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Trinkjoghurt - Nicht für den großen Durst

  • Fettarm bedeutet nicht zwangsläufig kalorienarm
  • Die meisten Produkte schmecken gut

Mehr Produkte am Markt

Noch vor wenigen Jahren fanden sich Trinkjogurts nur vereinzelt in den Milchregalen, mittlerweile gibt es eine breite Palette an Produkten in verschiedenen Fettstufen, mit unterschiedlichem Zuckergehalt und in vielen Geschmacksrichtungen.

Impfen und bebrüten

Egal, ob stichfestes oder cremiges Jogurt im Becher oder flüssiges in Flasche oder Tetrapack, das Herstellungsverfahren ist über weite Strecken gleich: Milch wird mit Milchsäurebakterien beimpft und bei rund 40 Grad Celsius bebrütet. Die Milchsäurebakterien setzen dabei den Milchzucker zum Teil in Milchsäure um. Das Casein, ein Eiweißbestandteil der Milch, gerinnt, das Produkt erhält dadurch eine gallertige Konsistenz. Soll das Jogurt stichfest in den Verkauf gelangen, wird die Jogurtmilch gleich nach dem Beimpfen in Gebinde gefüllt und reift dort aus. Um cremige oder trinkbare Produkte zu erhalten, lässt man die Jogurtmilch in Tanks reifen und rührt sie vor dem Abfüllen gut durch.

Diesmal im Test: Trinkjogurts mit Fruchtzubereitung oder Fruchtsaft, manche zusätzlich mit Cerealien, wie zum Beispiel Dinkelgrieß und Roggenkleie.

Kaufen und verbrauchen

Jogurt ist nur begrenzt haltbar. Sie sollten es daher möglichst frisch kaufen und bald verbrauchen. Je kürzer der Transportweg, desto besser. Zwei Test-Produkte hatten allerdings eine lange Reise hinter sich. Laut dem so genannten Genusstauglichkeitszeichen (siehe Kasten unten), das Milch und Milchprodukte führen müssen, stammt Danone Vitalinea Erdbeer-Cassis aus Belgien. Hitgurt ist an sich eine inländische Marke. Doch der Jogurtdrink Apfel/Karotte kommt aus Italien. Bei diesem stellten wir zusätzlich am letzten Tag der Haltbarkeitsfrist bereits Anzeichen von beginnendem Verderb (Hefen und Schimmelpilze) fest. Alle anderen Produkte waren in Ordnung.

Zu viel Zucker

Die eingekauften Produkte stellten sich allesamt als fettarm heraus, was aber nicht unbedingt kalorienarm heißt. Ob Trinkjogurt mehr oder weniger Kalorien hat, hängt auch vom Zuckergehalt ab. Klar, Fruchtzubereitungen oder Fruchtsaft enthalten Fruchtzucker, Milch enthält Milchzucker. In etlichen Produkten findet sich aber noch reichlich Haushaltszucker. Wer eine 500-Gramm-Packung vom Erdbeer Trinkjogurt von Almsana oder vom Milfina Lactiv Jogurt Pfirsich trinkt, schlürft pro Packung an die 40 Gramm Haushaltszucker, das entspricht etwa zehn Stück(!) Würfelzucker. Ebenfalls stark zuckerhältig der Ja! Natürlich-Jogurtdrink Birne-Holunder. Haushaltszucker und Traubenzucker in größerer Menge enthalten die Marken Mibell, Nöm Mix und Milfina Lactiv. Das schlägt sich kalorienmäßig zu Buche. Fettarme Produkte mit Süßstoff liefern in der Regel zwar weniger Kalorien, doch künstliche Süßstoffe sind nicht jedermanns Sache.

 

Rätsel und Geheimnisse

Wohl ist der Nährwert auf sämtlichen Produkten im Test vorschriftsmäßig angeführt. Wer aber genauer Bescheid wissen will, hat es nicht immer leicht. Manche Hersteller geben die Füllmenge in Gramm, andere in Milliliter an, was an sich kein Problem ist. Eine Zumutung ist es allerdings, wenn für die Kennzeichnung von Füllmenge und Nährwert ein und desselben Produktes unterschiedliche Maßeinheiten verwendet werden. Ein Gramm Trinkjogurt entspricht eben nicht einem Milliliter Trinkjogurt.

Rechenkünste nötig

Wer exakte Informationen haben will, müsste umrechnen. Fragt sich nur, wie. Denn der Umrechnungsfaktor variiert je nach Produktzusammensetzung und ist auf etlichen Packungen nicht angegeben. So kann es bei einem halben Liter Jogurt durchaus zu Unterschieden von fünf Gramm Zucker kommen – je nach Umrechnungsart. Ein Teelöffel Zucker auf oder ab, das ist für Ernährungsbewusste ja nicht wenig. Auch Angaben darüber, wie viel Zucker im Jogurtdrink steckt, werden Sie oft vergeblich suchen. Denn der Gesamtzuckergehalt kann, muss aber nicht angeführt sein.

Informationen verstecken

Welche Informationen schlussendlich Danone in umfangreichen Textblöcken auf der Packung von Vitalinea Erdbeer-Cassis zu liefern beabsichtigt, wird vielen Konsumenten ein Rätsel bleiben. Blaue Schrift auf rot gemusterter Packung, winzig kleine Buchstaben, enge Zeilenführung – wer soll das entziffern können?

Die meisten schmecken gut

Wenig Grund zur Beanstandung gab es beim Geschmackstest. Die meisten Produkte mundeten den Testern ausgesprochen gut. Ein dickes Minus heimste hier nur ein Trinkjogurt, Waldfrucht von Alpha Pan, ein. Und ausgerechnet dieses zählt (neben Pinzgau Milch und Fidus-Produkten) zu den teuersten des Tests. Preisgünstig und geschmacklich gut – wenngleich teilweise stark zuckerhältig – sind die getesteten Trinkjogurts der Handels-Eigenmarken (Almsana/Zielpunkt, Mibell/Magnet und Contra, Milfina/Hofer) sowie regionaler Marken (Salzburger Land, Kärntner Milch).

Genusstauglichkeitskennzeichen

Das Genusstauglichkeitskennzeichen zeigt jenes Land, wo das Jogurt verpackt wurde. Es ist EU-weit zur Kennzeichnung von Milch und Milchprodukten vorgeschrieben. Über die Herkunft sagt es nichts aus, doch Jogurt wird meist dort verpackt, wo es hergestellt wurde. AT steht für Österreich.

Wie viel Zucker darf es sein?

  • Uneinigkeit in Expertenkreisen. Zuletzt aufhorchen ließ ein Bericht der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften, in dem die anerkannte Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation deutlich überschritten wird. Die WHO sagt, zugesetzter Zucker1) soll nicht mehr als 10 Energieprozent der Nahrung ausmachen, das entspricht bei einer durchschnittlichen Aufnahme von 2000 kcal täglich maximal 50 Gramm Zucker pro Tag (das sind 12 Stück Würfelzucker). Die amerikanische Akademie der Wissenschaften toleriert hingegen einen weitaus höheren Zuckerkonsum: Demnach können bis zu 25 Energieprozent der Nahrung von zugesetztem Zucker geliefert werden (entspricht 125 Gramm oder oder 31 Stück Wüfelzucker). "Zugesetzter Zucker" bedeutet: Alles, was über den natürlichen Zuckergehalt (z.B. Fruchtzucker in Obst, Milchzucker in Milch und Milchprodukten) hinausgeht.
  • Ernährungswissenschafter befürchten, dass durch eine solche Menge die Nährstoffdichte der Ernährung so weit reduziert wird, dass die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen nicht ausreicht. Und außerdem besteht die Gefahr, dass die Nahrungsmittelindustrie die amerikanische Empfehlung aufgreift und als „gesund“ verkauft.

Mehr zu den Ernährungszielen der WHO

Im Internet finden Sie dazu einen Bericht der WHO – allerdings auf Englisch (Technical Report Series 916; Diet, Nutrition and the Prevention of Chronic Diseases; Geneva 2003 http://www.who.int/hpr/NPH/ddcocs/who_fao_expert_report.pdf). Die Sollwerte für eine gesunde Ernährung sind auf Seite 66 zu finden.

Kompetent mit Konsument

  • Sehr verschieden. Das billigste Trinkjogurt (Erdbeer von Almsana/Zielpunkt) schmeckte gut, das teuerste (Waldfrucht von Alpha Pan) fiel im Geschmackstest durch.
  • Regionales bevorzugen. Frisch sind Milchprodukte am besten. Je kürzer daher der Transportweg, desto besser.
  • Als Sommergetränk zu kalorienreich. Zum Durstlöschen besser geeignet ist Buttermilch gespritzt oder verdünnter Fruchtsaft.

So haben wir getestet

Eingekauft wurden 19 Trinkjogurts im Verbundkarton bzw. in Kunststoffflaschen mit Mindestfüllmenge 250 Gramm. Probiotische Milchmischgetränke in Verpackungen zu 100 Milliliter fehlen. Pro Anbieter wurde zumindest eine Geschmacksrichtung einbezogen.

Untersucht wurden Gehalt an Zucker und Zuckerarten (mittels HPLC), Fett (butyrometrisch), Hefen und Schimmelpilzen (Koloniezählverfahren bei 25 °C). Außerdem erfolgte eine Verkostung.

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