen Raum kursiert derzeit ein Vogelgrippevirus. Und dort sind vereinzelt auch Menschen erkrankt. Dabei handelte es sich jedoch um Personen, die eng mit Vögeln zusammenleben oder infizierte Tiere beseitigt haben. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch hat bisher nicht stattgefunden. Auch die Übertragung durch Lebensmittel wie Fleisch und Eier oder gar durch Federn in Bettwaren oder Jacken ist höchstwahrscheinlich ausgeschlossen.

Neues Virus möglich

Befürchtet wird, dass sich ein menschliches Grippevirus mit dem Vogelgrippevirus „kreuzen“ und dadurch ein neues, bisher unbekanntes menschliches Grippevirus entstehen könnte. Grippeviren sind nämlich besonders wandlungsfähig. Falls dieses neue Virus sehr ansteckend ist, könnte eine weltweite Grippewelle (Pandemie) folgen. Ob und wann dieser Fall aber tatsächlich eintritt, kann ein seriöser Experte heute nicht sagen. In den letzten hundert Jahren grassierten drei Grippe-Pandemien. Irgendwann wird wahrscheinlich wieder eine Influenza-Pandemie ausbrechen, auch wenn kein Vogelgrippe-Virus beteiligt ist.

Tamiflu

Symptome der „echten“ Grippe sind hohes Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Treten lediglich Husten, Schnupfen und Heiserkeit auf, handelt es sich um eine Erkältung. Gegen Grippe gibt es derzeit zwei Strategien. Zum einen die Schutzimpfung. Doch die wirkt nur gegen derzeit bekannte Virusstämme. Falls eine Influenzawelle mit dem neuen Virus ausbricht, wird die Pharmaindustrie sofort mit Hochdruck einen Impfstoff entwickeln. Es würde jedoch zwei bis drei Monate dauern, bis dieser verfügbar ist. Zum anderen das Medikament Tamiflu, das sowohl zur Vorbeugung als auch zur Therapie gegen derzeit übliche Grippeviren Anwendung findet. Es wird angenommen, dass Tamiflu auch gegen ein neu entstehendes Virus wirken würde. Deshalb spielt es in Pandemie-Vorsorgeplänen eine wichtige Rolle. Falls die Grippewelle anrollt, sollen Personengruppen wie Ärzte, Apotheker, Bedienstete bei öffentlichen Verkehrsmitteln, Post, Müllabfuhr und Ähnliche vorbeugend damit versorgt werden, um so das öffentliche Leben aufrechterhalten zu können. Für diese Personen soll das Medikament angekauft werden.

Vorsorgen mit Augenmaß

Bei einer Influenza-Pandemie sollte der Kontakt zu anderen Menschen möglichst reduziert werden. Atemmasken bieten einen gewissen Schutz vor Ansteckung. Eine eiserne Reserve an Lebensmitteln kann hilfreich sein, weil dann das schützende Haus nur selten verlassen werden muss.

Nicht auf Vorrat kaufen

Höchstwahrscheinlich werden vorher gesunde Erwachsene eine Virusgrippe auch ohne Tamiflu überleben. Allerdings ist man mit „echter“ Grippe rund 14 Tage außer Gefecht gesetzt. Besonders gefährdet sind Kinder, alte Menschen, chronisch Kranke oder Personen mit geschwächter Immunabwehr. Das vorbeugende Einlagern von Tamiflu durch Privatpersonen halten wir aber nur in Einzelfällen für sinnvoll. Allerdings wird in den Medien derzeit massiv dafür Stimmung gemacht. Denn das ist ein gutes Geschäft: Eine vierköpfige Familie, die 42 Tabletten pro Person (Ration für die Vorbeugung) einbunkert, muss dafür nahezu 750 Euro hinlegen. Man kann in Erwägung ziehen, je eine Packung Tamiflu pro Person für die Therapie zu besorgen. Aber: Das Medikament lässt sich nur drei Jahre lagern. Ob in diesem Zeitraum die gefürchtete Pandemie ausbrechen wird, weiß heute noch niemand.

Grippemittel Tamiflu: Vorbeugung und Therapie

Tamiflu gehört zur Gruppe der Neuraminidasehemmer und kann die Symptome der Grippe mildern. Für Kinder ist das Medikament erst ab dem vollendeten ersten Lebensjahr zugelassen, Kleinkinder erhalten ein Pulver, das nach Körpergewicht dosiert aufgelöst wird. Tamiflu wirkt gegen die derzeit üblichen Grippeviren und ist rezeptpflichtig.

Beträchtliche Kosten

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur dann, wenn das Mittel im Zuge einer Erkrankung verschrieben wird. Wer es sich zur Vorsorge zulegen will, muss es durch einen Arzt verschreiben lassen und selbst bezahlen. Eine Packung mit 10 Stück kostet 44,10 Euro. Bei klassischen Grippesymptomen beginnt man innerhalb der ersten beiden Tage mit der Therapie (2 Tabletten täglich für 5 Tage). Dann klingen die Symptome schneller ab und sind weniger heftig als ohne Therapie. Zur Vorbeugung vor Ansteckung während einer Epidemie kann bis zu sechs Wochen lang täglich eine Tablette eingenommen werden.

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