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Sparen - Harte Zeiten

Sparer haben’s derzeit schwer. Der Zinsertrag kann inflationsbedingte Wertverluste nicht ausgleichen. Angebote mit hohen Zinsversprechen sollte man kritisch hinterfragen.

Früher ging‘s rund am Weltspartag: Vom Kleinkind bis zum Greis stürmten alle zur Bank, um dort Geld einzuzahlen und sich ein Geschenk abzuholen. Heute hat der Weltspartag an Bedeutung verloren. Auch das Sparen selbst scheint wenig attraktiv. Viele Banken bieten für täglich fällige Einlagen nur 0,125 Prozent. Das höchste der Gefühle sind derzeit etwa 3,75 Prozent bei einer dreijährigen Bindung (Stand zu Redaktionsschluss). Alle – Sparer wie Banken – warten, bis die Zinsen wieder steigen. Wann wir wieder ­höhere Zinssätze sehen werden, kann je-doch niemand sagen. So ist es heute keine schlechte Idee, sein Geld kurzfristig (etwa für ein Jahr) auf einem Sparbuch oder Sparkonto zu parken.

Zum Sparen braucht es kein Fachwissen

Zum Sparen braucht es kein Fachwissen, man muss ein Sparbuch oder Sparkonto auch nicht ständig beobachten. Das Risiko ist hier gering: Spareinlagen, egal ob Sparbücher, Sparcards oder Online-Sparguthaben, sind bis zu 100.000 Euro über die Einlagensicherung abgesichert (siehe Kasten). Wie bei allen risikoarmen Anlageformen ist der Ertrag ­jedoch bescheiden. Sparen ist flexibel und planbar. Bei vielen Sparprodukten kann man jederzeit einzahlen und abheben („täglich fällig“).

Derzeit längere Bindungen vermeiden

Daneben bieten Banken Sparein­lagen mit vereinbarter Bindung zu einem ­bestimmten Zinssatz. Vorzeitig abheben ­sollte man hier aber nicht, weil dann renditeschmälernde Vorschusszinsen anfallen. Längere Bindungen sollte man derzeit nicht ­eingehen. Falls nämlich das Zinsniveau steigt, schaut ein heute attraktiver Zinssatz dann alt aus.

Kapital­ertragsteuer: 25 Prozent des ­Zinsertrages

An Kosten ist in erster Linie die Kapital­ertragsteuer in Höhe von 25 Prozent des ­Zinsertrages zu erwähnen, die jährlich automatisch abgezogen wird. Für Sparbücher von Filialbanken werden meistens Schließungsgebühren verrechnet. Und Sparcards sind mit teils hohen Spesen belastet.

Vorsicht bei kombinierten Sparprodukten

Werbeaktionen kritisch hinterfragen

Den Zinssatz sollte man im Auge behalten. Er kann sich bei täglich fälligen Sparprodukten zu bestimmten Stichtagen ändern. Bei traditionellen Spar-"Büchern", die daheim in der Lade liegen, wird man von Änderungen nicht verständigt. Dem Gesetz ist mit einem Aushang in der Filiale Genüge getan. Da heißt es also nachfragen. Kritisch hinterfragen sollte man auch viele Werbeaktionen. Oft gilt ein groß hinausposaunter Zinssatz nur für eine bestimmte Zeit und sinkt danach ab. Oder das Angebot können nur Neukunden lukrieren. Oder ein Produkt erfordert eine bestimmte Betragshöhe (Mindesteinlage).

Bonusprodukte prüfen

Bonusprodukte sind ebenfalls genau unter die Lupe zu nehmen. Hier steigen die Zins­sätze (Staffel-, Stufen-, Kletterzinssätze) nach bestimmten Kriterien an. Die Steigerung kann von der Laufzeit, der Betragshöhe oder der Anzahl der abgeschlossenen Produkte abhängen. Die Werbung spricht hier oft von Zinssätzen „bis zu xx Prozent“. Im Klartext heißt das, dass dieser Zinssatz nicht für die Gesamtlaufzeit oder den Gesambetrag gilt. Tipp: Durchschnittliche Verzinsung für die ­gesamte Anlagedauer und Gesamtsumme durchrechnen!

Vorsicht bei kombinierten Sparprodukten

Vorsicht ist auch bei kombinierten Sparprodukten anzuraten. Hier wird eine Sparanlage mit einem Wertpapierinvestment (meist ein Fonds) verknüpft. Charakteristisch für diese Produkte sind Mindesteinlagen im vierstelligen Bereich. Für problematisch halten wir die unterschiedlichen Laufzeiten: beim Sparprodukt relativ kurz, beim Fonds weitaus länger. So ein Kombiprodukt ist nur dann anzuraten, wenn man ohnehin sowohl einen Fonds als auch ein Sparbuch möchte.

Wir halten es aber für sinnvoller, diese beiden Bereiche zu trennen. Dann kann man sich die Produkte aussuchen, die man wirklich haben will. Dezidiert verboten sind in Österreich Sparpro­dukte mit wettähnlichem Charakter: etwa ein Sparbuch, dessen Zinssatz von der Anzahl erzielter Fußballtore bei einer Meisterschaft oder der Wertentwicklung eines Aktienkorbes oder Börsenindex abhängt. 

Jenseits der Grenze

Dank EU und Internet kann man auch im Ausland sparen. Die schon erwähnten Achtsamkeitsregeln für österreichische Sparprodukte gelten natürlich auch jenseits der rotweiß­roten Grenzen. Darüber hinaus sind die je­weiligen nationalen Rahmenbedingungen und der Aufwand für Kontoeröffnung und laufende Abwicklung zu beachten. Im Ausland funktioniert etwa die Einlagensicherung anders (andere Haftungsgrenzen, andere Kons­truktion, andere Abwicklung). Das sollte man vor einer Veranlagung genau prüfen, ebenso das Währungsrisiko, wenn man nicht in Euro anlegt. Die ausländische Bank sollte Sie auch darüber informieren, ob Sie Ihre dortigen Zins­erträge selbst versteuern müssen. Genaues dazu erfahren Sie auf der Website des Finanz­ministeriums (www.bmf.gv.at Menüpunkt Steuern > Bürgerinformation > Sparen).

Alternativen zum Sparbuch

Alternativen zum Sparbuch

Sicher wie die Republik Österreich sind Bundesschatzscheine (www.bundesschatz.at). Diese sind mit verschiedenen Laufzeiten (1, 3, 6, 12 Monate; 2, 4, 5 oder 10 Jahre) erhältlich; die Verzinsung ist fix, und schon mit hundert Euro ist man dabei. Gebühren fallen keine an, verzinst wird das Guthaben erst am Lauf­zeitende.

Sicher und zudem staatlich gefördert ist auch „der Bausparer“. Hier ist zu überlegen, ob man die sechsjährige Mindestlaufzeit ein­halten und den Vertrag auch regelmäßig besparen kann. Tut man eines von beiden nämlich nicht, wird das Sparguthaben abgezinst, die staatliche Prämie einbehalten (außer bei Anschaffung neuen Wohnraums) und man bekommt eine Verwaltungskostenpauschale aufgebrummt.

Zunehmend beliebt sind Unternehmens­anleihen. Macht eine Firma, die eine Anleihe herausgibt, aber Pleite, fallen Anleger um ihr Geld um, denn hier greift keinerlei Absicherung. Weithin beworben werden die Anleihen von Spar (www.sparanlage.at). Die Namensgleichheit mit „echten“ Sparanlagen kann zu Missverständnissen führen.

Hohe Rendite, hohes Risiko

Wegen der mageren Sparzinsen schauen sich viele Sparer nach lukrativeren Angeboten um. Doch höhere Renditechancen sind immer mit höherem Risiko verbunden. Werden mehr Zinsen versprochen als derzeit üblich (und anfangs auch bezahlt), sollte das also nicht Freude, sondern erhöhte Alarmbereitschaft auslösen. Das beweisen Betrugsfälle immer wieder. Aber auch ohne kriminelle Absicht kann das Geld weg sein, wenn es sich um hochriskante Anlagen handelt. Lassen Sie sich also das Geschäft genau erklären. Und lassen Sie es bleiben, wenn Sie es nicht durchschauen. Fragen Sie nach dem Verlustrisiko sowie etwaigen Garantien und Sicherungseinrichtungen. Lassen Sie sich alle Informationen schriftlich bestätigen.

Warnisgnal: Geschäftsanbahnung per Telefon

Auch eine lange Bindungsdauer sollten Sie vorher abklären. Ein Warnisgnal ist beispielsweise die Geschäftsanbahnung per Telefon. Unverlangte Werbeanrufe sind verboten und daher kein Zeichen von Seriosität. Auch Drängen („nur kurze Zeit verfügbar“) sollte Sie stutzig ­machen. Bei Geldanlagen gibt es keine "unwiederbringlichen Gelegenheiten"! Exotische Anlagen sollte man links liegen lassen. Es ist mühsam, sein Recht etwa auf den Bahamas durchzusetzen.

Trick mit Folgeprodukten

Achtung auf den Trick mit Folgeprodukten: Erst wird eine Anlage mit kurzer Laufzeit angeboten, die sich zur Zufriedenheit des Anlegers entwickelt. Danach wird ein "noch viel besseres“ Produkt offeriert, doch das erste Angebot war nur der Köder für die Falle. Die österreichische Finanzmarkt­aufsicht warnt regelmäßig vor Firmen, die unerlaubt in Österreich um Anleger werben (www.fma.gv.at > Verbraucher > Investorenwarnungen).

Einlagensicherung

Alle Guthaben auf Konten oder Sparbüchern (darunter fallen auch Onlinekonten und Sparcards) sind inklusive Zinsen bis zu 100.000 Euro pro Einleger und Geldinstitut abgesichert.

Zweigniederlassungen ausländischer Banken wie zum Beispiel die Direktbank ING-DiBa unterliegen dem Sicherungssystem ihres Heimatstaates. Jedes Institut muss seine Kunden über ­seine Sicherungseinrichtung informieren.

Nicht gesichert sind Einlagen in Fremdwährungen, die nicht zum Europäischen Wirtschaftsraum gehören, wie US-Dollar oder Yen. Schweizer Franken sind wegen der Zugehörigkeit von Liechtenstein zum Europäischen Wirtschaftsraum aber gesichert. Wird die Einlagensicherung schlagend, werden die Guthaben innerhalb von 20 Arbeitstagen ausbezahlt. Ausführ­liche Informationen findet man auf www.einlagensicherung.at.

Zusammenfassung

  • Sparen ist sicher. Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro. Zinserträge nicht berauschend, aber sicher kalkulierbar.
  • Lockangebote. Zinssätze aus der Werbung gelten mitunter nur kurze Zeit, für bestimmte Gruppen (z.B. Neukunden) oder für Mindesteinlagen.
  • Bedenkliche Alternativen. Werden weit höhere Zinsen versprochen als bei Banken derzeit üblich, ist die Anlage hochriskant. Es kann auch Betrug im Spiel sein.

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Finanzgeschäfte macht jede(r): Abschluss von Versicherungen, Anlegen von Erspartem in unterschiedlichste Produkte, möglicherweise sogar eine Vermögensverwaltung durch Dritte. Jede Menge Möglichkeiten, in eine von vielen Finanzfallen zu geraten: Geschäfte mit schlechter Performance und Geschäftsabschlüsse, welche mit hohen Kosten und zumindest teilweisem Kapitalverlust verbunden sind, kommen nicht selten vor. Letztere sogar mit  steigender Tendenz, wie uns die Gerichtsverfahren von Immofinanz, Meinl, AMIS, Moshammer etc. zeigen.

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