Pubertierende sind besonders gefährdet, eine Essstörung zu entwickeln. Die ersten Anzeichen sollten hellhörig machen.
Für kurze Zeit war in den großen Modehäusern dieser Welt davon die Rede, dass das so nicht mehr weitergehen könne: Im November 2006 war das Topmodel Ana Carolina Reston gestorben, genauer gesagt: Sie war verhungert. Bei einer Körpergröße von 174 Zentimetern hatte sie zuletzt 40 Kilogramm gewogen.
Die deutsche Frauenzeitschrift "Brigitte" startete darauf eine Initiative und fotografiert seither sämtliche Modestrecken und das Titelbild nicht mehr mit zaundürren Models, sondern - Zitat - mit "Frauen, die mitten im Leben stehen". Als Grund gab die Chefredaktion an, sich nicht mehr den Gesetzen der Modebranche beugen zu wollen, wo die Models zuweilen schon Kleidergröße 0 hätten. Auch in Italien und Frankreich gab es solche Initiativen.
Spitze Knochen in teuren Kleidern
Doch genützt hat das alles wenig. Über die Laufstege der internationalen Modeschauen staksen nach wie vor junge Frauen, deren Beckenknochen, Ellbogen und Schultern beängstigend spitz aus den teuren Kleidern ragen. Und Frauenzeitschriften – auch die "Brigitte“ – sind nach wie vor voll mit Tipps und Diätanweisungen zum Schlankwerden. So wird das Bild, das Frauen, aber auch heranwachsende Mädchen von sich haben wollen, geprägt vom Diktat des Dünnseins.
Fast jede zweite Pubertierende halt sich für zu dick
Laut der Wiener Initiative gegen Essstörungen hält sich fast jede zweite Pubertierende für zu dick, schon Neunjährige plappern ihren Müttern nach, dass sie abnehmen müssen. Und bei jeder dritten 14- bis 18-Jährigen ist das Essverhalten so problematisch, dass sie haarscharf an einer Essstörung entlangschrammt. Tatsächlich krankhafte Züge nimmt der Schlankheitswahn bei einem von hundert Mädchen an. Sie hungern einem Idealbild nach, ernähren sich nur mehr von Joghurt oder Karotten und nehmen oft auch noch heimlich Abführmittel, Entwässerungstabletten oder Appetitzügler.
Manche von ihnen beginnen, exzessiv Sport zu treiben, um nur ja kein Gramm zuzunehmen. Die Magersucht ist die bekannteste Form der Essstörung; mehr als 90 Prozent der Betroffenen sind Mädchen und junge Frauen zwischen 15 und 30 Jahren.
Angst vor Kontrollverlust
Auslöser dafür, das Essen einzustellen, kann in der Pubertät, wo junge Menschen ganz besonders empfindlich und verletzlich sind, schon eine achtlos hingeworfene Bemerkung über "Babyspeck" oder "feste Oberschenkel“ sein. In dieser Zeit nimmt natürlicherweise das Fettgewebe zu – damit steigt die Unzufriedenheit mit der Figur und das Risiko für ein gestörtes Essverhalten. Auch belastende Lebensereignisse wie die Scheidung der Eltern oder vom ersten Freund verlassen zu werden können eine Essstörung auslösen.