Viele gefährliche Infektionskrankheiten haben dank Impfungen ihren Schrecken verloren. Das Misstrauen gegenüber Impfungen sitzt bei vielen dennoch tief. Wir analysieren Nutzen und Risiken.
Mit diesem Beitrag beginnen wir eine Serie zum Thema Impfen:
- Teil 1: Impfungen, die im ersten Lebensjahr empfohlen werden,
- Impfen: Kinder ab dem 2. Lebensjahr - Nutzen und Risiken
- Teil 3: Impfungen im Erwachsenenalter
- Impfen: Fernreisen - Gesund nach Hause kommen
Im ersten Teil unserer Impfserie finden Sie Impfempfehlungen und Steckbriefe zu folgenden Krankheiten:
2 Teilimpfungen:
- Masern
- Mumps
- Röteln
2–3 Teilimpfungen:
- Rotavirus – Brechdurchfall
2–3 Impfungen + Auffrischung:
- Pneumokokken
6-fach-Impfung:
- Tetanus – Wundstarrkrampf
- Pertussis – Keuchhusten
- Poliomyelitis – Kinderlähmung
- Hepatitis B
- Diphtherie – Krupp
- Haemophilus influenzae Typ B
Die Impfung zählt zu den wichtigsten Errungenschaften der Medizin. Infektionskrankheiten, die noch vor nicht allzu langer Zeit häufig den Tod bedeuteten, etwa Pocken, Diphtherie oder Wundstarrkrampf (Tetanus), spielen bei uns dank der "künstlichen" Immunisierung keine Rolle mehr.
Dennoch stehen viele Menschen einer Impfung misstrauisch gegenüber und es gibt Eltern, die ihre Kinder aus Furcht vor Impfschäden und im Glauben, dass die Kinderkrankheit ungefährlich sei, nicht impfen lassen. Krankheiten, die man bereits im Griff zu haben glaubte, verbreiten sich plötzlich wieder: Im Jahr 2015 ist es etwa zu einem starken Anstieg der Masernfälle gekommen.
Nebenwirkungen: Fakten und Vermutungen
Fakt ist: Impfstoffe können, wie jedes andere wirksame Medikament auch, Nebenwirkungen haben. Begleiterscheinungen können etwa Fieber, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle, Müdigkeit oder Übelkeit sein. Extrem selten kann es zu Fieberkrämpfen, Nervenstörungen oder einer Überreaktionen des Immunsystems bis hin zum allergischen Schock kommen. Dagegen sind Berichte, wonach Allergien, Autismus, Epilepsie, Multiple Sklerose oder der plötzliche Kindstod durch das Impfen verursacht werden können, nicht belegt.
Bei Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem (z.B. nach einer Organtransplantation, bei einer HIV-Infektion, einer Chemotherapie etc.) oder bei Personen mit Allergien gegen bestimmte Inhaltstoffe können Impfungen manchmal gar nicht, erst später oder nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen verabreicht werden.
Urlaub oder Alltag
Auch wenn die Vorteile von Impfungen deren Nachteile bei Weitem überwiegen, bedeutet das noch nicht, dass man alle angebotenen Impfungen tatsächlich durchführen lassen muss. Es kommt auch auf die individuellen Umstände an.
Immunisierungen gegen Tropenkrankheiten wie Gelbfieber etwa machen natürlich nur dann Sinn, wenn man Gegenden bereist, in denen das Virus vorkommt. Wer in der Stadt lebt und kaum ins Grüne fährt, kann Nutzen und Risiko einer Zeckenimpfung abwägen. Anders ist die Sachlage bei gefährlichen Erregern, mit denen man im Leben mit hoher Wahrscheinlichkeit konfrontiert ist.
Masern: die Frage ist nur, wann?
Zum Beispiel wird man, wenn man nicht gegen Masern geimpft oder immun ist (die Erkrankung also durchgemacht hat), bei der derzeitigen epidemiologischen Situation mit Sicherheit an Masern erkranken; es ist nur die Frage, wann. Die Erkrankung ist keineswegs harmlos. Neben Fieber, Schnupfen und einer Halsentzündung sowie dem typischen Ausschlag kann es z.B. auch zu einer Lungenentzündung und Gehirnentzündung kommen.
Masern können sogar tödlich enden, wie das Beispiel eines Kindes in Berlin Anfang 2015 zeigte. Eine seltene, aber besonders bei Säuglingen und Kleinkindern gefürchtete Spätfolge von Masern ist die "subakut sklerosierende Panenzephalitis", bei der sich Masernviren im Gehirn einnisten. Diese Erkrankung verläuft nach Jahren immer tödlich.