Die Zeitung "Österreich" lockt mit einem iPhone und offeriert gleichzeitig Verträge für die Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge von Wüstenrot. Wesentliche Informationen werden aber verschwiegen.
„Noch heute Zukunftsvorsorge abschließen und das neue iPhone 4S gratis dazubekommen“ Diese Ankündigung prangt doppelseitig in der Tageszeitung "Österreich“ - siehe Bild und Download. Diese Aktion halten wir aus mehreren Gründen für ärgerlich.
"Österreich" wirbt: für die Wüstenrot-Zukunftsvorsorge gibt es ein iPhone (Bild: Screenshot oe24.at)
Bindung für lange Zeit
Eine Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge wird nämlich auf sehr lange Zeit abgeschlossen. Dies erfährt man in dieser Werbung jedoch nicht. Und auch nicht bei der Hotline, bei der man anrufen kann, um sich über das Produkt zu informieren. Bei unserem Anruf dort zeigt sich der nette Herr am andern Ende der Leitung sehr engagiert, als es galt, persönliche Daten von uns zu bekommen. In punkto Auskunft war sein Engagement jedoch endenwollend: Dass man dieses Zukunftsvorsorge-Produkt nicht kündigen kann, war ihm nicht bekannt. Und daher konnte er uns auch nicht darüber informieren. „Aber die eigentliche Beratung erfolgt ja dann über einen Wüstenrot-Berater, der das Produkt genau kennt“, tröstete er uns.
Hohe monatliche Ausgabe
Die Kopplung eines doch eher kurzlebigen Produkts wie ein iPhone mit einem lange laufenden Produkt (Zukunftsvorsorge-Produkte kann man erst nach mindestens zehn Jahren kündigen) halten wir für problematisch. Immerhin muss man für diese Vorsorge monatlich einen knappen Hunderter (99 Euro) locker machen. Ob man dies über einen langen Zeitraum auch schafft, sollte vor Vertragsabschluss daher gut überlegt werden. Von „Österreich“ erfährt man dies jedenfalls nicht. Im Kleingedruckten am Fuß der Seite wird lediglich darauf hingewiesen, dass das iPhone in Rechnung gestellt wird, „sollte der Vertrag innerhalb von 60 Monaten prämienfrei gestellt, reduziert oder gekündigt werden.“ Das könnte Menschen, die mit der Materie nicht so vertraut sind, auf eine falsche Fährte locken und glauben machen, eine Kündigung wäre bereits zu diesem Zeitpunkt möglich.
Nur einmal gefördert
Außerdem gibt es die Förderung für die Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge pro Person nur einmal. Wer also schon eine solche Vorsorge abgeschlossen hat (und das sind schon mehr als eineinhalb Millionen Österreicherinnen und Österreicher) wird die Förderung nicht mehr bekommen können. Auch das wird verschwiegen.
Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass die Zukunftsvorsorge-Produkte mit staatlicher Prämie wenig sinnvoll sind: Man muss sich sehr lange binden. Die Produkte sind wegen der Garantie mit hohen, den Ertrag schmälernden Kosten belastet. Das bedeutet praktisch: Nur ein Teil der 99 Euro, die monatlich zu zahlen sind, werden auch veranlagt.
Gleichzeitig wurde die Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge wegen des großen Anteils von Aktien im Zuge der Finanzkrise arg gebeutelt. Offenbar sollen mit derartigen Aktionen das ramponierte Image verbessert und wieder neue Kunden angelockt werden.
Unser Fazit:
Wer nach dem allerneuesten iPhone lechzt, fährt letztlich wohl günstiger, wenn er dieses kauft, statt eine Zukunftsvorsorge abzuschließen, um es zu bekommen.
Dr. Peter Kolba, Leiter unserer VKI-Rechtsabteilung, meint dazu: "Das ist wohl die Lehre aus der Finanzkrise, die einige Anbieter ziehen: Noch unverhohlener als bisher werden `kleine Leute´ für Finanzprodukte angesprochen.“